NICHT OHNE MEIN ODIL

Ein reiselustiges Plüschtier

odilrucksackIch reise nie ganz allein. Im Frühjahr 2009 habe ich in Mittelamerika ein Souvenir erstanden: ein Plüschkrokodil, das ein „I love Costa Rica“-T-Shirt trägt. Putzig, aber beim Rücktransport nach Deutschland recht unhandlich – es guckte meist oben aus meinem Rucksack heraus. Ein paar Monate später habe ich zuhause in einem Zoo-Shop zufällig dasselbe Modell ein paar Nummern kleiner entdeckt. Das Große wurde „Krok“, das Kleine „Odil“ getauft. Es begleitet mich nun als Maskottchen auf meinen Trips in alle Welt und lässt sich an markanten Orten fotografieren. Inzwischen haben die beiden Plüschtiere eine eigene Website: www.krokblog.de. Dort veröffentlicht Odil ihre Reiseerinnerungen.

HOME, SWEET HOME

MEIN TRAUMSCHIFF

Sieh dir mal den Hasen an,
was der Hase rasen kann…

Sein Name ist Hase. Rasender Hase. 2012 habe ich mir einen langgehegten Traum erfüllt: meine eigenen vier Planken! Am 7.7. erlebte das Segelschiff seinen Stapellauf an der Sechs-Seen-Platte in Duisburg. Es ist eine Sailart 17 mit der Baunummer 161 – 5,10 Meter lang, 2,30 Meter breit und 510 Kilo schwer. So klein, dass es selbst ein schwächerer Wagen mit einem Trailer über die Straßen ziehen kann. Und so groß, dass zwei Erwachsene in der Kajüte bequem übernachten können. Als moderne Yacht hat „Rasender Hase“ natürlich ein eigenes Facebook-Profil. Und hier ein kleiner Film.

Zunächst dient „Rasender Hase“ als Wochenendhäuschen auf den Baggerseen. Aber irgendwann wird er wohl auch die Sieben Weltmeere erobern. Schließlich ist alles an Bord, was man so braucht: Badeleiter, Piratenflagge, Vase mit Seidenblume, Lichterkette mit Rentieren, ein aus der Persenning, zwei Duschvorhängen und einem Regencape selbstgebasteltes Cockpitzelt… Ich habe einfach das „Tiny House“-Konzept aufs Wasser übertragen und ein „Tiny Houseboat“ erschaffen. Ein faltbares Solarpanel sorgt dafür, dass Strom für den E-Motor und einen größeren Akku zur Verfügung steht. Das ermöglicht mir z.B. den Betrieb eines winzigen Kühlschranks, der genau in den Spalt zwischen Kielkasten und Sitzbank passt. Man kann es sich richtig gemütlich machen.

Seit 2019 habe ich für Leichtwind einen „Code 0“ an Bord. Dafür habe ich meinen „Hasen“ zurück zum Konstrukteur gebracht. Der hat als Regattasegler das Boot extra leicht gebaut und merkte leicht verstört an: „Sie haben aber viel in Ihren Backskisten.“ Nach dem Warum fragte er nicht. Vielleicht hatte er in der Kajüte an der Wand das pinkfarbene Schild mit einem Sinnspruch gesehen: „Weil ich eine Lady bin, Arschgesicht!“

heulendeeule

Seit 2015 hat „Rasender Hase“ ein Beiboot: ein Hobie Mirage i9s – 2,74 m lang, 0,91 m breit, 22 kg schwer, aufblasbar und in eine Reisetasche mit Rollen zu verpacken. In der Sommersaison hält sich „Heulende Eule“ allerdings meist in Hamburg auf, wo sie die Alster und die angrenzenden Kanäle unsicher macht.

Mein Teich ist zu klein…

2020 ist es schließlich so weit: „Rasender Hase“ macht seinen ersten Törn! Das Ziel ist die niederländische Provinz Friesland mit ihren unzähligen Binnenseen und Kanälen. Das Logbuch findet ihr hier.

HOME, SWEET HOME

AUSTRALIEN: NORDEN 🇦🇺

Reiserouten

Auf jeder meiner bisher drei Australienreisen habe ich im Norden Station gemacht:

1. Reise 2007

SÜDEN – MITTE – Cairns (Kreuzfahrt zum Great Barrier Reef und Rafting auf dem Tully River) – OSTEN

2. Reise 2008

Darwin – Kakadu Nationalpark (auf dem Weg: Krokodilbeobachtung in einem Billabong, Felszeichnungen am Ubirr Rock) –Katherine Gorge (auf dem Weg: Edith Falls) – Litchfield Nationalpark (Florence FallsWangi Falls, Baden in den Buley Rockholes) – Darwin (Tagesausflug nach Tiwi Island) – WESTEN

3. Reise 2009

MALAYSIA 🇲🇾 – Cairns – Thursday Island (Hauptinsel der Torres Strait) – Cape York (die äußerste Nordspitze Australiens) – Bamaga Twin Falls – Moreton Station – Weipa – Archer River – Coen – Musgrave – Lakefield Nationalpark – Cooktown – Cape Tribulation – Daintree Nationalpark – Port Douglas – Cairns

Wo die alte Kultur noch lebendig ist

6atiwipeople1Der Norden Australiens ist ziemlich unzugänglich und steht außerdem in der Regenzeit (also den ganzen Sommer über) unter Wasser. Im Westen ist Wüste. Kein Wunder also, dass sich die Kolonialherren nach der Entdeckung des Kontinents lieber im Süden und Osten angesiedelt haben. Während die Ureinwohner in diesen Regionen verdrängt wurden, gibt es im Norden und Westen Aboriginal People, die ihre Traditionen und Sprachen bewahrt haben. Sie können heute noch die tausende von Jahren alten Felszeichnungen ihrer Vorfahren erklären.

Besonders interessant ist ein Besuch auf Tiwi Island, das etwa 100 Kilometer vor der Nordküste liegt. Unsere Reisegruppe fliegt mit zwei winzigen Propellermaschinen von der Stadt Darwin aus dorthin. Die Piloten höchstpersönlich fertigen die Reisenden in einer kleinen Baracke ab und wiegen jeden. Gewichtsmäßig gut verteilt klettern jeweils ein Pilot und fünf Passagiere über die Tragflächen in die Kabinen. Weil es keine Klimaanlage gibt, reißt unser Pilot direkt nach der Landung noch beim Ausrollen die Tür auf.

Auf der Hauptinsel nehmen uns die Tiwi People in Empfang. Vor Ort kann man fantastische Schnitzereien, Bilder und Stoffe von lokalen Künstlern kaufen. Im Preis inbegriffen ist ein Einblick in die einzigartige Kultur. Von Seiten der Mutter erbt jeder Tiwi sein Totem-Tier (z.B. Krokodil, Gans). Passend dazu gibts Tänze, Gesänge und die entsprechende Gesichtsbemalung. Einige Dorfbewohner führen es uns vor. Tatsächlich lässt sich – selbst wenn man den Liedtext nicht versteht – erkennen, um welches Tier es sich jeweils handelt. Vom Vater erbt jeder Tiwi seine Skin Group. Die hat nichts mit Hautfarbe zu tun, sondern mit Blutsverwandtschaft. Da Inzest bei den Aboriginal People generell ein großes Tabu ist und früher sogar mit dem Tode bestraft wurde, existieren bei den Tiwi strenge Regeln für den Umgang zwischen erwachsenen Männern und Frauen verwandter Skin Groups. „Wenn ich meine Schwester auf der Straße sehe, darf ich sie nicht mal grüßen“, sagt unser Guide.

Die Tiwi sind die einzigen Ureinwohner Australiens, die bei Beerdigungen Totempfähle aufs Grab stellen. Zuvor spricht ein katholischer Priester seinen Segen. Gleichzeitig die uralte Religion der Ahnen und den neuen Glauben der Missionare zu praktizieren, ist für die Tiwi kein Widerspruch. Doppelt hält eben besser… Dementsprechend befinden sich in der Dorfkirche neben den klassischen christlichen Symbolen Darstellungen der Totem-Tiere. Ähnliche Vermischungen habe ich später in der Karibik, in Afrika, Mittel- und Südamerika gesehen. So haben z.B. die Maya beim Bau einer Kathedrale in Antigua (Guatemala) traditionelle Elemente ihrer Religion in die barocke Fassade geschmuggelt.

Faszinierend ist auch die Naturverbundenheit der Einheimischen. Aus dem rasendem Bus sieht unser Guide einige Meter von der Straße entfernt eine eigentlich gut getarnte Kragenechse im Baum, ebenso die gerade abgelegte Schlangenhaut einer „King Brown“ im Unterholz. Frage der Touristen: „Ist die giftig?“ Weißer Busfahrer (nervös): „Lasst uns schnell wieder einsteigen.“ Der Guide (cool): „Ja, sehr.“ Bei Pflanzen haben die Aboriginal People ebenfalls einen riesigen Wissenschatz, der von Generation zu Generation weitergegeben wird. Apotheken können in solchen Gegenden keine Geschäfte machen. Blutender Kratzer? Magenbeschwerden? Kopfschmerzen? Dagegen ist ein Kraut gewachsen! Natürlich taugen Gewächse nicht nur zum Heilen. Einmal zeigt uns ein Guide ein winziges rotes Knübbelchen und erklärt: „Damit kann man mehrere Leute umbringen.“ (Ist aber nachweisbar.) Ein anderes Mal lernen wir: „Die Blätter dieses Busches sehen vielleicht wie Klopapier aus. Aber sie haben feine Härchen, die einen unerträglichen Juckreiz verursachen.“

Seitenanfang

Die tödlichsten Tiere der Welt

saltieWürfelqualle, Blauring-Krake, Taipan, Kegelschnecke – auf Ranglisten der giftigsten Tiere der Welt sind gebürtige Australier in den Top Ten immer sehr gut vertreten. Die menschlichen Mitbewohner des Kontinents nehmen das mit Galgenhumor. Der australische Countrysänger Slim Dusty bespielsweise hat der Rotrückenspinne einen ganzen Song gewidmet. In „Redback On the Toilet Seat“ erklärt er, dass es echt sch… ist, wenn einen der kleine Achtbeiner beim nächtlichen Klobesuch in den Hintern beißt, und schwört vom Krankenbett aus Rache: „I’ve had so many needles/That I’m looking like a sieve/And I promise you that spider/Hasn’t very long to live!“ In Outback-Kneipen werden Schlangen und Spinnen gern als Tresen-Dekoration verwendet – eingelegt in Alkohol in Marmeladengläsern. Allerdings ist Vorstellung, dass unter jedem Stein Viecher lauern, die nur darauf warten, Touristen zu töten, falsch. Die meisten Gifttiere bekommt man gar nicht zu Gesicht. An Menschen verschwenden sie ihr kostbares Nass nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Lieber verstecken sie sich. Auch die üblichen Verdächtigen aus Horror-Filmen wollen einen nicht unbedingt fressen. Haie etwa beißen eher versehentlich in Surfer, weil die von unten betrachtet eine ähnliche Silhouette wie Robben haben.

Nur ein einziges Tier in Australien macht aktiv Jagd auf Menschen – das Salzwasserkrokodil, das über sieben Meter lang werden kann und nur im tropischen Norden vorkommt. Dort gibts jede Menge Souvenirs von Panzerechsen, die Zähne zeigen. Und die Einheimischen erzählen gerne Geschichten über sie. Wie die von dem Paar, das von einem kleinen Boot aus spektakuläre Fotos schießen wollte: Die beiden zogen einen Schweinekopf hinter sich her, um ein „Saltie“ anzulocken. Das ließ sich nicht lange bitten, schnappte den Schweinekopf – und den Mann, der hinten saß… Was davon wahr ist, und was „Urban (oder besser gesagt: Outback) Legend“? Wer weiß. Jedenfalls habe ich die zahlreichen Warnschilder in der Wildnis immer ernst genommen. 

P.S.: Statistisch gesehen sind die tödlichsten Tiere des Kontinents – Kängurus! Die haben nämlich die Eigenschaft, vor Autos zu hüpfen (vor allem in der Dämmerung).

Seitenanfang

1. Reise: Wassersport

1braftingtullyseiteAnlaufpunkt für den äußersten Nordosten des Kontinents ist der Flughafen von Cairns. Die 130.000-Einwohner-Stadt hat keinen Badestrand, da sie am Wattenmeer liegt. Dafür gibts eine hübsche Promenade mit Riesen-Swimmingpool (kostenlos!). In der Dämmerung gehe ich dort entlang. In den Bäumen herrscht reges Treiben. Um mich herum platscht Kot aufs Plaster. Große Vögel mit Durchfall? Nein, die Viecher haben Haare. Ein Einheimischer klärt mich auf: Es sind Flughunde.

