SÜDAFRIKA 🇿🇦 

Reiserouten

1. Reise 2012

KapstadtLambert’s BayNAMIBIA 🇳🇦 – BOTSWANA 🇧🇼 – NAMIBIA 🇳🇦 – BOTSWANA 🇧🇼 – SIMBABWE 🇿🇼 

2. Reise 2016

JohannesburgBlyde River CanyonKrüger NationalparkSWASILAND 🇸🇿 – MOSAMBIK 🇲🇿 – St. Lucia EstuaryZululandDurbanDrakensberge (Tagesausflug nach LESOTHO) – LESOTHO 🇱🇸 – Chintsa (Besuch der Inkwenkwezi Game Reserve) – Addo-Elefanten-NationalparkTsitsikamma NationalparkKnysnaOudtshoorn (Cango Caves) – SwellendamKap AgulhasWeinroute R320HermanusKapstadt

Wie im Flug:
Hamburg – Kapstadt

Hinflug, 3.40 Uhr: Ich befinde mich gerade mitten über der Sahara. Irgendwie beruhigend, dass ich weiß, wo meine Schwimmweste ist und wie man sie im Notfall anlegt! 8.00 Uhr: Die Stewardess fragt, was ich zum Frühstück möchte – warme Würstchen oder Bohnen? Hmmm. Müsli? Naja, immerhin gibts auch ein Minimuffin mit dreieinhalb Sonnenblumenkernen drauf. Unterwegs muss ich zweimal umsteigen: 1. London. Heathrow ist ohnehin nicht gerade mein Lieblingsflughafen… Da der Flug aus Hamburg gut 45 Minuten Verspätung hat, bleibt mir nur eine knappe Stunde. Sehr wenig, selbst wenn man nicht den Terminal wechseln muss. Also losgerannt und erstmal auf die Schnauze gefallen (Stufe vom Flugzeug ins Gate übersehen). Dann U-Bahn gefahren (ja, das muss man im riesigen Heathrow auch innerhalb eines Terminals). Bei der Sicherheitskontrolle gibts zum Glück eine Überholspur. Danach wieder U-Bahnfahren. Zum Gate gerannt, das Boarden hat schon begonnen. Schwitz! Anschließend stehen wir mit dem voll besetzten Flugzeug noch ewig am Gate. Na, typisch! 2. Umsteigen: Johannesburg. Der Flug landet trotz der Verzögerung beim Start nur mit zehn Minuten Verspätung. Dafür steht an der Passkontrolle eine Riesenschlange und es existiert keine Überholspur. Die Zeit wird immer knapper. Nette Leute lassen mich vor. Immerhin fährt mein Rucksack schon auf dem Gepäckkarussel spazieren. Schnell durch den Zoll. Quer durch den Terminal, Treppe hoch, rennen! Nochmal den Rucksack einchecken. Riesenschlange! Aaaargh! Mein Gate schließt in 15 Minuten, sie boarden schon. Ich mogele mich an einen relativ leeren Business-Schalter. Dann noch durch die Sicherheitskontrolle, wo ist das Gate??? Erstmal irrtümlich im Untergeschoss gelandet, wieder hoch. Eine lange Reihe von Gates. D8 ist das Hinterste. Klar! Die Passagiere sind schon eingestiegen. Mit hängender Zunge an den Schalter. Die Angestellte lächelt: „Alles ok, sie sind noch pünktlich.“ Gerade eben! Schwitz!! Jetzt bin ich wirklich urlaubsreif.

Bei meiner zweiten Reise nach Südafrika starte ich in Johannesburg, muss also nach dem Interkontinentalflug nicht mehr umsteigen. Zum Glück! Denn wieder warte ich ewig vor der Passkontrolle. Offenbar sind vor meinem A380 weitere Großraummaschinen gelandet. Diesmal gehöre ich zu denjenigen, die eilige Umsteiger vorlassen.

