BELIZE 🇧🇿 

Reiseroute 2011

GUATEMALA 🇬🇹 – San Ignacio (Kleinstadt in der Nähe der Grenze zu Guatemala) – Caye Caulker (Karibikinsel im Belize Barrier Riff) – MEXIKO 🇲🇽 

Willkommen in der Twilight Zone!

belizewelcomeUnser guatemaltekischer Tourguide Juan hat uns vor dem Grenzübertritt nach Belize gewarnt: „Jetzt kommen wir in die Twilight Zone!“ Tatsächlich empfängt uns das ehemalige Piratennest mit dunklen Wolken: Während der Passkontrolle fängt es an, in Strömen zu gießen. „Das bringt Glück“, meint der Beamte tröstend. Naja, wir haben viel Glück: Obwohl angeblich gerade (Februar) Trockenzeit ist, hält der Regen drei Tage lang an und ist unerwartet kalt. Die Belizeans holen bei 20 Grad die Mützen raus und machen sich warme Gedanken (s.u.). Auch wir ziehen uns warm an: Die meisten Cafés und Restaurants sind halb offen.

Obwohl Belize nur rund 300.000 Einwohner hat, bilden diese ein selbst für zentralamerikanische Verhältnisse buntes Völkchen. Neben der Maya-Urbevölkerung, Nachfahren britischer Piraten und schwarzafrikanischer Sklaven („Criollos“) sowie spanisch sprechenden, indianisch-weißen Mischlingen („Mestizos“ bzw. „Ladinos“) gibt es Minderheiten, die man sonst nirgendwo in der Region sieht.

belizetwilight1Man kann z.B. dort überall hervorragend essen – chinesisch! In der sehr kleinen Stadt San Ignacio befinden sich direkt gegenüber von unserem Hotel drei asiatische Restaurants direkt nebeneinander. Das Hotel auf der Karibikinsel Caye Caulker heißt „China Town“ und hat ein Pagoden-ähnliches Dach. Des Rätsels Lösung: Aus der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong sind viele Chinesen in die ehemalige britische Kronkolonie British Honduras – das heutige Belize – eingewandert. Ebenso fallen blonde, blauäugige Menschen auf, die ein altertümliches Deutsch sprechen und wie aus einem anderen Jahrhundert gekleidet sind – Mennoniten (eine den Amish ähnliche Sekte), die sich „die Stillen im Lande“ nennen.

Belize ist das einzige Land in Lateinamerika, das als Landessprache Englisch hat. Allerdings hört man weniger das britische Schulenglisch, sondern mehr das karibische Kreolisch, das wie ein Reggaesong klingt. Als Ruhrgebietlerin entdecke ich eine interessante Gemeinsamkeit: „er“ wird wie „a“ gesprochen (und oft auch so geschrieben): „Anda De Wata Tours“, heißt ein Ausflugs-Anbieter, „Panty Rippa“ ein beliebter Cocktail.

Eine Kanadierin aus unserer Gruppe hat vor der Reise einen Tipp bekommen: „Packe Geld und einen Keuschheitsgürtel ein!“ Die Preise im Land sind nämlich ziemlich hoch – ebenso wie die AIDS-Rate. Besonders teuer ist Benzin: Belize hat kein eigenes Öl. Als wir in ein Taxi steigen, erbittet der Fahrer das Geld im voraus: „Ich muss tanken.“ Wer in Belize Bus fahren will, sollte außerdem Zeit und Geduld mitbringen. Wir wollen von San Ignacio nach Belize City an der Küste. Die Busse fahren jede Stunde. Heißt es. Nur wann genau, kann einem keiner sagen. Einen Plan gibt es nicht. Feste Haltestellen auch nicht. Die Leute steigen ein und aus, wann und wo sie wollen. Das dauert…

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Cavetubing:
Im Autoreifen ab durch die Höhle

San Ignacio war einst die letzte Grenzstadt in einem der entlegendsten Winkel des British Empire, und einige seiner Gebäude haben noch einen verblichenen kolonialen Charme“, steht in meinem Reiseführer. In die Realität übersetzt heißt das: „Sie befinden sich hier am Arsch der Welt!“ Außer der alten Maya-Stätte Cahal Pech hat der Ort selbst nicht viel zu bieten.


Ironie des Schicksals: Ausgerechnet in San Ignacio bleiben wir wegen des Dauerregens einen Tag lang hängen. Unser Tourguide erklärt, dass die Wassertaxis, die zwischen Belize City und Caye Caulker verkehren, weder GPS noch Radar haben, und er deswegen die Überfahrt bei Nebel für zu gefährlich hält.

belizecavetubingAllerdings kann man von San Ignacio aus interessante Ausflüge zu Nationalparks oder Höhlen in der Umgebung machen. Ich entscheide mich für „Cavetubing“ im Caves Branch Archaeological Reserve. Dabei lässt man sich in einem Reifenschlauch einen Fluss heruntertreiben, der durch verschiedene Höhlen fließt. Zuvor muss man den Reifenschlauch natürlich flussaufwärts tragen. Der Weg führt durch Wald. Das üppige Grün glänzt, denn es gießt immer noch. Klitschnass und nur mit Schwimmzeug und -weste bekleidet, frieren wir fürchterlich. Wo ist bloß der nächste Glühweinstand? Unser lokaler Guide – ein Maya – versucht, uns spirituell aufzuwärmen: „Wasser ist Leben! Bleibt stehen und seht, wie es von den Blättern tropft. Hört, wie es prasselt. Ist das nicht wunderschön? Seid froh, dass wir heute keine 35 Grad haben! Dann jammern die Gruppen immer, dass sie das nicht aushalten.“ Tatsächlich: Es funktioniert – für ca. fünf Minuten. Auch bei unserem Guide scheint sich die Wirkung in Grenzen zu halten: Als wir zur Rückfahrt in den Kleinbus steigen, dreht er ganz schnell die Heizung auf…