Klar: Bei meiner ersten Australienreise will ich unbedingt das Great Barrier Reef sehen! Im Gegensatz zum Ningaloo Reef in Western Australia und dem Riff vor Belize, die sich in Strandnähe befinden, liegt es im Schnitt 100 Kilometer von der Küste entfernt und ist nur nach einer längeren Bootsfahrt zu erreichen. Zwar gibt es von Cairns aus auch Tagestouren. Bill Bryson beschreibt in seinem Buch „Frühstück mit Kängurus“ solch einen Trip mit einem Schiff „beinahe so groß wie eine englische Kanalfähre“, das die Passagiere zu einem zweistöckigen Aluminiumponton bringt – „so groß, dass vierhundert Tagesausflügler darauf Platz fanden. Er erinnerte vage an eine Ölplattform“. Auch der Rest klingt nicht allzu vielversprechend: „Weil Schnorchler mit ausgebreiteten Armen und Beinen und dem Gesicht ein wenig unter der Wasseroberfläche schnorcheln – in anderen Worten: in der Toten-Mann-Pose –, sieht man nie genau, wer schnorchelt und wer tot ist. Erst wenn die Pfeife ertönt und alle rauskommen, nur nicht die eifrige, reglose Gestalt, weiß man, dass beim Abendessen einer weniger dabei sein wird.“ Nachdem ich das gelesen habe, buche ich lieber einen dreitägigen Trip auf einem relativ kleinen (38 Passagiere) Schiff.

Mein erstes Eintauchen in tropische Gewässer ist überwältigend: Während ich im Mittelmeer lediglich vereinzelte Bewohner getroffen habe, ist es hier tatsächlich, als hätte man seinen Kopf in ein Aquarium gesteckt. Und zwar in das Becken mit den herrlich bunten Fischen. Da vergesse ich auch, dass ich gerade noch furchtbar seekrank war und mein Essen mit ihnen geteilt habe. Im Januar herrscht im Norden Regenzeit, und eine Woche zuvor hatte es heftige Gewitterstürme gegeben. So ist die See immer noch ziemlich bewegt. Die lange Dünung macht sich nicht nur an Bord unangenehm bemerkbar, sie stört auch beim Schnorcheln.

Albtraum aller Taucher: Du kommst auf offener See hoch und das Boot ist weg. Nur Haie sind noch in der Nähe. Man sieht dich nie wieder… Diese Horrorgeschichte ist nicht nur unter dem Titel „Open Water“ verfilmt worden, sondern in der Gegend tatsächlich passiert. Seitdem achten die Bootscrews streng darauf, niemanden mehr zu verlieren. Wer zum Tauchen oder Schnorcheln von Bord geht, wird in eine Liste eingetragen und anschließend wieder abgehakt. Mannschaftsmitglieder mit Ferngläsern wachen über die Ausflügler und nötigen den Schnorchlern Poolnudeln auf – „Damit wir Euch besser sehen können.“ Das Teil ist beim Schnorcheln zwar eher hinderlich, erweist sich aber doch noch als praktisch: An einem Ankerplatz herrscht eine besonders starke Strömung – vom Boot weg. Was ich nicht bemerke. Sanft gleite ich über die Korallen dahin. Als ich mich kurz von dem fantastischen Anblick losreiße und nach dem Schiff gucke, ist es plötzlich verdammt klein geworden. Gegen die Strömung anzuschwimmen, funktioniert nicht. Zum Glück finde ich eine flache, sandige Stelle. Mit den Flossen grabe ich mich unten ein und schwenke mit dem Arm die Poolnudel. Schließlich kommt ein Schlauchboot und holt mich ab. Schwitz – ich hätte nicht gerne Stoff für einen weiteren Teil von „Open Water“ geliefert!

Der Guide auf Kangaroo-Island stammt aus Cairns und gibt mir einen guten Tip für einen Tagesausflug: „Du willst Natur und Action gleichzeitig? Dann wird dir Rafting gefallen!“ Stimmt! Mit dem Bus gehts erst nach Süden, dann flussaufwärts am Tully River entlang. Schließlich steigen wir in Schlauchboote um. Der Fluss windet sich durch Regenwald (Weltnaturerbe!). Auf den etwas ruhigeren Stücken kann man die Landschaft und Tiere wie Wasserdrachen, Libellen und Schmetterlinge betrachten. In den Stromschnellen geht die Post ab. Zwischendurch steuern die Guides die Boote unter Wasserfälle und lassen die Passagiere von Felsen springen oder eine Stromschnelle ohne Raft in der Schwimmweste abreiten. Da bleibt kein Auge trocken! Dass es den ganzen Tag in Strömen gießt, fällt kaum auf.


Seitenanfang

2. Reise: Nationalparks

Anlaufpunkt für den Norden des Kontinents ist Darwin. Die Stadt ist hübsch, aber ziemlich gesichtslos. Denn die meisten historischen Gebäude sind am Heiligabend 1974 dem Wirbelsturm „Tracy“ zum Opfer gefallen. Zwar hat Darwin wie Cairns keinen Badestrand im Zentrum. Dafür gibts „Doctor’s Gully Aquascene“. Dort kommen bei Flut Massen von Fischen ans Ufer und fressen den Besuchern aus der Hand.

In der Nähe (selbst für europäische Verhältnisse) von Darwin befinden sich zwei wunderschöne Nationalparks: Kakadu (wo „Crocodile Dundee“ gedreht wurde) und Litchfield. Etwas weiter weg im Süden liegt das Schluchtensystem Katherine Gorge, das einen Abstecher lohnt. Alle drei Sehenswürdigkeiten lassen sich gut in vier Tagen abklappern. Da ich die Nationalparks im australischen Vorfrühling besuche, nehme ich sicherheitshalber eine Daunenweste mit. Wird ja sicher kühl abends. Die kann ich als Kopfkissen nehmen: Bei Nachttemperaturen von 25 bis 30 Grad reicht selbst verfrorenen Menschen wie mir ein Laken. Solch einen Vorfrühling hätte ich in Deutschland auch gerne!!! Im September ist der Boden ausgedörrt. Obwohl wir in den Tropen sind, haben die meisten Laubbäume ihr Laub abgeworfen, um Wasser zu sparen. Trotzdem bieten überall glasklare Flüsse fantastische Bademöglichkeiten mit Wasserfällen und Felspools. Einmal springen wir sogar in heiße Quellen. Die berühmten „Billabong“ genannten Wasserlöcher allerdings überlässt man lieber den örtlichen Salzwasserkrokodilen. Während einer Bootsfahrt sehen wir einen der Kolosse leise ins Wasser gleiten und auf uns zukommen. Alle halten sich brav an das Verbot des Kapitäns, irgendwelche Gliedmaßen ins Wasser baumeln zu lassen… Praktische Natur: Wer seinen Sonnenhut vegessen hat, kann sich stattdessen eines der riesigen Seerosenblätter aufsetzen.

3abillabongAuffällig sind die Termitenbauten, die überall aus dem Boden ragen. Man schätzt, dass im äußerst artenreichen Kakadu-Nationalpark die Termiten zwei Drittel der Biomasse aller Tiere ausmachen. Im Litchfield Nationalpark gibt es sogar eine besondere Spezies „magnetischer“ Termiten. Die errichten ihre meterhohen Bauten exakt in Nord-Süd-Richtung und bauen sie in Messerform, damit die heiße Mittagssonne keine Angriffsfläche findet. So herrschen innen immer wohltemperierte 21 bis 22 Grad. Sogar den Buschbränden (Trockenzeit) und Überschwemmungen (Regenzeit) halten die Konstruktionen stand. Solche perfekt durchorganisierten Insektenmassen finde ich – ähnlich wie die Blattschneider-Ameisen in Mittel- und Südamerika – irgendwie gruselig.

Ständig brennt es irgendwo im Busch. Die meisten Feuer werden gelegt – von Nationalpark-Mitarbeitern! Das regelmäßige, kontrollierte Abrennen haben schon die Ureinwohner seit tausenden von Jahren praktiziert. Der Wald wird so von Gras und Unterholz „gereinigt“. Die Bäume hingegen überleben das Feuer. Viele Pflanzen brauchen sogar die extrem hohen Temperaturen. Erst dann öffnen sich ihre Samenkapseln und die Samen fallen direkt in die fruchtbare Asche. Früher oder später würde sich das knochentrockene Buschland durch Blitzschlag o.Ä. ohnehin selbst entzünden. Ist das Unterholz dann bereits zu hoch gewuchert, entstehen unkontrollierbare Brände, die auch die Bäume vernichten. Also fackelt man alles rechtzeitig selbst ab.

Meine erste Campingtour-Tour im Norden ist sehr komfortabel. Die Plätze haben feststehende Zelte, die fast wie kleine Hütten aussehen und Namen wie „Windsor Castle“ tragen. Allerdings ist man auch hier sehr nahe an der Natur: Auf einem Zeltplatz hüpfen überall Wallabys herum, auf dem nächsten große Aga-Kröten. Die sind in Australien nicht gerade beliebt. Sie wurden im Norden als Schädlingsvernichter auf Bananenplantagen eingeführt und haben sich schnell selbst zur Plage entwickelt. Außerdem hockt ein Frosch auf der Klobrille. Einmal campen wir in einem Mangogarten mit ständiger Geräuschkulisse. Tagsüber hängen Kakadus in den Bäumen, fressen die Früchte und kreischen. Wenn es dunkel wird, ist Schichtwechsel: Dann übernehmen die Flughunde.

Seitenanfang

3. Reise: Einsamkeit

Meine zweite Campingtour im Norden ist richtig zünftig. Wir müssen unsere kleinen Zelte jeweils selbst auf- und abbauen und Feuerholz für warme Mahlzeiten sammeln. Besonders abenteuerlich ist die Übernachtung auf einem Platz, der lediglich ein Bioklo hat. Es gibt weder Strom noch fließendes Wasser. Die Dusche ist ein Stück weiter unten – ein Wasserfall im Fluss.

Diesmal geht es nach Cape York, das im Nordosten wie eine kleine Nase aus dem australischen Kontinent herausragt (wobei klein heißt, das man zur Durchquerung der Halbinsel eine Woche benötigt). Zunächst fliege ich von Cairns nach Thursday Island. Die Insel liegt in der Torres Strait, die Australien von Papua-Neuguinea trennt. Mit der Fähre setzen wir zum nördlichsten Punkt Australiens an der Spitze der Halbinsel über. Das offizielle Schild, das einst die Stelle markierte, ist geklaut worden. Deshalb haben Touristen aus Pappe und einem alten Nummernschild einen Ersatz gebastelt. Auf der Rückseite wird handschriftlich gewarnt: „Do not steal – we are watching.“

2bstaubigestrasseVon dort aus fahren wir im Allrad-Truck Richtung Süden –  teils auf dem neuen „Highway“ (= breitere Staubpiste mit Bodenwellen), teils auf der ursprünglich einzigen Straße, dem „Old Telegraph Track“. Der gilt als Mekka für Offroader mit Jeeps oder Motorrädern. Hier sind richtige Geländewagen mit Schnorchel als Auspuff und Seilwinde am Kühlergrill gefragt, denn manchmal müssen Flüsse durchquert werden. Besonders haarig ist „Gunshot Creek“. Auf der einen Seite der Fuhrt gehts fast senkrecht in ein Schlammloch, auf der anderen Seite ebenso steil wieder raus. Ich würde gerne mal sehen, wie sich einer dieser albernen, auf Hochglanz polierten Großstadt-SUVs daran versucht… Stau ist auf der Halbinsel ein Fremdwort: Wenn man das Minenstädtchen Weipa verlässt, sieht man die nächste Ampel erst ca. 1000 Kilometer weiter südlich in Cairns. Vor dem 1400-Seelen-Ort Cooktown gibts nur einzelne Siedlungen der Aboriginal People, verstreute Farmen und die ehemaligen Telegrafenstationen entlang des „Old Telegraph Track“, von denen die meisten heute kleine Hotels mit Campingplatz sind. Die Betreiber verabschieden sich Ende September ausführlich von unseren Tourguides und erklären: „Ihr seid die letzte Gruppe, die diese Saison hier durchfährt. Jetzt kommt die Regenzeit. Dann steht alles meterhoch unter Wasser und wir sind mindestens drei Monate von der Außenwelt abgeschnitten.“

Allerdings ist die Gegend nicht völlig menschenleer. Das merken wir beim Pinkeln im Outback: Am Straßenrand steht ein einsames Klohäuschen – abgeschlossen. Die dünne Vegetation bietet keine Deckung. Für die Männer ist das eh egal und wir Frauen denken: „Hier ist uns seit Stunden kein Auto mehr begegnet. Also, was solls?“ Prompt taucht aus dem Nichts ein Jeep auf – gefolgt von einem tief fliegenden Hubschrauber, der einige Meter weiter landet: Ein Farmer will seinen Weidezaun reparieren. Ein Stück weiter ist mitten auf dem Highway eine riesige Rinderherde unterwegs. Ein wenig ernüchternd: Die Cowboys und -girls, die in Austalien „Jackaroos“ heißen, reiten nicht auf Pferden, sondern auf Quad-Bikes.

Wenn man sich Cairns nähert, wird die Vegetation immer üppiger.  Cape Tribulation („Kap der Leiden“) klingt zwar nicht sehr verheißungsvoll, erweist sich jedoch als tropisches Paradies. Der Namensgeber Captain Cook hatte wohl 1770 keinen Blick für den weißen Strand und den uralten Regenwald im Daintree Nationalpark: Sein Schiff „Endeavour“ war im türkisblauen Meer auf ein Riff gelaufen.