Mein Hotel liegt zentral im neuen Zentrum Sandton. Überall wird gebaut. Auch die Bahnstationen des Gautrain, der vom Flughafen nur 15 Minuten braucht, sind nagelneu. Das Viertel gilt als sicher. Mit Kapstadt kann das ehemalige Stiefkind Johannesburg allerdings nicht mithalten. Eine Rundfahrt schenke ich mir also und verbringe den Nachmittag lieber am Pool. Abends gehen wir zum Essen zum nahen Einkaufszentrum am Nelson Mandela Square. Der Platz bietet bunte Wasserspiele und Skulpturen und ist von Restaurants gesäumt. Das Essen (Aubergine mit Fetakäse und Avocado) ist hervorragend und billig. Schon an der Hotelbar habe ich mich über den Caipi-Preis (60 Rand, knapp vier Euro) gewundert. Der Wechselkurs ist tatsächlich gerade sehr günstig. Die Mitarbeiterin im Reisebüro hatte gesagt, dass deshalb alle nach Südafrika fahren wollen.

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TINRA

2010 habe ich in Ostafrika in freier Wildbahn vier der legendären fünf großen Tiere des Kontinents gesehen. Ein Leopard fehlt mir noch in meiner Sammlung. Ob es diesmal klappt? Kaum in Südafrika angekommen, habe ich zwei Jahre später die „Big Five“ gleich komplett – im Portemonaie. Denn auf dem 10-Rand-Schein ist ein Nashorn, den 20er ziert ein Elefant, den 50er ein Löwe, den 100er ein Wasserbüffel und den 200er ein Leopard. Ausgangspunkt meiner Tour zu den Victoriafällen ist Kapstadt. Ich bleibe dort nur einen Nachmittag und beherzige den Tipp einer Kollegin. Mein Hotel befindet sich in der Nähe der Waterfront. Am Aquarium springe ich in einen oben offenen Doppeldecker-Bus der „Red Line“. Für relativ wenig Geld (ca. 14 €) kann man eine zweistündige Rundfahrt über alle wichtigen Punkte der City machen. Es gibt 18 Haltestellen, an denen man ein- und aussteigen kann (die Busse fahren die Runde alle 15 Minuten). So sehe ich bequem die Sonnen- (grandioser Blick auf die Stadt von der Talstation der Seilbahn auf den Tafelberg, Traumstrände in den Vororten) und Schattenseiten (District 6). Erklärungen gibts über Kopfhörer, die man an jedem Sitz einstöpseln kann. Wirklich empfehlenswert!

2016 endet meine Reise in Kapstadt. Wir kommen morgens gegen halb elf an und ich fliege erst abends zurück. Diesmal nutze ich die Zeit, um die Victoria und Alfred Waterfront und das Two Oceans Aquarium zu besichtigen. Der alte Hafen besteht seit 1860 und ist zu klein für moderne Containerschiffe. Kleinere Frachter, Fischer- und Sportboote machen aber immer noch dort fest. In der Marina findet gerade eine Bootsausstellung statt. Dort treffe ich einen Südafrikaner, der mit einem 6, 40 Meter langen Ruderboot nach Rio paddeln will. Außerdem bietet die Waterfront zig Gechäfte und Restaurants. Ich esse im „Quai Four“, wo eine Liveband spielt. Zwei Gläser Weißwein und Fish (bestehend aus einem ganzen, superfrischen Fisch) and Chips für umgerechnet zehn Euro, da kann man wirklich nicht meckern.

 
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2012 brechen wir von Kapstadt aus am ersten Morgen nach Norden auf. Die Gruppe besteht lediglich aus einem australischen Ehepaar und mir, sowie dem Guide und dem Fahrer. Fünf Leute in einem voll verglasten Safaritruck mit 19 Sitzen. Luxus!!! Hinter Kapstadt beginnt eine ländliche Gegend mit Weizenfeldern sowie blühenden Frühlingswiesen mit braunweißen Kühen drauf. So richtig sieht das noch nicht nach Afrika aus… Die Straße ist astrein und ohne Schlaglöcher, im Hotel gibts heißes Wasser, das Klo an der Raststätte ist pieksauber. Das fühlt sich auch nicht nach Afrika an… Ist ja europäischer hier als in Deutschland. Von wegen „TIA“ (vgl. Ostafrika)! TINRA (This is not really Africa). Den Feldern folgt ein Gebiet namens „Citrus“. Überall stehen Orangen- und Zitronenbäumchen ordentlich in Reih und Glied. Dann ein Tal voller Weinfelder (die Rebstöcke befinden sich nicht am Hang, sondern auf ebenen Flächen). Dementsprechend gibts überall guten und günstigen Wein. Plötzlich riecht unser Truck intensiv nach Duftbäumchen. Die Landschaft hat ein aufdringliches Parfum aufgelegt, denn gerade blühen die ganzen Wildblumen. Wir stoppen kurz im Städtchen Clanwilliam. Der Geldautomat spricht deutsch mit mir, der Nachbarort heißt Wuppertal und die Vorgärten werden wohl mit der Nagelschere gepflegt

