PERU 🇵🇪 

Reiseroute 2011

ECUADOR 🇪🇨 – LimaPuerto Maldonado (Amazonasgebiet: zwei Übernachtungen in einer Dschungel-Lodge am Rio Tambopata) – Cuzco (ehemalige Hauptstadt des Inka-Reiches) – Ollantaytambo (Heiliges Tal, Zwischenstops in Amaru und Pisac) – Inka-Trail nach Machu PicchuCuzco – Puno (Stadt am Titicacasee) – Llachon (Dorf am Titicacasee, Zwischenstops auf den Inseln der Uros und der Isla Taquile) – Puno – BOLIVIEN 🇧🇴 

Lama in Lima

„Was war die dümmste Frage, die dir je gestellt wurde?“ fragt ein Mitreisender in Guatemala den Tourguide. „Jemand hat gefragt, wann wir endlich Lamas sehen“, erwidert Juan. Daraufhin beklagt sich die Gruppe natürlich ständig über den Mangel an Lamas in Mittelamerika. In Peru hingegen gibts nichts zu meckern. Lamas über Lamas – sogar in den Ruinen von Wiñay Wayna (s. Foto ganz oben) und Machu Picchu stehen sie. „Die arbeiten hier“, sagt man uns. Ihr Job ist es, den Rasen auf den Terrassen, auf denen die Inkas einst Mais oder Bohnen anbauten, kurz zu halten.

Noch putziger als die bräsig guckenden Lamas finde ich ihre haarigen Verwandten, die Alpakas (Foto). 3,5 Millionen leben in Peru – 75 Prozent der weltweiten Population. Die liefern die Wolle für all die Pullover, Mützen, Handschuhe und Schals, die an jeder Ecke günstig angeboten werden. Allerdings gibt es die Neuweltkamele nur im Hochland. In Perus Hauptstadt Lima, die unten an der Küste liegt, findet man keine. Mein Vater hat einmal einen Schüttelvers darüber gechrieben: „Ein Lama in Lima/ vertrug nicht das Klima./ Es wurde asthmatisch,/ lit psychosomatisch,/ bekam fiese Mucken/ und fing an zu spucken.“

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Meerschweinchen als Mittagessen

Wer keine Kartoffeln mag, hat in Peru ein Problem. In der Heimat der Knolle gibt es 5000 verschiedene Sorten. Auch für Vegetarier ist die traditionelle Küche nicht ideal. Sie werden oft mit Beilagen (vor allem Bohnen und Reis) abgespeist. Neben Fisch und Hühnchen steht für Fleischesser Exotisches auf der Karte: Als besondere Delikatesse im Hochland gilt „Cuy“ – gegrilltes Meerschweinchen. Wir probieren es bei unserem Besuch im Dorf Amaru. Es schmeckt ein bisschen wie Kaninchen, das ich nicht so mag. Zudem weckt es bei mir Erinnerungen an „Jojo“, das Haustier meiner Kindheit…

Bei den Getränken etwas gewöhnungsbedürftig ist Chicha – vergorenes Maisbier, das die Einheimischen selbst brauen. Ein Stock mit einer Plastiktüte vor einem Haus zeigt an, dass es dort verkauft wird. Nicht gewöhnungsbedürftig, sondern sehr lecker: der Cocktail „Pisco Sour“. Grundlage ist der Grappa-ähnliche Pisco-Schnaps, der mit Limettensaft, Eiweiß, Zucker und Zimt vermixt wird.

