SIMBABWE 🇿🇼 

Reiseroute 2012

SÜDAFRIKA 🇿🇦 – NAMIBIA 🇳🇦 – BOTSWANA 🇧🇼 – NAMIBIA 🇳🇦 – BOTSWANA 🇧🇼 – Victoria Falls

Zum Schluss: Ein Fall für alle Fälle

Schon beim Betreten von Simbabwe merkt man, dass in dem krisengeschüttelten Land eine andere Stimmung herrscht, als in Südafrika, Namibia oder Botswana. In der Grenzstation hängen Schilder, die vor Korruption warnen. Viel zu helfen scheinen sie nicht. Unser Guide Johan erzählt, dass der Truck meist kurz hinter der Grenze von der Polizei angehalten wird: „Sie finden immer was. Neulich mussten wir eine Strafe zahlen, weil an einem Reifen eine Ventilkappe fehlte.“ Prompt macht der Truck eine Vollbremsung: Ein Auto blockiert die Straße. Nichts passiert. Sind das etwa gar keine Cops, sondern Räuber? Nein! Es ist bloß eine Fahrschülerin, die beim Wenden ihren Wagen abgewürgt hatte. Schließlich erreichen wir unseren Zielort Victoria Falls. Dort kann man sofort Milliardär oder Billionär werden, denn Straßenhändler bieten entsprechende Noten von Simbabwe-Dollar an. Zum Zahlen taugen sie allerdings nicht mehr, da die Währung wegen Hyperinflation ausgesetzt und durch den US-Dollar verdrängt wurde. Das Hotel entpuppt sich als im bombastischen Diktatorenstil erbauter Betonbunker. Davor stehen lange Schlangen von dunklen Mercedes-Limousinen. Es läuft gerade eine Tagung von Regierungsmitgliedern…

Nach über 2700 Kilometern heißt es hier Abschied nehmen von unserem Truck. Irgendwie hat man ihn in den drei Wochen liebgewonnen, auch wenn er morgens regelmäßig angeschoben werden musste und einmal im Sand steckenblieb. Unglaublich, wie abwechslungsreich die Landschaften waren – mediterran, Küste, Wüste, Savanne, Sumpf und jetzt tropischer Regenwald. Vom Balkon meines Hotelzimmers kann ich in der Ferne noch die Gischt der Fälle aus dem Dschungel aufsteigen sehen. In dieser Gegend ist es selbst in der Trockenzeit immer feucht. Überall im Garten turnen Affen (Meerkatzen und Paviane) herum. Deshalb sollte man keine Fenster offenlassen. Ein Meerkatzen-Kindergarten und grasende Warzenschweine lassen die gewöhnungsbedürftige Architektur des Hotels vergessen.

Der majestätischen Schönheit der Victoriafälle können die sozialen Probleme im Land ohnehin nichts anhaben. Unbeeindruckt stürzt der Sambesi bis zu 107 Meter tief in eine Schlucht. Und direkt hinter den Fällen beginnt eine der wildesten Raftingstrecken der Welt. Der teilweise etwas schlüpfrige Abstieg zum Fluss lohnt sich. Ich mache mit dem Schlauchboot eine Tour durch die Stromschnellen 1 bis 19, die klangvolle Namen wie „Des Teufels Kloschüssel“ tragen. Unterteilt sind sie in Kategorien von 1 bis 6, wobei 6 selbst für Profis als zu gefährlich gilt. Daher lassen wir Nummer 9 aus und klettern über die Felsen drumherum. Richtig Spaß machen die Kategorie-5-Stromschnellen. Manchmal verliert das Boot ein paar von seinen acht Passagieren. Die werden wieder aus dem Fluss gefischt. Ich bleibe an Bord und habe das Gefühl: Ist doch halb so wild. Bis in der vorletzten Stromschnelle unser Boot umschlägt. Jetzt weiß ich, wie sich die Wäsche in der Waschmaschine fühlt. Während ich noch überlege, wo oben und unten ist, zieht mich die Schwimmweste wieder an die Wasseroberfläche. Das Härteste allerdings kommt nach dem Rafting. Dann muss man wieder aus der Schlucht des Sambesi herausklettern, die am Ende der Strecke 250 Meter tief ist.

Am letzten Tag passiere ich erneut eine Grenze und fahre von Victoria Falls über eine Brücke auf die andere Seite der Fälle ins benachbarte Livingstone, das zu Sambia gehört. Die Grenze verläuft genau in der Mitte. Wer mit dem Auto unterwegs ist, muss aufpassen und die Seiten wechseln: In Simbabwe herrscht Linksverkehr, in Sambia Rechtsverkehr. Von Livingstone aus fliege ich über Johannesburg nach London und komme am 4. November frühmorgens in Heathrow an. Von 40 auf 4 Grad in ein paar Stunden. Der Duty Free Shop im Flughafen ist weihnachtlich geschmückt, im Hintergrund dudelt besinnliche Musik. Ich bin noch voll auf Sommer eingestellt. Holt mich hier raus!

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HOME, SWEET HOME

BOTSWANA 🇧🇼 

Reiseroute 2012

SÜDAFRIKA 🇿🇦 – NAMIBIA 🇳🇦 – Okavango DeltaNAMIBIA 🇳🇦 – Chobe NationalparkSIMBABWE 🇿🇼 

Ein Fluss ins Nichts
und endlich ein Leopard

Kaum zu glauben, dass ein so breiter Fluss wie der Okavango einfach in der Kalahariwüste versickert. Zuvor verzweigt er sich labyrinthartig im Okavango Delta, in das wir bei unserem ersten Abstecher nach Botswana hineinfahren. Dafür wechseln wir kurz hinter der Grenze zu Namibia vom Truck auf das Hausboot „Delta Belle“. Es ist äußerst komfortabel und hat nur vier große Kabinen. Nachts lasse ich die bodenhohe Balkontür offen und wache von einem „grummel, grummel, grummel, schnauf“ auf. Ein Nilpferd schwimmt vorbei. Außerdem sehen wir wieder Krokodile und Massen von Vögeln. Mit dem Truck fahren wir weiter den Fluss entlang Richtung Süden und verbringen die nächste Nacht auf einem etwas engerem Hausboot namens „Inkwazi“. Von dort aus machen wir mit einem Mokoro, dem traditionellen Einbaum, einen Ausflug noch tiefer in die Sümpfe. Heute werden die Boote allerdings nicht mehr aus Leberwurstbäumen hergestellt, sondern aus Fiberglas. Die Bäume brauchen nämlich 80 bis 100 Jahre, um nachzuwachsen und wurden in der Gegend fast komplett abgeholzt. Ich versuche auch mal, so ein Teil durchs flache Wasser zu staken. Es ist nicht so einfach, wie es aussieht. Aus unerfindlichen Gründen drehe ich mich und fahre plötzlich rückwärts. Außerdem besichtigen wir auf einer Insel im Delta ein kleines Dorf. Eine Einheimische zeigt uns alles und erzählt, dass jeder Bürger Botswanas sich ein unbebautes Grundstück aussuchen und auf sich re­gis­trie­ren lassen kann. Dann gehört es einem. Selbst die aus Sand gefertigten Steine zum traditionellen Hausbau gibts umsonst.

Abends erweitere ich mal wieder meine Sprachkenntnisse und lerne ich von unserem Fahrer, einem Herero, etwas Afrikaans. Gute Nacht  z.B. heißt „Lekker Slaap“. Ein australischer Mitreisender steuert ein schönes Schimpfwort für kleine Männer mit großen Komplexen zu meinem Wortschatz bei: „duck’s arse syndrome“.

Der zweite Besuch in Botswana führt uns in den Chobe Nationalpark, der an dem gleichnamigen Fluss liegt. Neben zig verschiedenen Huftieren sieht man hier endlich Raubkatzen aus der Nähe. Ein vollgefressener Löwe ruht sich aus, eine offenbar noch hungrige Löwin streift am Ufer herum. Der Ranger fährt weiter: „Die sind nachher auch noch da. Ich will erstmal einen Leoparden.“ Wir auch! Endlich ist es soweit: Das wunderschöne Tier schleicht sich gerade an nichtsahnende Impalas he­ran.

 

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HOME, SWEET HOME

NAMIBIA 🇳🇦 

Reiseroute 2012

SÜDAFRIKA 🇿🇦 – Orange RiverFish River CanyonSossusvleiSwakopmundWindhoekDamaralandEtosha Nationalpark – Okavango River BOTSWANA 🇧🇼 – Caprivi StripBOTSWANA 🇧🇼 – SIMBABWE 🇿🇼 

Ein wirklich weites Land

Hinter der südafrikanischen Grenze wird die Landschaft noch karger. Nur an den Ufern des Orange River sieht man noch Grün. Hier wächst dank Bewässerung sogar Wein. Wir übernachten in strohgedeckten Hütten, die am Hang liegen und einen schönen Blick aufs Wasser bieten. Am nächsten Morgen machen wir eine Kanutour auf dem Fluss, der sogar in seinen „Stromschnellen“ die Ruhe bewahrt. Weiter gehts zum Fish River Canyon, dem zweitgrößten Canyon der Welt. Vom zentralen Aussichtspunkt machen wir am oberen Rand entlang eine kleine Wanderung mit spektakulärer Aussicht. In die Schlucht hinabzusteigen, ist zu dieser Jahreszeit strikt verboten. In der Nähe sichten wir das erste Wild: ein Straußenpaar und einen Springbock.

Während der langen Fahrten auf den endlosen Straßen unterhält der Guide Johan die Gruppe mit Anekdoten. So hat er früher als Game Ranger gearbeitet. Eine der Aufgaben für die Rangerprüfung war eine mehrtägige Wanderung. Jeder Teilnehmer bekam ein lebendiges Huhn mit auf den Weg. Wer es unterwegs aß, war durchgefallen. Also ernährten sich die Prüflinge von Würmern und Beeren. Und am Ende? Da wurden die Hühner dann geschlachtet und gegrillt. „Meins hatte sogar einen Namen. Ich liebte dieses Huhn, aber es hat prima geschmeckt. Ich war so hungrig.“ Ein anderes mal beschreibt Johan ein Rezept, mit dem die Ranger sich in der Nebensaison die Langeweile vertrieben haben: Man nehme ein paar Bier, einen der Rundfahrt-Jeeps und einen Topf blaue Farbe. Dann suche man einen Elefanten, schleiche sich heran, klatsche ihm eine mit blauer Farbe beschmierte Hand auf den Hintern und renne schnell weg. Später haben sich die Touristen dann über die einzigartigen blauärschigen Elefanten in dem privaten Wildpark gewundert…

Jede Unterkunft hat einen eigenen Charakter: Das Hotel in Seeheim, einer einsamen Bahnstation, sieht es bisschen wie ein Spukschloss aus. Zu den Zimmern führen verwinkelte Treppen. Vor dem Haus lebt eine Oryx-Antilope in einem Gehege. Auf der Bar turnt ein zahmer Graupapagei (ist nicht von hier, sondern aus Zentralafrika) herum. Am nächsten Morgen hüpft er auf den Frühstückstisch und pickt nach meinem Teller. Es gibt u.a. Oryx-Salami… Die Lodge bei Solitaire liegt wunderschön in einer Steppenlandschaft. Vom Pool aus kann man ein Erdmännchenpaar mit vier Kindern beim Spielen beobachten. Später laufen sie hinters Haus und kratzen sich Käfer aus dem Boden. Von einem nahegelegenen Hügel bietet sich ein spektakulärer Blick auf die untergehende Sonne.

Cornflakes, Weißbrot und kratzige Woll-Läppchen mit Laken drumherum – normalerweise vermisse ich bei meinen Auslandsreisen Müsli, Brot mit Kruste und vernünftige Bettdecken. In Namibia nicht! Lustig wirds, wenn sich traditionelle deutsche Küche mit lokalen Zutaten mischt. In einem Hotel in Maltahöhe stehen u.a. Zebrarouladen und Gnugulasch auf der Speisekarte.

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Der größte Sandkasten der Welt

Am nächsten Morgen brechen wir sehr früh zum Sossusvlei auf. Die Sanddünen dort leuchten in allen Rottönen. Wir besteigen Düne 45. Das Hochkraxeln ist allerdings schwerer, als es aussieht, da der Sand so fein ist. Anfangs ist es noch sehr nebelig, was die Tiere freut. Sie sammeln die Feuchtigkeit am Körper und lecken sie dann vom Fell oder von den Schuppen. Überall im Sand sind Spuren. Ab und zu sieht man auch flitzende Geckos, Eidechsen und Käfer. Jeder hats eilig, denn der Sand kann sehr heiß werden. Atemberaubend schön ist das benachbarte Deadvlei. Es kommt mir bekannt vor: Einer der verdorrten Kameldornbäume in der Ebene dient bei einem meiner Bildbearbeitungsprogramme als Musterfoto.

Wir überqueren auf dem Weg nach Swakopmund den Wendekreis des Steinbocks und fahren durch die Naukluft. Mitten im Nichts steht ein Wegweiser zu einem Hotel: „Rostock Ritz“. Erst schlängelt sich die Straße durch eine bergige Mondlandschaft, dann wirds flach. Stundenlang leere Weite. Ganz selten kommen uns Autos entgegen. Dies ist definitiv keine Gegend für Agoraphobiker!

Vom hübschen Städtchen Swakopmund aus mache ich zum Sandboarding einen Ausflug in die Dünen der Namib, die in Küstennähe weiß sind. Die Ausrüstung besteht aus uralten Snowboards und -schuhen. Der „Berg“ ist 90 Meter hoch. Nachteil: Es gibt keinen Lift. Man muss zu Fuß wieder hochklettern. Außerdem muss das Board nach jedem Durchgang neu gewachst werden. Der Sand ist deutlich schwerer und langsamer als Schnee. Dafür fällt man schön weich. Als ich unten ankomme, klettert ein großer schwarzer Käfer auf mein Board. Der will wohl auch mal etwas Action. Erstmals wage ich einen Sprung von einer kleinen Schanze, da eine missglückte Landung hier viel weniger wehtut als im Schnee. Nach dem Boarden spielen wir „Kalahari Ferrari“. Dabei rast man bäuchlings auf einem dünnen Holzbrett einen recht steilen Hang hinunter. Ein Crewmitglied misst die Geschwindigkeit. Beim ersten Lauf erreiche ich 66 km/h, beim Zweiten 71 km/h. Anschließend ist überall Sand, selbst in den Ohren.

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Stadtleben

Mit einem einheimischen Guide besichtige ich Swakopmunds Township Mondesa, die ca. 28.000 Einwohner hat. Unter der südafrikanischen Besetzung zwang das Apartheidsregime die Schwarzen nicht nur, aus der Stadt nach Mondesa zu ziehen. Es trennte dort sogar die verschiedenen Volksgruppen und sähte mit unterschiedlichen Hausarten (größere für die Herero, sehr kleine für die Ovambo, mittlere für die Damara) Missgunst, um eine Vereinigung der Schwarzen gegen das Regime zu vermeiden. Auch nach der Unabhängigkeit von Südafrika leben viele Menschen weiter hier. Gründe sind neben den über Jahre gewachsenen Nachbarschaften die günstigen Preise. Ein bescheidenes Häuschen inkl. Grundstück bekommt man schon ab 2000 €, der Staat gibt dafür Darlehen. Langsam vermischen sich die Volksgruppen, inzwischen leben auch 16 Weiße in Mondesa. Wir besuchen drei Frauen: Eine alleinerziehende Herero erzählt, wie schwierig es ist, drei Söhnen eine vernünftige Ausbildung zu ermöglichen. Sie trägt ein schickes Kleid mit weiten Röcken und einen farblich passenden, dreieckigen Hut. Das festlich wirkende Outfit, mit dem man in Deutschland locker auf eine Hochzeitsfeier gehen könnte, ist bei Hererofrauen die normale Alltagskleidung. Für ein Erinnerungsfoto darf ich auch mal hineinschlüpfen. Dabei verrät mir Thalita ein Frauengeheimnis („Sag es nicht dem Guide!“): Die spezielle Form der Kopfbedeckung die an Kuhhörner erinnern soll, wird mit Hilfe einer Zeitung erzeugt. Außerdem besuchen wir eine Nama, die sich mit Heilkräutern auskennt und eine 87-jährige Damara, die zum Chief ihres Stammes gewählt wurde.

Unser Guide ist auch ein Damara und weiht uns in die Feinheiten seiner Muttersprache ein. Sie besitzt vier verschiedene Klicklaute. Man muss aufpassen: Je nach Klicklaut am Anfang bedeutet das Wort „nam“ z.B. „lieben“ oder „töten“ und „Ich liebe dich“ oder „Ich töte dich“ ist ja manchmal ein Unterschied. Meine Versuche, die Laute nachzumachen, enden eher kläglich. Dabei ist Damara noch einfach. Die San haben sieben Klicklaute in ihrer Sprache… Bevor wir in die City zurückkehren, trinken wir noch ein Bier in einer lokalen Bar und probieren ein typisches Essen mit einer Art Porridge, wildem Spinat und Bohnen.