Der Fluss hat kristallklares, türkisblaues Wasser, das wärmer als die Luft ist. Und die Höhlen sind bilderbuchmäßig: Bizarre Felsen mit Stalagmiten und Stalagtiten, winzige Fledermäuse, die kopfüber an der Decke hängen. Wir sehen kaum andere Menschen. Werktags kommen Massen an Kreuzfahrern aus Riesenschiffen zum „Cavetubing“. Doch es ist Samstag! Das verschafft uns ein einzigartiges Erlebnis. Mitten in einer großen Höhle sagt der Guide plötzlich: „Jetzt macht mal die Stirnlampen aus und seid ruhig.“ Es ist totenstill und stockfinster. Man spürt nur die sanfte Bewegung des Flusses. Ein kleines bisschen gruselig (sind die anderen noch da???), aber auch sehr, sehr friedlich.

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Ein Besuch im Zoo

belizezooDen ungeplanten Tag in San Ignacio nutze ich für einen Besuch im Be­lize Zoo, der sehr schön ist – allerdings muss man von San Ignacio aus ziemlich weit fahren. So komme ich immerhin in den Genuss, Jaguare, Pumas und Tapire zu sehen. An den Gehegen stellen handgeschriebene Schilder die Tiere vor – in Reimen: „Hey! I don’t like getting stoned! Don’t throw stones at me! Let me lie here peacefully! Admire my form! My skin! And my size! I’m an american croc! A feast for your eyes.“ Bei den Raubkatzen erweist sich die Warnung „Keep all body parts behind wood barrier“ als wertvoll: Eine Pumapfote schießt plötzlich durch das Gitter und krallt sich in meinen über die Barriere ragenden Schirm, der nun Löcher hat.

 

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Go Slow:
Insel der Entschleunigung

belizecayecaulker2bNach den Regentagen ist Caye Caulker das Paradies! „Go Slow“ lautet das Motto der Insel, die im größten Korallenriff der Nordhalbkugel liegt. Die Bewohner des einzigen Ortes sind zu Fuß, mit Fahrrädern oder Golfwägelchen auf den sandigen Straßen unterwegs, selbst die Polizei. Allzu groß ist die Kriminalitätsrate hier offenbar nicht. Beim Anblick des vorbeischnurrenden „Streifenwagens“ versuche ich mir vorzustellen, wie eine Verfolgungsjagd aussähe – sollte jemand z.B. auf die Idee kommen, die einzige Bank der Insel zu überfallen. Etwas Arbeit scheinen die Ordnungshüter allerdings doch zu haben: An der Wache hängt ein handgemaltes Hinweisschild „Drogen sind illegal im gesamten Land Belize“.

Die weit verbreitete jamaikanische Lebensart hat wohl einigen Touristen den Eindruck vermittelt, sie dürften hier Joints rauchen… Alkohol hingegen ist nicht illegal. Es gibt in dem 800-Seelen-Ort eine beeindruckende Dichte an Bars mit Namen wie „Lazy Lizard“, in denen die Cocktails Namen wie „Duck Fart“ (mit Bailey’s – sieht echt aus wie Ente von hinten) tragen. Als ich eines Morgens kurz vor zehn die Hauptstraße entlang schlendere, ruft mir ein Einheimischer nach: „Hey, warum hast Du kein Bier in der Hand?“

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Unda Wata:
Haie und Rochen zum Knutschen

belizeundawataDas absolute Highlight meiner Yucatan-Reise ist ein Tagesauflug mit einem Segelboot namens „Ragga King“. Unser Ziel ist das Hol Chan Marine Reserve zwischen Caye Caulker und der benachbarten Insel Ambergris Caye. Dort schnorcheln wir in Korallengärten, sehen u.a. einen riesigen Papageienfisch, einen Zackenbarsch, eine grüne Meeresschildkröte und einen Muränen-Aal. Der beste Platz ist die Shark and Ray Alley. Kaum lässt sich ein Boot im flachen Wasser blicken, ist es von Ammenhaien und Amerikanischen Stechrochen umgeben.

Die Fische haben nämlich gelernt: Boot = Menschen. Menschen = Futter. Früher haben im jetzigen Naturschutzgebiet die Fischer in dieser Bucht immer ihre Abfälle entsorgt. Das hat sich unter Haien und Rochen herumgesprochen. Heute darf zwar nicht mehr gefischt werden. Den lokalen Guides ist es jedoch erlaubt, an dieser Stelle die Tiere zu füttern – mit der Hand! Die z.T. recht großen Fische haben überhaupt keine Scheu vor den Schnorchlern und lassen sich sogar anfassen. Stechrochen fühlen sich ganz glatt an und haben eine Noppen-Reihe auf dem Rücken. Ammenhaie sind rau wie Sandpapier. Einen greift der Guide sanft an der Flosse und dreht ihn auf den Rücken. Er hält ganz still und scheint die Streicheleinheiten angenehm zu finden.

 

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