COSTA RICA 🇨🇷

Reiserouten

1. Reise 2009

San José (Hauptstadt) – Tortuguero (Dorf an der nördlichen Karibikküste, Tortuguero Nationalpark) – Puerto Viejo de Sarapiquí (Stadt im Zentrum des Bananenanbaugebiets, Forschungszentrum La Selva im Regenwald) – La Fortuna (Stadt am Fuße des Volcán Arenal) – Monteverde (Dorf im Gebirge, Monteverde Nationalpark) – Quepos (Stadt an der Pazifikküste, Manuel Antonio Nationalpark) – San José

2. Reise 2016

KUBA 🇨🇺 – San JoséPuerto Viejo de Talamanca (Städtchen an der südlichen Karibikküste, Cahuita Nationalpark) – PANAMA 🇵🇦 

Das wahre Leben
im friedlichen Naturparadies

Costa Rica heißt übersetzt „Reiche Küste“ und wird nicht umsonst die „Schweiz Mittelamerikas“ genannt. Unabhängig ist das Land schon seit 1821. Frieden schaffen ohne Waffen ist machbar, Herr Nachbar. Sogar in einer krisengeschüttelten Region: Nach einem kurzen, nicht allzu blutigen Bürgerkrieg im Jahr 1948 (Einschusslöcher sind heute noch im Gebäude des Nationalmuseums im Zentrum von San José zu sehen) hat die Regierung beherzt das Militär abgeschafft und das gesparte Geld lieber ins Gesundheits- und Schulsystem investiert. Das hat sich für die Ticos und Ticas, wie sich die Einheimischen selbst nennen, ausgezahlt. Man muss nicht viel Spanisch können, um deren Wahlspruch „Pura Vida“  – „das wahre Leben“ – zu verstehen.

Spuren alter Kulturen sucht man in Costa Rica vergebens: Die Maya haben weiter nördlich, die Inkas weiter südlich gelebt. Spektakulär schöne Städte wie Antigua in Guatemala oder Cuzco in Peru hat das Land ebenfalls nicht zu bieten. Die Hauptstadt San José ist grün und sicher, abgesehen von ein paar historischen Gebäuden jedoch relativ gesichtslos. Dasselbe gilt für die Provinzmetropolen Puerto Viejo de Sarapiquí und La Fortuna. Letztere soll am Fuße eines bilderbuchmäßigen Vulkans liegen. Leider sehen wir den Arenal nicht, da alles wolkenverhangen ist. Immerhin ist er aktiv: Der Berg speist heiße Quellen. In der Baldi Termae genieße ich den Luxus, in einem herrlich warmen Pool mit einer Bar in der Mitte auf einem gekachelten Hocker zu sitzen und einen eisgekühlten Cocktail zu schlürfen. Nicht ganz so warm, aber immer noch angenehm, sind die nahen Wasserfälle Cataratas de Fortuna und der wilde Fluss, auf dem wir raften.

Costa Ricas Reichtum ist seine Tier- und Pflanzenwelt: Rund 27 Prozent der Landesfläche stehen unter Naturschutz. Schwarzer Strand an der Karibikküste, weißer Strand an der Pazifikküste, Hochgebirge in der Mitte, Flachlanddschungel – auf engstem Raum finden sich ganz unterschiedliche Landschaften. Ohne zu fliegen, kann man in 14 Tagen sehr viel sehen. Für wasserscheue Menschen ist Costa Rica als Urlaubsziel übrigens nicht geeignet: Es zählt zu den regenreichsten Ländern der Erde. Obwohl von Dezember bis April „Trockenzeit“ herrscht, werde ich bei meinem Besuch im Januar/Februar mehrmals nass bis auf die Haut.

 

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Riesenspinnen und
finster blickende Affen

Während der Reise teile ich meine Hotelzimmer nicht nur mit Menschen: Das winzige Fröschchen an der Tür ist willkommen, die riesige Kakerlake in der Dusche und der schwarze Skorpion auf der Schwelle sind es weniger. Meine Abneigung gegen Vogelspinnen hingegen verliere ich in Monteverde im Schmetterlingsgarten. Dort darf ich eine auf die Hand nehmen. „Die ist ganz ruhig gelagert. Selbst wenn sie wider Erwarten zubeißt, ist das nicht schlimmer als ein Wespenstich“, versichert man mir vorher. Eine kitzlige Angelegenheit, aber eigentlich niedlich: Sie hat ein richtiges Fell. Beim Besuch des benachbarten Nationalparks lockt der Ranger ein anderes Exemplar aus seinem Erdloch, indem er mit einem Stöckchen herumwedelt („Das sollte ich eigentlich nicht tun…“). Dabei erklärt er, dass die Haare dazu dienen, über leichte Erschütterungen potentielle Beute vor dem Eingang zu „erfühlen“.