Weniger spannend finde ich die etwas gesichtslose Haupttadt Windhoek. Seltsam: An der Robert Mugabe Avenue (benannt nach dem Diktator des Nachbarlandes Simbabwe) steht direkt neben dem Parlament des unabhängigen Namibia das Reiterdenkmal eines deutschen Offiziers aus der Kolonialzeit, der an den Herero-Massakern beteiligt war. Immerhin haben wir ein hübsches Hotel und essen abends in einem urgemütlichen Biergarten. Dort genieße ich wieder Filet vom Oryx. Leckeres, zartes, schön mageres Fleisch – besser als Rind!

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Ein Erdmännchen namens Susie

„Vorsicht! Antilope mit fliegenden Hörnern“, „Vorsicht! Warzenschwein“, Schilder am Straßenrand deuten es an: Das raue Damaraland ist eine wirklich wilde Gegend. Auf unserem Campingplatz Xaragu lebt Erdmännchen oder vielmehr Erdweibchen Susie. Sie steht auf Füße und fängt gleich an, meine Zehen aus den Schuhen zu graben. Weil sie mit der Hand aufgezogen wurde, lässt sich Susie sogar auf den Arm nehmen und gibt beim Streicheln eine Art Schnurren von sich. Als ich am Pool liege, schleicht sich das kleine Biest heran, trinkt meinen Gin Tonic ordentlich aus dem Strohhalm, pult mir im Bauchnabel und unter den Achseln herum. Im Garten buddelt es die frischgepflanzten Blumen aus. Demnächst soll Susie ein Erdmännchen bekommen und kann eine Erdfamilie gründen. Dann ist es wohl mit der Ruhe auf dem Campingplatz endgültig vorbei. Prima Klima hier: Das Thermometer zeigt 34,4 Grad, bei 13 Prozent Luftfeuchtigkeit. In den Zelten gibts natürlich keinen Strom. In der Bar hingegen sorgt ein Generator dafür, dass Betreiber und Gäste auf einem riesigen Flachbildschirm ein Rugbymatch per Satellit gucken können. Morgens singt das Personal traditionelle Lieder der Damara mehrstimmig. Es klingt wie ein professioneller Chor, ist aber ganz spontan improvisiert. Wirklich unglaublich, wie musikalisch die Menschen hier sind!

In Twyfelfontein besichtigen wir das Weltkulturerbe mit ca. 4000 bis 6000 Jahre alten Felsgravuren der San. Hauptsächlich werden Tiere und deren Spuren dargestellt. Die Felsen dienten vermutlich ähnlich wie bei den Aboriginal People in Nordaustralien als eine Art Schultafel. In der Nähe befindet sich ein „Lebendes Museum“. Die Damara zeigen, wie ihre Vorfahren gelebt haben. Sie selbst allerdings  ziehen sich abends moderne Kleidung an und haben vielleicht auch Satelitenfernsehen. Am nächsten Tag halten wir auf dem Weg zum Etosha Nationalpark an einem versteinerten Wald mit 280 Millionen Jahre alten Bäumen. Dazwischen wächst Namibias Nationalblume Welwitschia, die bis zu 2000 Jahre alt werden kann und nur einen Zentimeter pro Jahr zulegt.

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Pure Natur und
ursprüngliche Dörfer: TIA!

Der Etosha Nationalpark ist etwa so groß wie Hessen. Anderthalb Tage fahren wir in unserem Truck dort herum, immer auf der Suche nach Tieren. Die können sich zwar auf der großen Fläche gut verstecken, müssen aber hin und wieder zu den Wasserlöchern kommen. Dort sehe ich erstmals trinkende Giraffen, die dabei viel von ihrer sonstigen Eleganz einbüßen. An einer anderen Stelle baden ca. 30 Elefanten. Aus der Ferne sehen wir mehrere Löwen unter Bäumen und eine Gepardin, die nach ihren Jungen ruft. Besonders faszinierend ist die Etosha-Pfanne im Zentrum des Parks. Man kann von einem Aussichtspunkt aus ein wenig hineinlaufen und fühlt sich dann wie die Siedler im Western: Voraus nichts als eine flirrend weiße Salzkruste soweit das Auge reicht. Die fast immer ausgetrocknete Ebene ist 110 Kilometer lang und bis zu 60 Kilometer breit.

Südlich des Parks übernachten wir in der luxuriösen Toshari Lodge, direkt hinter dem Osttor in der noch luxuriöseren Mokuti Lodge. Die Anlage hat ihren eigenen kleinen Tierpark: Zwischen den Bungalows grasen Springböcke und Dik Diks. Überall turnen kleine Eichhörnchen herum, eine Bande von Zebramangusten treibt ihr Unwesen. Außerdem gibts einen Reptilienzoo. Puffotter, Schwarze Mamba und Speikobra dürfen sich allerdings nicht frei bewegen. In dem üppig grünen (Bewässerungssystem!) Park liegt ein Riesenpool. Mein Zimmer hat sogar ein Sitzecke mit Sofa und Sessel sowie einen eigenen kleinen Garten mit Hollywoodschaukel. Das Essen ist vom Feinsten, u.a. gibts Elanfilets vom Grill. Die Gruppe ist angetan. „Oh“, meint Guide Johan, „Ihr werdet tief fallen.“

Auf dem Weg nach Divundu halten wir spontan in einem Dorf der Kuvango. Die Leute sind sehr freundlich. Zwei Jungen lassen uns für ein Foto auf ihren Eselskarren klettern. Gar nicht so einfach. Als einer der Mitreisenden aufteigen will, kippt das Ganze wie eine Wippe. Ein kicherndes Mädchen fotografiert fleißig mit seinem Handy. Zwei Frauen bauen gerade eine kleine Hütte und zeigen uns, wie sie aus nassem Sand mit den Händen die Ziegel formen, die zwischen Holzpfähle gepackt werden. Während es draußen recht heiß ist, ist es unter dem Strohdach angenehm kühl – eine natürliche Klimaanlage. In der örtlichen Bar (die Hocker bestehen aus Autofelgen mit angelöteten Füßen) gibts sogar eiskalten Red Bull. Die Haustiere leben frei und gefährlich: Ein selbstmörderischer Esel wälzt sich mitten auf der Hauptstraße. Kurz zuvor sehen wir eine überfahrene Kuh.

Schließlich erreichen wir den Okavango River. Erst ein Zwischenstopp in einer Lodge am Ufer, dann machen wir einen Abstecher nach Botswana ins Okavango Delta. Anschließend fahren wir durch die Mahango Reserve. Dieser Nationalpark ist kleiner, aber fast noch feiner als Etosha: viele Tiere, kaum Menschen. Nach einem Aufenthalt im Ngepi Camp (s.u.) reisen wir weiter durch den Caprivizipfel in die hinterste Ecke Namibias. Wegen des Bürgerkriegs im benachbarten Angola und politischer Unruhen um die Jahrtausendwende war der schmale Landstreifen lange nicht zugänglich. Heute kann man wieder unbesorgt die herrliche und dünn besiedelte Gegend genießen. Am Vierländereck mit Angola und Simbabwe überqueren wir erneut die Grenze nach Botswana.

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Das Paradies hat eine Klo-Kollektion

Die wohl schrägste Unterkunft, die ich auf all meinen Reisen je hatte, ist ein Baumhaus im Ngepi Camp. „Ngepi“ heißt „wie gehts?“ und man kann nur sagen: „Großartig!“ Denn mit diesem einzigartigen Ort kann selbst die schicke Mokuti Lodge (s.o.) nicht mithalten. Für meine Fotosammlung Klo & Co. ist das Camp ebenso eine Fundgrube wie für meine Schilder aus aller Welt-Kollektion: Es gibt eine „Ablution Tour“, bei der man im wild wuchernden Tropengarten unter freiem Himmel Schüsseln mit Namen wie „Toilet of Eden“ oder „Tarzan & Jane“ besichtigen kann (und benutzen – sie sind voll funktionsfähig!). Als Pool dient ein Käfig, der im Okavango-Fluss hängt. So kommen die örtlichen Nilpferde und Krokodile nicht an die Badenden heran. In dem kleinen Quadrat kann man prima schwimmen, denn es besitzt eine Natur-Gegenstromanlage. Am Geländer hängt eine Warnung: „Nicht in den Pool urinieren (oder du wirst es später in deinem Kaffee trinken)“. Aber ob all die Hippos und Crocs das lesen können und ihr Geschäft brav am Ufer verrichten? Sicherheitshalber empfiehlt ein anderes Schild in dem urigen Busch-Pub des Camps, das Flusswasser immer abzukochen („Falls du kein heißes Wasser trinken willst, kannst du an der Bar eine Menge kaltes Bier kaufen“). Bei toller Musik feiert das Personal mit unserer kleinen Gruppe dort eine unvergessliche Party.

Natürlich sind die Menschen in einem solchen Paradies nicht unter sich. Neben meiner Hütte kriecht eine leuchtend grüne Schlange vorbei. Ich hätte den Reptilienzoo vielleicht doch nicht besichtigen sollen… Sieht die nicht aus, wie die tödlich giftige „Boom Slang“? Oder ist es eine harmlose Wasserschlange? Auf der Terrasse, die natürlich zwischen zwei Palmen eine Hängematte bietet, tummeln sich Skinks. Nicht nur grunzende Hippos und zahllose Vögel stören meinen Schlaf. Ein nachtaktives Kerlchen (möglicherweise eine Schilfmaus) durchwühlt lautstark mein Gepäck und beißt Löcher in die Plastiktüten. Die Betreiber verprechen einen „Sonnenaufgang zwischen den Zehen“, und das ist nicht übertrieben. Da die auf einer Plattform stehende Strohhütte nur drei Wände hat und zum Fluss hin offen ist, kann man ihn tatsächlich vom Bett aus sehen. Weil Dusche und Bad ebenfalls offen sind, können die Leute, die eine Bootsfahrt machen, die Baumhausbewohner vom Fluss aus genauso gut sehen. Ein älterer Herr greift sich schnell ein viel zu kleines Handtuch, als wir vorbeikommen.

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SÜDAFRIKA 🇿🇦 

Reiserouten

1. Reise 2012

KapstadtLambert’s BayNAMIBIA 🇳🇦 – BOTSWANA 🇧🇼 – NAMIBIA 🇳🇦 – BOTSWANA 🇧🇼 – SIMBABWE 🇿🇼 

2. Reise 2016

JohannesburgBlyde River CanyonKrüger NationalparkSWASILAND 🇸🇿 – MOSAMBIK 🇲🇿 – St. Lucia EstuaryZululandDurbanDrakensberge (Tagesausflug nach LESOTHO) – LESOTHO 🇱🇸 – Chintsa (Besuch der Inkwenkwezi Game Reserve) – Addo-Elefanten-NationalparkTsitsikamma NationalparkKnysnaOudtshoorn (Cango Caves) – SwellendamKap AgulhasWeinroute R320HermanusKapstadt

Wie im Flug:
Hamburg – Kapstadt

Hinflug, 3.40 Uhr: Ich befinde mich gerade mitten über der Sahara. Irgendwie beruhigend, dass ich weiß, wo meine Schwimmweste ist und wie man sie im Notfall anlegt! 8.00 Uhr: Die Stewardess fragt, was ich zum Frühstück möchte – warme Würstchen oder Bohnen? Hmmm. Müsli? Naja, immerhin gibts auch ein Minimuffin mit dreieinhalb Sonnenblumenkernen drauf. Unterwegs muss ich zweimal umsteigen: 1. London. Heathrow ist ohnehin nicht gerade mein Lieblingsflughafen… Da der Flug aus Hamburg gut 45 Minuten Verspätung hat, bleibt mir nur eine knappe Stunde. Sehr wenig, selbst wenn man nicht den Terminal wechseln muss. Also losgerannt und erstmal auf die Schnauze gefallen (Stufe vom Flugzeug ins Gate übersehen). Dann U-Bahn gefahren (ja, das muss man im riesigen Heathrow auch innerhalb eines Terminals). Bei der Sicherheitskontrolle gibts zum Glück eine Überholspur. Danach wieder U-Bahnfahren. Zum Gate gerannt, das Boarden hat schon begonnen. Schwitz! Anschließend stehen wir mit dem voll besetzten Flugzeug noch ewig am Gate. Na, typisch! 2. Umsteigen: Johannesburg. Der Flug landet trotz der Verzögerung beim Start nur mit zehn Minuten Verspätung. Dafür steht an der Passkontrolle eine Riesenschlange und es existiert keine Überholspur. Die Zeit wird immer knapper. Nette Leute lassen mich vor. Immerhin fährt mein Rucksack schon auf dem Gepäckkarussel spazieren. Schnell durch den Zoll. Quer durch den Terminal, Treppe hoch, rennen! Nochmal den Rucksack einchecken. Riesenschlange! Aaaargh! Mein Gate schließt in 15 Minuten, sie boarden schon. Ich mogele mich an einen relativ leeren Business-Schalter. Dann noch durch die Sicherheitskontrolle, wo ist das Gate??? Erstmal irrtümlich im Untergeschoss gelandet, wieder hoch. Eine lange Reihe von Gates. D8 ist das Hinterste. Klar! Die Passagiere sind schon eingestiegen. Mit hängender Zunge an den Schalter. Die Angestellte lächelt: „Alles ok, sie sind noch pünktlich.“ Gerade eben! Schwitz!! Jetzt bin ich wirklich urlaubsreif.

Bei meiner zweiten Reise nach Südafrika starte ich in Johannesburg, muss also nach dem Interkontinentalflug nicht mehr umsteigen. Zum Glück! Denn wieder warte ich ewig vor der Passkontrolle. Offenbar sind vor meinem A380 weitere Großraummaschinen gelandet. Diesmal gehöre ich zu denjenigen, die eilige Umsteiger vorlassen.

Mein Hotel liegt zentral im neuen Zentrum Sandton. Überall wird gebaut. Auch die Bahnstationen des Gautrain, der vom Flughafen nur 15 Minuten braucht, sind nagelneu. Das Viertel gilt als sicher. Mit Kapstadt kann das ehemalige Stiefkind Johannesburg allerdings nicht mithalten. Eine Rundfahrt schenke ich mir also und verbringe den Nachmittag lieber am Pool. Abends gehen wir zum Essen zum nahen Einkaufszentrum am Nelson Mandela Square. Der Platz bietet bunte Wasserspiele und Skulpturen und ist von Restaurants gesäumt. Das Essen (Aubergine mit Fetakäse und Avocado) ist hervorragend und billig. Schon an der Hotelbar habe ich mich über den Caipi-Preis (60 Rand, knapp vier Euro) gewundert. Der Wechselkurs ist tatsächlich gerade sehr günstig. Die Mitarbeiterin im Reisebüro hatte gesagt, dass deshalb alle nach Südafrika fahren wollen.

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TINRA

2010 habe ich in Ostafrika in freier Wildbahn vier der legendären fünf großen Tiere des Kontinents gesehen. Ein Leopard fehlt mir noch in meiner Sammlung. Ob es diesmal klappt? Kaum in Südafrika angekommen, habe ich zwei Jahre später die „Big Five“ gleich komplett – im Portemonaie. Denn auf dem 10-Rand-Schein ist ein Nashorn, den 20er ziert ein Elefant, den 50er ein Löwe, den 100er ein Wasserbüffel und den 200er ein Leopard. Ausgangspunkt meiner Tour zu den Victoriafällen ist Kapstadt. Ich bleibe dort nur einen Nachmittag und beherzige den Tipp einer Kollegin. Mein Hotel befindet sich in der Nähe der Waterfront. Am Aquarium springe ich in einen oben offenen Doppeldecker-Bus der „Red Line“. Für relativ wenig Geld (ca. 14 €) kann man eine zweistündige Rundfahrt über alle wichtigen Punkte der City machen. Es gibt 18 Haltestellen, an denen man ein- und aussteigen kann (die Busse fahren die Runde alle 15 Minuten). So sehe ich bequem die Sonnen- (grandioser Blick auf die Stadt von der Talstation der Seilbahn auf den Tafelberg, Traumstrände in den Vororten) und Schattenseiten (District 6). Erklärungen gibts über Kopfhörer, die man an jedem Sitz einstöpseln kann. Wirklich empfehlenswert!

2016 endet meine Reise in Kapstadt. Wir kommen morgens gegen halb elf an und ich fliege erst abends zurück. Diesmal nutze ich die Zeit, um die Victoria und Alfred Waterfront und das Two Oceans Aquarium zu besichtigen. Der alte Hafen besteht seit 1860 und ist zu klein für moderne Containerschiffe. Kleinere Frachter, Fischer- und Sportboote machen aber immer noch dort fest. In der Marina findet gerade eine Bootsausstellung statt. Dort treffe ich einen Südafrikaner, der mit einem 6, 40 Meter langen Ruderboot nach Rio paddeln will. Außerdem bietet die Waterfront zig Gechäfte und Restaurants. Ich esse im „Quai Four“, wo eine Liveband spielt. Zwei Gläser Weißwein und Fish (bestehend aus einem ganzen, superfrischen Fisch) and Chips für umgerechnet zehn Euro, da kann man wirklich nicht meckern.

