Reiseroute 2007
Adelaide – Kangaroo Island – Adelaide – MITTE – NORDEN – OSTEN
Schwer in den Griff zu kriegen
Australien war immer schon eines meiner Traumziele. Die Planung meiner ersten Reise dorthin erweist sich als knifflig. Ich möchte alles sehen, habe aber nur drei Wochen Zeit (wirklich das Minimum bei dem langen und teuren Flug). Schnell merke ich: Das Land ist so riesig, dass ich nur einzelne Highlights besuchen kann. Und zwischen denen muss ich fliegen. Denn was auf der Karte relativ nah aussieht (z.B. die Strecke zwischen Brisbane und Sydney), ist in der Realität einige tausend Kilometer voneinander entfernt. Selbst für das „kurze“ Stück zwischen Brisbane und Hervey Bay braucht der Bus mehrere Stunden.
Das nächste Problem ist die ideale Reisezeit. Durch die enormen Ausmaße hat Australien verschiedene Klimazonen. Wenn es im Norden schön ist (Winter) ist es im Süden unangenehm und umgekehrt. Wer beides gleichzeitig besuchen will hat die Wahl zwischen den Kombinationen „heiß und nass“/“warm und trocken“ oder „warm und trocken“/“kühl und nass“. Am besten reist man also zweimal nach Australien (mindestens). Schließlich steht meine Route: Ich fliege im Februar (also im Sommer) und besichtige fünf Highlights: Kangaroo Island, Red Center, Great Barrier Reef, Fraser Island und Sydney. Obwohl ich den Westen und den äußersten Norden Australiens auf meinen nächsten Trip verschiebe, muss ich unterwegs ständig meine Uhr umstellen: Es gibt nicht nur von West nach Ost verschiedene Zeitzonen (z.T. nur eine halbe Stunde). Hinzu kommt die Tatsache, dass der Süden Sommerzeit hat, der Norden nicht.
Gebeutelte Hüpfer
und Schnarchbären
Den ersten Fuß setze ich in Melbourne auf den australischen Kontinent. Leider bleibt keine Zeit für die Metropole, die sehr schön sein soll. Deshalb gehts sofort weiter nach Adelaide, eine hübsche, grüne, aber etwas langweilige Stadt an der Südküste (s. Fotogalerie). Am nächsten Tag steige ich in ein Maschinchen, das mich nach Kangaroo Island bringt. Zum Glück bin ich vorgewarnt, dass das Gepäck hierbei auf 15 Kilo pro Person beschränkt ist und deponiere den Großteil meiner Sachen im Hotel. Sonst wäre es mir ergangen wie den italienischen Touristen, die mitten in der Flughafenhalle ihre Koffer neu packen müssen.
Kröten, Katzen, Füchse – die Australier haben mit fremden Tier- und Pflanzenarten derartig schlechte Erfahrungen gemacht, dass nun ganz strenge Regeln für die Einfuhr von biologischem Material aller Art gelten. Nicht mal ein Käsebrötchen oder einen Apfel darf man mitbringen. Wer dabei erwischt wird, muss hohe Strafen zahlen. In Kangaroo Island ist man besonders empfindlich. Da hier noch keine fremden Tierarten eingeschleppt wurden, gibt es z.B. besondere Bienen, die von den üblichen Krankheiten verschont geblieben sind. Mit Schaudern erzählen die Gastgeber in meiner kleinen Pension folgende Geschichte: Unter den wenigen Menschen auf der Insel spricht sich alles schnell herum. So erfuhren die Einheimischen sofort, dass eine amerikanische Urlauberfamilie angekommen war, die ihr Haustier mitgebracht hatte – ausgerechnet ein Kaninchen! Das wurde gleich wieder rausgeworfen.
Dementsprechend ist die australische Tierwelt auf Kangaroo Island wunderbar erhalten. Überall hängen Koalas in den Eukalyptusbäumen. Tipp des Guides: „Ihr müsst nach haarigen Basketbällen Ausschau halten.“ Die graubraunen Knäuel sind nämlich schwer zu entdecken. Bewegen tun sich Koalas nicht viel, da sie ca. 22 Stunden pro Tag schlafen. Ursprünglich gab es die Beuteltiere, die bäriger aussehen als echte Bären, auf Kangaroo Island gar nicht. Als sie auf dem Festland immer seltener wurden, setzte man welche dort aus. Die haben sich so gut vermehrt, dass es nun zuviele sind. Abschießen ist natürlich undenkbar. Also versucht man es mit Geburtenkontrolle. Offenbar nicht allzu erfolgreich: Wir sehen mehrere als „steril“ markierte Weibchen, an die sich Babys krallen.
Erstmals im Leben sehe ich ein Echidna. Der Schnabeligel ist der einzige Verwandte des ebenfalls sehr schrägen Schnabeltiers. Am Strand tummeln sich Seelöwen, die gar keine Scheu vor den Besuchern zeigen. Nur auf den Galapagos-Inseln bin ich ihnen bisher noch näher gekommen. Natürlich findet man an einem Ort namens Kangaroo Island auch massenhaft Kängurus. Beim Bushwalk zeigt uns der Guide zudem ganz seltene schwarze Kakadus, die nur hier leben. Wir gehen querfeldein und ohne ihn hätte ich die Straße wohl nie wiedergefunden.
Neben ungewöhnlichen Viechern hat die Insel auch landschaftliche Schönheiten zu bieten: u.a. den Flinders Chase National Park, das Cape du Couedic, bizarre Felsen wie die Remarkable Rocks und den Admirals Arch.
Die Verpflegung auf dem zweitägigen Trip ist spitzenmäßig: Honig von den Superbienen zum Frühstück, als Mittagessen ein Picknick an der Steilküste (stilvol mit Tischdecke und Besteck) oder ein Mal mitten im Busch mit gutem Wein und fangfrischem Fisch auf dem Grill, abends ein von der Pensionswirtin selbstgekochtes Menü – alles mit Produkten von der Insel.
Ein Hauch von Antarktis
Während es im nahen Adelaide 40 Grad heiß ist, streicht manchmal ein eisiger Wind über Kangaroo Island. Und das Meer ist ebenfalls ziemlich kalt. Kein Wunder – die nächste Landmasse ist die Antarktis. Dementsprechend sauber ist die Luft. Das Regen- wird hier als Trinkwasser benutzt und beworben. Die Europäer und Nordamerikaner in der Reisegruppe sind sich einig: Das wäre bei uns kein gutes Verkaufsargument! Noch eine neue Erfahrung: Selbst tief im Süden geht die Sonne im Sommer sehr schnell und sehr früh unter. Bei meinem ersten Strandspaziergang tappe ich auf dem Rückweg völlig im Dunkeln.