Seitenanfang

HOME, SWEET HOME

THAILAND 🇹🇭 

Reiserouten

1. Reise 2012

Chiang Mai – Huai Nam Dang National Park (Wandern, Elefantenreiten, Floßfahrt auf dem Mae Taeng River) – Chiang Mai (Tagesausflug zum Ziplining) – Bangkok – Ao Nang Beach (bei Krabi, Bootsausflug nach Ko Phi Phi) – Ko Yao Noi – Karon Beach (Phuket, Bootsausflug nach Ko Racha Yai)

2. Reise 2013

s.u. und Extra-Seite

Wahnsinnige Kühe und küssende Fische

Ich sammele Fotos von schrägen Schildern. Thailand erweist sich in dieser Hinsicht als wahre Fundgrube. Interessant ist, was in den Taxis dort so alles verboten ist: Kein Sex während der Fahrt, keine Waffen tragen, keine stinkenden Durian-Früchte – ok, das ist alles nachvollziehbar. Aber ich frage mich, warum man in Bangkok keine irre guckenden Kühe (l.) und in Ao Nang Beach keine Kraken (r.) mitbringen darf? Keine Fragen offen dagegen lässt eine Bar in Bangkoks Amüsiermeile Khao San Road. Offiziell dürfen Jugendliche in Thailand erst ab 18 Jahren Alkohol trinken. Das Etablissement wirbt jedoch für seine „sehr starken Cocktails“ mit dem Versprechen: „Wir kontrollieren keine Ausweise.“ Kontrollen gibts wohl auch beim Verkauf gefälschter Markenware nicht. Die wird auf den Märkten nämlich massenhaft angeboten. Gleichzeitig stehen auf den Flughäfen Warnschilder, dass solche Fakes keinesfalls ein- oder ausgeführt werden dürfen und dass man z.B. in Frankreich dafür bis zu drei Jahre in den Knast kommen kann. Was passieren kann, wenn man zu viele der „sehr starken Cocktails“ getrunken hat, veranschaulicht eine Tafel im Hauptort von Ko Phi Phi: Du wachst am nächsten Morgen neben einem wildfremden Fisch auf und kannst dir Schuppen holen!

In den Tempeln stellen Zeichnungen genau dar, welche Kleidung für die heiligen Stätten nicht angemessen ist. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass dort Taschendiebe herumlungern. Allerdings handelt es sich bei solchen kriminellen Elementen ausdrücklich nicht um Einheimische. Naja, ich lasse mich generell nicht gerne bestehlen. Und eigentlich ist es mir egal, ob der Täter ein Thai oder ein unrasierter Westler wie auf dem Bildchen ist…

 

Seitenanfang

Norden: Natur pur

Ein vergleichsweise sicheres Land mit Spitzen-Küche, freundlichen Einwohnern, warmem Klima, abwechslungsreichen Landschaften, wilden Tieren, moderaten Preisen, alter Kultur… Es gibt viele gute Gründe, nach Thailand zu reisen. Leider hat sich das unter Touristen herumgesprochen. Trotzdem findet man immer noch Ecken, die nicht überlaufen sind. Der Norden beispielsweise besitzt keine Strände – und damit auch keine Bettenburgen. Dafür gibts Berge, kristallklare Flüsse, Wasserfälle und ausgedehnte Wälder. Ich starte meinen Trip in Chiang Mai. Die größte Stadt der Region wird ihrem Ruf als „Perle des Nordens“ gerecht. Nach der Landung erlebe ich gleich eine Attacke auf alle Sinne. Vom grauen, winterlichen Hamburg auf den knallbunten Nachtmarkt, der jeden Sonntag in der City stattfindet, ist es ein ziemlicher Sprung. Am nächsten Morgen breche ich zu einer dreitägigen Wanderung auf. Die Gruppe ist übersichtlich: Drei Touristen und ein einheimischer Guide.

Drei Stunden lang fahren wir auf der Ladefläche eines Pickup-Trucks (die sogenannten Songthaews sind in Thailand ein sehr beliebtes Verkehrsmittel) ins Hinterland. Dann gehts zu Fuß weiter durch üppiges Grün. Übernachtet wird in kleinen Bergdörfern in traditionellen Hütten, die wie fast alles in der Gegend aus Bambus gebaut wurden. Sie haben viele Ritzen und natürlich keine Heizung. Während tagsüber ideales Wanderwetter herrscht, wird es nach Sonnenuntergang schnell eiskalt (schließlich ist Ende Januar auch in Thailand Winter). Also kuscheln sich alle nah ans Lagerfeuer, das auch die örtlichen Hunde zu schätzen wissen. Wir trinken mit den Einheimischen selbstgebrannten Reis-Whisky aus selbstgeschnitzten Bambusbechern. Ein Teenager holt seine Gitarre und fängt an zu spielen. Einer dieser perfekten Momente…

Der Weg ist z.T. ziemlich steil, schmal und zugewuchert. In der Regenzeit ist die Tour wohl eine ziemliche Schlammschlacht und Rutschpartie. Aber wir müssen nicht die ganze Zeit laufen: Ein Teil der Strecke wird auf dem Rücken eines Elefanten zurückgelegt. Meiner hat den klangvollen Namen „Pu ka Po“ (= Mann), meine Mitreisenden sitzen auf „Pu e“ (= Baby, wobei es sich um ein Riesenbaby handelt). Das letzte Stück fahren wir auf einem Floß. Deswegen hatten wir auch die ganze Zeit Schwimmwesten an den Rucksäcken baumeln. Beim Anblick der simplen Konstruktion (Baumbusstangen, die mit Schilf zusammengebunden sind) frage ich mich: Das soll uns und unser Gepäck tragen? Zum Glück ist das Teil erheblich solider, als es aussieht. Sogar durch kleine Stromschnellen und über Steine gleitet es locker hinweg.

Zurück in Chiang Mai muss ich eine Entscheidung treffen. Es gibt so viele Angebote für Ausflüge, aber ich habe nur noch einen Tag. Nach meinen guten Erfahrungen in Costa Rica wähle ich Ziplining und schwinge mich an Drahtseilen wie ein Gibbon durch die Baumkronen. Bevor ich weiter nach Bangkok fliege, gönne ich mir eine Thai-Massage. Die zierliche Masseurin packt erstaunlich kräftig zu und verknotet meine Gliedmaßen hinter dem Kopf. Trotzdem ist es herrlich entspannend.

 

Seitenanfang

Mitte: Die Hauptstadt

Sieben Millionen Menschen auf engstem Raum – ich erwartete einen stinkenden, lärmenden Moloch. Tatsächlich verläuft die Taxifahrt vom Flughafen ins Zentrum von Bangkok durch den starken Verkehr ziemlich schleppend. Doch dann erlebe ich eine positive Überraschung. Die Straße im Stadtteil Banglampoo, an der unser Hotel liegt, ist mit Bäumen gesäumt und zum Teil sogar Fußgängerzone. Man kann bequem zum Fluss laufen und mit einem der vielen auf Hochglanz polierten Holzbooten eine Fahrt durch die Klongs, die berühmten mit Pfahlbauten gesäumten Kanäle, machen. Ich komme mir fast vor wie im Bond-Film „Der Mann mit dem goldenen Colt“. Nur, dass keiner das Boot versenkt. Abends tobt im Viertel das Leben. Eine Frau bietet an einem Snackstand frittierte Insekten an. Eine Mitreisende kauft ein Tütchen und fordert uns heraus. An die großen Kakerlaken traut sich keiner heran. Zaghaft probiere ich schließlich einen kleinen Engerling. Der hat wenigstens keine pieksenden Füße und könnte optisch beinahe als Nuss durchgehen. Gar nicht so übel, denke ich zuerst (lecker gewürzt). Aber er hat einen eigenartigen Nachgeschmack.

Am nächsten Tag steht Tempelbesichtigung auf dem Programm. Die bedeutendsten Anlagen liegen nahe beieinander: Wat Arun, der „Tempel der Morgenröte“, hat einen mit Porzellan verzierten Turm, von dem man schön über den Fluss blicken kann (sofern man sehr steile Treppenstufen nicht scheut). Die größte Attraktion (im Wortsinne) in Bangkoks ältestem Tempel Wat Pho ist ein 44 Meter langer liegender Buddha. Und Wat Phra Kaeo mit dem Großen Palast gilt als berühmteste Sehenswürdigkeit in ganz Thailand. So viel Gold auf einmal habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen (nicht einmal in Peru). Dagegen wirken selbst die lateinamerikanischen Kathedralen des spanischen Barock fast schlicht. Obwohl 95 Prozent der Thailänder Buddhisten sind, scheinen sie übrigens Weihnachtsbäume zu lieben. Selbst Ende Januar stehen an vielen Orten noch Exemplare aus Plastik.

Kein Thailandtrip ist komplett ohne Nachtfahrt mit dem Zug, heißt es. Also treten wir den Weg Richtung Süden auf der Schiene an. Wir fahren in einem Schlafwagen, der an „Manche mögens heiß“ erinnert: Rechts und links vom Gang befinden sich jeweils zwei Betten übereinander, die mit lachsfarbenen Vorhängen abgetrennt sind.

 

Seitenanfang

Süden, Teil 1: Das Paradies

Traumstrände, Palmen und bizarre Felsformationen – die Andaman-See vor der Westküste Thailands hält, was ich mir von ihr versprochen habe. Unsere erste Station ist Ao Nang Beach, ein lebhafter, aber nicht überfüllter Ort auf dem Festland in der Nähe der Stadt Krabi. Von dort aus fahren wir mit einem Speedboot zur Insel Ko Phi Phi und den benachbarten Buchten. Der Name „Pipi“ mag für deutsche Ohren nicht allzu verheißungsvoll klingen, aber es ist wunderschön.

Anschließend verbringen wir zwei Nächte auf Ko Yao Noi. Die Zimmer des Hotels sind einzelne Holzhütten, die in einem tropischen Garten am Hang mit Blick auf die Tha Khao Bucht liegen. Auf der Terrasse vor unserer Hütte befindet sich eine Hängematte von der man einen Sonnenaufgang beobachten kann, der fast schon kitschig wirkt.

Überhaupt ist die Insel das genaue Gegenteil vom benachbarten Phuket. Die Bewohner sind Moslems und verlangen von ihren Gästen die Einhaltung gewisser Grundregeln. In der Öffentlichkeit müssen Schultern und Knie dezent bedeckt sein. Bars, die Cocktails in Plastikeimern anbieten, sucht man im kleinen Hauptort vergebens. So etwas schreckt die Touristenmassen ab – und damit kann ich gut leben. Bei einer Rundfahrt sehen wir den Alltag der Insulaner, die größtenteils noch vom Fischfang leben oder davon, dass sie sie aus Kautschukbäumen Gummi gewinnen.

Von Ko Yao Noi aus fahren wir mit einem traditionellen Longtail-Boot durch die Bucht von Phang Nga und hüpfen von Kalksteinfelsen zu Kalksteinfelsen, von Strand zu Strand. Oft sieht man in Bäumen Leinen mit zusammengebundenem Strandgut hängen. Ein alter thailändischer Brauch? Beschwichtigung böser Geister? Nein: Viele Brautpaare heiraten hier. Eines hat damit angefangen (warum auch immer), die anderen habens nachgemacht. Ebenfalls einen Besuch wert ist Ko Racha Yai. Obwohl ich diese Insel unter denkbar ungünstigen Umständen erlebe (s.u.), kann ich mich ihrem Zauber nicht ganz entziehen.

Das türkise, 29 Grad warme Wasser der Andaman-See lädt nicht nur zum Schwimmen ein. Sobald man sich einen Schnorchel aufsetzt, taucht man in eine fremde Welt ein. Die ist fast noch schöner, als die über der Oberfläche: Knallbunte Fische in allen Farben und Formen – Einzelgänger und riesige Schwärme. Wenn man Weißbrot mitbringt, fressen sie einem aus der Hand und knabbern dabei auch mal an den Fingern. Während die Schwarzgelbgestreiften weiche Mäulchen haben, zwicken die Braunweißgepunkteten.

 

Seitenanfang

Süden, Teil 2: Das Paralleluniversum

Vor dem Besuch auf Ko Phi Phi machen wir einen Abstecher zu „The Beach“, wo einst Leonardo DiCaprio als Backpacker eine scheinbar perfekte Postkartenkulisse fand. Während es in der Nachbarschaft zahllose ebenso hübsche, immer noch recht einsame Buchten gibt (s.o.), ist dort vor lauter Menschen der Sand nicht mehr zu sehen. Das liegt wohl vor allem an den Tagesausflüglern, die aus Phuket herüberkommen.

Die Halbinsel ist erwartungsgemäß das Einzige, was mir auf der gesamten Reise nicht besonders gut gefällt. Dabei liegt unser Hotel gar nicht in der Hochburg Patong, sondern im südlichen Nachbarn Karon Beach. Zugegeben: Der breite, lange Strand ist ideal zum Baden geeignet. Die ungeschützte Küste bietet leichten Wellengang. Und das Wasser ist nicht so flach wie in Ao Nang Beach oder auf Ko Yao Noi, wo man bei Ebbe kaum schwimmen kann. Man darf sich nur nicht umdrehen. Dann sieht man nämlich in Reih und Glied endlose Reihen von Mietliegen mit Sonnenschirmen stehen. Hinter dem Strand folgen die stark befahrene Hauptstraße und der gesichtslose Ort. Jedes Restaurant bietet neben Thaifood auch Pizza, Schnitzel und Burger auf Speisekarten in zig Sprachen. Dubiose Geschäftemacher lauern auf Opfer. Im örtlichen Gibbon-Rehabilitationszentrum warnt man uns eindringlich, Angebote für Erinnerungsfotos mit Äffchen abzulehnen. Um ein einziges lebendiges Baby zu erwischen, töten Wilderer im Schnitt neun Tiere der bedrohten Art. Wenn die niedlichen Kleinen zu groß zum Posieren geworden sind, schaffen nur Wenige den Weg zurück in den Dschungel.