 
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2012 brechen wir von Kapstadt aus am ersten Morgen nach Norden auf. Die Gruppe besteht lediglich aus einem australischen Ehepaar und mir, sowie dem Guide und dem Fahrer. Fünf Leute in einem voll verglasten Safaritruck mit 19 Sitzen. Luxus!!! Hinter Kapstadt beginnt eine ländliche Gegend mit Weizenfeldern sowie blühenden Frühlingswiesen mit braunweißen Kühen drauf. So richtig sieht das noch nicht nach Afrika aus… Die Straße ist astrein und ohne Schlaglöcher, im Hotel gibts heißes Wasser, das Klo an der Raststätte ist pieksauber. Das fühlt sich auch nicht nach Afrika an… Ist ja europäischer hier als in Deutschland. Von wegen „TIA“ (vgl. Ostafrika)! TINRA (This is not really Africa). Den Feldern folgt ein Gebiet namens „Citrus“. Überall stehen Orangen- und Zitronenbäumchen ordentlich in Reih und Glied. Dann ein Tal voller Weinfelder (die Rebstöcke befinden sich nicht am Hang, sondern auf ebenen Flächen). Dementsprechend gibts überall guten und günstigen Wein. Plötzlich riecht unser Truck intensiv nach Duftbäumchen. Die Landschaft hat ein aufdringliches Parfum aufgelegt, denn gerade blühen die ganzen Wildblumen. Wir stoppen kurz im Städtchen Clanwilliam. Der Geldautomat spricht deutsch mit mir, der Nachbarort heißt Wuppertal und die Vorgärten werden wohl mit der Nagelschere gepflegt

Dann erreichen wir den Fischerort Lambert’s Bay an der Atlantikküste. Die herrlichen Wellen laden zum Baden ein. Aber die Wassertemperatur beträgt ca. 12 Grad. Zudem weht ein kühler Wind. In einem einfachen Strandrestaurant namens „Muisbosskerm“ esse ich das beste Seafood meines Lebens. U.a. wird Snoek serviert, eine Spezialität in Südafrika. Der Fisch kommt direkt aus dem Meer auf den Grill – frischer gehts nun wirklich nicht. Anschließend besichtigen wir im Hafen eine Kolonie mit 4000 Kaptölpeln. Die schrägen Vögel brüten gerade und drängen sich auf engstem Raum zusammen. Drumherum gibts Start- und Landebahnen, denn sie brauchen Platz, um abzuheben. Unser Hotel vermittelt einem ein sehr sicheres Gefühl: Direkt nebenan ist die Polizeiwache. Dahinter beginnt ein schöner, feinsandiger Strand für endlose Spaziergänge, dessen Dünenlandschaft an Sylt erinnert.

Wir folgen der Westküste weiter Richtung Norden. Langsam wird die Umgebung immer karger und beginnt „exotischer“ auszusehen. Im Namaqualand gibts nur noch kleine Büsche und die für diese Region typischen Köcherbäume. Schließlich erreichen wir den Orange River, den Grenzfluss nach Namibia, und überqueren ihn bei Noordoewer.

 

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Jetzt ist die Ostküste dran!

Nachdem ich bei meinem ersten Besuch in Südafrika nur die Westküste gesehen habe, war klar: Hier muss ich nochmal hin! 2016 führt die Route am Indischen Ozean entlang Richtung Süden mit Abstechern nach Mosambik und in die kleinen Königreiche Swasiland und Lesotho. Die Landschaft ist unglaublich vielfältig: Mal ist die Gegend platt wie ein Brett, dann fahren wir durch sanfte Hügel oder sogar Hochgebirge. Weizenfelder wechseln sich mit Halbwüste, ausgedehnte Kieferwälder mit sonnenverbranntem Grasland ab. Dazwischen immer wieder exakte grüne Kreise. Die stammen jedoch nicht von Aliens, sondern von im Kreis fahrenden Bewässerungsanlagen.

Diesmal ist der Trip weniger komfortabel. Der Truck ist mit 16 Reisenden, dem Guide Simba und dem Fahrer Gordon bis auf den letzten Platz besetzt und ein Wrack. Ist es ein schlechtes Omen, dass wir am ersten Tag an einer Werkstatt vorbeikommen, die „Body Parts“ verkauft? Ein kleines Stück weiter ein Beerdigungsinstitut, dann noch eines. Weil es das Gesetz verlangt, schnallen wir uns brav an. Leider lassen sich die meisten Gurte nicht mehr verstellen und könnten nur noch einen Elefanten halten… Wie durch ein Wunder schaffen wir es ohne größere Pannen bis nach Oudtshoorn. Alle sind frühmorgens pünktlich bereit zur Abfahrt, nur der Truck nicht. Der muss angeschoben werden und will auch nach dem Besuch der Cango Caves nicht anspringen: Der Anlasser ist kaputt. Weil er vor Ort nicht repariert werden kann, müssen wir irgendwie Swellendam erreichen, wo abends ein Mechaniker das Teil austauscht. Die Fahrt geht durch die Kleine Karoo. Hier gäbe es sicher interessante Tiere zu sehen, aber anhalten können wir nur kurz für einen Toilettenstop. Gordon wagt es nicht, den Motor abzustellen. Ich frage mich, ob das Benzin reicht. Denn wie soll er mit laufendem Motor tanken? Hinter Barrydale führt die Straße R62 kräftig bergauf. Der Truck röhrt wie ein sterbender Hirsch und wird so langsam, bis er beinahe rückwärts fährt. Aber wir schaffen es.

Die Zelte, in denen wir die meisten Nächte (außer in den Städten und im Gebirge) verbringen, sind in einem ebenso schlechten Zustand. Vor allem sind sie weder wind-, noch richtig wasserdicht. Dummerweise haben wir viel Regen, sogar im Norden, wo eigentlich Trockenzeit herrschen sollte. Nach einigen nassen, saukalten Nächten hustet und schnupft die ganze Gruppe. Dabei hatte Simba am Anfang erzählt, sie hätten gerade die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten und die Hippos im Krüger Nationalpark seien gar nicht happy. Durch die unterschiedlichen Klimazonen muss man bei unserer Route wettermäßig ohnehin Kompromisse machen: Für den subtropischen Norden ist der Winter die bessere Reiszeit, für den gemäßigten Süden der Sommer. Also fahre ich September/Oktober, im Frühling. Trotz der manchmal widrigen Umstände begeistert mich Südafrika aufs Neue.

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Unsere Route ist voller Höhepunkte: 

KRÜGER NATIONALPARK

Auf dem Weg zum Krüger Nationalpark halten wir am Blyde River Canyon. Nach dem Fish River Canyon in Namibia ist er der Zweitgrößte in Afrika. Daneben befinden sich Wasserlöcher, die sogenannten Potholes, an denen sich Ziegen tummeln. Den Aussichtspunkt God’s Window auf ca. 1500 Metern Höhe hingegen lassen wir links liegen. Zwar soll man vom High Veld einen tollen Blick aufs Low Veld, wo der Park liegt, haben. Aber der Himmel ist wolkenverhangen, die Sicht gleich Null.

 

Von den 147 Säugetierarten, 507 Vogelarten, 114 Reptilienarten, 49 Fischarten und 34 Amphibienarten, die der riesige Krüger Nationalpark zu bieten hat, sehen wir eine ganze Menge. Obwohl wir fast zwei Tage darin verbringen, können wir nur den südlichen Teil zwischen dem Paul Krüger Gate und dem Malelane Gate erforschen. Direkt hinter dem Eingang steht eins der seltenen Spitzmaulnashörner. Das ist wohl aus den entlegeneren Teilen des Parks dorthin in Sicherheit gebracht worden. Denn Wilderei ist ein Riesenproblem, erklärt Simba. Einige Drogendealer sind von Kolumbien nach Mosambik ausgewandert und betreiben das Ganze mit Hightech und Hubschraubern. Kurz darauf entdecken wir zwei Elefantenherden und zwei Wasserbüffel – drei der „Big Five“ in einer Viertelstunde. Wow! Am nächsten Tag stoßen wir unterwegs auf einen Stau. Auf einem Felsen liegt eine Leopardenmutter mit zwei Babys vor einer Höhle. Es ist ein Suchspiel: Mit viel Glück sieht man auf dem Felsen etwas Gepunktetes hinter Büschen. Ich erkenne es erst, als Mitreisende mit der Kamera daraufzoomen. Als wir noch zwei schlafende Löwinnen finden, sind die „Big Five“ komplett. Es ist die beste Jahreszeit, um Tiere zu beobachten: Wie bei uns sind die Bäume im Winter kahl. Die Tiere sammeln sich an den Wasserlöchern. Der Sabie Fluss, dem wir einige Zeit folgen, hatte vor kurzem fast gar kein Wasser mehr und füllt sich erst langsam wieder.

Am Weg sitzt eine Horde Paviane. Einer sieht aus, als würde er meditieren. An einem Baum mit Früchten bedienen sich die Affen und geben den unten wartenden Nyalas etwas ab. Das ist Zusammenarbeit: Die einen überwachen den Luftraum, die anderen den Boden. Bei Gefahr durch Raubtiere warnt man sich gegenseitig. Eine Giraffe putzt sich mit der Zunge die Nase. In einem anderen Baum warten schon die Geier. Im Nächsten hockt ein Adler, der aussieht, als würde er eine weiße Latzhose tragen. Eine Warzenschweinmutter mit zwei Halbwüchsigen weidet. Eins hinkt, aber Tierärzte gibt es hier nicht. Wenn es nicht heilt… Die Warzenschweine haben weiße Bärte. Wie üblich knien sie sich beim Essen auf die Vorderbeine und rutschen darauf weiter. Kudus angeln mit der Zunge nach den frischen Blättern, die die ersten Regenfälle nach der besonders heftigen Trockenzeit hervorgebracht haben. Am Straßenrand ist ein Nashorn-Klo, das gleichzeitig als schwarzes Brett dient. Beispielsweise hinterlassen Weibchen die empfängnisbereit sind, paarungswilligen Männchen mit ihrem Kot ihre Visitenkarte. Ein einsamer alter Elefant, der von einem jüngeren, stärkeren Männchen aus der Herde gejagt worden ist, kommt vorbei. An einem künstlichen Wasserloch, dessen Pumpe mit einem Solarpanel betrieben wird, säuft gerade ein Breitmaulnashorn. Viele Knochen liegen herum. Raubkatzen überraschen ihr Beute gerne beim Trinken. Auf unserem Picknickplatz treiben sich überall blauglänzende Stare und nistende Nashornvögel herum.

Eine Sonnenuntergangssafari in die Dunkelheit hinein machen wir nicht mit dem ungeliebten Truck, sondern mit einem offenen Jeep. Neben den üblichen Verdächtigen zeigen sich jetzt auch Buschhasen und zwei Stachelschweine, wahrscheinlich ein Paar, das ein Leben lang zusammenbleibt. Zwei Nilpferde grasen vier Kilometer vom Fluss entfernt. Sie brauchen 20 bis 30 Kilogramm Grünfutter pro Nacht und müssen viel herumlaufen.

 

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iSIMANGALISO-WETLAND-PARK

Im St. Lucia Estuary machen eine Bootsfahrt durch die Lagune des iSimangaliso Nationalparks, der zum Weltnaturerbe zählt. Überall liegen grunzende Gruppen von Flusspferden im Wasser. Die Krokodile zeigen sich leider nicht. Dafür Massen von Vögeln, darunter weiße Reiher und leuchtend gelbe Weber, die ihre Nester im Schilf bauen. Für den Nestbau ist das Männchen verantwortlich. Das Weibchen guckt sich das Werk an. Gefällt es ihr nicht, macht sie es kaputt. Eigentlich ist es eine Sonnenuntergangsfahrt, aber die Sonne hat sich wieder verzogen.

 

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ZULULAND

Von St. Lucia fahren wie weiter die Küste hinunter und biegen Richtung Pietermaritzburg ins Valley of a Thousand Hills ab. Im Dorf Kwanyuswa werden wir von Maxwell und Cindy mit einem dreifachen Handschlag begrüßt: Freundschaft, Einzigartigkeit, Zusammenhalt. Mit den beiden machen wir einen Spaziergang durch den Ort. Ein örtlicher Musiker spielt uns seine Soul-Songs vor. In der Metzgerei essen wir zu Mittag. Es gibt Fleisch vom Grill. Dann gehts weiter zu einer traditionellen Heilerin. Sie erzählt, dass sie mit 19 Jahren berufen und sechs Jahre lang ausgebildet wurde. Mit Hilfe von Tierknochen sagt sie für 100 Rand auch die Zukunft voraus und erklärt mir, dass ich zu intelligent für meinen Job bin und etwas Besseres verdiene. Genau! Einem schwulen Mitreisenden hingegen prophezeit sie, dass er bald seine Traumfrau findet. Naja: Nobody’s perfect! Ihre Hütte ist rund, damit sich die Geister der Ahnen ungestört darin bewegen können. Die Eingangstür ist sehr niedrig. Man muss sich automatisch bücken und so Respekt erweisen. Einige Mädchen zeigen traditionelle Tänze. Sie tragen nur Röcke, was einen angesichts der niedrigen Temperaturen erschauern lässt. Allerdings bewegen sie sich zu den Trommel-Rhythmen sehr viel.

Wir übernachten in einem Privathaus. Die Einrichtung ist einfach, bis auf den riesigen, nagelneuen Fernseher im Wohnzimmer. Unsere Gastgeberin nennen wir „Mama“. Außerdem sind noch Mamas Tochter und Mamas Enkelin anwesend. Sie hat gute Perspektiven: Ihre Mutter ist Lehrerin an der Highschool und legt Wert darauf, dass die Kleine schon mit zweieinhalb Jahren auch Englisch spricht. Die Gruppe ist geteilt worden. Wir sind zu Siebt plus Guide Simba. Ein Paar hat ein Zimmer in einem extra Häuschen, zwei Paare teilen sich ein Zimmer, ich schlafe mit Simba und dem lokalen Guide Cindy auf einer Matratze im Wohnzimmer. Etwas eng, aber auf beiden Seiten des Hauses entstehen weitere Gästezimmer. Man sieht die positiven Aspekte des Programms: Wir lernen das Alltagsleben in einem Zuludorf kennen, unsere Gastgeber können ihren Lebensstandard durch das zusätzliche Geld verbessern. Zum Abendessen gibt es Hühnchen, Beefcurry, eine reisartige Beilage, Kartoffeln, traditionelles Brot, Tomaten, Jalapenos und einen Salat mit Bohnen und Mayonnaise. Das ist alles erfreulich würzig um Gegensatz zum Essen, was wir im östlichen Afrika probiert haben. Anschließend waschen wir gemeinsam ab und fallen müde ins Bett, bzw. aufs Matratzenlager. Am frühen Morgen bekommen wir noch ein typisches Frühstück mit einer Art Porridge. Dann heißt es Abschied nehmen von Mama.

 

Unsere nächste Station ist das nahe gelegene Durban. Es ist die Stadt mit der größten indischen Bevölkerung außerhalb Indiens. Dort weht ein stürmischer Wind. Am Strand zu sitzen, steht also nicht zur Debatte. Ich verziehe mich mich in die uShaka Marine World, die u. a. aus einem großen Aquarium, der Sea World, und dem Spaßbad Wet ’n‘ Wild besteht. Für das mittägliche Picknick suche ich mir ein geschütztes Plätzchen an einem künstlichen Kanal, auf dem venezianische Gondeln verkehren, angetrieben von Elektromotoren. Als ich zum Ticketschalter gehe, zieht eine Parade vorbei mit Bläsern, Trommlern, Halloweenfiguren, afrikanischen Tänzern, einem Plüschhai und einem Plüschseelöwen mit Matrosenmütze. Das Aquarium befindet sich in einem alten Schiff. Es ist ähnlich wie die Sea World in Oberhausen gestaltet, aber viel größer. Sie haben u.a. Rochen, Haie, Koffer- und Kuhfische. Draußen kann man mit den Haien tauchen, die Rochen füttern oder in einer Lagune schnorcheln. Die Seelöwenshow fällt wegen des Windes aus, weil die Arena wegfliegen könnte, aber die Delfinshow findet statt.

 

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DRAKENSBERGE

Mit bis zu 3482 Metern sind die Drakensberge das höchste Gebirge des südlichen Afrikas. Bei einer zweistündigen Wanderung im Royal Natal National Park bekommen wir einen guten Eindruck. Und von unserer 1200 Meter hoch gelegenen Unterkunft Amphitheatre Backpackers hat man einen herrlichen Blick auf die Bergkette. Am Abend wird es empfindlich kalt. Meinen Daunenschlafsack kann ich in einen Mantel verwandeln. Zum Essen in der halboffenen Küche trage ich ihn und werde von den anderen heiß beneidet. Nachher in der Bar ist es gemütlicher. Sie haben einen Kamin, einen Whirlpool und eine Sauna. Das Ganze ist sehr urig: Die Decke besteht aus plattgedrückten Bierdosen, die Fenster statt aus Glasbausteinen aus Jägermeisterflaschen.

Weil mich die eher kurze Wanderung beim Ausflug nach Lesotho nicht ausgelastet hat, mache ich am folgenden Tag einen einstündigen Rundgang über das riesige Grundstück, das die Lodge umgibt. Es geht durch Grasland an einem kleinen Stausee vorbei und einen Fluss entlang. Frösche quaken, Wasservögel planschen. Am Ufer wachsen Lilien. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreiche ich einen etwas größeren Stausee.

