AUSTRALIEN: MITTE 🇦🇺

Reiseroute 2007

SÜDENAlice SpringsKata Tjuta (= The Olgas) – Uluru (= Ayers Rock) – Kings Canyon (Watarrka Nationalpark) – Alice SpringsNORDENOSTEN

Mit Schotten indisch Essen
im Zentrum Australiens

1cwegweiseraliceAlice Springs befindet sich ungefähr in der Mitte Australiens und damit ziemlich weit weg von allem. Drumherum ist nur Wüste, der nächste größere Ort ist 1500 Kilometer entfernt. Das 26.000-Einwohner-Städtchen liegt an einem Fluss, der wegen des trockenen Klimas fast nie Wasser führt. Dennoch findet jährlich dort die Henley-on-Todd Regatta statt – mit Booten, die keinen Boden haben, sodass die Teilnehmer laufen können. Einmal musste das Event ausfallen. Da hatte es vorher geregnet…

„Alice“ (die „Aussies“ kürzen gerne alles ab) dient als Ausgangspunkt für Touren ins Red Center des Kontinents mit seinen bizarren Felsformationen und hat außer dem Alice Springs Desert Park und dem Aussichtspunkt Anzac Hill nicht allzu viel zu bieten. Auch das Nachtleben ist nicht sehr aufregend. Trotzdem erlebe ich nach meinem Campingtrip einen unvergesslichen Abend. Ich bin mit einem schottischen Biker-Pärchen aus der Reisegruppe unterwegs. Die beiden hatten mich vorgewarnt: „Wir kommen in voller Montur.“ Obwohl über 40 Grad herrschen, tragen sie wollene Kilts und Strümpfe. Der Mann hat zudem ein Kuhhorn am Gürtel. „Wofür ist das denn?“ – „Wirst Du schon sehen.“ (Des Rätsels Lösung: Es dient als Bierglas.) Erst gehen wir indisch essen, dann in einen Pub. Und erregen ziemliches Aufsehen. Menschen in karierten Faltenröcken kriegen die Leute im Outback offenbar eher selten zu Gesicht.

Leider ein vertrauter Anblick in Alice Springs sind australische Ureinwohner, die den Kontakt zu ihren Wurzeln verloren haben, aber nie in der westlichen Gesellschaft angekommen sind. Viele trinken und leben auf der Straße. Im Süden und Osten Australiens findet man praktisch gar keine Aboriginal People mehr. Nur im Norden und Westen gibt es noch Siedlungen, in denen die alte Kultur überlebt hat.

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Rote Erde und
einzigartige Felsformationen

3esonnenaufgang2Wieder einmal überraschen mich die Dimensionen des Kontinents: Wer denkt, er könne mal eben mit dem Mietwagen von Alice Springs aus beim Uluru vorbeischauen, irrt. Die Fahrt dauert mehrere Stunden. Deshalb übernachten die meisten Leute nach der Besichtigung im Touristenresort Yulara. Bevor wir das wohl berühmteste Wahrzeichen Australiens besuchen, halten wir in Kata Tjuta. Die roten Felsen liegen wie riesige Bowlingkugeln in der Ebene. Auf dem Fußweg dorthin kommt uns eine Gruppe japanischer Touristen entgegen, die wie für eine Marsexpedition vermummt sind. Mundschutz, Fliegennetz und Hut – ist das nicht etwas übertrieben? „In Japan wird ständig über Hautkrebs berichtet, sodass viele panische Angst davor haben“, erklärt unsere Reiseleiterin.