Nicht bloß Nahrung, sondern Teil der peruanischen Kultur sind Kokablätter, die meist gekaut oder als Tee aufgegossen werden. Sie gelten außerdem als Allheilmittel, vor allem bei Magenbeschwerden und als Vorbeugung gegen die Höhenkrankheit. Interessante Einzelheiten erfahren wir im Kokamuseum in Cuzco. Die Pflanze ist den Inkas heute noch heilig: „Mit dem Kokablatt bist du niemals alleine, du bist immer mit Mutter Erde zusammen“, heißt es auf einem Schild. An anderer Stelle wird beschrieben, wie man aus der Pflanze Kokain herstellen kann. Deshalb ist die Einfuhr von Kokaprodukten (die als solche nicht süchtig machen) nach der UN-Drogenkonvention in die EU verboten. Obwohl ein Kännchen Kokatee beim Skiurlaub in den Alpen praktisch wäre…

 

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25.000 Leichen im Keller

In Lima bummele ich durch die historische Altstadt. Ein Highlight unter den vielen Prachtbauten ist das 1657 bis 1687 erbaute Franziskaner-Kloster mit seiner „Im Namen der Rose“-mäßigen uralten Bibliothek und hohem Grusel-Faktor: Die Mönche haben nicht nur eine Leiche im Keller, sondern ca. 25.000. Die Katakomben unter der Kirche wurden nämlich jahrhundertelang als Friedhof genutzt. Trotz all der Geschichtsträchtigkeit ist Lima eine moderne Metropole mit entsprechendem Verkehr. Die Hupe ist hier der wichtigste Teil eines Autos.

Bei der Fahrt durch die Vororte fällt auf, dass sehr viele Häuser noch gar nicht fertig sind. Norma, unser Tourguide, erklärt warum: Die Leute trauen den Banken nicht und nehmen deswegen für den Hausbau keine Kredite auf. Wenn sie etwas Geld gespart haben, fangen sie an das Erdgeschoss zu bauen und ziehen schonmal ein. Dann wird weiter gespart, bis Geld für den ersten Stock vorhanden ist usw. Die Außenwände bleiben oft unverputzt. Werbung (auch für Wahlen – „Ollanta Presidente“) wird einfach mit Farbe draufgemalt.

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Vom wilden Affen beklaut

Wir fliegen von Lima nach Puerto Maldonado und fahren weiter mit Kleinbus und Boot  zum Tambopata-Nationalpark. Auf Wunsch bekommt man am Eingang einen schönen Jaguarstempel in den Pass. Die gefleckte Raubkatze sehen wir zwar nicht live, dafür aber jede Menge anderer Tiere: Direkt neben dem Registrierungs-Büro turnt ein Dusky-Titi-Äffchen herum. Unsere benachbarte Öko-Lodge, das Explorer’s Inn, wird von einer Bande Saddleback-Tamarine überfallen, die sich an den Bananenvorräten in der Speisekammer bedienen. Bei einer nächtlichen Bootstour beobachten wir Baby-Brillenkaimane. Ein Ranger leuchtet das Flussufer mit einer Taschenlampe ab und erkennt sie an den rot aufglühenden Augen. Außerdem grasen dort zwei Capybaras, die größten Nager der Welt. Am nächsten Tag wandern wir zu einem See, in dem eine zehnköpfige Riesenotter-Familie wohnt. Immer wieder gucken die runden Köpfe aus dem Wasser. Am zweiten Abend machen wir einen Dschungelspaziergang und treffen auf Taranteln, Raupen und Fröschchen.

 

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Im Zentrum des alten Inka-Reiches

Nach dem Ausflug in den feuchtheißen Tiefland-Dschungel gehts rauf in die Anden, wo wir den Rest unseres Urlaubs verbringen. Trotz der kühlen Temperaturen tragen die meisten Männer (und die meisten Frauen) dort Sandalen – ohne Socken! Dieses Schuhwerk ist billig aus alten Autoreifen hergestellt, hält vier bis fünf Jahre und ist wasserfest. Sogar die Träger auf dem teils steilen und glitschigen Inka-Trail laufen damit herum.