 

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WILD COAST

Wir sind jetzt in der Provinz Ostkap und machen in Queenstown Mittagspause. Schließlich erreichen wir den Campingplatz Buccaneers in Chintsa, der neben einem Fluss an der Küste liegt und kostenlos Kanus zur Verfügung stellt. Morgens paddele ich damit in die Lagune, die sich an der Flussmündung gebildet hat. Der Hinweg ist herrlich. Ich sehe viele Vögel, darunter einen weißen Löffler und meine guten Bekannten, die Nilgänse. Der Rückweg ist nicht ganz so schön, weil mir eine steife Brise entgegenweht. Mittags picknicke ich am Strand in den weißen Sanddünen mit Blick auf den tobenden Indischen Ozean. Ich verzichte auf ein Bad in der Brandung, denn der Wind ist kalt, ebenso wie das Wasser. Im geschützten Ort hingegen ist es eher subtropisch. Motorradfahrer kommen angeknattert. Eine Rockergang? Nein, einer hat ein Kreuz auf der Lederjacke. Es ist eine christliche Biker-Vereinigung.

 

In der nahen Inkwenkwezi Game Reserve, einem privaten Safaripark, mache ich eine Sonnenuntergangs-Safari. Er ist ca. 9000 Fußballfelder groß, aber das Highlight ist das 200 Fußballfelder große Löwengehege. Gefüttert werden sie mit den toten Kühen der örtlichen Farmer. Ab und zu gibts mal 15 Impalas, damit sie das Jagen nicht verlernen. Die sind nach einem Tag verputzt. Bevor wir ins Gehege fahren, nimmt Ranger Rudolf eine Pistole aus einem Safe. Drei der berühmten weißen Löwen (keine Albinos, sondern eine Genmutation, die nur in Südafrika vorkommt) liegen mitten auf der Straße und sind nicht so schläfrig, wie üblich. Auch die nächsten Raubkatzen, die wir sehen, sind nicht entspannt. Rudolf schlägt vor, das Gehege zu verlassen. Eine der Löwinnen hat schon einen Jeep attackiert und die Reifen zerbissen. Da keiner zum Reifenwechsel aussteigen konnte, mussten sie sich abschleppen lassen. Hinter dem Zaun steigen wir aus und trinken Savannas (der beste Cider auf dem Markt). Die Löwen kommen plötzlich alle hervor und beobachten uns. Können wir näher herangehen? Rudolf meint nein, die Löwen sind schon über den Zaun gesprungen. So nah wollen wir ihnen nun nicht kommen…

 

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ADDO-ELEFANTEN-NATIONALPARK

Wir fahren durch East London und King William’s Town und legen in Grahamstown, das einst englische Kolonie war, einen Einkaufsstop ein. Inzwischen sind wir nicht mehr im Land der Zulu, sondern der Xhosa. Im Addo-Elefanten-Nationalpark angekommen, machen wir eine weitere Sonnenuntergangssafari. Es lohnt sich: U.a. zeigen sich eine Südafrikanische Kuhantilope, Kudus, eine Manguste, Erdmännchen, die namensgebenden Elefanten und Strauße, die unser Ranger Ryan „Kentucky Fried Chicken auf Steroiden“ nennt. Am nächsten Morgen öffnen die Tore um 5.30 Uhr. Diesmal gehen wir mit dem Truck auf Erkundungsfahrt. Wieder begegnen wir vielen Kudus, einer Herde Wasserbüffeln und anderen Huftieren.

 

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GARDEN ROUTE

Im Titsikamma Nationalpark schlagen wir unsere Zelte im Storms River Mouth Rest Camp auf. Der Platz liegt direkt an der zerklüfteten Felsküste, die noch viel wilder als die Wild Coast ist. Am Abend erlebe ich dort einen Sonnenuntergang, der so unwirklich schön ist, als ob ihn jemand mit Photoshop bearbeitet hätte. Am nächsten Morgen ist strahlend blauer Himmel, ich buche hoffnungsvoll für Mittags einen Schnorcheltrip durch die Bucht. Vorher wandere ich zur Hängebrücke, die die Mündung des Storms River überspannt. Als ich zurückkomme, ist es zugezogen und das Wasser plötzlich sehr rau. Dementsprechend sehe ich neben ein paar Fischen vor allem Wasserbläschen. Einmal werfen mich die Wellen beinahe auf einen der vielen scharfen Felsen, ich komme mit einem kleinen Kratzer am Fuß davon. Das Wasser hat 17 Grad. Wenigstens trage ich einen langärmeligen Wetsuit und sogar eine Kapuze. Als ich mich gerade wieder angezogen habe, fängt es an zu regnen. Am Restaurant turnen Klippschliefer herum und grasen friedlich. Aus dem Regen wird ein kräftiger Guss. Als es „nur“ noch nieselt, mache ich einen kleinen Umweg über den Loerie Trail, bevor ich zum Zelt zurückkehre. Große Freude. Das uralte Mistding ist auch noch undicht! Weil es keinen Aufenthaltsraum gibt, essen wir im Waschraum und sitzen auf den Waschmaschinen und Trocknern. Die spenden wenigstens etwas Wärme. Die Nacht ist furchtbar, da das Zelt auch nicht winddicht ist. Meine Campinglaterne schaukelt kräftig hin und her. Wenigstens werden durch den Luftzug meine Sachen etwas trockener gepustet. Am nächsten Morgen herrscht wieder unschuldiger Sonnenschein.

 

Mit dem Truck fahren wir weiter nach Knysna. Die grüne Landschaft sieht inzwischen richtig europäisch aus. Am Yachthafen ist ein hübsches kleines Center mit Geschäften, Restaurants und einem Café, das uns den besten Kaffee des Trips beschert.

 

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KLEINE KAROO

Oudtshoorn liegt in der Provinz Westkap in der Halbwüste Kleine Karoo und gilt als Straußenhauptstadt der Welt. Also besichtigen wir eine Straußenfarm. In der Cango Ostrich Farm lebt u.a. Dusty, eine zwergenwüchsige Straußenlady. Normalerweise wäre sie getötet worden, aber weil das eine Touristenfarm ist, durfte sie leben. Im Nachbargehege umarmt Betsy Leute (wenn man ihr das Futter entsprechend hinhält). Die Kleinsten sind gerade vier Tage alt und wedeln mit den Stummelflügeln. In einer Arena können Menschen bis zu 75 Kilogramm Strauße reiten. Aber offensichtlich mögen sie das nicht. Es ist mehr wie Rodeo. Abends im Restaurant Black Swan esse ich Straußen-Carpaccio. Lecker!

 

Am nächsten Morgen besuchen wir die Cango Caves. Die Höhlen sind recht beeindruckend. Die älteste Formation in dem Tropfsteinhöhlensystem ist 1,5 Millionen Jahre alt und hat den Spitznamen „Trauerweide“, eine andere heißt „Orgelpfeifen“. Fledermäuse wohnen darin, ein paar Kakerlaken, Spinnen und Läuse, die auf Algen leben. Ab und zu kommen an heißen Tagen Baumschlangen hinein.

 

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KAP AGULHAS

Wieder weckt mich auf dem Campingplatz Kam Bati River Resort bei Swellendam, das mit holländischem Charme beeindruckt, morgens die Kälte auf. Das einlagige Zelt ist feucht von innen – Kondenswasser. Zunächst geht es durch Weizenfelder, dann durch eine Gegend, die in der Vegetation an die Nordseeküste erinnert, zum südlichsten Punkt Afrikas. Am Kap Agulhas treffen Indischer Ozean und Atlantik aufeinander. Laut einer Infotafel gibt es hier hinter Kap Hoorn die zweithöchsten Wellen der Welt. Aber es ist ein ruhiger Tag, nur etwas Wind und Sonne. Nach Durban und Tsitsikamma hatte ich erheblich wilderes Wasser erwartet.

 
Danach nehmen wir Kurs auf die  Weinroute R320. Die Wiesen sind lila. Hier blüht überall Lavendel und es sieht aus wie in Südfrankreich. Unterwegs machen wir eine Weinprobe im Gut Raka. Schließlich erreichen wir Hermanus. Das Städtchen hat eine schöne Promenade mit Blick auf eine Bucht, in der man mit Glück Wale direkt vom Land aus beobachten kann. Ich habe kein Glück. Wir machen eine zweite Weinprobe in einem Geschäft, das 17.000 verschiedene Sorten verkauft. Am nächsten Morgen bringt uns eine schöne Küstenstraße nach Kapstadt.

 

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HOME, SWEET HOME

AUSTRALIEN: NORDEN 🇦🇺

Reiserouten

Auf jeder meiner bisher drei Australienreisen habe ich im Norden Station gemacht:

1. Reise 2007

SÜDEN – MITTE – Cairns (Kreuzfahrt zum Great Barrier Reef und Rafting auf dem Tully River) – OSTEN

2. Reise 2008

Darwin – Kakadu Nationalpark (auf dem Weg: Krokodilbeobachtung in einem Billabong, Felszeichnungen am Ubirr Rock) –Katherine Gorge (auf dem Weg: Edith Falls) – Litchfield Nationalpark (Florence FallsWangi Falls, Baden in den Buley Rockholes) – Darwin (Tagesausflug nach Tiwi Island) – WESTEN

3. Reise 2009

MALAYSIA 🇲🇾 – Cairns – Thursday Island (Hauptinsel der Torres Strait) – Cape York (die äußerste Nordspitze Australiens) – Bamaga Twin Falls – Moreton Station – Weipa – Archer River – Coen – Musgrave – Lakefield Nationalpark – Cooktown – Cape Tribulation – Daintree Nationalpark – Port Douglas – Cairns

Wo die alte Kultur noch lebendig ist

6atiwipeople1Der Norden Australiens ist ziemlich unzugänglich und steht außerdem in der Regenzeit (also den ganzen Sommer über) unter Wasser. Im Westen ist Wüste. Kein Wunder also, dass sich die Kolonialherren nach der Entdeckung des Kontinents lieber im Süden und Osten angesiedelt haben. Während die Ureinwohner in diesen Regionen verdrängt wurden, gibt es im Norden und Westen Aboriginal People, die ihre Traditionen und Sprachen bewahrt haben. Sie können heute noch die tausende von Jahren alten Felszeichnungen ihrer Vorfahren erklären.

Besonders interessant ist ein Besuch auf Tiwi Island, das etwa 100 Kilometer vor der Nordküste liegt. Unsere Reisegruppe fliegt mit zwei winzigen Propellermaschinen von der Stadt Darwin aus dorthin. Die Piloten höchstpersönlich fertigen die Reisenden in einer kleinen Baracke ab und wiegen jeden. Gewichtsmäßig gut verteilt klettern jeweils ein Pilot und fünf Passagiere über die Tragflächen in die Kabinen. Weil es keine Klimaanlage gibt, reißt unser Pilot direkt nach der Landung noch beim Ausrollen die Tür auf.

Auf der Hauptinsel nehmen uns die Tiwi People in Empfang. Vor Ort kann man fantastische Schnitzereien, Bilder und Stoffe von lokalen Künstlern kaufen. Im Preis inbegriffen ist ein Einblick in die einzigartige Kultur. Von Seiten der Mutter erbt jeder Tiwi sein Totem-Tier (z.B. Krokodil, Gans). Passend dazu gibts Tänze, Gesänge und die entsprechende Gesichtsbemalung. Einige Dorfbewohner führen es uns vor. Tatsächlich lässt sich – selbst wenn man den Liedtext nicht versteht – erkennen, um welches Tier es sich jeweils handelt. Vom Vater erbt jeder Tiwi seine Skin Group. Die hat nichts mit Hautfarbe zu tun, sondern mit Blutsverwandtschaft. Da Inzest bei den Aboriginal People generell ein großes Tabu ist und früher sogar mit dem Tode bestraft wurde, existieren bei den Tiwi strenge Regeln für den Umgang zwischen erwachsenen Männern und Frauen verwandter Skin Groups. „Wenn ich meine Schwester auf der Straße sehe, darf ich sie nicht mal grüßen“, sagt unser Guide.

Die Tiwi sind die einzigen Ureinwohner Australiens, die bei Beerdigungen Totempfähle aufs Grab stellen. Zuvor spricht ein katholischer Priester seinen Segen. Gleichzeitig die uralte Religion der Ahnen und den neuen Glauben der Missionare zu praktizieren, ist für die Tiwi kein Widerspruch. Doppelt hält eben besser… Dementsprechend befinden sich in der Dorfkirche neben den klassischen christlichen Symbolen Darstellungen der Totem-Tiere. Ähnliche Vermischungen habe ich später in der Karibik, in Afrika, Mittel- und Südamerika gesehen. So haben z.B. die Maya beim Bau einer Kathedrale in Antigua (Guatemala) traditionelle Elemente ihrer Religion in die barocke Fassade geschmuggelt.

Faszinierend ist auch die Naturverbundenheit der Einheimischen. Aus dem rasendem Bus sieht unser Guide einige Meter von der Straße entfernt eine eigentlich gut getarnte Kragenechse im Baum, ebenso die gerade abgelegte Schlangenhaut einer „King Brown“ im Unterholz. Frage der Touristen: „Ist die giftig?“ Weißer Busfahrer (nervös): „Lasst uns schnell wieder einsteigen.“ Der Guide (cool): „Ja, sehr.“ Bei Pflanzen haben die Aboriginal People ebenfalls einen riesigen Wissenschatz, der von Generation zu Generation weitergegeben wird. Apotheken können in solchen Gegenden keine Geschäfte machen. Blutender Kratzer? Magenbeschwerden? Kopfschmerzen? Dagegen ist ein Kraut gewachsen! Natürlich taugen Gewächse nicht nur zum Heilen. Einmal zeigt uns ein Guide ein winziges rotes Knübbelchen und erklärt: „Damit kann man mehrere Leute umbringen.“ (Ist aber nachweisbar.) Ein anderes Mal lernen wir: „Die Blätter dieses Busches sehen vielleicht wie Klopapier aus. Aber sie haben feine Härchen, die einen unerträglichen Juckreiz verursachen.“

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Die tödlichsten Tiere der Welt

saltieWürfelqualle, Blauring-Krake, Taipan, Kegelschnecke – auf Ranglisten der giftigsten Tiere der Welt sind gebürtige Australier in den Top Ten immer sehr gut vertreten. Die menschlichen Mitbewohner des Kontinents nehmen das mit Galgenhumor. Der australische Countrysänger Slim Dusty bespielsweise hat der Rotrückenspinne einen ganzen Song gewidmet. In „Redback On the Toilet Seat“ erklärt er, dass es echt sch… ist, wenn einen der kleine Achtbeiner beim nächtlichen Klobesuch in den Hintern beißt, und schwört vom Krankenbett aus Rache: „I’ve had so many needles/That I’m looking like a sieve/And I promise you that spider/Hasn’t very long to live!“ In Outback-Kneipen werden Schlangen und Spinnen gern als Tresen-Dekoration verwendet – eingelegt in Alkohol in Marmeladengläsern. Allerdings ist Vorstellung, dass unter jedem Stein Viecher lauern, die nur darauf warten, Touristen zu töten, falsch. Die meisten Gifttiere bekommt man gar nicht zu Gesicht. An Menschen verschwenden sie ihr kostbares Nass nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Lieber verstecken sie sich. Auch die üblichen Verdächtigen aus Horror-Filmen wollen einen nicht unbedingt fressen. Haie etwa beißen eher versehentlich in Surfer, weil die von unten betrachtet eine ähnliche Silhouette wie Robben haben.

Nur ein einziges Tier in Australien macht aktiv Jagd auf Menschen – das Salzwasserkrokodil, das über sieben Meter lang werden kann und nur im tropischen Norden vorkommt. Dort gibts jede Menge Souvenirs von Panzerechsen, die Zähne zeigen. Und die Einheimischen erzählen gerne Geschichten über sie. Wie die von dem Paar, das von einem kleinen Boot aus spektakuläre Fotos schießen wollte: Die beiden zogen einen Schweinekopf hinter sich her, um ein „Saltie“ anzulocken. Das ließ sich nicht lange bitten, schnappte den Schweinekopf – und den Mann, der hinten saß… Was davon wahr ist, und was „Urban (oder besser gesagt: Outback) Legend“? Wer weiß. Jedenfalls habe ich die zahlreichen Warnschilder in der Wildnis immer ernst genommen. 

P.S.: Statistisch gesehen sind die tödlichsten Tiere des Kontinents – Kängurus! Die haben nämlich die Eigenschaft, vor Autos zu hüpfen (vor allem in der Dämmerung).

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1. Reise: Wassersport

1braftingtullyseiteAnlaufpunkt für den äußersten Nordosten des Kontinents ist der Flughafen von Cairns. Die 130.000-Einwohner-Stadt hat keinen Badestrand, da sie am Wattenmeer liegt. Dafür gibts eine hübsche Promenade mit Riesen-Swimmingpool (kostenlos!). In der Dämmerung gehe ich dort entlang. In den Bäumen herrscht reges Treiben. Um mich herum platscht Kot aufs Plaster. Große Vögel mit Durchfall? Nein, die Viecher haben Haare. Ein Einheimischer klärt mich auf: Es sind Flughunde.