Am späteren Abend wird die Atmosphäre in Karon richtig seltsam. Wir sind mit vier Frauen unterwegs und wollen auf dem Rückweg zum Hotel noch einen Cocktail trinken. Auf der Straße, auf der man übrigens schnell mal umgenietet wird, begegnen uns ständig angegraute Herren mit blutjungen Asiatinnen. Immerhin: Bars gibts genug. In einer räkelt sich eine nackte Frau pseudo-lasziv an einer Stange. Nicht unser Ding, also nach nebenan. Als wir einen Tisch ansteuern, fassen uns stark geschminkte Kellnerinnen am Arm und ziehen uns fast mit Gewalt Richtung Bar. Wir ergreifen die Flucht und landen schließlich in einem Laden, in dem ein unfassbar schlechter Sänger Songs aus den 60ern und 70ern hinrichtet (der sollte sich mal bei „DSDS“ bewerben). Dazu drehen sich ältliche, aufgebrezelte Paare auf der Tanzfläche. Hilfe! Wir sind vom Paradies in ein böses Paralleluniversum geraten. Oder in einen Film der Coen-Brüder.

Am letzten Tag lande ich dann in einem Horrorfilm. Oder in einer Urlaubsreportage von RTL 2. Ich will ich noch einmal Schnorcheln gehen. Mein Eindruck aus dem mexikanischen Playa del Carmen bestätigt sich: Es ist extrem schwierig, in Touristen-Orten vernünftige Tagesausflüge zu bekommen. Die kleinen Schiffe sind längst ausgebucht. Schließlich lande ich auf einem etwas größeren Speedboot, das mich nach Ko Racha Yai bringt. Die Insel liegt nahe bei Phuket. Zu nahe, wie sich herausstellt. Denn der Veranstalter, der mehrere Boote gleichzeitig betreibt, hat jeden Platz mindestens dreimal verkauft und lässt die Boote hin und her pendeln. Die Schnorchler werden in Gruppen aufgeteilt und mit farbigen Aufklebern markiert. Jedes Team (ich bin „orange“) bekommt einen Aufseher, der seine Leute mit einer Trillerpfeife wie eine Schafherde zusammentreibt. Klar, dass der in der Hochglanz-Broschüre beworbene Zeitplan so nicht eingehalten werden kann. Die angekündigte Schnorcheltour von der Insel aus verkürzt sich von zwei Stunden auf 45 Minuten. Trotzdem vergesse ich im Wasser, das hier besonders klar ist, meinen Ärger. Damit ich die Zeit nicht ebenfalls vergesse, trage ich eine wasserdichte Uhr. Nach ca. 35 Minuten hebe ich den Kopf aus dem Wasser und sehe zufällig, wie ein Boot abfährt. MEIN BOOT! OHNE MICH! Wenn ich mich nicht in Sichtweite der Küste befunden hätte, wäre ich jetzt wohl etwas nervös geworden. Zum Glück liegt ein weiteres Boot in der Bucht, das mich freundlicherweise mit zurücknimmt. „Mein“ Boot ist bereits wieder auf See – mit meinen Sachen an Bord. Nach einem tropfnassen Mittagessen im Badezeug finde ich endlich sogar meinen Rucksack wieder. Wer also ein ganz unvergessliches Erlebnis sucht, dem sei der Veranstalter „Raya Princess Tour“ wärmstens ans Herz gelegt…

Warum so viele Thailand-Besucher ihren kompletten Urlaub auf Phuket verbringen, kann ich zwar nicht verstehen. Aber ich bin heilfroh, dass die meisten dort bleiben!

Seitenanfang

Rückkehr ins Paradies

Ein Jahr später reise ich erneut in den Süden Thailands. Ich habe aus meinen Erfahrungen gelernt und plane entsprechend. Zwar fliege ich wieder nach Phuket, verlasse die Halbinsel aber sofort und verbringe eine Woche auf einem Katamaran. Die Schönheiten der Bucht von Phang Nga erkunde ich diesmal nicht vom Land, sondern vom Wasser aus. In der zweiten Woche gehts auf dem Landweg weiter nach Norden, erst für drei Tage in den Khao Sok National Park, dann an den nahen Strand von Khao Lak an der Westküste. Von dort aus besuche ich bei einem Tagesausflug mit einem Speedboot die Surininseln und mache zum Schluss einen dreitägigen Schnorcheltrip auf einem Motorboot zu den Similaninseln.

WEITERLESEN

HOME, SWEET HOME

BOLIVIEN 🇧🇴 

Reiseroute 2011

ECUADOR 🇪🇨 – PERU 🇵🇪 – Kasani (Grenze) – Copacabana (Titicaca-See) – La Paz (Regierungssitz)

Paradebeispiel für
anders tickende Uhren

Eine mehrstündige Busfahrt bringt uns von Puno in Peru nach La Paz in Bolivien. Die Grenze in Kasani müssen wir allerdings zu Fuß überqueren. „Ich sammele Euch an der anderen Seite wieder ein“, verspricht der Fahrer. Nach der peruanischen Kontrolle laufen wir die staubige Straße entlang auf ein Steintor zu, das wohl die Grenze markiert – und werden rüde ausgebremst: Ein Soldat schickt die Fußgänger zur Seite auf einen Trampelpfad, der um einen großen Platz vor einer alten Kirche herumführt. Der ist voller Menschen. Jemand hält eine flammende Rede, dann ertönt Marschmusik. Eine Demonstration, ein Putsch? Jedenfalls warten wir hinter der bolivianischen Kontrolle vergeblich auf den Bus. Schließlich taucht immerhin der Fahrer auf und erklärt, dass zur Feier irgendeines Abkommens gerade eine Parade stattfindet. Mitten auf der Straße. Weil der Bus nicht auch den Trampelpfad nehmen kann, müssen wir ca. eine Stunde warten, bis die Veranstaltung vorbei ist. Obwohl die Bolivianer eigentlich ein friedliches Volk sind, scheinen sie Paraden zu lieben. Als ich am nächsten Morgen in La Paz das Hotel verlasse, habe ich ein Déjà-vu: Auf einem Platz vor einer alten Kirche stehen Männer in blütenweißen Uniformen in Reih und Glied, jemand hält eine flammende Rede, Marsch­musik ertönt…

Endlich wieder im Bus! Kurz hinter der Grenze müssen wir in Copacabana am Titicacasee umsteigen. Zwar gibt es auch hier einen Strand. Allzu viel hat er mit seinem Namensvetter in Rio jedoch nicht gemeinsam – Wassertemperatur: 9 Grad! Die Fähre, mit der wir wenig später in Tiquina übersetzen, sieht abenteuerlich aus: Der Bus fährt auf eine Art hölzernes Floß. Die Passagiere werden in kleinen Motorbooten extra transportiert.

Lamaleichen für den Hausbau

In La Paz angekommen, besuche ich den legendären Hexenmarkt. Der Name ist irreführend: Hier stehen keine Stände, und die Verkäuferinnen reiten auch nicht auf Besen. Auf den ersten Blick ist die Calle Linares eine ganz gewöhnliche Straße mit Geschäften – aber ungewöhnlichem Sortiment. Beispielsweise werden Lama­embryos angeboten, die beim Einmauern ins Fundament eines neuen Hauses Glück bringen sollen. Ich überlege, ob ich Freunden, die gerade Mega-Ärger mit ihrem Hausbau haben, eins mitbringe. Nur: Wie soll ich das bei der Zollkontrolle erklären? Mir selber kaufe ich ein Amulett in Froschform (soll Geld bringen) und ein Fläschchen mit buntgemischtem Inhalt (soll alles bringen – Glück, Geld, Liebe, Gesundheit, Intelligenz). Kann ja nicht schaden. Hat allerdings außer Dekoration meiner Wohnung bisher auch noch nichts genützt.

Meine Rundreise endet nach 24 Tagen in La Paz. Das ist übrigens Boliviens Regierungssitz, aber nicht die Hauptstadt – diesen Titel trägt Sucre. Ich verbringe hier nur eine Nacht und komme über die sehr hübsche Altstadt nicht hinaus. Wieder einmal ist Sonntagabend und wie in Quito ist außer uns kaum jemand unterwegs. Die Millionen-Metropole liegt 3600 Meter hoch, der Flughafen im Stadtteil El Alto befindet sich sogar auf über 4000 Metern. Kaum zu glauben! (Zum Vergleich: Der höchste Punkt des Skigebiets auf dem Hintertuxer Gletscher ist knapp 3300 Meter.)

 

Seitenanfang

HOME, SWEET HOME

ECUADOR 🇪🇨 

Reiseroute 2011

Quito (Hauptstadt von Ecuador) – Isla San Cristóbal (2 Übernachtungen in Puerto Baquerizo Moreno, Mountainbike-Tour vom Hochland an die Küste, Schnorchel-Tour zur Isla de Lobos und zum Felsen Leon Dormido) – Isla Floreana (Zwischenstopp mit Spaziergang von Puerto Velasco Ibarra zu einer nahen Seelöwen-Bucht) – Isla Isabela (3 Übernachtungen in Puerto Villamil, Besteigung des Vulkans Sierra Negra, Besuch einer Riesenschildkröten-Aufzuchtstation, Besichtung einer Flamingo-Lagune und der Mauer der Tränen, Schnorcheln in Tintoreras) – Isla Santa Cruz (2 Übernachtungen in Puerto Ayora, Betrachtung von Riesenschildkröten in freier Wildbahn, Besichtigung eines Lava-Tunnels, Schwimmen in der Tortuga Bay, Besuch der Charles-Darwin-Forschungstation) – Isla San Cristóbal (1 Übernachtung in Puerto Baquerizo Moreno, Schnorcheln in einer nahen Bucht, Aufenthalt am Playaman) – QuitoPERU 🇵🇪 – BOLIVIEN 🇧🇴 

Hauptstadt sonntags geschlossen

1aquitokleinDie Galapagos-Inseln gehören zu Ecuador. Also führt der Weg dorthin über die Hauptstadt Quito. Früh morgens lande ich in der 1,4-Millionen-Metropole, die immerhin 2850 Meter hoch liegt. Ich will aber gleich noch höher hinaus und fahre auf den Hausberg, den Vulkan Pichincha. Rauf gehts bequem mit der Seilbahn TelefériQo, die laut  Wikipedia „die gegenwärtig höchste Bergstation der Welt“ hat. Auf rund 4100 Metern wird die Luft dünn. Aber man hat einen herrlichen Blick über das Häusermeer und kann in der Pampa herumwandern. Nachmittags zeigt eine Einheimische unserer Gruppe die sehr schöne, koloniale Altstadt. Abends gehen wir im modernen Zentrum La Mariscal aus. Es ist Samstagabend und die Bars und Restaurants sind voller Menschen. Ganz anders der Abend nach unserem Galapagosaufenthalt: Das ist ein Sonntag und alle Bürgersteige sind hochgeklappt – Quito ist eine Geisterstadt. Mit Mühe und Not finden wir ein offenes Fastfood-Restaurant.

Seitenanfang

Zu Wasser oder zu Land?

10disabelastrand1kleinEs war schon lange mein Traum, die Galapagos-Inseln zu besuchen. Leider liegen sie nicht gerade um die Ecke, sondern mitten im Pazifik: ca. 1000 Kilometer vor der Westküste Südamerikas direkt am Äquator. Trotzdem ist es dort nicht so warm wie sonst in den Tropen. Das liegt an kalten Meeresströmungen, die auf der anderen Seite aber auch für eine riesige Vielfalt an Fischen sorgen. Ferner hat die Lage den Vorteil, dass es keinen Massentourismus gibt. Das könnten die Inseln, die ohnehin schon schwer unter Siedlern, Walfängern und Piraten gelitten haben, auch nicht vertragen. Oft mussten eingeführte Tierarten später wieder mühsam ausgerottet werden. Auf der Insel Pinta z.B. setzte ein Fischer 1954 eine männliche und zwei weibliche Ziegen aus, die sich explosionsartig vermehrten und alles kahlfraßen. 1971 begann man man mit ihrer Bekämpfung. Aber erst 2003 konnten die letzten Exemplare erlegt werden – mit Hilfe sogenannter „Judas“-Ziegen. Die wurden mit Halsbandsendern ausgestattet und eingesetzt, um ihre geselligen Artgenossen zu suchen und damit ihr Versteck zu verraten. Eine Strategie, die sich auch auf Isabela bewährte. Zum Glück sind inzwischen 96 Prozent der Landfläche des Archipels Nationalpark, Dementsprechend existieren strenge Naturschutz-Regeln: Die Wege dürfen nicht verlassen, viele Gegenden und Buchten gar nicht betreten werden. Es ist verboten, Tiere anzufassen – man muss immer zwei Meter Mindesabstand halten. Allerdings scheinen viele Viecher diese Regel nicht zu kennen und kommen einfach näher. Lesen können sie wohl auch nicht. Das Schild „Nur für Kinder“ an einer Wasserrutsche wird von den Seelöwen ignoriert.