Dann erreichen wir den Fischerort Lambert’s Bay an der Atlantikküste. Die herrlichen Wellen laden zum Baden ein. Aber die Wassertemperatur beträgt ca. 12 Grad. Zudem weht ein kühler Wind. In einem einfachen Strandrestaurant namens „Muisbosskerm“ esse ich das beste Seafood meines Lebens. U.a. wird Snoek serviert, eine Spezialität in Südafrika. Der Fisch kommt direkt aus dem Meer auf den Grill – frischer gehts nun wirklich nicht. Anschließend besichtigen wir im Hafen eine Kolonie mit 4000 Kaptölpeln. Die schrägen Vögel brüten gerade und drängen sich auf engstem Raum zusammen. Drumherum gibts Start- und Landebahnen, denn sie brauchen Platz, um abzuheben. Unser Hotel vermittelt einem ein sehr sicheres Gefühl: Direkt nebenan ist die Polizeiwache. Dahinter beginnt ein schöner, feinsandiger Strand für endlose Spaziergänge, dessen Dünenlandschaft an Sylt erinnert.

Wir folgen der Westküste weiter Richtung Norden. Langsam wird die Umgebung immer karger und beginnt „exotischer“ auszusehen. Im Namaqualand gibts nur noch kleine Büsche und die für diese Region typischen Köcherbäume. Schließlich erreichen wir den Orange River, den Grenzfluss nach Namibia, und überqueren ihn bei Noordoewer.

 

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Jetzt ist die Ostküste dran!

Nachdem ich bei meinem ersten Besuch in Südafrika nur die Westküste gesehen habe, war klar: Hier muss ich nochmal hin! 2016 führt die Route am Indischen Ozean entlang Richtung Süden mit Abstechern nach Mosambik und in die kleinen Königreiche Swasiland und Lesotho. Die Landschaft ist unglaublich vielfältig: Mal ist die Gegend platt wie ein Brett, dann fahren wir durch sanfte Hügel oder sogar Hochgebirge. Weizenfelder wechseln sich mit Halbwüste, ausgedehnte Kieferwälder mit sonnenverbranntem Grasland ab. Dazwischen immer wieder exakte grüne Kreise. Die stammen jedoch nicht von Aliens, sondern von im Kreis fahrenden Bewässerungsanlagen.

Diesmal ist der Trip weniger komfortabel. Der Truck ist mit 16 Reisenden, dem Guide Simba und dem Fahrer Gordon bis auf den letzten Platz besetzt und ein Wrack. Ist es ein schlechtes Omen, dass wir am ersten Tag an einer Werkstatt vorbeikommen, die „Body Parts“ verkauft? Ein kleines Stück weiter ein Beerdigungsinstitut, dann noch eines. Weil es das Gesetz verlangt, schnallen wir uns brav an. Leider lassen sich die meisten Gurte nicht mehr verstellen und könnten nur noch einen Elefanten halten… Wie durch ein Wunder schaffen wir es ohne größere Pannen bis nach Oudtshoorn. Alle sind frühmorgens pünktlich bereit zur Abfahrt, nur der Truck nicht. Der muss angeschoben werden und will auch nach dem Besuch der Cango Caves nicht anspringen: Der Anlasser ist kaputt. Weil er vor Ort nicht repariert werden kann, müssen wir irgendwie Swellendam erreichen, wo abends ein Mechaniker das Teil austauscht. Die Fahrt geht durch die Kleine Karoo. Hier gäbe es sicher interessante Tiere zu sehen, aber anhalten können wir nur kurz für einen Toilettenstop. Gordon wagt es nicht, den Motor abzustellen. Ich frage mich, ob das Benzin reicht. Denn wie soll er mit laufendem Motor tanken? Hinter Barrydale führt die Straße R62 kräftig bergauf. Der Truck röhrt wie ein sterbender Hirsch und wird so langsam, bis er beinahe rückwärts fährt. Aber wir schaffen es.

