NUR FLIEGEN IST SCHÖNER

„Als wie wennze fliechs“ – so bezeichnet man im Ruhrgebiet gerne ein besonders tolles Erlebnis. Allerdings ist das Fliegen selbst nicht immer so toll.

Hier meine persönlichen Flop 3 der Flughäfen:

1. Antananarivo

Beim Einchecken sehe ich zufällig, dass Air Madagascar meinen Rückflug von der Hauptstadt Antananarivo mal eben zwei Tage nach hinten geschoben hat, muss blitzschnell umbuchen und einen Umweg über Mauritius machen. Immerhin findet der Hinflug wie geplant statt. Das Unterhaltungsprogramm an Bord der uralten Boeing, die wohl mal Air France gehörte (sieht man am abgewetzten Teppich), ist überschaubar. Auf dem winzigen Monitor stehen zwei Filme zur Auswahl: „Casino Royale“ und „Die Truman Show“. Die kann man sich aber nicht ansehen, weil das System nicht funktioniert. Aber ich komme schließlich an.

Der Rückflug von Nosy Boraha wird haariger: Der Flughafen der im Süden Madagaskar vorgelagerten Insel ist winzig. Es gibt nicht einmal einen Zaun ums Rollfeld, neben dem Zebus weiden. Was machen die, wenn plötzlich eine Kuh auf der Start- und Landebahn steht? Besser nicht weiter darüber nachdenken. Auch der Check-in ist nicht übermäßig streng. Es ist zwar ein Gerät zum Durchleuchten des Handgepäcks vorhanden. Allerdings werden die Passagiere einfach durchgewinkt (vermutlich kaputt). Naja, die Strecke ist wohl für Terroristen nicht allzu interessant. Die Propellermaschine nach Antananarivo ist sogar fast pünktlich. Hilft aber nicht, da der Anschlussflug nach Mauritius um drei Stunden nach hinten verschoben wurde. Nun sitze ich sieben Stunden auf dem Hauptstadt-Flughafen, der absolut nichts zu bieten hat (nicht einmal eine Gepäckaufbewahrung und kaum Sitzgelegenheiten). Da ich meinen großen Rucksack bewachen muss, kann ich den kostbaren Sitz vor dem Eingang ohnehin nicht aufgeben. Aus dem erhofften Besuch der benachbarten Krokodilfarm wird nichts: Regelmäßiger Busverkehr existiert nicht (Taxi Brousse fahren erst los, wenn sie voll sind). Der Taxifahrer, mit dem ich gerade einen Preis ausgehandelt habe, will noch auf dem Parkplatz extra Geld fürs Parkticket abzocken und verlangt plötzlich das Doppelte. Non, merci! Dann sitze ich halt rum. Weil durch die Verschiebung des Fluges nach Mauritus die Zeit zum Umsteigen für meine beiden Anschlussflüge nach Paris und von dort weiter nach Hamburg nun extrem knapp ist, werde ich noch genug Bewegung bekommen.

2. Atlanta

Ich fliege 2011 von Hamburg über Amsterdam und Atlanta nach Guatemala City. Der Hartsfield-Jackson Atlanta International Airport ist der Flughafen mit dem weltweit größten Passagieraufkommen (fast 90 Millionen pro Jahr). Prompt steht vor der Passkontrolle eine Riesenschlange. Wartezeit für Nicht-US-Bürger: knapp eine Stunde. Endlich dran. „Bitte die vier Finger der rechten Hand auf den Scanner legen, nun den rechten Daumen, die vier Finger der linken Hand, den linken Daumen. Jetzt noch in diese Kamera schauen. Danke! Was wollen Sie in den USA?“ – „Im Flughafenhotel übernachten und morgen früh weiterfliegen.“ Einen kaum lesbaren Stempel in den Pass. Einmal tief durchatmen.

Koffer vom Gepäckband fischen und durch den Zoll rollen. Dort ausgefüllten Fragebogen abgeben („Hatten Sie in letzter Zeit Kontakt mit Tieren? Führen Sie Planzenteile/Schnecken/Waren/Warenmuster/Geschenke/Geldbeträge über 10.000 Dollar mit sich?“ Richtige Antwort: nein). Nochmal tief durchatmen. „Hier nicht stehenbleiben“, brüllt eine Flughafenmitarbeiterin. Koffer schnell weiterrollen.