Jenseits der kleinen Ortschaften müssen sich Besucher von einem Park-Ranger begleiten lassen, der über die Einhaltung der Regeln wacht. Auf eigene Faust zu reisen ist also nicht möglich. Bleibt die Frage, ob man (wie die meisten Touristen) mit seiner Reisegruppe eine Kreuzfahrt macht oder in Hotels übernachtet. Beides hat Vor- und Nachteile: Bei einer Kreuzfahrt erreicht man auch abgelegenere Inseln des Archipels, ist aber abends auf dem Boot „gefangen“. Zudem sind die meisten Kreuzfahrten sehr teuer. Also entscheide ich mich für einen landbasierten Trip, der auf die vier bewohnten Inseln San Cristóbal, FloreanaIsabela und Santa Cruz führt. Der geplante Zwischenstopp auf der unbewohnten Isla Sante Fe muss leider ausfallen, da Speedboote wie das, was uns zwischen den Inseln hin- und herbringt, dort plötzlich nicht mehr anlegen dürfen (neue Regeln!).

pinkiguanaDie Inseln haben jeweils nur einen Küstenort, wobei Puerto Velasco Ibarra auf Floreana lediglich aus einer Handvoll Häuser besteht. Immerhin versorgten die paar Einwohner die Weltpresse Anfang der 30er-Jahre mit einem mordsmäßigen Skandal. Am besten gefällt es mir in Puerto Villamil auf Isabela. Das Nachtleben dort ist klein, aber fein. Besonders schön ist die Strand-Bar „Pink Iguana“. Wenn während der Happy Hour die Dunkelheit hereinbricht, wird ein Lagerfeuer angezündet. Außerdem befindet sich direkt am Strand eine Art Kneipe, in der zu späterer Stunde Salsa getanzt wird. Feierwütige seien dennoch gewarnt: Einen „Ballermann“ sucht man hier vergebens. Da die Kreuzfahrer abends auf ihren Booten bleiben, sind die Insulaner und die wenigen Urlauber, die in Hotels übernachten, unter sich.

Allzu viel Energie fürs Ausgehen bleibt ohnehin nicht: Fast täglich schnorcheln wir. Das kristallklare Meer lädt Abgehärtete zum Schwimmen ein. Für Surfer gibts die schönsten Wellen in der Tortuga Bay auf Santa Cruz. Auf San Cristóbal fahren wir mit Jeeps von Puerto Baquerizo Moreno ins Hochland (wo erstaunlicherweise sogar Kaffee wächst) – und zurück mit Mountainbikes die einzige Straße wieder hinunter. Auf Isabela besteigen wir den Vulkan Sierra Negra. Er hat den zweitgrößten Krater der Welt und ist immer noch aktiv. Wir wandern durch riesige Lavafelder und genießen von 1490 Metern Höhe aus einen weiten Blick über die größte Insel des Galapagos-Archipels. Am nächsten Tag klettern wir auf die Mauer der Tränen. Das Bauwerk steht mitten in der Wildnis, ist 150 Meter lang, bis zu zehn Meter dick – und total sinnlos. Es wurde in den 40er-Jahren von den Häftlingen einer Strafkolonie errichtet und diente lediglich der Beschäftigung der Männer.

Seitenanfang

 

Galapagos – Paradies für Tierfreunde

2cseeloewenklein„Der Galapagos-Seelöwe, eine kleinere Unterart des Kalifornischen Seelöwen, ist an fast allen Küsten des Archipels zu finden. Charakteristisch für ihn ist der spitze ,Hundekopf‘ und die laute, bellende Stimme, die kein Besucher der Inseln je vergisst“, heißt es in meinem Reiseführer. Stimmt! Vor allem in Puerto Baquerizo Moreno auf San Cristobal trifft man massenhaft Seelöwen. Sie liegen sogar dösend auf ankernden Booten oder auf Parkbänken an der Hafenpromenade. Wohl das Allerniedlichste, was ich je in freier Wildbahn beobachtet habe, sind drei Neugeborene. Sie robben über den örtlichen Badestrand Playaman und schreien wie Menschenbabys.

Ein unvergleichliches Erlebnis ist das Schnorcheln mit Seelöwen, die neugierig ankommen und einen umkreisen. Vor allem interessiert sie meine silbern glänzende Unterwasserkamera, sodass ich einige sehr nahe Aufnahmen von Schnauzen und Schnurrbarthaaren kriege. Beim Schnorcheln in Tintoreras begleitet mich minutenlang eine Meeresschildkröte. Flap, flap – sie schwingt gemächlich die Flossen und ich kann ihr problemlos folgen und sie filmen. Wir sehen sogar Meerechsen, die Algen abweiden. Damit sind diese Leguane, die Charles Darwin „Kobolde der Finsternis“ nannte, weltweit einmalig. Zwar ist das Schnorcheln fantastisch – das Wasser ist jedoch im Winter (September) ziemlich kalt. Selbst im Neoprenanzug frieren wir heftig. Nach unserem ersten Ausflug kann ich kaum zurück ins Boot klettern, weil meine Hände und Füße ganz taub sind.

Vom Land aus lassen sich ebenfalls herrlich Tiere betrachten: In einer Lagune kuscheln sich Weißspitzen-Riffhaie zwischen zwei Felsen wie Ölsardinen in der Dose aneinander – dabei ist der Ozean so groß. Auf dem Fischmarkt des Haupt-Touristenorts Puerto Ayora auf Santa Cruz geht eine Bande von Pelikanen „einklauen“ und belagert die Händler. Die versuchen, ihre Ware zu retten. Super schräge Vögel sind die Blaufußtölpel. Ihre schlumpffarbenen Latschen dienen oft als Motiv für Souvenirs. Sehr beliebt sind T-Shirts und Hüte mit der Aufschrift „I Love Boobies“. „Boobies“ ist der englische Ausdruck für „Tölpel“ – und gleichzeitig das Slangwort für Brüste…

8flonelygeorgekleinNatürlich besuchen wir auf Santa Cruz auch die Charles-Darwin-Forschungsstation mit dem berühmten „Lonely George“, der ein paar Monate später im besten Mannesalter (um die 100) gestorben ist und der Letzte seiner Art war. Er stammte von der Insel Pinta, wo alle anderen Landschildkröten ausgerottet wurden. George war nämlich ein „Saddle­back“. Die sind leichter als die kuppelförmigen „Dome“-Schildkröten und haben einen platteren Panzer. Deswegen wurden sie in vergangenen Jahrhunderten von den örtlichen Piraten besonders gern als lebende Verpflegung mit an Bord genommen – sie waren genügsam, vergammelten nicht und ließen sich gut in den Schiffen stapeln. George war als Einziger übriggeblieben und teilte sich sein Gehege mit Georgette und Georgina. Die sind von einer ähnlichen Spezies und man hoffte, dass sie sich mit George paaren. Leider vergeblich.

Seitenanfang

HOME, SWEET HOME

PERU 🇵🇪 

Reiseroute 2011

ECUADOR 🇪🇨 – LimaPuerto Maldonado (Amazonasgebiet: zwei Übernachtungen in einer Dschungel-Lodge am Rio Tambopata) – Cuzco (ehemalige Hauptstadt des Inka-Reiches) – Ollantaytambo (Heiliges Tal, Zwischenstops in Amaru und Pisac) – Inka-Trail nach Machu PicchuCuzco – Puno (Stadt am Titicacasee) – Llachon (Dorf am Titicacasee, Zwischenstops auf den Inseln der Uros und der Isla Taquile) – Puno – BOLIVIEN 🇧🇴 

Lama in Lima

„Was war die dümmste Frage, die dir je gestellt wurde?“ fragt ein Mitreisender in Guatemala den Tourguide. „Jemand hat gefragt, wann wir endlich Lamas sehen“, erwidert Juan. Daraufhin beklagt sich die Gruppe natürlich ständig über den Mangel an Lamas in Mittelamerika. In Peru hingegen gibts nichts zu meckern. Lamas über Lamas – sogar in den Ruinen von Wiñay Wayna (s. Foto ganz oben) und Machu Picchu stehen sie. „Die arbeiten hier“, sagt man uns. Ihr Job ist es, den Rasen auf den Terrassen, auf denen die Inkas einst Mais oder Bohnen anbauten, kurz zu halten.

Noch putziger als die bräsig guckenden Lamas finde ich ihre haarigen Verwandten, die Alpakas (Foto). 3,5 Millionen leben in Peru – 75 Prozent der weltweiten Population. Die liefern die Wolle für all die Pullover, Mützen, Handschuhe und Schals, die an jeder Ecke günstig angeboten werden. Allerdings gibt es die Neuweltkamele nur im Hochland. In Perus Hauptstadt Lima, die unten an der Küste liegt, findet man keine. Mein Vater hat einmal einen Schüttelvers darüber gechrieben: „Ein Lama in Lima/ vertrug nicht das Klima./ Es wurde asthmatisch,/ lit psychosomatisch,/ bekam fiese Mucken/ und fing an zu spucken.“

Seitenanfang

Meerschweinchen als Mittagessen

Wer keine Kartoffeln mag, hat in Peru ein Problem. In der Heimat der Knolle gibt es 5000 verschiedene Sorten. Auch für Vegetarier ist die traditionelle Küche nicht ideal. Sie werden oft mit Beilagen (vor allem Bohnen und Reis) abgespeist. Neben Fisch und Hühnchen steht für Fleischesser Exotisches auf der Karte: Als besondere Delikatesse im Hochland gilt „Cuy“ – gegrilltes Meerschweinchen. Wir probieren es bei unserem Besuch im Dorf Amaru. Es schmeckt ein bisschen wie Kaninchen, das ich nicht so mag. Zudem weckt es bei mir Erinnerungen an „Jojo“, das Haustier meiner Kindheit…

Bei den Getränken etwas gewöhnungsbedürftig ist Chicha – vergorenes Maisbier, das die Einheimischen selbst brauen. Ein Stock mit einer Plastiktüte vor einem Haus zeigt an, dass es dort verkauft wird. Nicht gewöhnungsbedürftig, sondern sehr lecker: der Cocktail „Pisco Sour“. Grundlage ist der Grappa-ähnliche Pisco-Schnaps, der mit Limettensaft, Eiweiß, Zucker und Zimt vermixt wird.

Nicht bloß Nahrung, sondern Teil der peruanischen Kultur sind Kokablätter, die meist gekaut oder als Tee aufgegossen werden. Sie gelten außerdem als Allheilmittel, vor allem bei Magenbeschwerden und als Vorbeugung gegen die Höhenkrankheit. Interessante Einzelheiten erfahren wir im Kokamuseum in Cuzco. Die Pflanze ist den Inkas heute noch heilig: „Mit dem Kokablatt bist du niemals alleine, du bist immer mit Mutter Erde zusammen“, heißt es auf einem Schild. An anderer Stelle wird beschrieben, wie man aus der Pflanze Kokain herstellen kann. Deshalb ist die Einfuhr von Kokaprodukten (die als solche nicht süchtig machen) nach der UN-Drogenkonvention in die EU verboten. Obwohl ein Kännchen Kokatee beim Skiurlaub in den Alpen praktisch wäre…

 

Seitenanfang

25.000 Leichen im Keller

In Lima bummele ich durch die historische Altstadt. Ein Highlight unter den vielen Prachtbauten ist das 1657 bis 1687 erbaute Franziskaner-Kloster mit seiner „Im Namen der Rose“-mäßigen uralten Bibliothek und hohem Grusel-Faktor: Die Mönche haben nicht nur eine Leiche im Keller, sondern ca. 25.000. Die Katakomben unter der Kirche wurden nämlich jahrhundertelang als Friedhof genutzt. Trotz all der Geschichtsträchtigkeit ist Lima eine moderne Metropole mit entsprechendem Verkehr. Die Hupe ist hier der wichtigste Teil eines Autos.

Bei der Fahrt durch die Vororte fällt auf, dass sehr viele Häuser noch gar nicht fertig sind. Norma, unser Tourguide, erklärt warum: Die Leute trauen den Banken nicht und nehmen deswegen für den Hausbau keine Kredite auf. Wenn sie etwas Geld gespart haben, fangen sie an das Erdgeschoss zu bauen und ziehen schonmal ein. Dann wird weiter gespart, bis Geld für den ersten Stock vorhanden ist usw. Die Außenwände bleiben oft unverputzt. Werbung (auch für Wahlen – „Ollanta Presidente“) wird einfach mit Farbe draufgemalt.

Seitenanfang

Vom wilden Affen beklaut

Wir fliegen von Lima nach Puerto Maldonado und fahren weiter mit Kleinbus und Boot  zum Tambopata-Nationalpark. Auf Wunsch bekommt man am Eingang einen schönen Jaguarstempel in den Pass. Die gefleckte Raubkatze sehen wir zwar nicht live, dafür aber jede Menge anderer Tiere: Direkt neben dem Registrierungs-Büro turnt ein Dusky-Titi-Äffchen herum. Unsere benachbarte Öko-Lodge, das Explorer’s Inn, wird von einer Bande Saddleback-Tamarine überfallen, die sich an den Bananenvorräten in der Speisekammer bedienen. Bei einer nächtlichen Bootstour beobachten wir Baby-Brillenkaimane. Ein Ranger leuchtet das Flussufer mit einer Taschenlampe ab und erkennt sie an den rot aufglühenden Augen. Außerdem grasen dort zwei Capybaras, die größten Nager der Welt. Am nächsten Tag wandern wir zu einem See, in dem eine zehnköpfige Riesenotter-Familie wohnt. Immer wieder gucken die runden Köpfe aus dem Wasser. Am zweiten Abend machen wir einen Dschungelspaziergang und treffen auf Taranteln, Raupen und Fröschchen.

