Reiseroute 2011
Quito (Hauptstadt von Ecuador) – Isla San Cristóbal (2 Übernachtungen in Puerto Baquerizo Moreno, Mountainbike-Tour vom Hochland an die Küste, Schnorchel-Tour zur Isla de Lobos und zum Felsen Leon Dormido) – Isla Floreana (Zwischenstopp mit Spaziergang von Puerto Velasco Ibarra zu einer nahen Seelöwen-Bucht) – Isla Isabela (3 Übernachtungen in Puerto Villamil, Besteigung des Vulkans Sierra Negra, Besuch einer Riesenschildkröten-Aufzuchtstation, Besichtung einer Flamingo-Lagune und der Mauer der Tränen, Schnorcheln in Tintoreras) – Isla Santa Cruz (2 Übernachtungen in Puerto Ayora, Betrachtung von Riesenschildkröten in freier Wildbahn, Besichtigung eines Lava-Tunnels, Schwimmen in der Tortuga Bay, Besuch der Charles-Darwin-Forschungstation) – Isla San Cristóbal (1 Übernachtung in Puerto Baquerizo Moreno, Schnorcheln in einer nahen Bucht, Aufenthalt am Playaman) – Quito – PERU 🇵🇪 – BOLIVIEN 🇧🇴
Hauptstadt sonntags geschlossen
Die Galapagos-Inseln gehören zu Ecuador. Also führt der Weg dorthin über die Hauptstadt Quito. Früh morgens lande ich in der 1,4-Millionen-Metropole, die immerhin 2850 Meter hoch liegt. Ich will aber gleich noch höher hinaus und fahre auf den Hausberg, den Vulkan Pichincha. Rauf gehts bequem mit der Seilbahn TelefériQo, die laut Wikipedia „die gegenwärtig höchste Bergstation der Welt“ hat. Auf rund 4100 Metern wird die Luft dünn. Aber man hat einen herrlichen Blick über das Häusermeer und kann in der Pampa herumwandern. Nachmittags zeigt eine Einheimische unserer Gruppe die sehr schöne, koloniale Altstadt. Abends gehen wir im modernen Zentrum La Mariscal aus. Es ist Samstagabend und die Bars und Restaurants sind voller Menschen. Ganz anders der Abend nach unserem Galapagosaufenthalt: Das ist ein Sonntag und alle Bürgersteige sind hochgeklappt – Quito ist eine Geisterstadt. Mit Mühe und Not finden wir ein offenes Fastfood-Restaurant.
Zu Wasser oder zu Land?
Es war schon lange mein Traum, die Galapagos-Inseln zu besuchen. Leider liegen sie nicht gerade um die Ecke, sondern mitten im Pazifik: ca. 1000 Kilometer vor der Westküste Südamerikas direkt am Äquator. Trotzdem ist es dort nicht so warm wie sonst in den Tropen. Das liegt an kalten Meeresströmungen, die auf der anderen Seite aber auch für eine riesige Vielfalt an Fischen sorgen. Ferner hat die Lage den Vorteil, dass es keinen Massentourismus gibt. Das könnten die Inseln, die ohnehin schon schwer unter Siedlern, Walfängern und Piraten gelitten haben, auch nicht vertragen. Oft mussten eingeführte Tierarten später wieder mühsam ausgerottet werden. Auf der Insel Pinta z.B. setzte ein Fischer 1954 eine männliche und zwei weibliche Ziegen aus, die sich explosionsartig vermehrten und alles kahlfraßen. 1971 begann man man mit ihrer Bekämpfung. Aber erst 2003 konnten die letzten Exemplare erlegt werden – mit Hilfe sogenannter „Judas“-Ziegen. Die wurden mit Halsbandsendern ausgestattet und eingesetzt, um ihre geselligen Artgenossen zu suchen und damit ihr Versteck zu verraten. Eine Strategie, die sich auch auf Isabela bewährte. Zum Glück sind inzwischen 96 Prozent der Landfläche des Archipels Nationalpark, Dementsprechend existieren strenge Naturschutz-Regeln: Die Wege dürfen nicht verlassen, viele Gegenden und Buchten gar nicht betreten werden. Es ist verboten, Tiere anzufassen – man muss immer zwei Meter Mindesabstand halten. Allerdings scheinen viele Viecher diese Regel nicht zu kennen und kommen einfach näher. Lesen können sie wohl auch nicht. Das Schild „Nur für Kinder“ an einer Wasserrutsche wird von den Seelöwen ignoriert.
Jenseits der kleinen Ortschaften müssen sich Besucher von einem Park-Ranger begleiten lassen, der über die Einhaltung der Regeln wacht. Auf eigene Faust zu reisen ist also nicht möglich. Bleibt die Frage, ob man (wie die meisten Touristen) mit seiner Reisegruppe eine Kreuzfahrt macht oder in Hotels übernachtet. Beides hat Vor- und Nachteile: Bei einer Kreuzfahrt erreicht man auch abgelegenere Inseln des Archipels, ist aber abends auf dem Boot „gefangen“. Zudem sind die meisten Kreuzfahrten sehr teuer. Also entscheide ich mich für einen landbasierten Trip, der auf die vier bewohnten Inseln San Cristóbal, Floreana, Isabela und Santa Cruz führt. Der geplante Zwischenstopp auf der unbewohnten Isla Sante Fe muss leider ausfallen, da Speedboote wie das, was uns zwischen den Inseln hin- und herbringt, dort plötzlich nicht mehr anlegen dürfen (neue Regeln!).