Die Zelte, in denen wir die meisten Nächte (außer in den Städten und im Gebirge) verbringen, sind in einem ebenso schlechten Zustand. Vor allem sind sie weder wind-, noch richtig wasserdicht. Dummerweise haben wir viel Regen, sogar im Norden, wo eigentlich Trockenzeit herrschen sollte. Nach einigen nassen, saukalten Nächten hustet und schnupft die ganze Gruppe. Dabei hatte Simba am Anfang erzählt, sie hätten gerade die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten und die Hippos im Krüger Nationalpark seien gar nicht happy. Durch die unterschiedlichen Klimazonen muss man bei unserer Route wettermäßig ohnehin Kompromisse machen: Für den subtropischen Norden ist der Winter die bessere Reiszeit, für den gemäßigten Süden der Sommer. Also fahre ich September/Oktober, im Frühling. Trotz der manchmal widrigen Umstände begeistert mich Südafrika aufs Neue.

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Unsere Route ist voller Höhepunkte: 

KRÜGER NATIONALPARK

Auf dem Weg zum Krüger Nationalpark halten wir am Blyde River Canyon. Nach dem Fish River Canyon in Namibia ist er der Zweitgrößte in Afrika. Daneben befinden sich Wasserlöcher, die sogenannten Potholes, an denen sich Ziegen tummeln. Den Aussichtspunkt God’s Window auf ca. 1500 Metern Höhe hingegen lassen wir links liegen. Zwar soll man vom High Veld einen tollen Blick aufs Low Veld, wo der Park liegt, haben. Aber der Himmel ist wolkenverhangen, die Sicht gleich Null.

 

Von den 147 Säugetierarten, 507 Vogelarten, 114 Reptilienarten, 49 Fischarten und 34 Amphibienarten, die der riesige Krüger Nationalpark zu bieten hat, sehen wir eine ganze Menge. Obwohl wir fast zwei Tage darin verbringen, können wir nur den südlichen Teil zwischen dem Paul Krüger Gate und dem Malelane Gate erforschen. Direkt hinter dem Eingang steht eins der seltenen Spitzmaulnashörner. Das ist wohl aus den entlegeneren Teilen des Parks dorthin in Sicherheit gebracht worden. Denn Wilderei ist ein Riesenproblem, erklärt Simba. Einige Drogendealer sind von Kolumbien nach Mosambik ausgewandert und betreiben das Ganze mit Hightech und Hubschraubern. Kurz darauf entdecken wir zwei Elefantenherden und zwei Wasserbüffel – drei der „Big Five“ in einer Viertelstunde. Wow! Am nächsten Tag stoßen wir unterwegs auf einen Stau. Auf einem Felsen liegt eine Leopardenmutter mit zwei Babys vor einer Höhle. Es ist ein Suchspiel: Mit viel Glück sieht man auf dem Felsen etwas Gepunktetes hinter Büschen. Ich erkenne es erst, als Mitreisende mit der Kamera daraufzoomen. Als wir noch zwei schlafende Löwinnen finden, sind die „Big Five“ komplett. Es ist die beste Jahreszeit, um Tiere zu beobachten: Wie bei uns sind die Bäume im Winter kahl. Die Tiere sammeln sich an den Wasserlöchern. Der Sabie Fluss, dem wir einige Zeit folgen, hatte vor kurzem fast gar kein Wasser mehr und füllt sich erst langsam wieder.