 

Seitenanfang

Im Zentrum des alten Inka-Reiches

Nach dem Ausflug in den feuchtheißen Tiefland-Dschungel gehts rauf in die Anden, wo wir den Rest unseres Urlaubs verbringen. Trotz der kühlen Temperaturen tragen die meisten Männer (und die meisten Frauen) dort Sandalen – ohne Socken! Dieses Schuhwerk ist billig aus alten Autoreifen hergestellt, hält vier bis fünf Jahre und ist wasserfest. Sogar die Träger auf dem teils steilen und glitschigen Inka-Trail laufen damit herum.

Wir befinden uns nun im Zentrum des alten Inka-Reiches, an das überall Ruinen erinnern. Auf dem Weg ins Heilige Tal, durch das der Rio Urubamba fließt, legen wir in den Bergen im Dorf Amaru einen Zwischenstop ein, um zu sehen, wie die Nachfahren der Inka leben. Vorher lernen wir etwas Quechua (sulpaiki = danke). Dennoch muss Norma für uns dolmetschen. Die Frauen des Ortes empfangen uns. Während sie erklären, wie sie ihre traditionellen Textilien herstellen, sind sie niemals untätig: Die einen zwirbeln Alpakawolle zu Garn, die anderen weben. Schon die Mädchen lernen die Kunst – sie fangen mit Armbändern an, bevor sie sich zu Schals und Stolas „hocharbeiten“. Zum Schluss verraten uns die Frauen noch das Geheimnis ihrer tiefschwarzen Haare: Sie benutzen ein natürliches Shampoo aus Wurzeln. Dann gehen wir gemeinsam zur Feldarbeit: Zuvor wird die Gruppe passend eingekleidet. Die bunten Röcke und Hüte sind keineswegs nur Feiertagstracht, sondern werden im Alltag getragen. Und sie sind schön warm. Allerdings fällt einem der Hut beim Versuch, die Erde mit der Hacke zu lockern, ständig über die Augen. Ganz schön anstrengend! Als „Doping“ werden dabei traditionell Kokablätter gekaut. Allerdings, so erklärt uns Norma, unterdrückt das den Durst. So trinken die Feldarbeiterinnen oft zu wenig und bekommen Nierenpbrobleme.

Nach einem Abstecher auf den Markt in Pisac übernachten wir am anderen Ende des Tals in Ollantaytambo, dessen Gebäude aus der Inkazeit noch fast vollständig erhalten sind.

 

Cuzco, die ehemalige Hauptstadt des Inka-Reiches, muss einst im Wortsinne mit Gold gepflastert gewesen sein. U.a. soll sich um den zentralen Platz eine 250 Meter lange Goldkette gezogen haben. Obwohl die Spanier nach ihrem Einmarsch 1533 alles, was einschmelzbar war, mitgehen ließen und die Inkatempel niederrissen, ist die Stadt heute noch absolut sehenswert. Auf die Grundmauern der Tempel haben die Eroberer ihre Kathedralen einfach draufgebaut und innen z.T. ebenfalls mit Blattgold ausgekleidet. Kein moderner Bau stört die einzigartige, präkolumbisch-koloniale Mischarchitektur, die 1983 zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

 

Seitenanfang

Zu Fuß nach Machu Picchu

„Die atemberaubendste Anreiseart nach Machu Picchu ist jene zu Fuß“, meint mein Reiseführer. Stimmt! Allerdings sind die über 40 Kilometer auf dem Inka-Trail kein Sonntagsspaziergang. Vier Tage lang wandere ich von Kilometer 82 zur legendären Ruinenstadt und bin heilfroh, dass ich vorher hart im Fitness-Studio trainiert habe. Drei Pässe müssen auf der Strecke überwunden werden, der Erste ist mit 4198 Metern der Höchste. Passenderweise heißt er „Warmi Wañusca“ – Pass der toten Frau. Es gäbe „keine Angaben über die Herkunft dieses Namens“, steht in meinem Reiseführer. Ich hingegen weiß es: Die alten Inkas haben mich kommen sehen. Denn ich fühle mich ziemlich tot, als ich die letzten Stufen hinaufklettere. Und bin heilfroh, dass unsere Wandergruppe nicht am zweiten Tag auch noch den nächsten Pass erklimmen muss. Als wertvoll erweisen sich mein warmer Daunenschlafsack und die Thermounterwäsche. Beim Campen in Paqaymayu auf 3600 Metern in der zweiten Nacht wird es sehr, sehr kalt. Warme Duschen gibts auf keinem der Campingplätze. Auch die ehemals vorhandenen in unserer letzen Station Wiñay Wayna sind inzwischen geschlossen, weil die Betreiber ihre Steuern nicht bezahlt haben.

Aber die spektakulär schöne Landschaft entschädigt für alle Entbehrungen. Der Weg führt durch Bergregenwälder und grasbewachsende Pampa und bietet immer wieder fantastische Ausblicke in die Anden oder das Tal des Urubamba. Unbeschreiblich ist das Gefühl, wenn man am frühen Morgen des vierten Tages durch das Intipunku, das berühmte Sonnentor, tritt und (falls es nicht gerade neblig ist) einen wunderschönen Blick auf Machu Picchu hat.

 

In Machu Picchu stehen ca. 300 Häuser, schätzungsweise 1500 Leute lebten hier. Über die geheimnisvolle Stadt gibts verschiedene Theorien. Zum Beispiel, dass es eine Art Universitätsstadt war, in der junge Inkas in Astronomie, Architektur, Agrikultur und Religion ausgebildet wurden. Andere glauben schlicht, dass die Stadt von Aliens erbaut wurde.

Welche Funktion die Stadt wirklich hatte, wird man wohl nie erfahren. Die Inkas hielten wichtige Informationen auf Textilien und Töpferware fest. Nicht wissend, dass die spanischen Eroberer diese „Schrift“ gar nicht lesen konnten, zerstörten sie alles, um ihr Wissen zu schützen. Als die Spanier dann die Oberschicht der Inkas umbrachten, ging alles verloren.

Seitenanfang

Auf dem höchsten
schiffbaren See der Welt

Ein Linienbus bringt uns von Cuzco ins 3855 Meter hoch gelegene Puno, die „Folklorehauptstadt“ Perus am Ufer des Titicacasees. Mit Fahrradrikschas fahren wir zum Hafen und steigen aufs Boot um. Erste Station sind die schwimmenden Inseln der Uros. Die Nachfahren des Volkes, das die Inkas nie bezwingen konnten, erklären uns anhand eines Modells wie sie ihre Inseln aus Schilf selbst herstellen. Die weltweit einzigartigen Konstruktionen müssen verankert werden, damit sie nicht nach Bolivien „rübermachen“. Wenn es einen Streit gibt, oder einige Bewohner zu faul sind, folgt die Scheidung: Der „Präsident“ sägt ihren Inselteil einfach ab und sie bilden eine eigene Gemeinschaft. Alle 20 Jahre müssen die Inseln erneuert werden, alle zwei Monate wird die Oberfläche mit neuem Schilf renoviert. Auch sonst ist Schilf die Lebensgrundlage der Uros – als Baumaterial für die Hütten (eine hat sogar ein Solarpanel auf dem Dach) und Boote (es gibt zwei Modelle: den simplen „Toyota“ und den „Mercedes“ mit zwei Rümpfen und bunten Verzierungen) sowie als Nahrungsmittel. Die rund 70 Inseln bilden eine eigene kleine Welt auf dem See. Es gibt sogar Schulen – natürlich aus Schilf.

Die Nacht verbringen wir am Seeufer auf einer Halbinsel. Unsere mageren Quechua-Kenntnisse bringen uns nicht weiter, denn in dieser Gegend sprechen die Menschen Aymara. In Llachon wird die Reisegruppe auf Gastfamilien verteilt und nimmt am Dorfleben teil. Erst helfen wir unserer Gastgeberin beim Bohnenpflanzen. Dann rudern wir mit ihrem Mann auf den See hinaus, um Netze auszulegen, mit denen kleine Fische gefangen werden. Später spielen die Besucher Volleyball gegen die Einheimischen. Beeindruckend ist ein kleines Mädchen mit einem äußerst kräftigen Aufschlag. Die Jungs im Ort hingegen spielen lieber Fußball. Abends bekommen wir traditionelle Kleidung geliehen und treffen uns in einer gemütlichen Lehmhütte zum gemeinsamen Abendessen. Diesmal bekocht die Gruppe die Gastgeber. Wir entscheiden uns für ein für peruanische Verhältnisse exotisches Gericht: Nudeln! Bevor wir nach Puno zurückkehren, besichtigen wir die Isla Taquile. Landschaftlich wirkt die Insel fast mediterran. Während wir zum einzigen Dorf hochsteigen, begegnen uns Frauen, die beim Laufen Garn zwirbeln. Das Stricken jedoch ist hier reine Männersache.

Seitenanfang

HOME, SWEET HOME

MEXIKO 🇲🇽 

Reiseroute 2011

GUATEMALA 🇬🇹 – BELIZE 🇧🇿 – Chetumal (Einreise per Fähre) – Playa del Carmen (Badeort) – Cancún (Flughafen)

Riviera Maya

„Mexikooo, Mexikohooo!“ Ich bin drin. Genauer gesagt: im Bundesstaat Quintana Roo. Zum Beweis sieht man überall die Nationalflagge wehen. Erstmals fällt mir auf, dass auch die Mexikaner einen Bundesadler haben (als Wappen in der Mitte). Der guckt allerdings nicht wie unserer ernst und staatstragend in die Gegend, sondern scheint ein Genießer zu sein: Er verspeist gerade eine Schlange. Später recherchiere ich bei Wikipedia nach und erfahre, dass das Wappen auf einer aztekischen Legende beruht, nach der der Gott Huitzilopochtli… Aber das ist eine andere Geschichte.

Wir erreichen Mexiko von Belize aus über den Seeweg und landen in Chetumal. Dort empfangen uns Soldaten mit Hunden, die das komplette Gepäck abschnüffeln. Ok, die suchen wohl Drogen. Nur: Bei der Einreise? Hieße Drogen nach Mexiko zu schmuggeln nicht „Eulen nach Athen zu tragen“? Von Chetumal aus fahren wir die Küste entlang nach Norden und halten unterwegs an der Cenote Azul, die mit kühlem, dunkelblauen Süßwasser zum Schwimmen einlädt. Das 90 Meter tiefe Loch ist etwas, was es nur auf der Halbinsel Yucatán gibt: Cenotes sind nämlich keine normalen Seen, sondern eingestürzte Höhlen. Sie sind Teil eines Systems, das ganz oder teilweise überflutet ist. Interessanterweise fließen die meisten Flüsse der Gegend unter der Erde (s. Belize).

Der geplante Abstecher nach zu den Maya-Ruinen von Tulum entfällt leider, weil wir durch das schlechte Wetter in Belize einen Tag verloren haben. Je näher wir Playa del Carmen kommen, desto touristischer wird die Gegend. Immer wieder verweisen Schilder an der Straße auf große Vergnügungsparks. Schließlich wird der Küstenstreifen als „Riviera Maya“ vermarktet.

Seitenanfang

100.000-Einwohner-Dorf

Das ehemalige Fischerdorf Playa del Carmen ist ein beliebter Badeort. Hier beträgt das Bevölkerungswachstum über 20 Prozent – pro Jahr! Inzwischen (2011) wohnen bereits geschätzte 100.000 Leute dort. Immerhin hat man – anders als in Cancún – keine Hochhäuser an den Strand geklotzt. Der ist weiß, feinsandig und sauber (und man muss nicht mal Kurtaxe zahlen!). Das türkisblaue, warme Meer hat leichten Wellengang. Im Ort gibts eine Fußgängerzone mit Geschäften und Restaurants. Dort servieren die Kellner die Getränke auf dem Kopf und unterhalten die Gäste mit Spielchen. Mariachi-Bands mit riesigen Sombreros spielen Livemusik. Unser Hotel („Casa Tucan“) entpuppt sich als sehr origineller Bau und liegt zentral.

Das Ganze ist durchaus schön – aber einfach zu mexikanisch, um wahr zu sein. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich befinde mich in einer Disneyland-Version des Landes. Oder in einem Themenhotel in Las Vegas. Oder bei meinem Lieblings-Mexikaner in Hamburg. Diejenigen in der Gruppe, die die Tour schon eine Woche vor mir begonnen haben und dabei tiefer in den mexikanischen Bundestaat Yucatán vorgedrungen sind, bestätigen meinen Eindruck: Das echte Mexiko lebt hier nicht mehr.

Seitenanfang

Schnorcheln im Schwarm

Nach den unvergesslichen Unterwasser-Erlebnissen in Belize, will ich am letzten Urlaubstag noch einmal Schnorcheln gehen und buche in einer der zahlreichen Agenturen in Playa del Carmen eine Tour mit drei Stops an den Riffen der vorgelagerten Insel Cozumel. „Ist ein kleines Boot“, versichert der Veranstalter auf Nachfrage.

