NEUSEELAND 🇳🇿

Wellington – Ohakune – Tongariro Nationalpark – Huka Falls – Rotorua – Waitomo – Paihia – Bay of Islands – Auckland

Die Nordinsel:
Vulkane, Mangroven und Großstädte

Als wir uns mit der Autofähre Wellington nähern, werden wir fast vom Oberdeck geweht. Kein Wunder: Die Hauptstadt Neuseelands ist eine der windigsten Städte der Welt. Jetzt ein heißer Tee! Der Terminal, an dem wir anlegen, befindet sich im Stadtteil Pipitea. Da vergeht einem irgendwie die Lust… Unser Hotel liegt zentral in der Cuba Street, die von hippen Cafés, Bars, Boutiquen und Restaurants aus aller Welt gesäumt ist. Man kann zu Fuß zum Te Papa Museum laufen. Mit seiner Sammlung moderner Kunst, den Informationen über Maori-Kultur und die Natur des Landes ist es sehr sehenswert und kostet nicht einmal Eintritt.

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Weiter gehts durch die eher flache Landschaft voller schwarzbunter Kühe nördlich von Wellington. Wir fahren u.a. durch Levin, das von Radiohörern zu Neuseelands langweiligstem Ort gewählt worden ist, durch Bulls. wo überall Rinder-Statuen stehen, und durch die Gummistiefel-Metropole Taihape. Passenderweise hat der angekündigte Regen eingesetzt. Die Landschaft wird bergiger. Während die Südinsel von Gletschern geformt wurde, waren auf der Nordinsel Vulkane am Werk. Schließlich erreichen wir Ohakune, die Karotten-Hauptstadt Neuseelands. Im Winter besuchen Touristen das lokale Skigebiet, jetzt im Frühling ist es eher eine Geisterstadt.

Ohakune liegt am äußersten Rand des Tongariro Nationalparks. Dort wollte ich unbedingt den Tongariro Trail gehen, der als eine der schönsten Tageswanderungen Neuseelands gilt. Wegen der schlechten Wettervorhersage fahren aus Sicherheitsgründen die Shuttle-Busse zum Startpunkt nicht. Auf Drängen der Gruppe organisiert Dave schließlich einen Minibus, der uns bei strahlendem Sonnenschein zum Besucherzentrum Whakapapa im Zentrum des Parks fährt. Dort erfahre ich, dass man den Trail mit einem Guide bei jedem Wetter machen kann. Zu spät… Stattdessen laufe ich auf dem Taranaki Falls Trail. Der dauert nur zwei Stunden, ist allerdings landschaftlich sehr schön. Er verläuft durch Grasland zu einem Wasserfall, dann durch Wald an einem Bach entlang zurück. Wenigstens sieht man von hier aus alle drei Vulkane der Gegend: Mount Ruapehu, Tongariro und Ngauruhoe (weltberühmt als „Schicksalsberg“ aus den „Herr der Ringe“-Filmen).

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Am Tag darauf legen wir in der Nähe vom Lake Taupo, dem weltgrößten Kratersee, einen Stopp ein und bestaunen die Huka Falls. Dann spazieren wir rund eine Stunde am Waikato River entlang bis zu einer heißen Quelle, in der man baden kann. Sieht verlockend aus, aber wir müssen weiter. In der Waiotapu Scenic Reserve hüpfe ich schließlich in einen sehr warmen Bach, der in einen kühleren Fluss mündet.

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Ein richtig heißes Pflaster ist Rotorua. Die Stadt liegt in der Riesen-Caldera eines Vulkans, der als erloschen gilt. Hier ist das Magma nicht so tief unter der Erde, wie üblich: statt 30 km, nur 5 bis 10 km. Die Erdwärme wird zur Energieerzeugung genutzt. Es stinkt nach Schwefel Wir besuchen die Te Puia Thermalquellen. Hauptattraktion ist der Pohutu, ein bis zu 30 Meter hoher Geysir, der in unregelmäßigen Abständen ausbricht. Das Wasser hat 90 bis 100 Grad. Man darf also nicht nahe ran. In der Nähe ist ein blubbernder Schlammpool. Überall kommt Dampf aus der Erde. Das „Rauchen verboten“-Schild wird von der Natur ignoriert.