Nix wie raus und nach dem Langstreckenflug ab ins Hotelbett! Zu früh gefreut: Koffer wieder einchecken. „Aber ich will doch den Flughafen verlassen…“ – „Trotzdem!“ Handgepäck und Passagierin werden nämlich nach Hamburg und Amsterdam ein drittes Mal gescreent (wahrscheinlich leuchte ich fortan im Dunkeln). Vor der Handgepäck-Kontrolle eine Riesenschlange. Ganz tief durchatmen.

Als ich nach insgesamt zwei Stunden endlich den öffentlich zugänglichen Ausgang des Flughafens erreiche, wartet mein Koffer schon mutterseelenallein auf mich – mit aufgebrochenem Schloss. Es waren jedoch keine Diebe, die hier eine wunderbare Gelegenheit hätten, sondern die Freunde und Helfer von der „Homeland Security“, die den Inhalt durchwühlt haben. Innen finde ich ein Kärtchen: „Wir dürfen das!“ Eigentlich habe ich keinerlei terroristische Ambitionen, aber plötzlich verspüre ich den Drang, etwas kaputtzumachen. Irgendwas. Einfach so. Ich lasse es. Stattdessen stelle ich mir vor, wie ich auf dem Rückflug eine Mausefalle zwischen die schmutzigen Socken packe und wenn der nächste Heimatschützer seine Finger in meinen Koffer steckt… Ich verwerfe auch diese Idee und kaufe mir Spezialschlösser (8 Dollar pro Stück) für USA-Reisende: Die kann die „Homeland Security“ öffnen, ohne sie zu zerstören. Nach diesen Erfahrungen bin ich für den Weiterflug am nächsten Morgen drei Stunden vorher am Airport – und stehe 30 Minuten später am Gate. Nicht mal meinen Pass sehen sich die Amerikaner diesmal an. Die wollen mich wohl ganz schnell wieder loswerden…

3. London-Heathrow

Der größte Flughafen in Europa ist der Schlimmste. Hier ist man schonmal stundenlang mit einem Bus zwischen den Terminals unterwegs und muss sogar innerhalb eines Terminals  mit einem führerlosen Zug fahren. Einmal habe ich mehrere Stunden totzuschlagen. Weil Heathrow weit außerhalb liegt, reicht die Zeit nicht für einen Stadtbummel. Endlich ist mal herrliches Sommerwetter. Aber im neuen Terminal 5 gibt es nichts, wo man schön draußen sitzen kann. Schließlich lasse ich mich im Raucherbereich nieder. Hier sind zwischen den Terminal und das Parkhaus ein paar Bäumchen geklemmt worden. Einziger Pluspunkt: Wenn es mit dem Anschluss knapp wird, gibt es es Überholspuren an den Kontrollpunkten.

Auf den weiteren Plätzen folgen Frankfurt (unübersichtlich und schlecht ausgeschildert) und Johannesburg (Riesen-Schlangen an den Einwanderungs-Schaltern).

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Aber natürlich gibt es auch gute Flughäfen.
Hier meine persönlichen Top 3:

1. Singapur

Das ist keine Minderheiten-Meinung: Der Changi Airport gewinnt regelmäßig bei Umfragen über die besten Flughäfen der Welt. Wenn man wenig Zeit zum Umsteigen hat, kann man zumindest in einem der tropischen Gärten kurz Frischluft schnappen. Bei mindestens drei Stunden Aufenthalt ist ein Besuch auf der Dachterasse des Flughafenhotels die beste Wahl. Dort gibts gemütliche Liegen, einen Swimmingpool und einen Whirlpool, der für die verkrampften Muskeln das Paradies ist. Für Leute, die mindestens sechs Stunden Zeit haben, bietet der Flughafen sogar kostenlose Stadtrundfahrten und Shuttle-Busse in die City an. In jedem Fall lädt Changi Airport zum Shoppen ein. Vor allem Technik ist im zollfreien Bereich sensationell günstig.

2. Amsterdam

Für mich der beste Flughafen in Europa. Nicht zu groß, lichtdurchflutet, mit Kunstausstellungen und Tulpen-Deko ein Hingucker. Einziger Minuspunkt: Die Kontrolleure sind hier besonders pingelig. Einmal verpasse ich fast meinen Anschlussflug, weil die Mitarbeiterin trotz meines Hinweises, dass sie schon boarden, nicht erweichen lässt und alles aus meinem Rucksack herausholt. Den Vogel schießt aber einige Jahre später ein Kollege ab: Der Super-Pedant packt nicht nur meinen ganzen Rucksack aus. Er guckt sich jede einzelne Batterie in meinem Solarpanel an, begutachtet jedes Pflaster im Erste-Hilfe-Set und öffnet sogar meinen Regenschirm (ja, da ist eine Speiche kaputt, das war der Wind in Durban). Zum Glück bin ich ausnahmsweise mal nicht in Eile.