Zunächst jedoch muss ich mit der (ziemlich großen) Fähre nach Cozumel übersetzen. In einem Menschenpulk werde ich an die Hafenpromenade geschwemmt. Immerhin finde ich schließlich „mein“ Tourboot. Es ist tatsächlich klein – und eines von hunderten anderer kleiner Boote. Gemeinsam mit denen tuckern wir in der Bucht herum, in der zudem sieben riesige Kreuzfahrtschiffe vor Anker liegen. Nach kurzer Fahrt hält das Boot ca. 20 Meter vom Ufer entfernt. Diese Strecke hätte man auch schwimmen können… Bevor wir ins Wasser springen, warnt uns der örtliche Guide: „Immer nahe bei mir bleiben! Nicht versuchen, beim Boot zu bleiben! Es herrscht eine starke Strömung – das Boot wird uns folgen.“

Klingt ja verlockend… Kaum sind wir von Bord, winkt der Guide hektisch und schreit: „Hier bin ich! Hierher!“ Verwirrenderweise sind noch zig andere Schnorchel-Gruppen in der Nähe – ebenfalls mit hektisch winkenden Guides. Da alle Tauchermasken aufhaben, sehen sie irgendwie gleich aus. Die uns verfolgenden Boote sehen auch alle gleich aus. Jetzt bloß nicht von einem der Boote überfahren werden! Und bloß nicht versehentlich der falschen Gruppe anschließen und dann ins falsche Boot steigen (sonst finde ich meinen Rucksack mit der trockenen Kleidung nie wieder)!! Nicht nervös werden!!! Kann man im Wasser eigentlich schwitzen? Gehört der Typ vor mir, dessen Schwimmflossen ich gerade ins Gesicht bekommen habe, tatsächlich zu meiner Gruppe?? Welche der wedelnden Arme gehören zu meinem Guide??? Die anderen beiden Stops verlaufen ähnlich. Heute habe ich etwas gelernt: Bisher habe ich Schnorcheln für eine entspannende, stille und friedliche Sportart gehalten. Es geht auch anders! Erstaunlicherweise schwimmen zwischen all den Menschen noch ein paar Fische herum. Was die wohl über uns denken? Seltsame Spezies: Sie treten sie in Massen auf, aber ihr Schwarmverhalten ist nicht sehr professionell.

Seitenanfang

Zu guter Letzt:
Auf den Hund gekommen

Von Cancún sehe ich nur den Flughafen. Und der fällt auch in die Kategorie „Könnte ich drauf verzichten“. Die „Riviera Maya“ ist quasi das Mallorca der Nordamerikaner. Dementsprechend herrscht dort ein Riesenandrang sonnenverbrannter Menschen. Überall Shops mit Souvenirs, Souvenirs, Souvenirs. Ich habe schon viel gesehen, aber ein Geschäft mit lustige-Sprüche-T-Shirts in verschiedenen Größen lässt mich doch staunen. Die Teile sind nämlich ausschließlich für – Hunde! Vom Flugzeug aus erhasche ich einen Blick auf die Wolkenkratzer, die den Strand der Großstadt säumen. Ich frage mich, wie jemand freiwillig dort Urlaub machen kann. Zum Glück sind die Geschmäcker verschieden…

Seitenanfang

HOME, SWEET HOME

BELIZE 🇧🇿 

Reiseroute 2011

GUATEMALA 🇬🇹 – San Ignacio (Kleinstadt in der Nähe der Grenze zu Guatemala) – Caye Caulker (Karibikinsel im Belize Barrier Riff) – MEXIKO 🇲🇽 

Willkommen in der Twilight Zone!

belizewelcomeUnser guatemaltekischer Tourguide Juan hat uns vor dem Grenzübertritt nach Belize gewarnt: „Jetzt kommen wir in die Twilight Zone!“ Tatsächlich empfängt uns das ehemalige Piratennest mit dunklen Wolken: Während der Passkontrolle fängt es an, in Strömen zu gießen. „Das bringt Glück“, meint der Beamte tröstend. Naja, wir haben viel Glück: Obwohl angeblich gerade (Februar) Trockenzeit ist, hält der Regen drei Tage lang an und ist unerwartet kalt. Die Belizeans holen bei 20 Grad die Mützen raus und machen sich warme Gedanken (s.u.). Auch wir ziehen uns warm an: Die meisten Cafés und Restaurants sind halb offen.

Obwohl Belize nur rund 300.000 Einwohner hat, bilden diese ein selbst für zentralamerikanische Verhältnisse buntes Völkchen. Neben der Maya-Urbevölkerung, Nachfahren britischer Piraten und schwarzafrikanischer Sklaven („Criollos“) sowie spanisch sprechenden, indianisch-weißen Mischlingen („Mestizos“ bzw. „Ladinos“) gibt es Minderheiten, die man sonst nirgendwo in der Region sieht.

belizetwilight1Man kann z.B. dort überall hervorragend essen – chinesisch! In der sehr kleinen Stadt San Ignacio befinden sich direkt gegenüber von unserem Hotel drei asiatische Restaurants direkt nebeneinander. Das Hotel auf der Karibikinsel Caye Caulker heißt „China Town“ und hat ein Pagoden-ähnliches Dach. Des Rätsels Lösung: Aus der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong sind viele Chinesen in die ehemalige britische Kronkolonie British Honduras – das heutige Belize – eingewandert. Ebenso fallen blonde, blauäugige Menschen auf, die ein altertümliches Deutsch sprechen und wie aus einem anderen Jahrhundert gekleidet sind – Mennoniten (eine den Amish ähnliche Sekte), die sich „die Stillen im Lande“ nennen.

Belize ist das einzige Land in Lateinamerika, das als Landessprache Englisch hat. Allerdings hört man weniger das britische Schulenglisch, sondern mehr das karibische Kreolisch, das wie ein Reggaesong klingt. Als Ruhrgebietlerin entdecke ich eine interessante Gemeinsamkeit: „er“ wird wie „a“ gesprochen (und oft auch so geschrieben): „Anda De Wata Tours“, heißt ein Ausflugs-Anbieter, „Panty Rippa“ ein beliebter Cocktail.

Eine Kanadierin aus unserer Gruppe hat vor der Reise einen Tipp bekommen: „Packe Geld und einen Keuschheitsgürtel ein!“ Die Preise im Land sind nämlich ziemlich hoch – ebenso wie die AIDS-Rate. Besonders teuer ist Benzin: Belize hat kein eigenes Öl. Als wir in ein Taxi steigen, erbittet der Fahrer das Geld im voraus: „Ich muss tanken.“ Wer in Belize Bus fahren will, sollte außerdem Zeit und Geduld mitbringen. Wir wollen von San Ignacio nach Belize City an der Küste. Die Busse fahren jede Stunde. Heißt es. Nur wann genau, kann einem keiner sagen. Einen Plan gibt es nicht. Feste Haltestellen auch nicht. Die Leute steigen ein und aus, wann und wo sie wollen. Das dauert…

Seitenanfang

Cavetubing:
Im Autoreifen ab durch die Höhle

San Ignacio war einst die letzte Grenzstadt in einem der entlegendsten Winkel des British Empire, und einige seiner Gebäude haben noch einen verblichenen kolonialen Charme“, steht in meinem Reiseführer. In die Realität übersetzt heißt das: „Sie befinden sich hier am Arsch der Welt!“ Außer der alten Maya-Stätte Cahal Pech hat der Ort selbst nicht viel zu bieten.


Ironie des Schicksals: Ausgerechnet in San Ignacio bleiben wir wegen des Dauerregens einen Tag lang hängen. Unser Tourguide erklärt, dass die Wassertaxis, die zwischen Belize City und Caye Caulker verkehren, weder GPS noch Radar haben, und er deswegen die Überfahrt bei Nebel für zu gefährlich hält.

belizecavetubingAllerdings kann man von San Ignacio aus interessante Ausflüge zu Nationalparks oder Höhlen in der Umgebung machen. Ich entscheide mich für „Cavetubing“ im Caves Branch Archaeological Reserve. Dabei lässt man sich in einem Reifenschlauch einen Fluss heruntertreiben, der durch verschiedene Höhlen fließt. Zuvor muss man den Reifenschlauch natürlich flussaufwärts tragen. Der Weg führt durch Wald. Das üppige Grün glänzt, denn es gießt immer noch. Klitschnass und nur mit Schwimmzeug und -weste bekleidet, frieren wir fürchterlich. Wo ist bloß der nächste Glühweinstand? Unser lokaler Guide – ein Maya – versucht, uns spirituell aufzuwärmen: „Wasser ist Leben! Bleibt stehen und seht, wie es von den Blättern tropft. Hört, wie es prasselt. Ist das nicht wunderschön? Seid froh, dass wir heute keine 35 Grad haben! Dann jammern die Gruppen immer, dass sie das nicht aushalten.“ Tatsächlich: Es funktioniert – für ca. fünf Minuten. Auch bei unserem Guide scheint sich die Wirkung in Grenzen zu halten: Als wir zur Rückfahrt in den Kleinbus steigen, dreht er ganz schnell die Heizung auf…

Der Fluss hat kristallklares, türkisblaues Wasser, das wärmer als die Luft ist. Und die Höhlen sind bilderbuchmäßig: Bizarre Felsen mit Stalagmiten und Stalagtiten, winzige Fledermäuse, die kopfüber an der Decke hängen. Wir sehen kaum andere Menschen. Werktags kommen Massen an Kreuzfahrern aus Riesenschiffen zum „Cavetubing“. Doch es ist Samstag! Das verschafft uns ein einzigartiges Erlebnis. Mitten in einer großen Höhle sagt der Guide plötzlich: „Jetzt macht mal die Stirnlampen aus und seid ruhig.“ Es ist totenstill und stockfinster. Man spürt nur die sanfte Bewegung des Flusses. Ein kleines bisschen gruselig (sind die anderen noch da???), aber auch sehr, sehr friedlich.

Seitenanfang

Ein Besuch im Zoo

belizezooDen ungeplanten Tag in San Ignacio nutze ich für einen Besuch im Be­lize Zoo, der sehr schön ist – allerdings muss man von San Ignacio aus ziemlich weit fahren. So komme ich immerhin in den Genuss, Jaguare, Pumas und Tapire zu sehen. An den Gehegen stellen handgeschriebene Schilder die Tiere vor – in Reimen: „Hey! I don’t like getting stoned! Don’t throw stones at me! Let me lie here peacefully! Admire my form! My skin! And my size! I’m an american croc! A feast for your eyes.“ Bei den Raubkatzen erweist sich die Warnung „Keep all body parts behind wood barrier“ als wertvoll: Eine Pumapfote schießt plötzlich durch das Gitter und krallt sich in meinen über die Barriere ragenden Schirm, der nun Löcher hat.

 

Seitenanfang

Go Slow:
Insel der Entschleunigung

belizecayecaulker2bNach den Regentagen ist Caye Caulker das Paradies! „Go Slow“ lautet das Motto der Insel, die im größten Korallenriff der Nordhalbkugel liegt. Die Bewohner des einzigen Ortes sind zu Fuß, mit Fahrrädern oder Golfwägelchen auf den sandigen Straßen unterwegs, selbst die Polizei. Allzu groß ist die Kriminalitätsrate hier offenbar nicht. Beim Anblick des vorbeischnurrenden „Streifenwagens“ versuche ich mir vorzustellen, wie eine Verfolgungsjagd aussähe – sollte jemand z.B. auf die Idee kommen, die einzige Bank der Insel zu überfallen. Etwas Arbeit scheinen die Ordnungshüter allerdings doch zu haben: An der Wache hängt ein handgemaltes Hinweisschild „Drogen sind illegal im gesamten Land Belize“.

Die weit verbreitete jamaikanische Lebensart hat wohl einigen Touristen den Eindruck vermittelt, sie dürften hier Joints rauchen… Alkohol hingegen ist nicht illegal. Es gibt in dem 800-Seelen-Ort eine beeindruckende Dichte an Bars mit Namen wie „Lazy Lizard“, in denen die Cocktails Namen wie „Duck Fart“ (mit Bailey’s – sieht echt aus wie Ente von hinten) tragen. Als ich eines Morgens kurz vor zehn die Hauptstraße entlang schlendere, ruft mir ein Einheimischer nach: „Hey, warum hast Du kein Bier in der Hand?“

Seitenanfang

Unda Wata:
Haie und Rochen zum Knutschen

belizeundawataDas absolute Highlight meiner Yucatan-Reise ist ein Tagesauflug mit einem Segelboot namens „Ragga King“. Unser Ziel ist das Hol Chan Marine Reserve zwischen Caye Caulker und der benachbarten Insel Ambergris Caye. Dort schnorcheln wir in Korallengärten, sehen u.a. einen riesigen Papageienfisch, einen Zackenbarsch, eine grüne Meeresschildkröte und einen Muränen-Aal. Der beste Platz ist die Shark and Ray Alley. Kaum lässt sich ein Boot im flachen Wasser blicken, ist es von Ammenhaien und Amerikanischen Stechrochen umgeben.

Die Fische haben nämlich gelernt: Boot = Menschen. Menschen = Futter. Früher haben im jetzigen Naturschutzgebiet die Fischer in dieser Bucht immer ihre Abfälle entsorgt. Das hat sich unter Haien und Rochen herumgesprochen. Heute darf zwar nicht mehr gefischt werden. Den lokalen Guides ist es jedoch erlaubt, an dieser Stelle die Tiere zu füttern – mit der Hand! Die z.T. recht großen Fische haben überhaupt keine Scheu vor den Schnorchlern und lassen sich sogar anfassen. Stechrochen fühlen sich ganz glatt an und haben eine Noppen-Reihe auf dem Rücken. Ammenhaie sind rau wie Sandpapier. Einen greift der Guide sanft an der Flosse und dreht ihn auf den Rücken. Er hält ganz still und scheint die Streicheleinheiten angenehm zu finden.