Die Inseln haben jeweils nur einen Küstenort, wobei Puerto Velasco Ibarra auf Floreana lediglich aus einer Handvoll Häuser besteht. Immerhin versorgten die paar Einwohner die Weltpresse Anfang der 30er-Jahre mit einem mordsmäßigen Skandal. Am besten gefällt es mir in Puerto Villamil auf Isabela. Das Nachtleben dort ist klein, aber fein. Besonders schön ist die Strand-Bar „Pink Iguana“. Wenn während der Happy Hour die Dunkelheit hereinbricht, wird ein Lagerfeuer angezündet. Außerdem befindet sich direkt am Strand eine Art Kneipe, in der zu späterer Stunde Salsa getanzt wird. Feierwütige seien dennoch gewarnt: Einen „Ballermann“ sucht man hier vergebens. Da die Kreuzfahrer abends auf ihren Booten bleiben, sind die Insulaner und die wenigen Urlauber, die in Hotels übernachten, unter sich.
Allzu viel Energie fürs Ausgehen bleibt ohnehin nicht: Fast täglich schnorcheln wir. Das kristallklare Meer lädt Abgehärtete zum Schwimmen ein. Für Surfer gibts die schönsten Wellen in der Tortuga Bay auf Santa Cruz. Auf San Cristóbal fahren wir mit Jeeps von Puerto Baquerizo Moreno ins Hochland (wo erstaunlicherweise sogar Kaffee wächst) – und zurück mit Mountainbikes die einzige Straße wieder hinunter. Auf Isabela besteigen wir den Vulkan Sierra Negra. Er hat den zweitgrößten Krater der Welt und ist immer noch aktiv. Wir wandern durch riesige Lavafelder und genießen von 1490 Metern Höhe aus einen weiten Blick über die größte Insel des Galapagos-Archipels. Am nächsten Tag klettern wir auf die Mauer der Tränen. Das Bauwerk steht mitten in der Wildnis, ist 150 Meter lang, bis zu zehn Meter dick – und total sinnlos. Es wurde in den 40er-Jahren von den Häftlingen einer Strafkolonie errichtet und diente lediglich der Beschäftigung der Männer.
Galapagos – Paradies für Tierfreunde
„Der Galapagos-Seelöwe, eine kleinere Unterart des Kalifornischen Seelöwen, ist an fast allen Küsten des Archipels zu finden. Charakteristisch für ihn ist der spitze ,Hundekopf‘ und die laute, bellende Stimme, die kein Besucher der Inseln je vergisst“, heißt es in meinem Reiseführer. Stimmt! Vor allem in Puerto Baquerizo Moreno auf San Cristobal trifft man massenhaft Seelöwen. Sie liegen sogar dösend auf ankernden Booten oder auf Parkbänken an der Hafenpromenade. Wohl das Allerniedlichste, was ich je in freier Wildbahn beobachtet habe, sind drei Neugeborene. Sie robben über den örtlichen Badestrand Playaman und schreien wie Menschenbabys.
Ein unvergleichliches Erlebnis ist das Schnorcheln mit Seelöwen, die neugierig ankommen und einen umkreisen. Vor allem interessiert sie meine silbern glänzende Unterwasserkamera, sodass ich einige sehr nahe Aufnahmen von Schnauzen und Schnurrbarthaaren kriege. Beim Schnorcheln in Tintoreras begleitet mich minutenlang eine Meeresschildkröte. Flap, flap – sie schwingt gemächlich die Flossen und ich kann ihr problemlos folgen und sie filmen. Wir sehen sogar Meerechsen, die Algen abweiden. Damit sind diese Leguane, die Charles Darwin „Kobolde der Finsternis“ nannte, weltweit einmalig. Zwar ist das Schnorcheln fantastisch – das Wasser ist jedoch im Winter (September) ziemlich kalt. Selbst im Neoprenanzug frieren wir heftig. Nach unserem ersten Ausflug kann ich kaum zurück ins Boot klettern, weil meine Hände und Füße ganz taub sind.
Vom Land aus lassen sich ebenfalls herrlich Tiere betrachten: In einer Lagune kuscheln sich Weißspitzen-Riffhaie zwischen zwei Felsen wie Ölsardinen in der Dose aneinander – dabei ist der Ozean so groß. Auf dem Fischmarkt des Haupt-Touristenorts Puerto Ayora auf Santa Cruz geht eine Bande von Pelikanen „einklauen“ und belagert die Händler. Die versuchen, ihre Ware zu retten. Super schräge Vögel sind die Blaufußtölpel. Ihre schlumpffarbenen Latschen dienen oft als Motiv für Souvenirs. Sehr beliebt sind T-Shirts und Hüte mit der Aufschrift „I Love Boobies“. „Boobies“ ist der englische Ausdruck für „Tölpel“ – und gleichzeitig das Slangwort für Brüste…
Natürlich besuchen wir auf Santa Cruz auch die Charles-Darwin-Forschungsstation mit dem berühmten „Lonely George“, der ein paar Monate später im besten Mannesalter (um die 100) gestorben ist und der Letzte seiner Art war. Er stammte von der Insel Pinta, wo alle anderen Landschildkröten ausgerottet wurden. George war nämlich ein „Saddleback“. Die sind leichter als die kuppelförmigen „Dome“-Schildkröten und haben einen platteren Panzer. Deswegen wurden sie in vergangenen Jahrhunderten von den örtlichen Piraten besonders gern als lebende Verpflegung mit an Bord genommen – sie waren genügsam, vergammelten nicht und ließen sich gut in den Schiffen stapeln. George war als Einziger übriggeblieben und teilte sich sein Gehege mit Georgette und Georgina. Die sind von einer ähnlichen Spezies und man hoffte, dass sie sich mit George paaren. Leider vergeblich.