Am Weg sitzt eine Horde Paviane. Einer sieht aus, als würde er meditieren. An einem Baum mit Früchten bedienen sich die Affen und geben den unten wartenden Nyalas etwas ab. Das ist Zusammenarbeit: Die einen überwachen den Luftraum, die anderen den Boden. Bei Gefahr durch Raubtiere warnt man sich gegenseitig. Eine Giraffe putzt sich mit der Zunge die Nase. In einem anderen Baum warten schon die Geier. Im Nächsten hockt ein Adler, der aussieht, als würde er eine weiße Latzhose tragen. Eine Warzenschweinmutter mit zwei Halbwüchsigen weidet. Eins hinkt, aber Tierärzte gibt es hier nicht. Wenn es nicht heilt… Die Warzenschweine haben weiße Bärte. Wie üblich knien sie sich beim Essen auf die Vorderbeine und rutschen darauf weiter. Kudus angeln mit der Zunge nach den frischen Blättern, die die ersten Regenfälle nach der besonders heftigen Trockenzeit hervorgebracht haben. Am Straßenrand ist ein Nashorn-Klo, das gleichzeitig als schwarzes Brett dient. Beispielsweise hinterlassen Weibchen die empfängnisbereit sind, paarungswilligen Männchen mit ihrem Kot ihre Visitenkarte. Ein einsamer alter Elefant, der von einem jüngeren, stärkeren Männchen aus der Herde gejagt worden ist, kommt vorbei. An einem künstlichen Wasserloch, dessen Pumpe mit einem Solarpanel betrieben wird, säuft gerade ein Breitmaulnashorn. Viele Knochen liegen herum. Raubkatzen überraschen ihr Beute gerne beim Trinken. Auf unserem Picknickplatz treiben sich überall blauglänzende Stare und nistende Nashornvögel herum.

Eine Sonnenuntergangssafari in die Dunkelheit hinein machen wir nicht mit dem ungeliebten Truck, sondern mit einem offenen Jeep. Neben den üblichen Verdächtigen zeigen sich jetzt auch Buschhasen und zwei Stachelschweine, wahrscheinlich ein Paar, das ein Leben lang zusammenbleibt. Zwei Nilpferde grasen vier Kilometer vom Fluss entfernt. Sie brauchen 20 bis 30 Kilogramm Grünfutter pro Nacht und müssen viel herumlaufen.

 

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iSIMANGALISO-WETLAND-PARK

Im St. Lucia Estuary machen eine Bootsfahrt durch die Lagune des iSimangaliso Nationalparks, der zum Weltnaturerbe zählt. Überall liegen grunzende Gruppen von Flusspferden im Wasser. Die Krokodile zeigen sich leider nicht. Dafür Massen von Vögeln, darunter weiße Reiher und leuchtend gelbe Weber, die ihre Nester im Schilf bauen. Für den Nestbau ist das Männchen verantwortlich. Das Weibchen guckt sich das Werk an. Gefällt es ihr nicht, macht sie es kaputt. Eigentlich ist es eine Sonnenuntergangsfahrt, aber die Sonne hat sich wieder verzogen.

 

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ZULULAND

Von St. Lucia fahren wie weiter die Küste hinunter und biegen Richtung Pietermaritzburg ins Valley of a Thousand Hills ab. Im Dorf Kwanyuswa werden wir von Maxwell und Cindy mit einem dreifachen Handschlag begrüßt: Freundschaft, Einzigartigkeit, Zusammenhalt. Mit den beiden machen wir einen Spaziergang durch den Ort. Ein örtlicher Musiker spielt uns seine Soul-Songs vor. In der Metzgerei essen wir zu Mittag. Es gibt Fleisch vom Grill. Dann gehts weiter zu einer traditionellen Heilerin. Sie erzählt, dass sie mit 19 Jahren berufen und sechs Jahre lang ausgebildet wurde. Mit Hilfe von Tierknochen sagt sie für 100 Rand auch die Zukunft voraus und erklärt mir, dass ich zu intelligent für meinen Job bin und etwas Besseres verdiene. Genau! Einem schwulen Mitreisenden hingegen prophezeit sie, dass er bald seine Traumfrau findet. Naja: Nobody’s perfect! Ihre Hütte ist rund, damit sich die Geister der Ahnen ungestört darin bewegen können. Die Eingangstür ist sehr niedrig. Man muss sich automatisch bücken und so Respekt erweisen. Einige Mädchen zeigen traditionelle Tänze. Sie tragen nur Röcke, was einen angesichts der niedrigen Temperaturen erschauern lässt. Allerdings bewegen sie sich zu den Trommel-Rhythmen sehr viel.