Wir befinden uns nun im Zentrum des alten Inka-Reiches, an das überall Ruinen erinnern. Auf dem Weg ins Heilige Tal, durch das der Rio Urubamba fließt, legen wir in den Bergen im Dorf Amaru einen Zwischenstop ein, um zu sehen, wie die Nachfahren der Inka leben. Vorher lernen wir etwas Quechua (sulpaiki = danke). Dennoch muss Norma für uns dolmetschen. Die Frauen des Ortes empfangen uns. Während sie erklären, wie sie ihre traditionellen Textilien herstellen, sind sie niemals untätig: Die einen zwirbeln Alpakawolle zu Garn, die anderen weben. Schon die Mädchen lernen die Kunst – sie fangen mit Armbändern an, bevor sie sich zu Schals und Stolas „hocharbeiten“. Zum Schluss verraten uns die Frauen noch das Geheimnis ihrer tiefschwarzen Haare: Sie benutzen ein natürliches Shampoo aus Wurzeln. Dann gehen wir gemeinsam zur Feldarbeit: Zuvor wird die Gruppe passend eingekleidet. Die bunten Röcke und Hüte sind keineswegs nur Feiertagstracht, sondern werden im Alltag getragen. Und sie sind schön warm. Allerdings fällt einem der Hut beim Versuch, die Erde mit der Hacke zu lockern, ständig über die Augen. Ganz schön anstrengend! Als „Doping“ werden dabei traditionell Kokablätter gekaut. Allerdings, so erklärt uns Norma, unterdrückt das den Durst. So trinken die Feldarbeiterinnen oft zu wenig und bekommen Nierenpbrobleme.

Nach einem Abstecher auf den Markt in Pisac übernachten wir am anderen Ende des Tals in Ollantaytambo, dessen Gebäude aus der Inkazeit noch fast vollständig erhalten sind.

 

Cuzco, die ehemalige Hauptstadt des Inka-Reiches, muss einst im Wortsinne mit Gold gepflastert gewesen sein. U.a. soll sich um den zentralen Platz eine 250 Meter lange Goldkette gezogen haben. Obwohl die Spanier nach ihrem Einmarsch 1533 alles, was einschmelzbar war, mitgehen ließen und die Inkatempel niederrissen, ist die Stadt heute noch absolut sehenswert. Auf die Grundmauern der Tempel haben die Eroberer ihre Kathedralen einfach draufgebaut und innen z.T. ebenfalls mit Blattgold ausgekleidet. Kein moderner Bau stört die einzigartige, präkolumbisch-koloniale Mischarchitektur, die 1983 zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

 

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Zu Fuß nach Machu Picchu

„Die atemberaubendste Anreiseart nach Machu Picchu ist jene zu Fuß“, meint mein Reiseführer. Stimmt! Allerdings sind die über 40 Kilometer auf dem Inka-Trail kein Sonntagsspaziergang. Vier Tage lang wandere ich von Kilometer 82 zur legendären Ruinenstadt und bin heilfroh, dass ich vorher hart im Fitness-Studio trainiert habe. Drei Pässe müssen auf der Strecke überwunden werden, der Erste ist mit 4198 Metern der Höchste. Passenderweise heißt er „Warmi Wañusca“ – Pass der toten Frau. Es gäbe „keine Angaben über die Herkunft dieses Namens“, steht in meinem Reiseführer. Ich hingegen weiß es: Die alten Inkas haben mich kommen sehen. Denn ich fühle mich ziemlich tot, als ich die letzten Stufen hinaufklettere. Und bin heilfroh, dass unsere Wandergruppe nicht am zweiten Tag auch noch den nächsten Pass erklimmen muss. Als wertvoll erweisen sich mein warmer Daunenschlafsack und die Thermounterwäsche. Beim Campen in Paqaymayu auf 3600 Metern in der zweiten Nacht wird es sehr, sehr kalt. Warme Duschen gibts auf keinem der Campingplätze. Auch die ehemals vorhandenen in unserer letzen Station Wiñay Wayna sind inzwischen geschlossen, weil die Betreiber ihre Steuern nicht bezahlt haben.

Aber die spektakulär schöne Landschaft entschädigt für alle Entbehrungen. Der Weg führt durch Bergregenwälder und grasbewachsende Pampa und bietet immer wieder fantastische Ausblicke in die Anden oder das Tal des Urubamba. Unbeschreiblich ist das Gefühl, wenn man am frühen Morgen des vierten Tages durch das Intipunku, das berühmte Sonnentor, tritt und (falls es nicht gerade neblig ist) einen wunderschönen Blick auf Machu Picchu hat.