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Während ein Teil meiner Gruppe am nächsten Morgen das Filmdorf „Hobbiton“ besichtigt, mache ich lieber Whitewater-Rafting auf dem Kaituna River (s. Film). Es geht mit dem Gummiboot über 14 Stromschnellen, darunter ein zwei Meter hoher Wasserfall, der von einem ein Meter hohen gefolgt wird, und als Höhepunkt dann ein sieben-Meter-Wasserfall – der höchste auf der Welt, der von kommerziellen Anbietern befahren wird. „Wenn wir darunter hängen bleiben, gibts eine kräftige Massage“, warnt unser Guide Curtis. „Oft kippt das Boot um. Das ist manchmal fast angenehmer.“ Wir schaffen es, nicht zu kentern. Die Frau, die hinter mir sitzt, fällt allerdings über Bord, der Mann neben mir rutscht auf mich drauf. Vor dem Trip und vor dem großen Fall werden aus Respekt Gebete an die Wächter des Flusses gesprochen, denn den Maori ist der Kaituna River heilig. Er war nicht nur Essensquelle mit Riesenaalen, sondern auch Begräbnisstätte.

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Am Nachmittag gehts mit Action weiter: Cavetubing in Waitomo! 800 bis 1000 Höhlen gibt es in der hügeligen Gegend, in eine davon krieche ich. Ein Farmer hatte sie zufällig auf seinem Land entdeckt und mit dem Veranstalter „Waitomo Adventures Tumu Tumu Toobing“ einen Deal gemacht, dass sie besichtigt werden darf. Die Höhle ist 800 Meter lang und wurde von Wasser aus dem Sandstein ausgewaschen. Wir folgen dem Bachlauf, mal laufend, mal auf dem Bauch durch enge Ritzen rutschend, über Felsblöcke kletternd oder in Lkw-Reifen treibend. Das Wasser hat 13 Grad und ist trotz des dicken Wetsuits saukalt.Von der Decke hängen Tropfsteine. Wenn wir die Stirnlampen ausmachen, leuchten tausende von Glühwürmchen. Es sieht so romantisch aus wie ein Sternenhimmel, aber die Wahrheit ist eher profan: Eigentlich handelt es sich nicht um Würmer, sondern um Fliegenmaden, die Kannibalen sind. Sie lassen klebrige Fäden von der Decke hängen, um Insekten zu fangen (auch Artgenossen), und leuchten, weil sie ihre Exkremente verbrennen. Wenn sich die Maden endlich zu Fliegen entwickelt haben, bleiben ihnen nur noch drei Tage. Sie haben weder einen Mund, noch Verdauungsorgane und verhungern nach der Paarung.

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Nach einer langen Fahrt und einem kurzen Halt an einem 800 Jahre alten, riesigen Kauri Tree erreichen wir Paihia im Norden der Nordinsel. Noch scheint die Sonne, aber die Aussichten sind mal wieder schlecht. Eigentlich müsste es um diese Zeit viel wärmer sein, doch auch Neuseeland bekommt den Klimawandel zu spüren. Der Ozean um die Inseln hat sich in den letzten Jahren um ein Grad erwärmt, und das bringt alles durcheinander. „Es bergeht kein Monat ohne irgendwelche Wetterrekorde“, sagt Dave. Vor dem Abendessen wandern wir fünf Kilometer auf dem Waitangi Track zum Haruru Fall. Der Weg führt durch subtropischen Regenwald, Mangroven und dann an einer Lagune entlang. In den Bäumen nisten Kormorane mit weißen Bäuchen. Einige haben schon Küken, andere flirten noch.