Wir übernachten in einem Privathaus. Die Einrichtung ist einfach, bis auf den riesigen, nagelneuen Fernseher im Wohnzimmer. Unsere Gastgeberin nennen wir „Mama“. Außerdem sind noch Mamas Tochter und Mamas Enkelin anwesend. Sie hat gute Perspektiven: Ihre Mutter ist Lehrerin an der Highschool und legt Wert darauf, dass die Kleine schon mit zweieinhalb Jahren auch Englisch spricht. Die Gruppe ist geteilt worden. Wir sind zu Siebt plus Guide Simba. Ein Paar hat ein Zimmer in einem extra Häuschen, zwei Paare teilen sich ein Zimmer, ich schlafe mit Simba und dem lokalen Guide Cindy auf einer Matratze im Wohnzimmer. Etwas eng, aber auf beiden Seiten des Hauses entstehen weitere Gästezimmer. Man sieht die positiven Aspekte des Programms: Wir lernen das Alltagsleben in einem Zuludorf kennen, unsere Gastgeber können ihren Lebensstandard durch das zusätzliche Geld verbessern. Zum Abendessen gibt es Hühnchen, Beefcurry, eine reisartige Beilage, Kartoffeln, traditionelles Brot, Tomaten, Jalapenos und einen Salat mit Bohnen und Mayonnaise. Das ist alles erfreulich würzig um Gegensatz zum Essen, was wir im östlichen Afrika probiert haben. Anschließend waschen wir gemeinsam ab und fallen müde ins Bett, bzw. aufs Matratzenlager. Am frühen Morgen bekommen wir noch ein typisches Frühstück mit einer Art Porridge. Dann heißt es Abschied nehmen von Mama.

 

Unsere nächste Station ist das nahe gelegene Durban. Es ist die Stadt mit der größten indischen Bevölkerung außerhalb Indiens. Dort weht ein stürmischer Wind. Am Strand zu sitzen, steht also nicht zur Debatte. Ich verziehe mich mich in die uShaka Marine World, die u. a. aus einem großen Aquarium, der Sea World, und dem Spaßbad Wet ’n‘ Wild besteht. Für das mittägliche Picknick suche ich mir ein geschütztes Plätzchen an einem künstlichen Kanal, auf dem venezianische Gondeln verkehren, angetrieben von Elektromotoren. Als ich zum Ticketschalter gehe, zieht eine Parade vorbei mit Bläsern, Trommlern, Halloweenfiguren, afrikanischen Tänzern, einem Plüschhai und einem Plüschseelöwen mit Matrosenmütze. Das Aquarium befindet sich in einem alten Schiff. Es ist ähnlich wie die Sea World in Oberhausen gestaltet, aber viel größer. Sie haben u.a. Rochen, Haie, Koffer- und Kuhfische. Draußen kann man mit den Haien tauchen, die Rochen füttern oder in einer Lagune schnorcheln. Die Seelöwenshow fällt wegen des Windes aus, weil die Arena wegfliegen könnte, aber die Delfinshow findet statt.

 

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DRAKENSBERGE

Mit bis zu 3482 Metern sind die Drakensberge das höchste Gebirge des südlichen Afrikas. Bei einer zweistündigen Wanderung im Royal Natal National Park bekommen wir einen guten Eindruck. Und von unserer 1200 Meter hoch gelegenen Unterkunft Amphitheatre Backpackers hat man einen herrlichen Blick auf die Bergkette. Am Abend wird es empfindlich kalt. Meinen Daunenschlafsack kann ich in einen Mantel verwandeln. Zum Essen in der halboffenen Küche trage ich ihn und werde von den anderen heiß beneidet. Nachher in der Bar ist es gemütlicher. Sie haben einen Kamin, einen Whirlpool und eine Sauna. Das Ganze ist sehr urig: Die Decke besteht aus plattgedrückten Bierdosen, die Fenster statt aus Glasbausteinen aus Jägermeisterflaschen.

Weil mich die eher kurze Wanderung beim Ausflug nach Lesotho nicht ausgelastet hat, mache ich am folgenden Tag einen einstündigen Rundgang über das riesige Grundstück, das die Lodge umgibt. Es geht durch Grasland an einem kleinen Stausee vorbei und einen Fluss entlang. Frösche quaken, Wasservögel planschen. Am Ufer wachsen Lilien. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreiche ich einen etwas größeren Stausee.