 

In Machu Picchu stehen ca. 300 Häuser, schätzungsweise 1500 Leute lebten hier. Über die geheimnisvolle Stadt gibts verschiedene Theorien. Zum Beispiel, dass es eine Art Universitätsstadt war, in der junge Inkas in Astronomie, Architektur, Agrikultur und Religion ausgebildet wurden. Andere glauben schlicht, dass die Stadt von Aliens erbaut wurde.

Welche Funktion die Stadt wirklich hatte, wird man wohl nie erfahren. Die Inkas hielten wichtige Informationen auf Textilien und Töpferware fest. Nicht wissend, dass die spanischen Eroberer diese „Schrift“ gar nicht lesen konnten, zerstörten sie alles, um ihr Wissen zu schützen. Als die Spanier dann die Oberschicht der Inkas umbrachten, ging alles verloren.

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Auf dem höchsten
schiffbaren See der Welt

Ein Linienbus bringt uns von Cuzco ins 3855 Meter hoch gelegene Puno, die „Folklorehauptstadt“ Perus am Ufer des Titicacasees. Mit Fahrradrikschas fahren wir zum Hafen und steigen aufs Boot um. Erste Station sind die schwimmenden Inseln der Uros. Die Nachfahren des Volkes, das die Inkas nie bezwingen konnten, erklären uns anhand eines Modells wie sie ihre Inseln aus Schilf selbst herstellen. Die weltweit einzigartigen Konstruktionen müssen verankert werden, damit sie nicht nach Bolivien „rübermachen“. Wenn es einen Streit gibt, oder einige Bewohner zu faul sind, folgt die Scheidung: Der „Präsident“ sägt ihren Inselteil einfach ab und sie bilden eine eigene Gemeinschaft. Alle 20 Jahre müssen die Inseln erneuert werden, alle zwei Monate wird die Oberfläche mit neuem Schilf renoviert. Auch sonst ist Schilf die Lebensgrundlage der Uros – als Baumaterial für die Hütten (eine hat sogar ein Solarpanel auf dem Dach) und Boote (es gibt zwei Modelle: den simplen „Toyota“ und den „Mercedes“ mit zwei Rümpfen und bunten Verzierungen) sowie als Nahrungsmittel. Die rund 70 Inseln bilden eine eigene kleine Welt auf dem See. Es gibt sogar Schulen – natürlich aus Schilf.

Die Nacht verbringen wir am Seeufer auf einer Halbinsel. Unsere mageren Quechua-Kenntnisse bringen uns nicht weiter, denn in dieser Gegend sprechen die Menschen Aymara. In Llachon wird die Reisegruppe auf Gastfamilien verteilt und nimmt am Dorfleben teil. Erst helfen wir unserer Gastgeberin beim Bohnenpflanzen. Dann rudern wir mit ihrem Mann auf den See hinaus, um Netze auszulegen, mit denen kleine Fische gefangen werden. Später spielen die Besucher Volleyball gegen die Einheimischen. Beeindruckend ist ein kleines Mädchen mit einem äußerst kräftigen Aufschlag. Die Jungs im Ort hingegen spielen lieber Fußball. Abends bekommen wir traditionelle Kleidung geliehen und treffen uns in einer gemütlichen Lehmhütte zum gemeinsamen Abendessen. Diesmal bekocht die Gruppe die Gastgeber. Wir entscheiden uns für ein für peruanische Verhältnisse exotisches Gericht: Nudeln! Bevor wir nach Puno zurückkehren, besichtigen wir die Isla Taquile. Landschaftlich wirkt die Insel fast mediterran. Während wir zum einzigen Dorf hochsteigen, begegnen uns Frauen, die beim Laufen Garn zwirbeln. Das Stricken jedoch ist hier reine Männersache.

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