Klar: Bei meiner ersten Australienreise will ich unbedingt das Great Barrier Reef sehen! Im Gegensatz zum Ningaloo Reef in Western Australia und dem Riff vor Belize, die sich in Strandnähe befinden, liegt es im Schnitt 100 Kilometer von der Küste entfernt und ist nur nach einer längeren Bootsfahrt zu erreichen. Zwar gibt es von Cairns aus auch Tagestouren. Bill Bryson beschreibt in seinem Buch „Frühstück mit Kängurus“ solch einen Trip mit einem Schiff „beinahe so groß wie eine englische Kanalfähre“, das die Passagiere zu einem zweistöckigen Aluminiumponton bringt – „so groß, dass vierhundert Tagesausflügler darauf Platz fanden. Er erinnerte vage an eine Ölplattform“. Auch der Rest klingt nicht allzu vielversprechend: „Weil Schnorchler mit ausgebreiteten Armen und Beinen und dem Gesicht ein wenig unter der Wasseroberfläche schnorcheln – in anderen Worten: in der Toten-Mann-Pose –, sieht man nie genau, wer schnorchelt und wer tot ist. Erst wenn die Pfeife ertönt und alle rauskommen, nur nicht die eifrige, reglose Gestalt, weiß man, dass beim Abendessen einer weniger dabei sein wird.“ Nachdem ich das gelesen habe, buche ich lieber einen dreitägigen Trip auf einem relativ kleinen (38 Passagiere) Schiff.

Mein erstes Eintauchen in tropische Gewässer ist überwältigend: Während ich im Mittelmeer lediglich vereinzelte Bewohner getroffen habe, ist es hier tatsächlich, als hätte man seinen Kopf in ein Aquarium gesteckt. Und zwar in das Becken mit den herrlich bunten Fischen. Da vergesse ich auch, dass ich gerade noch furchtbar seekrank war und mein Essen mit ihnen geteilt habe. Im Januar herrscht im Norden Regenzeit, und eine Woche zuvor hatte es heftige Gewitterstürme gegeben. So ist die See immer noch ziemlich bewegt. Die lange Dünung macht sich nicht nur an Bord unangenehm bemerkbar, sie stört auch beim Schnorcheln.

Albtraum aller Taucher: Du kommst auf offener See hoch und das Boot ist weg. Nur Haie sind noch in der Nähe. Man sieht dich nie wieder… Diese Horrorgeschichte ist nicht nur unter dem Titel „Open Water“ verfilmt worden, sondern in der Gegend tatsächlich passiert. Seitdem achten die Bootscrews streng darauf, niemanden mehr zu verlieren. Wer zum Tauchen oder Schnorcheln von Bord geht, wird in eine Liste eingetragen und anschließend wieder abgehakt. Mannschaftsmitglieder mit Ferngläsern wachen über die Ausflügler und nötigen den Schnorchlern Poolnudeln auf – „Damit wir Euch besser sehen können.“ Das Teil ist beim Schnorcheln zwar eher hinderlich, erweist sich aber doch noch als praktisch: An einem Ankerplatz herrscht eine besonders starke Strömung – vom Boot weg. Was ich nicht bemerke. Sanft gleite ich über die Korallen dahin. Als ich mich kurz von dem fantastischen Anblick losreiße und nach dem Schiff gucke, ist es plötzlich verdammt klein geworden. Gegen die Strömung anzuschwimmen, funktioniert nicht. Zum Glück finde ich eine flache, sandige Stelle. Mit den Flossen grabe ich mich unten ein und schwenke mit dem Arm die Poolnudel. Schließlich kommt ein Schlauchboot und holt mich ab. Schwitz – ich hätte nicht gerne Stoff für einen weiteren Teil von „Open Water“ geliefert!

Der Guide auf Kangaroo-Island stammt aus Cairns und gibt mir einen guten Tip für einen Tagesausflug: „Du willst Natur und Action gleichzeitig? Dann wird dir Rafting gefallen!“ Stimmt! Mit dem Bus gehts erst nach Süden, dann flussaufwärts am Tully River entlang. Schließlich steigen wir in Schlauchboote um. Der Fluss windet sich durch Regenwald (Weltnaturerbe!). Auf den etwas ruhigeren Stücken kann man die Landschaft und Tiere wie Wasserdrachen, Libellen und Schmetterlinge betrachten. In den Stromschnellen geht die Post ab. Zwischendurch steuern die Guides die Boote unter Wasserfälle und lassen die Passagiere von Felsen springen oder eine Stromschnelle ohne Raft in der Schwimmweste abreiten. Da bleibt kein Auge trocken! Dass es den ganzen Tag in Strömen gießt, fällt kaum auf.


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2. Reise: Nationalparks

Anlaufpunkt für den Norden des Kontinents ist Darwin. Die Stadt ist hübsch, aber ziemlich gesichtslos. Denn die meisten historischen Gebäude sind am Heiligabend 1974 dem Wirbelsturm „Tracy“ zum Opfer gefallen. Zwar hat Darwin wie Cairns keinen Badestrand im Zentrum. Dafür gibts „Doctor’s Gully Aquascene“. Dort kommen bei Flut Massen von Fischen ans Ufer und fressen den Besuchern aus der Hand.

In der Nähe (selbst für europäische Verhältnisse) von Darwin befinden sich zwei wunderschöne Nationalparks: Kakadu (wo „Crocodile Dundee“ gedreht wurde) und Litchfield. Etwas weiter weg im Süden liegt das Schluchtensystem Katherine Gorge, das einen Abstecher lohnt. Alle drei Sehenswürdigkeiten lassen sich gut in vier Tagen abklappern. Da ich die Nationalparks im australischen Vorfrühling besuche, nehme ich sicherheitshalber eine Daunenweste mit. Wird ja sicher kühl abends. Die kann ich als Kopfkissen nehmen: Bei Nachttemperaturen von 25 bis 30 Grad reicht selbst verfrorenen Menschen wie mir ein Laken. Solch einen Vorfrühling hätte ich in Deutschland auch gerne!!! Im September ist der Boden ausgedörrt. Obwohl wir in den Tropen sind, haben die meisten Laubbäume ihr Laub abgeworfen, um Wasser zu sparen. Trotzdem bieten überall glasklare Flüsse fantastische Bademöglichkeiten mit Wasserfällen und Felspools. Einmal springen wir sogar in heiße Quellen. Die berühmten „Billabong“ genannten Wasserlöcher allerdings überlässt man lieber den örtlichen Salzwasserkrokodilen. Während einer Bootsfahrt sehen wir einen der Kolosse leise ins Wasser gleiten und auf uns zukommen. Alle halten sich brav an das Verbot des Kapitäns, irgendwelche Gliedmaßen ins Wasser baumeln zu lassen… Praktische Natur: Wer seinen Sonnenhut vegessen hat, kann sich stattdessen eines der riesigen Seerosenblätter aufsetzen.

3abillabongAuffällig sind die Termitenbauten, die überall aus dem Boden ragen. Man schätzt, dass im äußerst artenreichen Kakadu-Nationalpark die Termiten zwei Drittel der Biomasse aller Tiere ausmachen. Im Litchfield Nationalpark gibt es sogar eine besondere Spezies „magnetischer“ Termiten. Die errichten ihre meterhohen Bauten exakt in Nord-Süd-Richtung und bauen sie in Messerform, damit die heiße Mittagssonne keine Angriffsfläche findet. So herrschen innen immer wohltemperierte 21 bis 22 Grad. Sogar den Buschbränden (Trockenzeit) und Überschwemmungen (Regenzeit) halten die Konstruktionen stand. Solche perfekt durchorganisierten Insektenmassen finde ich – ähnlich wie die Blattschneider-Ameisen in Mittel- und Südamerika – irgendwie gruselig.

Ständig brennt es irgendwo im Busch. Die meisten Feuer werden gelegt – von Nationalpark-Mitarbeitern! Das regelmäßige, kontrollierte Abrennen haben schon die Ureinwohner seit tausenden von Jahren praktiziert. Der Wald wird so von Gras und Unterholz „gereinigt“. Die Bäume hingegen überleben das Feuer. Viele Pflanzen brauchen sogar die extrem hohen Temperaturen. Erst dann öffnen sich ihre Samenkapseln und die Samen fallen direkt in die fruchtbare Asche. Früher oder später würde sich das knochentrockene Buschland durch Blitzschlag o.Ä. ohnehin selbst entzünden. Ist das Unterholz dann bereits zu hoch gewuchert, entstehen unkontrollierbare Brände, die auch die Bäume vernichten. Also fackelt man alles rechtzeitig selbst ab.

Meine erste Campingtour-Tour im Norden ist sehr komfortabel. Die Plätze haben feststehende Zelte, die fast wie kleine Hütten aussehen und Namen wie „Windsor Castle“ tragen. Allerdings ist man auch hier sehr nahe an der Natur: Auf einem Zeltplatz hüpfen überall Wallabys herum, auf dem nächsten große Aga-Kröten. Die sind in Australien nicht gerade beliebt. Sie wurden im Norden als Schädlingsvernichter auf Bananenplantagen eingeführt und haben sich schnell selbst zur Plage entwickelt. Außerdem hockt ein Frosch auf der Klobrille. Einmal campen wir in einem Mangogarten mit ständiger Geräuschkulisse. Tagsüber hängen Kakadus in den Bäumen, fressen die Früchte und kreischen. Wenn es dunkel wird, ist Schichtwechsel: Dann übernehmen die Flughunde.

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3. Reise: Einsamkeit

Meine zweite Campingtour im Norden ist richtig zünftig. Wir müssen unsere kleinen Zelte jeweils selbst auf- und abbauen und Feuerholz für warme Mahlzeiten sammeln. Besonders abenteuerlich ist die Übernachtung auf einem Platz, der lediglich ein Bioklo hat. Es gibt weder Strom noch fließendes Wasser. Die Dusche ist ein Stück weiter unten – ein Wasserfall im Fluss.

Diesmal geht es nach Cape York, das im Nordosten wie eine kleine Nase aus dem australischen Kontinent herausragt (wobei klein heißt, das man zur Durchquerung der Halbinsel eine Woche benötigt). Zunächst fliege ich von Cairns nach Thursday Island. Die Insel liegt in der Torres Strait, die Australien von Papua-Neuguinea trennt. Mit der Fähre setzen wir zum nördlichsten Punkt Australiens an der Spitze der Halbinsel über. Das offizielle Schild, das einst die Stelle markierte, ist geklaut worden. Deshalb haben Touristen aus Pappe und einem alten Nummernschild einen Ersatz gebastelt. Auf der Rückseite wird handschriftlich gewarnt: „Do not steal – we are watching.“

2bstaubigestrasseVon dort aus fahren wir im Allrad-Truck Richtung Süden –  teils auf dem neuen „Highway“ (= breitere Staubpiste mit Bodenwellen), teils auf der ursprünglich einzigen Straße, dem „Old Telegraph Track“. Der gilt als Mekka für Offroader mit Jeeps oder Motorrädern. Hier sind richtige Geländewagen mit Schnorchel als Auspuff und Seilwinde am Kühlergrill gefragt, denn manchmal müssen Flüsse durchquert werden. Besonders haarig ist „Gunshot Creek“. Auf der einen Seite der Fuhrt gehts fast senkrecht in ein Schlammloch, auf der anderen Seite ebenso steil wieder raus. Ich würde gerne mal sehen, wie sich einer dieser albernen, auf Hochglanz polierten Großstadt-SUVs daran versucht… Stau ist auf der Halbinsel ein Fremdwort: Wenn man das Minenstädtchen Weipa verlässt, sieht man die nächste Ampel erst ca. 1000 Kilometer weiter südlich in Cairns. Vor dem 1400-Seelen-Ort Cooktown gibts nur einzelne Siedlungen der Aboriginal People, verstreute Farmen und die ehemaligen Telegrafenstationen entlang des „Old Telegraph Track“, von denen die meisten heute kleine Hotels mit Campingplatz sind. Die Betreiber verabschieden sich Ende September ausführlich von unseren Tourguides und erklären: „Ihr seid die letzte Gruppe, die diese Saison hier durchfährt. Jetzt kommt die Regenzeit. Dann steht alles meterhoch unter Wasser und wir sind mindestens drei Monate von der Außenwelt abgeschnitten.“

Allerdings ist die Gegend nicht völlig menschenleer. Das merken wir beim Pinkeln im Outback: Am Straßenrand steht ein einsames Klohäuschen – abgeschlossen. Die dünne Vegetation bietet keine Deckung. Für die Männer ist das eh egal und wir Frauen denken: „Hier ist uns seit Stunden kein Auto mehr begegnet. Also, was solls?“ Prompt taucht aus dem Nichts ein Jeep auf – gefolgt von einem tief fliegenden Hubschrauber, der einige Meter weiter landet: Ein Farmer will seinen Weidezaun reparieren. Ein Stück weiter ist mitten auf dem Highway eine riesige Rinderherde unterwegs. Ein wenig ernüchternd: Die Cowboys und -girls, die in Austalien „Jackaroos“ heißen, reiten nicht auf Pferden, sondern auf Quad-Bikes.

Wenn man sich Cairns nähert, wird die Vegetation immer üppiger.  Cape Tribulation („Kap der Leiden“) klingt zwar nicht sehr verheißungsvoll, erweist sich jedoch als tropisches Paradies. Der Namensgeber Captain Cook hatte wohl 1770 keinen Blick für den weißen Strand und den uralten Regenwald im Daintree Nationalpark: Sein Schiff „Endeavour“ war im türkisblauen Meer auf ein Riff gelaufen.

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HOME, SWEET HOME

THAILAND 🇹🇭 

Reiserouten

1. Reise 2012

Chiang Mai – Huai Nam Dang National Park (Wandern, Elefantenreiten, Floßfahrt auf dem Mae Taeng River) – Chiang Mai (Tagesausflug zum Ziplining) – Bangkok – Ao Nang Beach (bei Krabi, Bootsausflug nach Ko Phi Phi) – Ko Yao Noi – Karon Beach (Phuket, Bootsausflug nach Ko Racha Yai)

2. Reise 2013

s.u. und Extra-Seite

Wahnsinnige Kühe und küssende Fische

Ich sammele Fotos von schrägen Schildern. Thailand erweist sich in dieser Hinsicht als wahre Fundgrube. Interessant ist, was in den Taxis dort so alles verboten ist: Kein Sex während der Fahrt, keine Waffen tragen, keine stinkenden Durian-Früchte – ok, das ist alles nachvollziehbar. Aber ich frage mich, warum man in Bangkok keine irre guckenden Kühe (l.) und in Ao Nang Beach keine Kraken (r.) mitbringen darf? Keine Fragen offen dagegen lässt eine Bar in Bangkoks Amüsiermeile Khao San Road. Offiziell dürfen Jugendliche in Thailand erst ab 18 Jahren Alkohol trinken. Das Etablissement wirbt jedoch für seine „sehr starken Cocktails“ mit dem Versprechen: „Wir kontrollieren keine Ausweise.“ Kontrollen gibts wohl auch beim Verkauf gefälschter Markenware nicht. Die wird auf den Märkten nämlich massenhaft angeboten. Gleichzeitig stehen auf den Flughäfen Warnschilder, dass solche Fakes keinesfalls ein- oder ausgeführt werden dürfen und dass man z.B. in Frankreich dafür bis zu drei Jahre in den Knast kommen kann. Was passieren kann, wenn man zu viele der „sehr starken Cocktails“ getrunken hat, veranschaulicht eine Tafel im Hauptort von Ko Phi Phi: Du wachst am nächsten Morgen neben einem wildfremden Fisch auf und kannst dir Schuppen holen!

In den Tempeln stellen Zeichnungen genau dar, welche Kleidung für die heiligen Stätten nicht angemessen ist. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass dort Taschendiebe herumlungern. Allerdings handelt es sich bei solchen kriminellen Elementen ausdrücklich nicht um Einheimische. Naja, ich lasse mich generell nicht gerne bestehlen. Und eigentlich ist es mir egal, ob der Täter ein Thai oder ein unrasierter Westler wie auf dem Bildchen ist…

 

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Norden: Natur pur

Ein vergleichsweise sicheres Land mit Spitzen-Küche, freundlichen Einwohnern, warmem Klima, abwechslungsreichen Landschaften, wilden Tieren, moderaten Preisen, alter Kultur… Es gibt viele gute Gründe, nach Thailand zu reisen. Leider hat sich das unter Touristen herumgesprochen. Trotzdem findet man immer noch Ecken, die nicht überlaufen sind. Der Norden beispielsweise besitzt keine Strände – und damit auch keine Bettenburgen. Dafür gibts Berge, kristallklare Flüsse, Wasserfälle und ausgedehnte Wälder. Ich starte meinen Trip in Chiang Mai. Die größte Stadt der Region wird ihrem Ruf als „Perle des Nordens“ gerecht. Nach der Landung erlebe ich gleich eine Attacke auf alle Sinne. Vom grauen, winterlichen Hamburg auf den knallbunten Nachtmarkt, der jeden Sonntag in der City stattfindet, ist es ein ziemlicher Sprung. Am nächsten Morgen breche ich zu einer dreitägigen Wanderung auf. Die Gruppe ist übersichtlich: Drei Touristen und ein einheimischer Guide.