 

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WILD COAST

Wir sind jetzt in der Provinz Ostkap und machen in Queenstown Mittagspause. Schließlich erreichen wir den Campingplatz Buccaneers in Chintsa, der neben einem Fluss an der Küste liegt und kostenlos Kanus zur Verfügung stellt. Morgens paddele ich damit in die Lagune, die sich an der Flussmündung gebildet hat. Der Hinweg ist herrlich. Ich sehe viele Vögel, darunter einen weißen Löffler und meine guten Bekannten, die Nilgänse. Der Rückweg ist nicht ganz so schön, weil mir eine steife Brise entgegenweht. Mittags picknicke ich am Strand in den weißen Sanddünen mit Blick auf den tobenden Indischen Ozean. Ich verzichte auf ein Bad in der Brandung, denn der Wind ist kalt, ebenso wie das Wasser. Im geschützten Ort hingegen ist es eher subtropisch. Motorradfahrer kommen angeknattert. Eine Rockergang? Nein, einer hat ein Kreuz auf der Lederjacke. Es ist eine christliche Biker-Vereinigung.

 

In der nahen Inkwenkwezi Game Reserve, einem privaten Safaripark, mache ich eine Sonnenuntergangs-Safari. Er ist ca. 9000 Fußballfelder groß, aber das Highlight ist das 200 Fußballfelder große Löwengehege. Gefüttert werden sie mit den toten Kühen der örtlichen Farmer. Ab und zu gibts mal 15 Impalas, damit sie das Jagen nicht verlernen. Die sind nach einem Tag verputzt. Bevor wir ins Gehege fahren, nimmt Ranger Rudolf eine Pistole aus einem Safe. Drei der berühmten weißen Löwen (keine Albinos, sondern eine Genmutation, die nur in Südafrika vorkommt) liegen mitten auf der Straße und sind nicht so schläfrig, wie üblich. Auch die nächsten Raubkatzen, die wir sehen, sind nicht entspannt. Rudolf schlägt vor, das Gehege zu verlassen. Eine der Löwinnen hat schon einen Jeep attackiert und die Reifen zerbissen. Da keiner zum Reifenwechsel aussteigen konnte, mussten sie sich abschleppen lassen. Hinter dem Zaun steigen wir aus und trinken Savannas (der beste Cider auf dem Markt). Die Löwen kommen plötzlich alle hervor und beobachten uns. Können wir näher herangehen? Rudolf meint nein, die Löwen sind schon über den Zaun gesprungen. So nah wollen wir ihnen nun nicht kommen…

 

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ADDO-ELEFANTEN-NATIONALPARK

Wir fahren durch East London und King William’s Town und legen in Grahamstown, das einst englische Kolonie war, einen Einkaufsstop ein. Inzwischen sind wir nicht mehr im Land der Zulu, sondern der Xhosa. Im Addo-Elefanten-Nationalpark angekommen, machen wir eine weitere Sonnenuntergangssafari. Es lohnt sich: U.a. zeigen sich eine Südafrikanische Kuhantilope, Kudus, eine Manguste, Erdmännchen, die namensgebenden Elefanten und Strauße, die unser Ranger Ryan „Kentucky Fried Chicken auf Steroiden“ nennt. Am nächsten Morgen öffnen die Tore um 5.30 Uhr. Diesmal gehen wir mit dem Truck auf Erkundungsfahrt. Wieder begegnen wir vielen Kudus, einer Herde Wasserbüffeln und anderen Huftieren.

 