3. Vancouver

Vancouver ist nicht nur eine wunderschöne Stadt. Der Flughafen ist ebenfalls spitze. Überall sind Wasserbecken und sogar Aquarien. Zur Begrüßung winken freundlich ein paar Feuerquallen. Auch die Einreise ist schnell und unkompliziert. Keine blöden Fragen wie in den USA. Knapp dahinter in meiner Rangliste: Dubai.

Der aufregendste Flughafen:

Kai Tak

In Hongkong lande ich 1996 noch auf dem 1998 geschlossenen Flughafen Kai Tak. Dessen einzige Start- und Landebahn ragt in die Bucht von Kowloon und endet abrupt im Meer. Also müssen die Maschinen direkt am Anfang aufsetzen und dementsprechend tief anfliegen. Dass man dabei den Anwohnern in die Zimmer gucken kann, ist nicht übertrieben.
Vor dem Rückflug sehen wir uns das Spektakel noch einmal von unten an. Merkwürdigerweise gibt es keine Besucherterrasse. Also begeben wir uns auf das Dach des Flughafen-Parkhauses. Ein lautes Dröhnen ertönt. Heftig blinkend fliegt ein Jumbo-Jet direkt über unsere Köpfe und verschwindet hinter dem Flughafengebäude. Dann noch einer. Noch einer… Vor dem Parkhaus befindet sich eine mehrspurige Schnellstraße, dahinter steht ein Apartmenthaus, das ein Makler wohl als „verkehrsgünstig gelegen“ anpreisen würde. Wer hier lebt, hat garantiert nicht mehr alle Tassen im Schrank. Vermutlich fällt auch regelmäßig der Schrank von der wackelnden Wand. Und falls mal jemand auf dem Dach Wäsche aufhängt, landet die nächste Maschine mit Socken am Fahrwerk.

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Interessante Flugzeuge:

Airbus A 380

2009 erlebe ich auf der Strecke London – Singapur eine Premiere: Die Kabine des Jets sieht irgendwie anders aus, die Flügel sind extrem lang und wackeln fast wie bei einem Vogel. Stolz heißt der „Quantas“-Pilot die Passagiere im „brandneuen“ Airbus A 380 willkommen. Gut ein Jahr später entgeht eine der sechs Riesen-Maschinen der australischen Gesellschaft tatsächlich nur knapp einer Brandkatastrophe. Schwitz… 2016 investiere ich bei einem zehneinhalb-Stunden-Flug von Paris nach Johannesburg 26 Euro extra, um einen Platz auf dem Oberdeck zu bekommen. Tatsächlich ist die kleinere Kabine deutlich gemütlicher und es sind an den Fenstern nur zwei statt drei Sitze nebeneinander. Die Hoffnung, dass man oben nicht so lange auf sein Essen warten muss, erfüllt sich nicht. Ich sitze ganz hinten, mein Dinner ist schon fast kalt, als es mich gegen halb zwei in der Nacht erreicht.

Boeing Dreamliner

Der Flug von Kapstadt nach Amsterdam in der Maschine ist eine Freude: Fensterscheiben, die sich auf Knopfdruck blau tönen lassen, gegen Aufpreis W-LAN (ab 10.000 Fuß Höhe), Steckdose… Dann habe ich noch das Glück, das in meiner Dreierreihe der mittlere Platz frei ist.

Die kleinste Maschine,
in der ich bisher geflogen bin

Von Darwin im Norden Australiens aus mache ich einen Tagesausflug nach Tiwi Island. Unsere Reisegruppe fliegt mit zwei winzigen Propellerflugzeugen dorthin. Die Piloten höchstpersönlich fertigen die Reisenden in einer Baracke, die nicht viel größer als ein Carport ist, ab und wiegen jeden. Gewichtsmäßig gut verteilt klettern jeweils ein Pilot und fünf Passagiere über die Tragflächen in die Kabinen. Weil es keine Klimaanlage gibt, reißt unser Pilot direkt nach der Landung noch beim Ausrollen die Tür auf.

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