SIMBABWE 🇿🇼 

Reiseroute 2012

SÜDAFRIKA 🇿🇦 – NAMIBIA 🇳🇦 – BOTSWANA 🇧🇼 – NAMIBIA 🇳🇦 – BOTSWANA 🇧🇼 – Victoria Falls

Zum Schluss: Ein Fall für alle Fälle

Schon beim Betreten von Simbabwe merkt man, dass in dem krisengeschüttelten Land eine andere Stimmung herrscht, als in Südafrika, Namibia oder Botswana. In der Grenzstation hängen Schilder, die vor Korruption warnen. Viel zu helfen scheinen sie nicht. Unser Guide Johan erzählt, dass der Truck meist kurz hinter der Grenze von der Polizei angehalten wird: „Sie finden immer was. Neulich mussten wir eine Strafe zahlen, weil an einem Reifen eine Ventilkappe fehlte.“ Prompt macht der Truck eine Vollbremsung: Ein Auto blockiert die Straße. Nichts passiert. Sind das etwa gar keine Cops, sondern Räuber? Nein! Es ist bloß eine Fahrschülerin, die beim Wenden ihren Wagen abgewürgt hatte. Schließlich erreichen wir unseren Zielort Victoria Falls. Dort kann man sofort Milliardär oder Billionär werden, denn Straßenhändler bieten entsprechende Noten von Simbabwe-Dollar an. Zum Zahlen taugen sie allerdings nicht mehr, da die Währung wegen Hyperinflation ausgesetzt und durch den US-Dollar verdrängt wurde. Das Hotel entpuppt sich als im bombastischen Diktatorenstil erbauter Betonbunker. Davor stehen lange Schlangen von dunklen Mercedes-Limousinen. Es läuft gerade eine Tagung von Regierungsmitgliedern…

Nach über 2700 Kilometern heißt es hier Abschied nehmen von unserem Truck. Irgendwie hat man ihn in den drei Wochen liebgewonnen, auch wenn er morgens regelmäßig angeschoben werden musste und einmal im Sand steckenblieb. Unglaublich, wie abwechslungsreich die Landschaften waren – mediterran, Küste, Wüste, Savanne, Sumpf und jetzt tropischer Regenwald. Vom Balkon meines Hotelzimmers kann ich in der Ferne noch die Gischt der Fälle aus dem Dschungel aufsteigen sehen. In dieser Gegend ist es selbst in der Trockenzeit immer feucht. Überall im Garten turnen Affen (Meerkatzen und Paviane) herum. Deshalb sollte man keine Fenster offenlassen. Ein Meerkatzen-Kindergarten und grasende Warzenschweine lassen die gewöhnungsbedürftige Architektur des Hotels vergessen.

Der majestätischen Schönheit der Victoriafälle können die sozialen Probleme im Land ohnehin nichts anhaben. Unbeeindruckt stürzt der Sambesi bis zu 107 Meter tief in eine Schlucht. Und direkt hinter den Fällen beginnt eine der wildesten Raftingstrecken der Welt. Der teilweise etwas schlüpfrige Abstieg zum Fluss lohnt sich. Ich mache mit dem Schlauchboot eine Tour durch die Stromschnellen 1 bis 19, die klangvolle Namen wie „Des Teufels Kloschüssel“ tragen. Unterteilt sind sie in Kategorien von 1 bis 6, wobei 6 selbst für Profis als zu gefährlich gilt. Daher lassen wir Nummer 9 aus und klettern über die Felsen drumherum. Richtig Spaß machen die Kategorie-5-Stromschnellen. Manchmal verliert das Boot ein paar von seinen acht Passagieren. Die werden wieder aus dem Fluss gefischt. Ich bleibe an Bord und habe das Gefühl: Ist doch halb so wild. Bis in der vorletzten Stromschnelle unser Boot umschlägt. Jetzt weiß ich, wie sich die Wäsche in der Waschmaschine fühlt. Während ich noch überlege, wo oben und unten ist, zieht mich die Schwimmweste wieder an die Wasseroberfläche. Das Härteste allerdings kommt nach dem Rafting. Dann muss man wieder aus der Schlucht des Sambesi herausklettern, die am Ende der Strecke 250 Meter tief ist.

Am letzten Tag passiere ich erneut eine Grenze und fahre von Victoria Falls über eine Brücke auf die andere Seite der Fälle ins benachbarte Livingstone, das zu Sambia gehört. Die Grenze verläuft genau in der Mitte. Wer mit dem Auto unterwegs ist, muss aufpassen und die Seiten wechseln: In Simbabwe herrscht Linksverkehr, in Sambia Rechtsverkehr. Von Livingstone aus fliege ich über Johannesburg nach London und komme am 4. November frühmorgens in Heathrow an. Von 40 auf 4 Grad in ein paar Stunden. Der Duty Free Shop im Flughafen ist weihnachtlich geschmückt, im Hintergrund dudelt besinnliche Musik. Ich bin noch voll auf Sommer eingestellt. Holt mich hier raus!

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