Drei Stunden lang fahren wir auf der Ladefläche eines Pickup-Trucks (die sogenannten Songthaews sind in Thailand ein sehr beliebtes Verkehrsmittel) ins Hinterland. Dann gehts zu Fuß weiter durch üppiges Grün. Übernachtet wird in kleinen Bergdörfern in traditionellen Hütten, die wie fast alles in der Gegend aus Bambus gebaut wurden. Sie haben viele Ritzen und natürlich keine Heizung. Während tagsüber ideales Wanderwetter herrscht, wird es nach Sonnenuntergang schnell eiskalt (schließlich ist Ende Januar auch in Thailand Winter). Also kuscheln sich alle nah ans Lagerfeuer, das auch die örtlichen Hunde zu schätzen wissen. Wir trinken mit den Einheimischen selbstgebrannten Reis-Whisky aus selbstgeschnitzten Bambusbechern. Ein Teenager holt seine Gitarre und fängt an zu spielen. Einer dieser perfekten Momente…

Der Weg ist z.T. ziemlich steil, schmal und zugewuchert. In der Regenzeit ist die Tour wohl eine ziemliche Schlammschlacht und Rutschpartie. Aber wir müssen nicht die ganze Zeit laufen: Ein Teil der Strecke wird auf dem Rücken eines Elefanten zurückgelegt. Meiner hat den klangvollen Namen „Pu ka Po“ (= Mann), meine Mitreisenden sitzen auf „Pu e“ (= Baby, wobei es sich um ein Riesenbaby handelt). Das letzte Stück fahren wir auf einem Floß. Deswegen hatten wir auch die ganze Zeit Schwimmwesten an den Rucksäcken baumeln. Beim Anblick der simplen Konstruktion (Baumbusstangen, die mit Schilf zusammengebunden sind) frage ich mich: Das soll uns und unser Gepäck tragen? Zum Glück ist das Teil erheblich solider, als es aussieht. Sogar durch kleine Stromschnellen und über Steine gleitet es locker hinweg.

Zurück in Chiang Mai muss ich eine Entscheidung treffen. Es gibt so viele Angebote für Ausflüge, aber ich habe nur noch einen Tag. Nach meinen guten Erfahrungen in Costa Rica wähle ich Ziplining und schwinge mich an Drahtseilen wie ein Gibbon durch die Baumkronen. Bevor ich weiter nach Bangkok fliege, gönne ich mir eine Thai-Massage. Die zierliche Masseurin packt erstaunlich kräftig zu und verknotet meine Gliedmaßen hinter dem Kopf. Trotzdem ist es herrlich entspannend.

 

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Mitte: Die Hauptstadt

Sieben Millionen Menschen auf engstem Raum – ich erwartete einen stinkenden, lärmenden Moloch. Tatsächlich verläuft die Taxifahrt vom Flughafen ins Zentrum von Bangkok durch den starken Verkehr ziemlich schleppend. Doch dann erlebe ich eine positive Überraschung. Die Straße im Stadtteil Banglampoo, an der unser Hotel liegt, ist mit Bäumen gesäumt und zum Teil sogar Fußgängerzone. Man kann bequem zum Fluss laufen und mit einem der vielen auf Hochglanz polierten Holzbooten eine Fahrt durch die Klongs, die berühmten mit Pfahlbauten gesäumten Kanäle, machen. Ich komme mir fast vor wie im Bond-Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“. Nur, dass keiner das Boot versenkt. Abends tobt im Viertel das Leben. Eine Frau bietet an einem Snackstand frittierte Insekten an. Eine Mitreisende kauft ein Tütchen und fordert uns heraus. An die großen Kakerlaken traut sich keiner heran. Zaghaft probiere ich schließlich einen kleinen Engerling. Der hat wenigstens keine pieksenden Füße und könnte optisch beinahe als Nuss durchgehen. Gar nicht so übel, denke ich zuerst (lecker gewürzt). Aber er hat einen eigenartigen Nachgeschmack.

Am nächsten Tag steht Tempelbesichtigung auf dem Programm. Die bedeutendsten Anlagen liegen nahe beieinander: Wat Arun, der „Tempel der Morgenröte“, hat einen mit Porzellan verzierten Turm, von dem man schön über den Fluss blicken kann (sofern man sehr steile Treppenstufen nicht scheut). Die größte Attraktion (im Wortsinne) in Bangkoks ältestem Tempel Wat Pho ist ein 44 Meter langer liegender Buddha. Und Wat Phra Kaeo mit dem Großen Palast gilt als berühmteste Sehenswürdigkeit in ganz Thailand. So viel Gold auf einmal habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen (nicht einmal in Peru). Dagegen wirken selbst die lateinamerikanischen Kathedralen des spanischen Barock fast schlicht. Obwohl 95 Prozent der Thailänder Buddhisten sind, scheinen sie übrigens Weihnachtsbäume zu lieben. Selbst Ende Januar stehen an vielen Orten noch Exemplare aus Plastik.

Kein Thailandtrip ist komplett ohne Nachtfahrt mit dem Zug, heißt es. Also treten wir den Weg Richtung Süden auf der Schiene an. Wir fahren in einem Schlafwagen, der an „Manche mögens heiß“ erinnert: Rechts und links vom Gang befinden sich jeweils zwei Betten übereinander, die mit lachsfarbenen Vorhängen abgetrennt sind.

 

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Süden, Teil 1: Das Paradies

Traumstrände, Palmen und bizarre Felsformationen – die Andaman-See vor der Westküste Thailands hält, was ich mir von ihr versprochen habe. Unsere erste Station ist Ao Nang Beach, ein lebhafter, aber nicht überfüllter Ort auf dem Festland in der Nähe der Stadt Krabi. Von dort aus fahren wir mit einem Speedboot zur Insel Ko Phi Phi und den benachbarten Buchten. Der Name „Pipi“ mag für deutsche Ohren nicht allzu verheißungsvoll klingen, aber es ist wunderschön.

Anschließend verbringen wir zwei Nächte auf Ko Yao Noi. Die Zimmer des Hotels sind einzelne Holzhütten, die in einem tropischen Garten am Hang mit Blick auf die Tha Khao Bucht liegen. Auf der Terrasse vor unserer Hütte befindet sich eine Hängematte von der man einen Sonnenaufgang beobachten kann, der fast schon kitschig wirkt.

Überhaupt ist die Insel das genaue Gegenteil vom benachbarten Phuket. Die Bewohner sind Moslems und verlangen von ihren Gästen die Einhaltung gewisser Grundregeln. In der Öffentlichkeit müssen Schultern und Knie dezent bedeckt sein. Bars, die Cocktails in Plastikeimern anbieten, sucht man im kleinen Hauptort vergebens. So etwas schreckt die Touristenmassen ab – und damit kann ich gut leben. Bei einer Rundfahrt sehen wir den Alltag der Insulaner, die größtenteils noch vom Fischfang leben oder davon, dass sie sie aus Kautschukbäumen Gummi gewinnen.

Von Ko Yao Noi aus fahren wir mit einem traditionellen Longtail-Boot durch die Bucht von Phang Nga und hüpfen von Kalksteinfelsen zu Kalksteinfelsen, von Strand zu Strand. Oft sieht man in Bäumen Leinen mit zusammengebundenem Strandgut hängen. Ein alter thailändischer Brauch? Beschwichtigung böser Geister? Nein: Viele Brautpaare heiraten hier. Eines hat damit angefangen (warum auch immer), die anderen habens nachgemacht. Ebenfalls einen Besuch wert ist Ko Racha Yai. Obwohl ich diese Insel unter denkbar ungünstigen Umständen erlebe (s.u.), kann ich mich ihrem Zauber nicht ganz entziehen.

Das türkise, 29 Grad warme Wasser der Andaman-See lädt nicht nur zum Schwimmen ein. Sobald man sich einen Schnorchel aufsetzt, taucht man in eine fremde Welt ein. Die ist fast noch schöner, als die über der Oberfläche: Knallbunte Fische in allen Farben und Formen – Einzelgänger und riesige Schwärme. Wenn man Weißbrot mitbringt, fressen sie einem aus der Hand und knabbern dabei auch mal an den Fingern. Während die Schwarzgelbgestreiften weiche Mäulchen haben, zwicken die Braunweißgepunkteten.

 

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Süden, Teil 2: Das Paralleluniversum

Vor dem Besuch auf Ko Phi Phi machen wir einen Abstecher zu „The Beach“, wo einst Leonardo DiCaprio als Backpacker eine scheinbar perfekte Postkartenkulisse fand. Während es in der Nachbarschaft zahllose ebenso hübsche, immer noch recht einsame Buchten gibt (s.o.), ist dort vor lauter Menschen der Sand nicht mehr zu sehen. Das liegt wohl vor allem an den Tagesausflüglern, die aus Phuket herüberkommen.

Die Halbinsel ist erwartungsgemäß das Einzige, was mir auf der gesamten Reise nicht besonders gut gefällt. Dabei liegt unser Hotel gar nicht in der Hochburg Patong, sondern im südlichen Nachbarn Karon Beach. Zugegeben: Der breite, lange Strand ist ideal zum Baden geeignet. Die ungeschützte Küste bietet leichten Wellengang. Und das Wasser ist nicht so flach wie in Ao Nang Beach oder auf Ko Yao Noi, wo man bei Ebbe kaum schwimmen kann. Man darf sich nur nicht umdrehen. Dann sieht man nämlich in Reih und Glied endlose Reihen von Mietliegen mit Sonnenschirmen stehen. Hinter dem Strand folgen die stark befahrene Hauptstraße und der gesichtslose Ort. Jedes Restaurant bietet neben Thaifood auch Pizza, Schnitzel und Burger auf Speisekarten in zig Sprachen. Dubiose Geschäftemacher lauern auf Opfer. Im örtlichen Gibbon-Rehabilitationszentrum warnt man uns eindringlich, Angebote für Erinnerungsfotos mit Äffchen abzulehnen. Um ein einziges lebendiges Baby zu erwischen, töten Wilderer im Schnitt neun Tiere der bedrohten Art. Wenn die niedlichen Kleinen zu groß zum Posieren geworden sind, schaffen nur Wenige den Weg zurück in den Dschungel.

Am späteren Abend wird die Atmosphäre in Karon richtig seltsam. Wir sind mit vier Frauen unterwegs und wollen auf dem Rückweg zum Hotel noch einen Cocktail trinken. Auf der Straße, auf der man übrigens schnell mal umgenietet wird, begegnen uns ständig angegraute Herren mit blutjungen Asiatinnen. Immerhin: Bars gibts genug. In einer räkelt sich eine nackte Frau pseudo-lasziv an einer Stange. Nicht unser Ding, also nach nebenan. Als wir einen Tisch ansteuern, fassen uns stark geschminkte Kellnerinnen am Arm und ziehen uns fast mit Gewalt Richtung Bar. Wir ergreifen die Flucht und landen schließlich in einem Laden, in dem ein unfassbar schlechter Sänger Songs aus den 60ern und 70ern hinrichtet (der sollte sich mal bei „DSDS“ bewerben). Dazu drehen sich ältliche, aufgebrezelte Paare auf der Tanzfläche. Hilfe! Wir sind vom Paradies in ein böses Paralleluniversum geraten. Oder in einen Film der Coen-Brüder.

Am letzten Tag lande ich dann in einem Horrorfilm. Oder in einer Urlaubsreportage von RTL 2. Ich will ich noch einmal Schnorcheln gehen. Mein Eindruck aus dem mexikanischen Playa del Carmen bestätigt sich: Es ist extrem schwierig, in Touristen-Orten vernünftige Tagesausflüge zu bekommen. Die kleinen Schiffe sind längst ausgebucht. Schließlich lande ich auf einem etwas größeren Speedboot, das mich nach Ko Racha Yai bringt. Die Insel liegt nahe bei Phuket. Zu nahe, wie sich herausstellt. Denn der Veranstalter, der mehrere Boote gleichzeitig betreibt, hat jeden Platz mindestens dreimal verkauft und lässt die Boote hin und her pendeln. Die Schnorchler werden in Gruppen aufgeteilt und mit farbigen Aufklebern markiert. Jedes Team (ich bin „orange“) bekommt einen Aufseher, der seine Leute mit einer Trillerpfeife wie eine Schafherde zusammentreibt. Klar, dass der in der Hochglanz-Broschüre beworbene Zeitplan so nicht eingehalten werden kann. Die angekündigte Schnorcheltour von der Insel aus verkürzt sich von zwei Stunden auf 45 Minuten. Trotzdem vergesse ich im Wasser, das hier besonders klar ist, meinen Ärger. Damit ich die Zeit nicht ebenfalls vergesse, trage ich eine wasserdichte Uhr. Nach ca. 35 Minuten hebe ich den Kopf aus dem Wasser und sehe zufällig, wie ein Boot abfährt. MEIN BOOT! OHNE MICH! Wenn ich mich nicht in Sichtweite der Küste befunden hätte, wäre ich jetzt wohl etwas nervös geworden. Zum Glück liegt ein weiteres Boot in der Bucht, das mich freundlicherweise mit zurücknimmt. „Mein“ Boot ist bereits wieder auf See – mit meinen Sachen an Bord. Nach einem tropfnassen Mittagessen im Badezeug finde ich endlich sogar meinen Rucksack wieder. Wer also ein ganz unvergessliches Erlebnis sucht, dem sei der Veranstalter „Raya Princess Tour“ wärmstens ans Herz gelegt…

Warum so viele Thailand-Besucher ihren kompletten Urlaub auf Phuket verbringen, kann ich zwar nicht verstehen. Aber ich bin heilfroh, dass die meisten dort bleiben!

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Rückkehr ins Paradies

Ein Jahr später reise ich erneut in den Süden Thailands. Ich habe aus meinen Erfahrungen gelernt und plane entsprechend. Zwar fliege ich wieder nach Phuket, verlasse die Halbinsel aber sofort und verbringe eine Woche auf einem Katamaran. Die Schönheiten der Bucht von Phang Nga erkunde ich diesmal nicht vom Land, sondern vom Wasser aus. In der zweiten Woche gehts auf dem Landweg weiter nach Norden, erst für drei Tage in den Khao Sok National Park, dann an den nahen Strand von Khao Lak an der Westküste. Von dort aus besuche ich bei einem Tagesausflug mit einem Speedboot die Surininseln und mache zum Schluss einen dreitägigen Schnorcheltrip auf einem Motorboot zu den Similaninseln.

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HOME, SWEET HOME

BOLIVIEN 🇧🇴 

Reiseroute 2011

ECUADOR 🇪🇨 – PERU 🇵🇪 – Kasani (Grenze) – Copacabana (Titicaca-See) – La Paz (Regierungssitz)

Paradebeispiel für
anders tickende Uhren

Eine mehrstündige Busfahrt bringt uns von Puno in Peru nach La Paz in Bolivien. Die Grenze in Kasani müssen wir allerdings zu Fuß überqueren. „Ich sammele Euch an der anderen Seite wieder ein“, verspricht der Fahrer. Nach der peruanischen Kontrolle laufen wir die staubige Straße entlang auf ein Steintor zu, das wohl die Grenze markiert – und werden rüde ausgebremst: Ein Soldat schickt die Fußgänger zur Seite auf einen Trampelpfad, der um einen großen Platz vor einer alten Kirche herumführt. Der ist voller Menschen. Jemand hält eine flammende Rede, dann ertönt Marschmusik. Eine Demonstration, ein Putsch? Jedenfalls warten wir hinter der bolivianischen Kontrolle vergeblich auf den Bus. Schließlich taucht immerhin der Fahrer auf und erklärt, dass zur Feier irgendeines Abkommens gerade eine Parade stattfindet. Mitten auf der Straße. Weil der Bus nicht auch den Trampelpfad nehmen kann, müssen wir ca. eine Stunde warten, bis die Veranstaltung vorbei ist. Obwohl die Bolivianer eigentlich ein friedliches Volk sind, scheinen sie Paraden zu lieben. Als ich am nächsten Morgen in La Paz das Hotel verlasse, habe ich ein Déjà-vu: Auf einem Platz vor einer alten Kirche stehen Männer in blütenweißen Uniformen in Reih und Glied, jemand hält eine flammende Rede, Marsch­musik ertönt…

Endlich wieder im Bus! Kurz hinter der Grenze müssen wir in Copacabana am Titicacasee umsteigen. Zwar gibt es auch hier einen Strand. Allzu viel hat er mit seinem Namensvetter in Rio jedoch nicht gemeinsam – Wassertemperatur: 9 Grad! Die Fähre, mit der wir wenig später in Tiquina übersetzen, sieht abenteuerlich aus: Der Bus fährt auf eine Art hölzernes Floß. Die Passagiere werden in kleinen Motorbooten extra transportiert.

Lamaleichen für den Hausbau

In La Paz angekommen, besuche ich den legendären Hexenmarkt. Der Name ist irreführend: Hier stehen keine Stände, und die Verkäuferinnen reiten auch nicht auf Besen. Auf den ersten Blick ist die Calle Linares eine ganz gewöhnliche Straße mit Geschäften – aber ungewöhnlichem Sortiment. Beispielsweise werden Lama­embryos angeboten, die beim Einmauern ins Fundament eines neuen Hauses Glück bringen sollen. Ich überlege, ob ich Freunden, die gerade Mega-Ärger mit ihrem Hausbau haben, eins mitbringe. Nur: Wie soll ich das bei der Zollkontrolle erklären? Mir selber kaufe ich ein Amulett in Froschform (soll Geld bringen) und ein Fläschchen mit buntgemischtem Inhalt (soll alles bringen – Glück, Geld, Liebe, Gesundheit, Intelligenz). Kann ja nicht schaden. Hat allerdings außer Dekoration meiner Wohnung bisher auch noch nichts genützt.