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Meine am nächsten Tag geplante Segeltour durch die Bay of Islands mit einem relativ kleinen Schiff fällt wegen der Wetterlage aus. Wenigstens findet der sogenannte „Cream Trip“ mit einem größeren Motor-Katamaran statt. Nur 24 Passagiere finden sich auf dem nagelneuen Boot namens „Te Maki“ ein. Es geht ohnehin nicht bloß um Sightseeing für die Touristen. Gleichzeitig werden die Farmen auf den 144 Inseln zum Einsammeln von Produkten oder Wäsche und Ausliefern von Nahrungsmitteln oder Post angefahren. Die Bucht mündet ins offene Meer. 6000 Kilometer sind es von hier bis zur Westküste von Chile. Dementsprechend hoch können die Wellen werden. Seefahrer, die Kurs Süd anlegen, erwarten von Breitengrad zu Breitengrad rauere Bedingungen. Es heißt, in den „Roaring Forties“ gibt es kein Gesetz mehr, in den „Furious Fifties“ keinen Gott und in den „Screaming Sixties“ keine Hoffnung.

Wir kreuzen durch die Bucht und legen u.a. in Russell an. Kaum zu glauben, dass das hübsche Städtchen einst „Hell Hole of the Pacific“ genannt und sogar von Missionaren gemieden wurde. Am Hole in the Rock, einem berühmten Felsen am Ende der Bucht zeigt der Kapitän sein Können und steuert den Katamaran durch Strom und Wellen genau durch das Loch. Passt genau! In Otehei Bay haben wir dann eine Stunde Aufenthalt. Ich bin gerade dabei, den Aussichtshügel zu erklimmen, als der Regen richtig losbricht. Die Hose kann ich gerade noch gegen die Regenhose tauschen. Aber in kürzester Zeit sind meine dünne Regenjacke, meine Softshelljacke, meine Fleecejacke, meine Bluse und mein ärmelloses Shirt völlig durchweicht. Nachdem ich ohnehin nass bin, probiere ich zurück an Bord etwas Neues aus: „Boom Netting“. Dabei wird an der Seite des Schiffs ein Netz aufgespannt. Dort springt man hinein. Der Kapitän lässt den Motor abwechselnd volle KraFt voraus und volle Kraft zurück laufen. Dadurch entsteht ein wilder Whirlpool (s. Film).

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Südlich von Paihia bekommt meine „Klo & Co.“-Fotosammlung wieder einmal Zuwachs. Im Örtchen Kawakawa befindet sich nämlich die vielleicht meistfotografierte öffentliche Toilette der Welt, die von dem Künstler Hundertwasser entworfen wurde und fast zu schade zum Benutzen ist. Auch die Umgebung wurde von dem Stil inspiriert.

Schließlich erreichen wir Auckland, die letzte Station unserer Reise. Von Sebastian’s Point aus hat man eine schöne Aussicht über die Stadt und die riesige Marina voller Segelschiffe. Nach einem Mittagessen in einer Pizzeria am Mission Beach verabschieden wir uns im Zentrum voneinander. Wieder fängt es an zu gießen wie aus Kannen. Ich habe noch gut drei Stunden, bevor ich einchecken muss und laufe nach dem Schauer die weihnachtlich geschmückte Queen Street bis zum Fährterminal hinunter. Obwohl Sonntag ist, haben die meisten Geschäfte geöffnet. Es gibt tolle Outdoorshops. Und es ist „Black Friday Weekend“! Schließlich bringt mich ein Bus zum Flughafen. Dort entdecke ich eine Spraydose. Inhalt: 495 ml frische neuseeländische Luft für 29,99 Dollar (ca. 17,50 Euro). Die hatte ich zum Glück drei Wochen umsonst. Ein anderes schräges Produkt ist Butter in Dosen. Als ich im Flugzeug aus dem Fenster schaue, braut sich am Horizont schon der nächste Guss zusammen. Beim Umsteigen in Dubai bietet sich ein ungewohnter Anblick: Es regnet sogar hier.

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