Viele kleine Insekten finde ich ohnehin ekliger als ein Großes: Unheimlich sind mir z.B. die perfekt durchorganisierten Blattschneider-Ameisen. Sie können Lasten tragen, die viel größer als sie selbst sind, und züchten auf den abgeschnittenen Blättern in ihrem Bau Pilze. Die schönsten Insekten im Land sind natürlich die Schmetterlinge – allen voran der handtellergroße metallisch glänzende Blue Morpho.

Zauberhaft sind auch die Kolibris. Am Eingang des Monteverde Nationalparks ist ein Café, dessen Betreiber die Vögelchen mit Zuckerwasser anlocken. Im Park selbst entdecken wir einen sogar einen Quetzal, den heiligen Vogel der Maya. Kermit-Fans sollten das „Ranario“ im Dorf besuchen. Dort werden Amphibien aller Art gezeigt – darunter der berühmte rotäugige Baumfrosch. Nicht nur in den Nationalparks wimmelt es vor Tieren: Unterwegs sehen wir u.a. Nasenbären am Straßenrand, Krokodile am Flussufer und einen Baum voller Leguane.

Krönender Abschluss der Reise ist ein Abstecher an die Pazifikküste. Die Stadt Quepos ist nicht allzu attraktiv. Dafür ist der benachbarte Manuel Antonio Nationalpark umso schöner. Am weißen Puderzuckerstrand tummelt sich eine Waschbärenbande, die sich an unseren Obstvorräten vergreifen will. In den Bäumen sitzen Kapuzineraffen, Faultiere und sogar ein Totenkopfäffchen (Pipi Langstrumpfs Herr Nilsson). Am letzten Tag segeln wir mit einem Katamaran zum Schnorcheln aufs türkisgrüne Meer hinaus.

Bei meinem zweiten Besuch sieben Jahre später mache ich auf dem Weg nach Panama einen Abstecher an die südliche Karibikküste und verbringe drei Nächte in Puerto Vieja de Talamanca. Das ehemalige Fischerdorf schafft das Kunststück, gleichzeitig verschlafen und quirlig zu sein. Es hat Hippie-Flair, überall wird Yoga angeboten. Aussteiger, Surfer und Rucksacktouristen mischen sich unter die Einheimischen und genießen die Strände. Der erste auf dem Weg Richtung Manzanilla an der Grenze zu Panama ist die Playa Cocles. Dort nehme beim Bamboo Surf Center eine Probestunde. Erwartungsgemäß ist Surfen nicht so leicht, wie es aussieht. Nachher bin ich total am Ende. Vom Baden in der Brandung kann ich trotzdem nicht genug kriegen. Der Sand ist etwas grobkörniger und deutlich dunkler, als in anderen Teilen der Karibik. Trotzdem findet er seinen Weg in jede Ritze.

In der Nähe befindet sich der Cahuita Nationalpark. Ohne Ranger Ricardo hätten wir wohl kaum Tiere gesehen. So kommen wir aus dem Staunen nicht heraus. Vor dem Eingang sitzen drei grüne Jesusechsen. Die beiden Männchen sehen mit ihrem Kopf- und Rückenschmuck wie Dinosaurier aus, das Weibchen hingegen ist schlichter. Viele Vögel lauern auf Krebse oder Fische. Eine kleine gelbe Viper mit Wimpern liegt zusammengerollt auf einem Blatt. Hübsch, aber gefährlich. Die Babys können ihr Gift noch nicht dosieren und beißen immer gleich voll zu. Direkt neben dem Weg treiben es zwei Hundertfüßler miteinander. Sie liegen übereinander und sehen wie ein Zweihundertfüßler aus. Ein kleiner schwarzgrüner Pfeilgiftfrosch hüpft ins Unterholz. Ein Vogel sitzt auf einem hängemattenartigen Nest. Zwei Kapuzineraffen-Männchen verteidigen mit gefletschten Zähnen ihr Revier und ihre Frau gegen einen Eindringling. Zudem hocken in den Bäumen zwei Brüllaffenfamilien, Waschbären und Faultiere, von denen sich eins sogar bewegt.