Dann erleben wir erst den Sonnenuntergang, dann den Sonnenaufgang am Uluru, der dabei sein ganzes Farbenspiel entfaltet. Anschließend umrunden wir den Felsen. Aufs Draufklettern verzichte ich. Darum bitten die Ureinwohner des örtlichen Arangu-Stammes, denn der Berg ist ihnen heilig. Ein Betreten wäre in etwa so respektvoll, wie bei uns in eine Kirche zu pinkeln. Beinahe hätte der Felsen einen äußerst seltenen Anblick geboten: „Vor drei Wochen hatten wir einen richtig guten Regen,“ sagt die Reiseleiterin und zeigt Fotos, auf denen kleine Wasserfälle an den Seiten des Uluru herunterlaufen. Weniger bekannt, aber mindestens ebenso schön ist der Kings Canyon im Watarrka Nationalpark. Auch diese Schlucht kann man auf einem Wanderweg umrunden und kommt an Orten mit verwunschenen Namen wie „Lost City“ und „Garden of Eden“ vorbei. Auf Anraten der Reiseleiterin brechen wir wieder kurz vor Sonnenaufgang auf: „Später wird es zu heiß.“

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Zwei Nächte unterm Sternenzelt

2dkaenguruliegendIm Zentrum Australiens probiere ich erstmals das Campen aus. Ob das etwas für mich ist? Ein guter Test: Es sind nur zwei Nächte. Geschlafen werden soll in feststehenden Zelten, die Stehhöhe und richtige Betten haben. Unterwegs sammeln wir Holz für ein zünftiges Lagerfeuer, in dem auch gekocht wird. Zum Wärmen bräuchten wir das Feuer nicht: Selbst nachts ist es weit über 20 Grad. Deshalb schlägt die Reiseleiterin vor: „Unter den Betten liegen kleinere Feldbetten. Die könnt ihr draußen aufstellen.“ Und die Moskitos? „Gibt es hier nicht.“ Also schlafe ich unter freiem Himmel. Auf dem Rücken liegend blicke ich hoch. Es sieht aus, als wäre ein Feuerwerk explodiert und einfach stehengeblieben. Das kann kein Luxushotel überbieten! Die Nacht auf dem zweiten Campingplatz verbringe ich ebenfalls draußen. Als zusätzliche Attraktion gibts dort ein Gehege mit Riesenkängurus, die einem aus der Hand fressen. Ich weiß nun, dass ich absolut campingtauglich bin und wage mich bei meinen nächsten Reisen auch an mehrwöchige Trips mit „echten“ Zelten zum Selberaufbauen heran.

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Unendliche Weiten

2cgoldieÜber das Innere Australiens gibt es unzählige Geschichten. Zum Beispiel die vom Bau der 2979 Kilometer langen Bahnstrecke von Adelaide im Süden nach Darwin im Norden, die durch Alice Springs verläuft: Die Strecke heißt „The Ghan“, weil sie damals mit Hilfe von afghanischen Kameltreibern gebaut wurde. Anschließend wurden deren Tiere nicht mehr gebraucht und im Wortsinne in die Wüste geschickt, wo sich sich rasant vermehrten. Inzwischen werden sie wieder zurück nach Asien exportiert und auf Farmen gezüchtet. Eine besichtigen wir unterwegs. Dabei reite ich eine Runde auf „Goldie“. Schräge Storys über die Erkundung der unendlichen Weiten findet man in Bill Brysons Buch Frühstück mit Kängurus: „Etliche der ersten Forschungsreisenden waren derart überzeugt, dass sie auf mächtige Flusssysteme oder sogar einen Binnensee stoßen würden, dass sie Schiffe mitnahmen.“ Oder er berichtet von einer Expedition im Jahr 1860, deren Leiter zur unverzichtbaren Ausrüstung u.a. einen chinesischen Gong, einen Schreibsekretär und einen schweren Holztisch mit passenden Stühlen zählte. Wir reisen mit etwas leichterem Gepäck. Dafür kehren wir lebend aus dem Busch zurück.

Vereinzelt laufen Kühe in der kargen Landschaft herum. Sie können sich frei bewegen. Rinderzüchter brauchen hier viel mehr Land für ihre Tiere als bei uns – einen Quadratkilometer pro Kuh! Dementsprechend riesig sind die Farmen. Die Größte liegt in Südaustralien und hat die Ausmaße von Belgien. Kein Wunder also, dass mancher Farmer, wenn er mal ein Bier trinken will, 300 bis 400 Kilometer zur nächsten Kneipe fahren muss oder die Nachbarn gleich mit dem eigenen kleinen Flugzeug besucht.

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