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GARDEN ROUTE

Im Titsikamma Nationalpark schlagen wir unsere Zelte im Storms River Mouth Rest Camp auf. Der Platz liegt direkt an der zerklüfteten Felsküste, die noch viel wilder als die Wild Coast ist. Am Abend erlebe ich dort einen Sonnenuntergang, der so unwirklich schön ist, als ob ihn jemand mit Photoshop bearbeitet hätte. Am nächsten Morgen ist strahlend blauer Himmel, ich buche hoffnungsvoll für Mittags einen Schnorcheltrip durch die Bucht. Vorher wandere ich zur Hängebrücke, die die Mündung des Storms River überspannt. Als ich zurückkomme, ist es zugezogen und das Wasser plötzlich sehr rau. Dementsprechend sehe ich neben ein paar Fischen vor allem Wasserbläschen. Einmal werfen mich die Wellen beinahe auf einen der vielen scharfen Felsen, ich komme mit einem kleinen Kratzer am Fuß davon. Das Wasser hat 17 Grad. Wenigstens trage ich einen langärmeligen Wetsuit und sogar eine Kapuze. Als ich mich gerade wieder angezogen habe, fängt es an zu regnen. Am Restaurant turnen Klippschliefer herum und grasen friedlich. Aus dem Regen wird ein kräftiger Guss. Als es „nur“ noch nieselt, mache ich einen kleinen Umweg über den Loerie Trail, bevor ich zum Zelt zurückkehre. Große Freude. Das uralte Mistding ist auch noch undicht! Weil es keinen Aufenthaltsraum gibt, essen wir im Waschraum und sitzen auf den Waschmaschinen und Trocknern. Die spenden wenigstens etwas Wärme. Die Nacht ist furchtbar, da das Zelt auch nicht winddicht ist. Meine Campinglaterne schaukelt kräftig hin und her. Wenigstens werden durch den Luftzug meine Sachen etwas trockener gepustet. Am nächsten Morgen herrscht wieder unschuldiger Sonnenschein.

 

Mit dem Truck fahren wir weiter nach Knysna. Die grüne Landschaft sieht inzwischen richtig europäisch aus. Am Yachthafen ist ein hübsches kleines Center mit Geschäften, Restaurants und einem Café, das uns den besten Kaffee des Trips beschert.

 

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KLEINE KAROO

Oudtshoorn liegt in der Provinz Westkap in der Halbwüste Kleine Karoo und gilt als Straußenhauptstadt der Welt. Also besichtigen wir eine Straußenfarm. In der Cango Ostrich Farm lebt u.a. Dusty, eine zwergenwüchsige Straußenlady. Normalerweise wäre sie getötet worden, aber weil das eine Touristenfarm ist, durfte sie leben. Im Nachbargehege umarmt Betsy Leute (wenn man ihr das Futter entsprechend hinhält). Die Kleinsten sind gerade vier Tage alt und wedeln mit den Stummelflügeln. In einer Arena können Menschen bis zu 75 Kilogramm Strauße reiten. Aber offensichtlich mögen sie das nicht. Es ist mehr wie Rodeo. Abends im Restaurant Black Swan esse ich Straußen-Carpaccio. Lecker!

 

Am nächsten Morgen besuchen wir die Cango Caves. Die Höhlen sind recht beeindruckend. Die älteste Formation in dem Tropfsteinhöhlensystem ist 1,5 Millionen Jahre alt und hat den Spitznamen „Trauerweide“, eine andere heißt „Orgelpfeifen“. Fledermäuse wohnen darin, ein paar Kakerlaken, Spinnen und Läuse, die auf Algen leben. Ab und zu kommen an heißen Tagen Baumschlangen hinein.

 

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KAP AGULHAS

Wieder weckt mich auf dem Campingplatz Kam Bati River Resort bei Swellendam, das mit holländischem Charme beeindruckt, morgens die Kälte auf. Das einlagige Zelt ist feucht von innen – Kondenswasser. Zunächst geht es durch Weizenfelder, dann durch eine Gegend, die in der Vegetation an die Nordseeküste erinnert, zum südlichsten Punkt Afrikas. Am Kap Agulhas treffen Indischer Ozean und Atlantik aufeinander. Laut einer Infotafel gibt es hier hinter Kap Hoorn die zweithöchsten Wellen der Welt. Aber es ist ein ruhiger Tag, nur etwas Wind und Sonne. Nach Durban und Tsitsikamma hatte ich erheblich wilderes Wasser erwartet.

 
Danach nehmen wir Kurs auf die  Weinroute R320. Die Wiesen sind lila. Hier blüht überall Lavendel und es sieht aus wie in Südfrankreich. Unterwegs machen wir eine Weinprobe im Gut Raka. Schließlich erreichen wir Hermanus. Das Städtchen hat eine schöne Promenade mit Blick auf eine Bucht, in der man mit Glück Wale direkt vom Land aus beobachten kann. Ich habe kein Glück. Wir machen eine zweite Weinprobe in einem Geschäft, das 17.000 verschiedene Sorten verkauft. Am nächsten Morgen bringt uns eine schöne Küstenstraße nach Kapstadt.

 

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