Meine Rundreise endet nach 24 Tagen in La Paz. Das ist übrigens Boliviens Regierungssitz, aber nicht die Hauptstadt – diesen Titel trägt Sucre. Ich verbringe hier nur eine Nacht und komme über die sehr hübsche Altstadt nicht hinaus. Wieder einmal ist Sonntagabend und wie in Quito ist außer uns kaum jemand unterwegs. Die Millionen-Metropole liegt 3600 Meter hoch, der Flughafen im Stadtteil El Alto befindet sich sogar auf über 4000 Metern. Kaum zu glauben! (Zum Vergleich: Der höchste Punkt des Skigebiets auf dem Hintertuxer Gletscher ist knapp 3300 Meter.)

 

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HOME, SWEET HOME

ECUADOR 🇪🇨 

Reiseroute 2011

Quito (Hauptstadt von Ecuador) – Isla San Cristóbal (2 Übernachtungen in Puerto Baquerizo Moreno, Mountainbike-Tour vom Hochland an die Küste, Schnorchel-Tour zur Isla de Lobos und zum Felsen Leon Dormido) – Isla Floreana (Zwischenstopp mit Spaziergang von Puerto Velasco Ibarra zu einer nahen Seelöwen-Bucht) – Isla Isabela (3 Übernachtungen in Puerto Villamil, Besteigung des Vulkans Sierra Negra, Besuch einer Riesenschildkröten-Aufzuchtstation, Besichtung einer Flamingo-Lagune und der Mauer der Tränen, Schnorcheln in Tintoreras) – Isla Santa Cruz (2 Übernachtungen in Puerto Ayora, Betrachtung von Riesenschildkröten in freier Wildbahn, Besichtigung eines Lava-Tunnels, Schwimmen in der Tortuga Bay, Besuch der Charles-Darwin-Forschungstation) – Isla San Cristóbal (1 Übernachtung in Puerto Baquerizo Moreno, Schnorcheln in einer nahen Bucht, Aufenthalt am Playaman) – QuitoPERU 🇵🇪 – BOLIVIEN 🇧🇴 

Hauptstadt sonntags geschlossen

1aquitokleinDie Galapagos-Inseln gehören zu Ecuador. Also führt der Weg dorthin über die Hauptstadt Quito. Früh morgens lande ich in der 1,4-Millionen-Metropole, die immerhin 2850 Meter hoch liegt. Ich will aber gleich noch höher hinaus und fahre auf den Hausberg, den Vulkan Pichincha. Rauf gehts bequem mit der Seilbahn TelefériQo, die laut  Wikipedia „die gegenwärtig höchste Bergstation der Welt“ hat. Auf rund 4100 Metern wird die Luft dünn. Aber man hat einen herrlichen Blick über das Häusermeer und kann in der Pampa herumwandern. Nachmittags zeigt eine Einheimische unserer Gruppe die sehr schöne, koloniale Altstadt. Abends gehen wir im modernen Zentrum La Mariscal aus. Es ist Samstagabend und die Bars und Restaurants sind voller Menschen. Ganz anders der Abend nach unserem Galapagosaufenthalt: Das ist ein Sonntag und alle Bürgersteige sind hochgeklappt – Quito ist eine Geisterstadt. Mit Mühe und Not finden wir ein offenes Fastfood-Restaurant.

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Zu Wasser oder zu Land?

10disabelastrand1kleinEs war schon lange mein Traum, die Galapagos-Inseln zu besuchen. Leider liegen sie nicht gerade um die Ecke, sondern mitten im Pazifik: ca. 1000 Kilometer vor der Westküste Südamerikas direkt am Äquator. Trotzdem ist es dort nicht so warm wie sonst in den Tropen. Das liegt an kalten Meeresströmungen, die auf der anderen Seite aber auch für eine riesige Vielfalt an Fischen sorgen. Ferner hat die Lage den Vorteil, dass es keinen Massentourismus gibt. Das könnten die Inseln, die ohnehin schon schwer unter Siedlern, Walfängern und Piraten gelitten haben, auch nicht vertragen. Oft mussten eingeführte Tierarten später wieder mühsam ausgerottet werden. Auf der Insel Pinta z.B. setzte ein Fischer 1954 eine männliche und zwei weibliche Ziegen aus, die sich explosionsartig vermehrten und alles kahlfraßen. 1971 begann man man mit ihrer Bekämpfung. Aber erst 2003 konnten die letzten Exemplare erlegt werden – mit Hilfe sogenannter „Judas“-Ziegen. Die wurden mit Halsbandsendern ausgestattet und eingesetzt, um ihre geselligen Artgenossen zu suchen und damit ihr Versteck zu verraten. Eine Strategie, die sich auch auf Isabela bewährte. Zum Glück sind inzwischen 96 Prozent der Landfläche des Archipels Nationalpark, Dementsprechend existieren strenge Naturschutz-Regeln: Die Wege dürfen nicht verlassen, viele Gegenden und Buchten gar nicht betreten werden. Es ist verboten, Tiere anzufassen – man muss immer zwei Meter Mindesabstand halten. Allerdings scheinen viele Viecher diese Regel nicht zu kennen und kommen einfach näher. Lesen können sie wohl auch nicht. Das Schild „Nur für Kinder“ an einer Wasserrutsche wird von den Seelöwen ignoriert.

Jenseits der kleinen Ortschaften müssen sich Besucher von einem Park-Ranger begleiten lassen, der über die Einhaltung der Regeln wacht. Auf eigene Faust zu reisen ist also nicht möglich. Bleibt die Frage, ob man (wie die meisten Touristen) mit seiner Reisegruppe eine Kreuzfahrt macht oder in Hotels übernachtet. Beides hat Vor- und Nachteile: Bei einer Kreuzfahrt erreicht man auch abgelegenere Inseln des Archipels, ist aber abends auf dem Boot „gefangen“. Zudem sind die meisten Kreuzfahrten sehr teuer. Also entscheide ich mich für einen landbasierten Trip, der auf die vier bewohnten Inseln San Cristóbal, FloreanaIsabela und Santa Cruz führt. Der geplante Zwischenstopp auf der unbewohnten Isla Sante Fe muss leider ausfallen, da Speedboote wie das, was uns zwischen den Inseln hin- und herbringt, dort plötzlich nicht mehr anlegen dürfen (neue Regeln!).

pinkiguanaDie Inseln haben jeweils nur einen Küstenort, wobei Puerto Velasco Ibarra auf Floreana lediglich aus einer Handvoll Häuser besteht. Immerhin versorgten die paar Einwohner die Weltpresse Anfang der 30er-Jahre mit einem mordsmäßigen Skandal. Am besten gefällt es mir in Puerto Villamil auf Isabela. Das Nachtleben dort ist klein, aber fein. Besonders schön ist die Strand-Bar „Pink Iguana“. Wenn während der Happy Hour die Dunkelheit hereinbricht, wird ein Lagerfeuer angezündet. Außerdem befindet sich direkt am Strand eine Art Kneipe, in der zu späterer Stunde Salsa getanzt wird. Feierwütige seien dennoch gewarnt: Einen „Ballermann“ sucht man hier vergebens. Da die Kreuzfahrer abends auf ihren Booten bleiben, sind die Insulaner und die wenigen Urlauber, die in Hotels übernachten, unter sich.

Allzu viel Energie fürs Ausgehen bleibt ohnehin nicht: Fast täglich schnorcheln wir. Das kristallklare Meer lädt Abgehärtete zum Schwimmen ein. Für Surfer gibts die schönsten Wellen in der Tortuga Bay auf Santa Cruz. Auf San Cristóbal fahren wir mit Jeeps von Puerto Baquerizo Moreno ins Hochland (wo erstaunlicherweise sogar Kaffee wächst) – und zurück mit Mountainbikes die einzige Straße wieder hinunter. Auf Isabela besteigen wir den Vulkan Sierra Negra. Er hat den zweitgrößten Krater der Welt und ist immer noch aktiv. Wir wandern durch riesige Lavafelder und genießen von 1490 Metern Höhe aus einen weiten Blick über die größte Insel des Galapagos-Archipels. Am nächsten Tag klettern wir auf die Mauer der Tränen. Das Bauwerk steht mitten in der Wildnis, ist 150 Meter lang, bis zu zehn Meter dick – und total sinnlos. Es wurde in den 40er-Jahren von den Häftlingen einer Strafkolonie errichtet und diente lediglich der Beschäftigung der Männer.

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Galapagos – Paradies für Tierfreunde

2cseeloewenklein„Der Galapagos-Seelöwe, eine kleinere Unterart des Kalifornischen Seelöwen, ist an fast allen Küsten des Archipels zu finden. Charakteristisch für ihn ist der spitze ,Hundekopf‘ und die laute, bellende Stimme, die kein Besucher der Inseln je vergisst“, heißt es in meinem Reiseführer. Stimmt! Vor allem in Puerto Baquerizo Moreno auf San Cristobal trifft man massenhaft Seelöwen. Sie liegen sogar dösend auf ankernden Booten oder auf Parkbänken an der Hafenpromenade. Wohl das Allerniedlichste, was ich je in freier Wildbahn beobachtet habe, sind drei Neugeborene. Sie robben über den örtlichen Badestrand Playaman und schreien wie Menschenbabys.

Ein unvergleichliches Erlebnis ist das Schnorcheln mit Seelöwen, die neugierig ankommen und einen umkreisen. Vor allem interessiert sie meine silbern glänzende Unterwasserkamera, sodass ich einige sehr nahe Aufnahmen von Schnauzen und Schnurrbarthaaren kriege. Beim Schnorcheln in Tintoreras begleitet mich minutenlang eine Meeresschildkröte. Flap, flap – sie schwingt gemächlich die Flossen und ich kann ihr problemlos folgen und sie filmen. Wir sehen sogar Meerechsen, die Algen abweiden. Damit sind diese Leguane, die Charles Darwin „Kobolde der Finsternis“ nannte, weltweit einmalig. Zwar ist das Schnorcheln fantastisch – das Wasser ist jedoch im Winter (September) ziemlich kalt. Selbst im Neoprenanzug frieren wir heftig. Nach unserem ersten Ausflug kann ich kaum zurück ins Boot klettern, weil meine Hände und Füße ganz taub sind.

Vom Land aus lassen sich ebenfalls herrlich Tiere betrachten: In einer Lagune kuscheln sich Weißspitzen-Riffhaie zwischen zwei Felsen wie Ölsardinen in der Dose aneinander – dabei ist der Ozean so groß. Auf dem Fischmarkt des Haupt-Touristenorts Puerto Ayora auf Santa Cruz geht eine Bande von Pelikanen „einklauen“ und belagert die Händler. Die versuchen, ihre Ware zu retten. Super schräge Vögel sind die Blaufußtölpel. Ihre schlumpffarbenen Latschen dienen oft als Motiv für Souvenirs. Sehr beliebt sind T-Shirts und Hüte mit der Aufschrift „I Love Boobies“. „Boobies“ ist der englische Ausdruck für „Tölpel“ – und gleichzeitig das Slangwort für Brüste…

8flonelygeorgekleinNatürlich besuchen wir auf Santa Cruz auch die Charles-Darwin-Forschungsstation mit dem berühmten „Lonely George“, der ein paar Monate später im besten Mannesalter (um die 100) gestorben ist und der Letzte seiner Art war. Er stammte von der Insel Pinta, wo alle anderen Landschildkröten ausgerottet wurden. George war nämlich ein „Saddle­back“. Die sind leichter als die kuppelförmigen „Dome“-Schildkröten und haben einen platteren Panzer. Deswegen wurden sie in vergangenen Jahrhunderten von den örtlichen Piraten besonders gern als lebende Verpflegung mit an Bord genommen – sie waren genügsam, vergammelten nicht und ließen sich gut in den Schiffen stapeln. George war als Einziger übriggeblieben und teilte sich sein Gehege mit Georgette und Georgina. Die sind von einer ähnlichen Spezies und man hoffte, dass sie sich mit George paaren. Leider vergeblich.

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PERU 🇵🇪 

Reiseroute 2011

ECUADOR 🇪🇨 – LimaPuerto Maldonado (Amazonasgebiet: zwei Übernachtungen in einer Dschungel-Lodge am Rio Tambopata) – Cuzco (ehemalige Hauptstadt des Inka-Reiches) – Ollantaytambo (Heiliges Tal, Zwischenstops in Amaru und Pisac) – Inka-Trail nach Machu PicchuCuzco – Puno (Stadt am Titicacasee) – Llachon (Dorf am Titicacasee, Zwischenstops auf den Inseln der Uros und der Isla Taquile) – Puno – BOLIVIEN 🇧🇴 

Lama in Lima

„Was war die dümmste Frage, die dir je gestellt wurde?“ fragt ein Mitreisender in Guatemala den Tourguide. „Jemand hat gefragt, wann wir endlich Lamas sehen“, erwidert Juan. Daraufhin beklagt sich die Gruppe natürlich ständig über den Mangel an Lamas in Mittelamerika. In Peru hingegen gibts nichts zu meckern. Lamas über Lamas – sogar in den Ruinen von Wiñay Wayna (s. Foto ganz oben) und Machu Picchu stehen sie. „Die arbeiten hier“, sagt man uns. Ihr Job ist es, den Rasen auf den Terrassen, auf denen die Inkas einst Mais oder Bohnen anbauten, kurz zu halten.

Noch putziger als die bräsig guckenden Lamas finde ich ihre haarigen Verwandten, die Alpakas (Foto). 3,5 Millionen leben in Peru – 75 Prozent der weltweiten Population. Die liefern die Wolle für all die Pullover, Mützen, Handschuhe und Schals, die an jeder Ecke günstig angeboten werden. Allerdings gibt es die Neuweltkamele nur im Hochland. In Perus Hauptstadt Lima, die unten an der Küste liegt, findet man keine. Mein Vater hat einmal einen Schüttelvers darüber gechrieben: „Ein Lama in Lima/ vertrug nicht das Klima./ Es wurde asthmatisch,/ lit psychosomatisch,/ bekam fiese Mucken/ und fing an zu spucken.“

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Meerschweinchen als Mittagessen

Wer keine Kartoffeln mag, hat in Peru ein Problem. In der Heimat der Knolle gibt es 5000 verschiedene Sorten. Auch für Vegetarier ist die traditionelle Küche nicht ideal. Sie werden oft mit Beilagen (vor allem Bohnen und Reis) abgespeist. Neben Fisch und Hühnchen steht für Fleischesser Exotisches auf der Karte: Als besondere Delikatesse im Hochland gilt „Cuy“ – gegrilltes Meerschweinchen. Wir probieren es bei unserem Besuch im Dorf Amaru. Es schmeckt ein bisschen wie Kaninchen, das ich nicht so mag. Zudem weckt es bei mir Erinnerungen an „Jojo“, das Haustier meiner Kindheit…

Bei den Getränken etwas gewöhnungsbedürftig ist Chicha – vergorenes Maisbier, das die Einheimischen selbst brauen. Ein Stock mit einer Plastiktüte vor einem Haus zeigt an, dass es dort verkauft wird. Nicht gewöhnungsbedürftig, sondern sehr lecker: der Cocktail „Pisco Sour“. Grundlage ist der Grappa-ähnliche Pisco-Schnaps, der mit Limettensaft, Eiweiß, Zucker und Zimt vermixt wird.

Nicht bloß Nahrung, sondern Teil der peruanischen Kultur sind Kokablätter, die meist gekaut oder als Tee aufgegossen werden. Sie gelten außerdem als Allheilmittel, vor allem bei Magenbeschwerden und als Vorbeugung gegen die Höhenkrankheit. Interessante Einzelheiten erfahren wir im Kokamuseum in Cuzco. Die Pflanze ist den Inkas heute noch heilig: „Mit dem Kokablatt bist du niemals alleine, du bist immer mit Mutter Erde zusammen“, heißt es auf einem Schild. An anderer Stelle wird beschrieben, wie man aus der Pflanze Kokain herstellen kann. Deshalb ist die Einfuhr von Kokaprodukten (die als solche nicht süchtig machen) nach der UN-Drogenkonvention in die EU verboten. Obwohl ein Kännchen Kokatee beim Skiurlaub in den Alpen praktisch wäre…

 

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25.000 Leichen im Keller

In Lima bummele ich durch die historische Altstadt. Ein Highlight unter den vielen Prachtbauten ist das 1657 bis 1687 erbaute Franziskaner-Kloster mit seiner „Im Namen der Rose“-mäßigen uralten Bibliothek und hohem Grusel-Faktor: Die Mönche haben nicht nur eine Leiche im Keller, sondern ca. 25.000. Die Katakomben unter der Kirche wurden nämlich jahrhundertelang als Friedhof genutzt. Trotz all der Geschichtsträchtigkeit ist Lima eine moderne Metropole mit entsprechendem Verkehr. Die Hupe ist hier der wichtigste Teil eines Autos.

Bei der Fahrt durch die Vororte fällt auf, dass sehr viele Häuser noch gar nicht fertig sind. Norma, unser Tourguide, erklärt warum: Die Leute trauen den Banken nicht und nehmen deswegen für den Hausbau keine Kredite auf. Wenn sie etwas Geld gespart haben, fangen sie an das Erdgeschoss zu bauen und ziehen schonmal ein. Dann wird weiter gespart, bis Geld für den ersten Stock vorhanden ist usw. Die Außenwände bleiben oft unverputzt. Werbung (auch für Wahlen – „Ollanta Presidente“) wird einfach mit Farbe draufgemalt.