Absolut empfehlenswert ist auch ein Besuch im Jaguar Rescue Center, wo verletzte oder verwaiste Tiere aufgepäppelt und – wenn möglich – wieder in die Wildnis entlassen werden. in einem Glaskasten liegt ein Faultierbaby in eine Decke gewickelt und an einen Plüschteddy gekuschelt. Ein kleiner Tucan kräftigt mit Hilfe einer Freiwilligen seine Beine und strampelt mit den Flügelchen. ein Brülläffchen mit Windel turnt auf dem Rücken einer Pflegerin herum, die die Scheiben des Käfigs putzt. Daneben ein Bambi mit seiner Mutter. Sie haben fast alles, aber gerade keine Jaguare. Das Recsue Center bietet im nahen Regenwald La Ceiba, in dem sie ihre Tiere wieder in die Natur entlassen, eine Nachtwanderung an. Spontan buche ich sie. Ich bin die Einzige. Beim Essen taucht eine Wollbeutelratte namens Steffi auf, isst eine Weintraube und einen Grashüpfer und verschwindet wieder im Regenwald. Unter der Decke hockt eine Eule (ebenfalls ein Ex-Schützling). Unterwegs sehen wir viele Frösche, darunter den rotäugigen Baumfrosch, den großen Bull Frog und miauende Katzenfrösche. Außerdem Schlangen, wandernde Palmen (bewegen sich auf ihren Wurzeln durch den Wald), campende Fledermäuse (bauen sich ein Zelt aus Blättern), weitere Faultiere und als Höhepunkt einen Kinkajou (Wickelbär) namens Stanley, der sich an den Guide schmiegt. Wenn man ihn an der Fußsohle berührt, zuckt er etwas. Er ist kitzelig. Wie die Wollbeutelratte hat er ein weiches Fell. Weil er fast blind ist, kann er nicht freigelassen werden.

 

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Das wahre Hundeleben

In Deutschland gehören die Hunde einzelnen Menschen. Im Örtchen Tortuguero, das neben dem gleichnamigen Nationalpark zwischen einem Fluss und der Karibikküste liegt, hingegen gehören die Hunde dem ganzen Dorf. Oder besser gesagt: Das ganze Dorf gehört den Hunden. Sie hängen faul vor der Zimmertür ab, begleiten uns beim Strandspaziergang und wirken überhaupt sehr zufrieden. Von wegen „Hundeleben“! Für Vierbeiner gilt eben auch „Pura Vida“. Und „Leben und leben lassen“: Im tropischen Garten unseres Hotels in Sarapiquí lebt Boxer „Shrek“ friedlich mit Ente „Pete“ zusammen.

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Feige Würger
und andere Gewächse

Wer in Costa Rica einen Waldspaziergang macht, kommt sich sehr klein vor. Während ein Feigenblatt aus dem Mittelmeerraum menschliche Blöße nur knapp bedeckt, gibt es hier Sträucher, deren Blätter man als komplettes Kleid nehmen könnte. Ein besonders interessantes Gewächs ist die Würgefeige: Sie siedelt sich wie eine Orchidee als kleines Pflänzchen auf dem Ast eines großes Baumes an. Dann treibt sie Wurzeln nach unten und beginnt, ihren Wirt zu überwuchern. Dieser erstickt irgendwann – zurück bleibt ein Urwaldriese mit hohlem Stamm. Wir sehen ein Exemplar, in dem ausgewachsene Menschen wie in einem Kamin hochklettern können. In der Nähe von Sarapiquí besuche ich eine Kakaoplantage und bin überrascht, dass die Schoten nicht wie Kaffeebohnen an Sträuchern, sondern an Bäumen wachsen (und zwar direkt aus dem Stamm).

Hautnah erlebt man die Urwaldriesen beim „Ziplining“, was ich im Bergregenwald beim Dorf Monteverde ausprobiere. Dieses spezielle Vergnügen wurde in Costa Rica erfunden. Über Drahtseile gleitet man an einer Rolle von Baum zu Baum. Der Blick aus den Kronen ist herrlich, aber nichts für Leute mit Höhenangst: Das längste Seil (über einen Kilometer) führt z.B. quer über eine Schlucht.

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Öffentlicher Personennahverkehr

Wo es geht, sind wir sind im Land mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. An einer ziemlich entlegenen Stelle muss die Gruppe von einer kleinen Fähre in einen klapprigen Linienbus umsteigen. Wir schleppen das Gepäck eine schlammige Böschung hinauf über den pfützenübersähten Vorplatz einer Bananenplantage – kein Bus! „Der ist schon abgefahren“, erfahren wir. „Der Nächste geht in etwa vier Stunden.“ Betretenes Schweigen: Was sollen wir hier bloß so lange machen? Das einzige Gebäude ist eine Wellblechbaracke. Und es sieht schon wieder nach Regen aus. Entschlossen geht eine Frau zum Telefon, das an der Wand hängt. Sie redet sehr schnell und sehr laut. Keine Ahnung, was sie sagt, doch es wirkt: Zehn Minuten später kommt der Bus zurück und der Fahrer lässt alle einsteigen, als sei nichts gewesen.

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