 

Seitenanfang

HOME, SWEET HOME

GUATEMALA 🇬🇹 

Reiseroute 2011

Antigua (ehemalige Hauptstadt, Weltkulturerbe) – Quiriguá (alte Maya-Stätte, Weltkulturerbe) – Flores (Kleinstadt auf einer Insel im Lago de Petén Itzá) – El Remate (Dorf am Ost­ufer des Sees) – Tikal (alte Maya-Stätte, Weltkulturerbe) – BELIZE 🇧🇿  – MEXIKO 🇲🇽 

Guatemala Shitty

Februar 2011: Der Jet fliegt über eine grüne Gebirgslandschaft und landet in der Hauptstadt, Guatemala City. „Ein hässlicher Moloch: laut und chaotisch“ – so beschreibt der Reiseführer die Metropole. Fünf Millionen Einwohner drängen sich hier auf engem Raum, z.T. klammern sich die Häuser an steile Berghänge. Zudem ist die Kriminalitätsrate überduchschnittlich hoch. Also fahre ich mit dem Taxi vom Flughafen gleich weiter ins nahe Antigua .

Eine gute Entscheidung, bestätigt unser einheimischer Tourguide später. Juan nennt die Stadt, in der er geboren wurde, „Guatemala Shitty“ und lebt selbst lieber im Örtchen El Remate. Die Probleme des Landes treten in Guatemala City eben besonders deutlich hervor.

Die USA hätten seine Heimat immer als ihren „Hinterhof“ betrachtet, erklärt Juan und bringt die jüngere guatemaltekische Geschichte mit einem Satz auf den Punkt: „The CIA fucked up our country.“ Mit deren Hilfe wurde nämlich 1954 der demokratisch gewählte Präsident gestürzt und eine Militärdiktatur errichtet. Folge war ein 36-jähriger Bürgerkrieg (1960 bis 1996), in dem rund 200.000 Menschen getötet wurden – überwiegend von Regierungstruppen und paramilitärischen Todesschwadronen.

Hat sich nach Ende des Bürgerkriegs die Situation – vor allem für die Maya-Urbevölkerung – verbessert? Ist z.B. nach freien Wahlen der Landbesitz jetzt gerechter verteilt? „Nein“, meint Juan. „Der einzige Unterschied ist, dass die Gewalt- und Bandenkriminalität zugenommen ist.“

Seitenanfang

Zurück in die Vergangenheit

Die ehemalige Hauptstadt Antigua ist das Kontrastprogramm zur aktuellen. Ironischerweise hat ausgerechnet eine Naturkatastrophe dafür gesorgt, der Ort seinen barocken Charme behalten hat: 1773 wurde Antigua fast komplett durch ein Erdbeben zerstört. Die Hauptstadt wurde nach Guatemala City verlegt. Jüngere Bausünden wurden dort begangen, während das wiederaufgebaute Antigua sein Stadtbild komplett erhalten hat. Die Orientierung ist einfach: Die Straßen bilden ein Schachbrettmuster und sind durchnummeriert. Genau in der Mitte ist der Parque Central.

Schon 1979 erklärte die UNESCO Antigua zum Weltkulturerbe. Dementsprechend gelten strenge Denkmalschutzbestimmungen. Große Werbetafeln sind verboten, nur diskrete Messingschildchen an den Häusern verweisen auf Hotels oder Geschäfte. Selbst die örtliche MacDonalds-Filiale muss sich damit begnügen. Jährlich verklagt die Kette die Stadtväter, um endlich die typischen, großen gelben Bögen anbringen zu dürfen – vergebens.

Für jemanden, der gerade aus dem tiefsten europäischen Winter kommt, ist Antigua ein Fest für die Augen: Auf 1520 Meter Höhe herrscht ewiger Frühling, überall blühen Blumen – in den vielen kleinen Parks ebenso wie in den Innenhöfen der alten Häuser. Von der Straße aus ahnt man nicht, welche Paradiese sich hinter den strengen Fassaden verbergen: So bietet z.B. das Hotel „Casa del Parque“ einen Garten mit Pool, den man gegen Gebühr benutzen darf.

Die Dusche in unserem Hotel „Los Bucaros“ kommt mir irgendwie spanisch vor. Es gibt zwei Wasserhähne – „c“ und „h“. Klar, denke ich: „cold“ und „hot“, drehe „h“ auf und stehe im eiskalten Regen. Hmm. Vielleicht soll „c“ ja „caliente“ bedeuten? Tatsächlich! Warum allerdings auf dem Kaltwasserhahn „h“ steht und nicht „f“ für „frío“, bleibt im Dunkeln. Ist wohl ein Witz, mit dem die in Guatemala nicht allzu beliebten Gringos (US-Amerikaner) verulkt werden sollen…

 

Seitenanfang

Vulkane – echt heiß!

Von Antigua aus mache ich einen Ausflug zum Pacaya. Er gilt als einer der aktivsten Vulkane der Welt und ist für seine spektakuläre Feuershow bekannt. Bis zum Mai 2010 konnte man glühende Lava aus der Nähe bewundern. Dann gabs einen heftigen Ausbruch. Der Guide aus dem nahe gelegenen Dorf erinnert sich: „Das Ganze dauerte 45 Minuten. Mit meiner Familie saß ich zu Hause unter dem Tisch und hörte die Lavabrocken auf das Wellblechdach prasseln.“ Seitdem liegt der Berg auf der faulen Vulkanhaut und raucht nur noch ein bisschen. Er muss erst wieder Kraft für den nächsten Ausbruch sammeln. Heiß ist die inzwischen an der Oberfläche erstarrte Lava aber immer noch: In einer Spalte lassen sich blitzschnell Marshmallows grillen. Von oben sieht man Guatemala City unter einer Smog-Glocke – und die Gipfel der drei Vulkane, zu deren Füßen Antigua liegt. Fuego, der Linke, ist ebenfalls noch aktiv und nach Angaben des Guides „mal wieder fällig“.

Vom Dorf führt ein schmaler Weg durch den Wald hinauf bis in das Lavafeld unterhalb des Kraters. „Taxi?“, bieten die Einheimischen vor dem Aufstieg an. Das hat ein PS, fährt mit Gras und gibt die Emissionen in Form von Pferdeäpfeln ab. Ich lehne dankend ab. Trotzdem begleiten die Männer aus dem Dorf die Gruppe mit ihren Vierbeinern. Es ist steil. „Taxi?“ Unser Guide legt ein ziemliches Tempo vor. „Taxi?“ Es ist mein zweiter Urlaubstag und ich merke die Zeit- und Klimaumstellung. „Taxi?“ Keuch. „Taxi?“ Ok, Ihr habt gewonnen: „Taxi!“

 

Seitenanfang

Kaffee –
das interessiert mich die Bohne!

In Antigua gibt es eine Kaffeeplantage, die man besichtigen kann. „Guatemala hat den besten Kaffee der Welt. Und Antigua hat den besten Kaffee von Guatemala“, erklärt der Guide stolz. Der vulkanische Boden und die Hochlage sind ideal für die Pflanzen, die im Schatten größerer Bäume langsam wachsen dürfen. Gepflückt wird hier noch per Hand (nur die Beeren, die schon rot sind). Als Souvenir bringe ich ein Päckchen Kaffee mit. Echt lecker!

Heute habe ich was gelernt. Hier drei besonders interessante Fakten:
– Der Kaffee wurden in Syrien von einem Hirten entdeckt. Dem fiel auf, dass seine Ziegen besonders fit waren, wenn sie die Beeren von einem bestimmten Strauch gefressen hatten.
– Je stärker Kaffee geröstet wird, desto weniger Koffein enthält er. Obwohl Espresso „kaffeemäßiger“ als Kaffee schmeckt, ist er also gar nicht so ein Muntermacher.
– Für Deutschland hatte die Kaffee-Einfuhr ernüchternde Folgen: Vorher wurde Biersuppe zum Frühstück konsumiert.

Seitenanfang

Paradies für Wasserratten

Neben der Pazifik- und einem sehr kurzen Stück Karibikküste hat Guatemala eine Reihe herrlicher Süßwasserseen zu bieten. Der berühmteste ist wohl der Lago de Atitlán, der leider nicht auf der Reiseroute liegt (ich habe nur 14 Tage für drei Länder). Auf der Fahrt von Antigua im Süden in den Petén im Norden des Landes werfen wir einen kurzen Blick auf die Urlaubsregion Río Dulce. Wunderschön – hier hätte man sich auch länger aufhalten können!

Dafür bleiben wir zwei Tage in Flores, das auf einer Insel im Lago de Petén Itzá liegt. Die Kleinstadt ist hübsch genug, um idyllisch zu sein und schäbig genug, um authentisch zu wirken. Man kann alles wunderbar zu Fuß erkunden (in weniger als einer Stunde ist die Insel umrundet) und dort lecker essen. Juan empfiehlt uns einen schrägen Mix aus Restaurant, Kneipe und Bibliothek (so was haben wir auch in Antigua gesehen). Zur Einrichtung gehört auch ein Dackel – im Englischen „sausage dog“ genannt, was dem Gericht „hot dog“ eine völlig neue Bedeutung verleiht…

Dann erlebt die Gruppe wieder den Vorteil, einen einheimischen Tourguide zu haben. Juan schlägt einen Tagesausflug nach El Remate am Ostufer des Sees vor und verspricht: „Das werdet Ihr nicht bereuen!“ Stimmt, der Ort ist ein von Touristen noch nicht überlaufenes Paradies. Die Häuser verschwinden fast völlig im üppigen Grün. Auf schattigen Terrassen kann man frischgefangenen Fisch essen. Und das glasklare, warme Wasser lädt zum Schwimmen ein.

 

Seitenanfang

Die Maya

Ich besichtige in Guatemala zwei der berühmtesten Stätten der alten Maya-Welt: Quiriguá und Tikal. Sehenswert ist jeweils auch die Umgebung der Ruinen: Sie liegen in dichten Regenwäldern, in denen sich Affen und Papageien tummeln. Juan zeigt uns in Tikal einen sogenannten „Touristenbaum“: Seine Rinde ist rot und pellt sich. Wenn allerdings die Sonne draufbrennt, wird sie weiß.

Wer hat die Größte? Einst stellte der Fürst Stürmischer-Himmel in der Stadt Quiriguá Stelen auf. Seine Nachfolger machten es ihm nach. So ragen noch heute auf einer großen Wiese zig Säulen mit Götter- und Tiermotiven in den Himmel. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt. Psychologen würden es wohl „phallisch“ nennen…

Tikal ist vor allem für ihre Tempel und Pyramiden bekannt. Da die Großstadt (Schätzungen zufolge lebten dort bis zu 200.000 Menschen) bereits um 900 von den Bewohnern verlassen wurde (warum ist nicht genau geklärt), ist der größte Teil völlig zugewuchert. Die Ausgrabungen der Ruinen sind nämlich nicht so einfach wie man denkt. Bäume fällen, Erde runterkratzen – von wegen! Alles ist voller Wurzeln, die man erst langsam verrotten lassen muss. Dann wird vorsichtig gebuddelt, wobei jeder Stein numeriert wird. Anschließend werden die Bauten wieder zusammengesetzt. Extrem teuer – deshalb sind die meisten archäologischen Schätze hier noch nicht gehoben. Zudem stehen inzwischen die Bäume, die auf den Ruinen wachsen, unter Naturschutz.

Die meisten der ausgegrabenen Tempel (z.B. der, der im ersten „Star Wars“-Film als Rebellenbasis zu sehen ist) dürfen bestiegen werden. Die steilen Steinstufen sind sehr beeindruckend, Vor allem, wenn man bedenkt, dass alles ohne Hilfe des Rades gebaut wurde. Das kannten die Maya zwar. Sie konnten aber nichts damit anfangen, weil sie keine Lasttiere hatten. Die letzten Pferde in der Gegend waren nämlich längst ausgestorben. Und das größte vorhandene Tier – der Jaguar – ließ sich schlecht irgendwo vorspannen. So konnten auch Reisen nur zu Fuß unternommen werden.

Tikal ist für Juan, der Archäologie studiert hat, ein besonderes Highlight der Reise. Er versorgt uns nicht nur mit Informationen zum Thema, sondern erzählt auch schräge Sachen: Wenn man klatscht, werfen die Pyramiden ein seltsames Echo zurück, das wie der Ruf eines Quetzals klingt. Eigentlich kommt der heilige Vogel der Maya im Flachland gar nicht vor. Man vermutet, dass die Herrscher ihn auf diese Weise vorgetäuscht haben, um ihre Untertanen zu beeindrucken.

Natürlich taucht bei uns die Frage auf, ob denn nun am 21.12.2012 Weltuntergang ist. Das weiß auch Maya-Experte Juan nicht. Wir rechnen mit einem Zehner-System, weil wir die Finger zum Abzählen genommen haben. Die Maya haben die Zehen miteinbezogen und ein 20er-System entwickelt. Das spiegelt sich in ihrem Kalender wieder, demzufolge am magischen Datum ein großer Zyklus zu Ende geht. Ob dies allerdings der Letzte ist, oder anschließend wieder der Nächste beginnt? Sicher ist nur: Es werden sich am 21.12.2012 sehr viele seltsame Typen in Tikal aufhalten!

 

Seitenanfang

HOME, SWEET HOME