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Vom wilden Affen beklaut

Wir fliegen von Lima nach Puerto Maldonado und fahren weiter mit Kleinbus und Boot  zum Tambopata-Nationalpark. Auf Wunsch bekommt man am Eingang einen schönen Jaguarstempel in den Pass. Die gefleckte Raubkatze sehen wir zwar nicht live, dafür aber jede Menge anderer Tiere: Direkt neben dem Registrierungs-Büro turnt ein Dusky-Titi-Äffchen herum. Unsere benachbarte Öko-Lodge, das Explorer’s Inn, wird von einer Bande Saddleback-Tamarine überfallen, die sich an den Bananenvorräten in der Speisekammer bedienen. Bei einer nächtlichen Bootstour beobachten wir Baby-Brillenkaimane. Ein Ranger leuchtet das Flussufer mit einer Taschenlampe ab und erkennt sie an den rot aufglühenden Augen. Außerdem grasen dort zwei Capybaras, die größten Nager der Welt. Am nächsten Tag wandern wir zu einem See, in dem eine zehnköpfige Riesenotter-Familie wohnt. Immer wieder gucken die runden Köpfe aus dem Wasser. Am zweiten Abend machen wir einen Dschungelspaziergang und treffen auf Taranteln, Raupen und Fröschchen.

 

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Im Zentrum des alten Inka-Reiches

Nach dem Ausflug in den feuchtheißen Tiefland-Dschungel gehts rauf in die Anden, wo wir den Rest unseres Urlaubs verbringen. Trotz der kühlen Temperaturen tragen die meisten Männer (und die meisten Frauen) dort Sandalen – ohne Socken! Dieses Schuhwerk ist billig aus alten Autoreifen hergestellt, hält vier bis fünf Jahre und ist wasserfest. Sogar die Träger auf dem teils steilen und glitschigen Inka-Trail laufen damit herum.

Wir befinden uns nun im Zentrum des alten Inka-Reiches, an das überall Ruinen erinnern. Auf dem Weg ins Heilige Tal, durch das der Rio Urubamba fließt, legen wir in den Bergen im Dorf Amaru einen Zwischenstop ein, um zu sehen, wie die Nachfahren der Inka leben. Vorher lernen wir etwas Quechua (sulpaiki = danke). Dennoch muss Norma für uns dolmetschen. Die Frauen des Ortes empfangen uns. Während sie erklären, wie sie ihre traditionellen Textilien herstellen, sind sie niemals untätig: Die einen zwirbeln Alpakawolle zu Garn, die anderen weben. Schon die Mädchen lernen die Kunst – sie fangen mit Armbändern an, bevor sie sich zu Schals und Stolas „hocharbeiten“. Zum Schluss verraten uns die Frauen noch das Geheimnis ihrer tiefschwarzen Haare: Sie benutzen ein natürliches Shampoo aus Wurzeln. Dann gehen wir gemeinsam zur Feldarbeit: Zuvor wird die Gruppe passend eingekleidet. Die bunten Röcke und Hüte sind keineswegs nur Feiertagstracht, sondern werden im Alltag getragen. Und sie sind schön warm. Allerdings fällt einem der Hut beim Versuch, die Erde mit der Hacke zu lockern, ständig über die Augen. Ganz schön anstrengend! Als „Doping“ werden dabei traditionell Kokablätter gekaut. Allerdings, so erklärt uns Norma, unterdrückt das den Durst. So trinken die Feldarbeiterinnen oft zu wenig und bekommen Nierenpbrobleme.

Nach einem Abstecher auf den Markt in Pisac übernachten wir am anderen Ende des Tals in Ollantaytambo, dessen Gebäude aus der Inkazeit noch fast vollständig erhalten sind.

 

Cuzco, die ehemalige Hauptstadt des Inka-Reiches, muss einst im Wortsinne mit Gold gepflastert gewesen sein. U.a. soll sich um den zentralen Platz eine 250 Meter lange Goldkette gezogen haben. Obwohl die Spanier nach ihrem Einmarsch 1533 alles, was einschmelzbar war, mitgehen ließen und die Inkatempel niederrissen, ist die Stadt heute noch absolut sehenswert. Auf die Grundmauern der Tempel haben die Eroberer ihre Kathedralen einfach draufgebaut und innen z.T. ebenfalls mit Blattgold ausgekleidet. Kein moderner Bau stört die einzigartige, präkolumbisch-koloniale Mischarchitektur, die 1983 zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

 

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Zu Fuß nach Machu Picchu

„Die atemberaubendste Anreiseart nach Machu Picchu ist jene zu Fuß“, meint mein Reiseführer. Stimmt! Allerdings sind die über 40 Kilometer auf dem Inka-Trail kein Sonntagsspaziergang. Vier Tage lang wandere ich von Kilometer 82 zur legendären Ruinenstadt und bin heilfroh, dass ich vorher hart im Fitness-Studio trainiert habe. Drei Pässe müssen auf der Strecke überwunden werden, der Erste ist mit 4198 Metern der Höchste. Passenderweise heißt er „Warmi Wañusca“ – Pass der toten Frau. Es gäbe „keine Angaben über die Herkunft dieses Namens“, steht in meinem Reiseführer. Ich hingegen weiß es: Die alten Inkas haben mich kommen sehen. Denn ich fühle mich ziemlich tot, als ich die letzten Stufen hinaufklettere. Und bin heilfroh, dass unsere Wandergruppe nicht am zweiten Tag auch noch den nächsten Pass erklimmen muss. Als wertvoll erweisen sich mein warmer Daunenschlafsack und die Thermounterwäsche. Beim Campen in Paqaymayu auf 3600 Metern in der zweiten Nacht wird es sehr, sehr kalt. Warme Duschen gibts auf keinem der Campingplätze. Auch die ehemals vorhandenen in unserer letzen Station Wiñay Wayna sind inzwischen geschlossen, weil die Betreiber ihre Steuern nicht bezahlt haben.

Aber die spektakulär schöne Landschaft entschädigt für alle Entbehrungen. Der Weg führt durch Bergregenwälder und grasbewachsende Pampa und bietet immer wieder fantastische Ausblicke in die Anden oder das Tal des Urubamba. Unbeschreiblich ist das Gefühl, wenn man am frühen Morgen des vierten Tages durch das Intipunku, das berühmte Sonnentor, tritt und (falls es nicht gerade neblig ist) einen wunderschönen Blick auf Machu Picchu hat.

 

In Machu Picchu stehen ca. 300 Häuser, schätzungsweise 1500 Leute lebten hier. Über die geheimnisvolle Stadt gibts verschiedene Theorien. Zum Beispiel, dass es eine Art Universitätsstadt war, in der junge Inkas in Astronomie, Architektur, Agrikultur und Religion ausgebildet wurden. Andere glauben schlicht, dass die Stadt von Aliens erbaut wurde.

Welche Funktion die Stadt wirklich hatte, wird man wohl nie erfahren. Die Inkas hielten wichtige Informationen auf Textilien und Töpferware fest. Nicht wissend, dass die spanischen Eroberer diese „Schrift“ gar nicht lesen konnten, zerstörten sie alles, um ihr Wissen zu schützen. Als die Spanier dann die Oberschicht der Inkas umbrachten, ging alles verloren.

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Auf dem höchsten
schiffbaren See der Welt

Ein Linienbus bringt uns von Cuzco ins 3855 Meter hoch gelegene Puno, die „Folklorehauptstadt“ Perus am Ufer des Titicacasees. Mit Fahrradrikschas fahren wir zum Hafen und steigen aufs Boot um. Erste Station sind die schwimmenden Inseln der Uros. Die Nachfahren des Volkes, das die Inkas nie bezwingen konnten, erklären uns anhand eines Modells wie sie ihre Inseln aus Schilf selbst herstellen. Die weltweit einzigartigen Konstruktionen müssen verankert werden, damit sie nicht nach Bolivien „rübermachen“. Wenn es einen Streit gibt, oder einige Bewohner zu faul sind, folgt die Scheidung: Der „Präsident“ sägt ihren Inselteil einfach ab und sie bilden eine eigene Gemeinschaft. Alle 20 Jahre müssen die Inseln erneuert werden, alle zwei Monate wird die Oberfläche mit neuem Schilf renoviert. Auch sonst ist Schilf die Lebensgrundlage der Uros – als Baumaterial für die Hütten (eine hat sogar ein Solarpanel auf dem Dach) und Boote (es gibt zwei Modelle: den simplen „Toyota“ und den „Mercedes“ mit zwei Rümpfen und bunten Verzierungen) sowie als Nahrungsmittel. Die rund 70 Inseln bilden eine eigene kleine Welt auf dem See. Es gibt sogar Schulen – natürlich aus Schilf.

Die Nacht verbringen wir am Seeufer auf einer Halbinsel. Unsere mageren Quechua-Kenntnisse bringen uns nicht weiter, denn in dieser Gegend sprechen die Menschen Aymara. In Llachon wird die Reisegruppe auf Gastfamilien verteilt und nimmt am Dorfleben teil. Erst helfen wir unserer Gastgeberin beim Bohnenpflanzen. Dann rudern wir mit ihrem Mann auf den See hinaus, um Netze auszulegen, mit denen kleine Fische gefangen werden. Später spielen die Besucher Volleyball gegen die Einheimischen. Beeindruckend ist ein kleines Mädchen mit einem äußerst kräftigen Aufschlag. Die Jungs im Ort hingegen spielen lieber Fußball. Abends bekommen wir traditionelle Kleidung geliehen und treffen uns in einer gemütlichen Lehmhütte zum gemeinsamen Abendessen. Diesmal bekocht die Gruppe die Gastgeber. Wir entscheiden uns für ein für peruanische Verhältnisse exotisches Gericht: Nudeln! Bevor wir nach Puno zurückkehren, besichtigen wir die Isla Taquile. Landschaftlich wirkt die Insel fast mediterran. Während wir zum einzigen Dorf hochsteigen, begegnen uns Frauen, die beim Laufen Garn zwirbeln. Das Stricken jedoch ist hier reine Männersache.

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HOME, SWEET HOME

MEXIKO 🇲🇽 

Reiseroute 2011

GUATEMALA 🇬🇹 – BELIZE 🇧🇿 – Chetumal (Einreise per Fähre) – Playa del Carmen (Badeort) – Cancún (Flughafen)

Riviera Maya

„Mexikooo, Mexikohooo!“ Ich bin drin. Genauer gesagt: im Bundesstaat Quintana Roo. Zum Beweis sieht man überall die Nationalflagge wehen. Erstmals fällt mir auf, dass auch die Mexikaner einen Bundesadler haben (als Wappen in der Mitte). Der guckt allerdings nicht wie unserer ernst und staatstragend in die Gegend, sondern scheint ein Genießer zu sein: Er verspeist gerade eine Schlange. Später recherchiere ich bei Wikipedia nach und erfahre, dass das Wappen auf einer aztekischen Legende beruht, nach der der Gott Huitzilopochtli… Aber das ist eine andere Geschichte.

Wir erreichen Mexiko von Belize aus über den Seeweg und landen in Chetumal. Dort empfangen uns Soldaten mit Hunden, die das komplette Gepäck abschnüffeln. Ok, die suchen wohl Drogen. Nur: Bei der Einreise? Hieße Drogen nach Mexiko zu schmuggeln nicht „Eulen nach Athen zu tragen“? Von Chetumal aus fahren wir die Küste entlang nach Norden und halten unterwegs an der Cenote Azul, die mit kühlem, dunkelblauen Süßwasser zum Schwimmen einlädt. Das 90 Meter tiefe Loch ist etwas, was es nur auf der Halbinsel Yucatán gibt: Cenotes sind nämlich keine normalen Seen, sondern eingestürzte Höhlen. Sie sind Teil eines Systems, das ganz oder teilweise überflutet ist. Interessanterweise fließen die meisten Flüsse der Gegend unter der Erde (s. Belize).

Der geplante Abstecher nach zu den Maya-Ruinen von Tulum entfällt leider, weil wir durch das schlechte Wetter in Belize einen Tag verloren haben. Je näher wir Playa del Carmen kommen, desto touristischer wird die Gegend. Immer wieder verweisen Schilder an der Straße auf große Vergnügungsparks. Schließlich wird der Küstenstreifen als „Riviera Maya“ vermarktet.

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100.000-Einwohner-Dorf

Das ehemalige Fischerdorf Playa del Carmen ist ein beliebter Badeort. Hier beträgt das Bevölkerungswachstum über 20 Prozent – pro Jahr! Inzwischen (2011) wohnen bereits geschätzte 100.000 Leute dort. Immerhin hat man – anders als in Cancún – keine Hochhäuser an den Strand geklotzt. Der ist weiß, feinsandig und sauber (und man muss nicht mal Kurtaxe zahlen!). Das türkisblaue, warme Meer hat leichten Wellengang. Im Ort gibts eine Fußgängerzone mit Geschäften und Restaurants. Dort servieren die Kellner die Getränke auf dem Kopf und unterhalten die Gäste mit Spielchen. Mariachi-Bands mit riesigen Sombreros spielen Livemusik. Unser Hotel („Casa Tucan“) entpuppt sich als sehr origineller Bau und liegt zentral.

Das Ganze ist durchaus schön – aber einfach zu mexikanisch, um wahr zu sein. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich befinde mich in einer Disneyland-Version des Landes. Oder in einem Themenhotel in Las Vegas. Oder bei meinem Lieblings-Mexikaner in Hamburg. Diejenigen in der Gruppe, die die Tour schon eine Woche vor mir begonnen haben und dabei tiefer in den mexikanischen Bundestaat Yucatán vorgedrungen sind, bestätigen meinen Eindruck: Das echte Mexiko lebt hier nicht mehr.

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Schnorcheln im Schwarm

Nach den unvergesslichen Unterwasser-Erlebnissen in Belize, will ich am letzten Urlaubstag noch einmal Schnorcheln gehen und buche in einer der zahlreichen Agenturen in Playa del Carmen eine Tour mit drei Stops an den Riffen der vorgelagerten Insel Cozumel. „Ist ein kleines Boot“, versichert der Veranstalter auf Nachfrage.

Zunächst jedoch muss ich mit der (ziemlich großen) Fähre nach Cozumel übersetzen. In einem Menschenpulk werde ich an die Hafenpromenade geschwemmt. Immerhin finde ich schließlich „mein“ Tourboot. Es ist tatsächlich klein – und eines von hunderten anderer kleiner Boote. Gemeinsam mit denen tuckern wir in der Bucht herum, in der zudem sieben riesige Kreuzfahrtschiffe vor Anker liegen. Nach kurzer Fahrt hält das Boot ca. 20 Meter vom Ufer entfernt. Diese Strecke hätte man auch schwimmen können… Bevor wir ins Wasser springen, warnt uns der örtliche Guide: „Immer nahe bei mir bleiben! Nicht versuchen, beim Boot zu bleiben! Es herrscht eine starke Strömung – das Boot wird uns folgen.“

Klingt ja verlockend… Kaum sind wir von Bord, winkt der Guide hektisch und schreit: „Hier bin ich! Hierher!“ Verwirrenderweise sind noch zig andere Schnorchel-Gruppen in der Nähe – ebenfalls mit hektisch winkenden Guides. Da alle Tauchermasken aufhaben, sehen sie irgendwie gleich aus. Die uns verfolgenden Boote sehen auch alle gleich aus. Jetzt bloß nicht von einem der Boote überfahren werden! Und bloß nicht versehentlich der falschen Gruppe anschließen und dann ins falsche Boot steigen (sonst finde ich meinen Rucksack mit der trockenen Kleidung nie wieder)!! Nicht nervös werden!!! Kann man im Wasser eigentlich schwitzen? Gehört der Typ vor mir, dessen Schwimmflossen ich gerade ins Gesicht bekommen habe, tatsächlich zu meiner Gruppe?? Welche der wedelnden Arme gehören zu meinem Guide??? Die anderen beiden Stops verlaufen ähnlich. Heute habe ich etwas gelernt: Bisher habe ich Schnorcheln für eine entspannende, stille und friedliche Sportart gehalten. Es geht auch anders! Erstaunlicherweise schwimmen zwischen all den Menschen noch ein paar Fische herum. Was die wohl über uns denken? Seltsame Spezies: Sie treten sie in Massen auf, aber ihr Schwarmverhalten ist nicht sehr professionell.

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Zu guter Letzt:
Auf den Hund gekommen

Von Cancún sehe ich nur den Flughafen. Und der fällt auch in die Kategorie „Könnte ich drauf verzichten“. Die „Riviera Maya“ ist quasi das Mallorca der Nordamerikaner. Dementsprechend herrscht dort ein Riesenandrang sonnenverbrannter Menschen. Überall Shops mit Souvenirs, Souvenirs, Souvenirs. Ich habe schon viel gesehen, aber ein Geschäft mit lustige-Sprüche-T-Shirts in verschiedenen Größen lässt mich doch staunen. Die Teile sind nämlich ausschließlich für – Hunde! Vom Flugzeug aus erhasche ich einen Blick auf die Wolkenkratzer, die den Strand der Großstadt säumen. Ich frage mich, wie jemand freiwillig dort Urlaub machen kann. Zum Glück sind die Geschmäcker verschieden…

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HOME, SWEET HOME