MALAYSIA 🇲🇾 

Reiseroute 2009

Kota Kinabalu (Hauptstadt des Bundesstaates Sabah im Nordosten Borneos) – Kiau Nulu (Dorf am Fuß des Gunung Kinabalu) – Gunung Kinabalu (höchster Berg Südostasiens) – Poring (heiße Quellen) – Supu Forest Reserve (Öko-Lodge mitten im Kinabatangan-Dschungel) – Batu Puteh (Dorf am Kinabatangan-Fluss) – Sandakan (Hafenstadt) – Pulau Selingaan (Insel im Turtle Islands Park) – Sepilok (Orang-Utan-Aufzuchtstation) – Kota Kinabalu – AUSTRALIEN 🇦🇺

Für 13 Tage bin ich
die Königin von Sabah!

Den „König von Mallorca“ würde ich nicht mal geschenkt besuchen wollen! Ich komme mir lieber vor wie die Königin von Sabah: 13 Tage lang reise ich kreuz und quer durch den malaysischen Bundesstaat im Nordosten der Insel Borneo. Ausgangs- und Endpunkt ist jeweils die Hauptstadt Kota Kinabalu. Ebenso wie die Hafenstadt Sandakan, die trotz des verdächtig klingenden Namens kein Piratennest ist, erweist sie sich als hübsch und sicher. Am Interessantesten sind jeweils die bunten Märkte. Gleich am ersten Tag kaufe ich mir für wenig Geld zwei Sarongs, die sich als äußerst praktisch erweisen.

 

Aber niemand kommt wegen der Städte nach Sabah. Auch nicht wegen des Klimas: Trockene Wüsten-Hitze (z.B. in Australien) finde ich eigentlich recht angenehm. Auf Borneo hingegen ist es – außer in großer Höhe – ausgesprochen schwül (und dabei deutlich heißer als im ebenfalls feuchten Costa Rica). Erstmals erlebe ich das Gefühl, am ganzen Körper zu schwitzen. Dunkle Baumwoll-T-Shirts sind nicht empfehlenswert – Salzränder! Unverzichtbar dagegen ein Regencape: „Trockenzeit“ ist hier ein irreführender Begriff.

Wer feuchte Hitze aushalten kann, wird mit einzigartigen Landschaften belohnt, die zudem noch äußerst abwechlungsreich sind, da sich der Regenwald je nach Höhenlage verändert. Und die Küste ist nicht weniger schön als das Landesinnere: Die Insel Pulau Selingaan nahe der philippinischen Grenze erweist sich als winziges Paradies mit Kalenderfoto-Strand. Tagsüber kann man direkt von dort aus losschnorcheln und bunte Fische gucken, nachts Meeresschildkröten beim Eierlegen beobachten. Die sammeln Ranger des Turtle Islands Park sofort ein und vergraben sie an einer eingezäunten, geschützen Stelle wieder neu im Sand. Wenn die Babys geschlüpft sind, werden sie in einen Plastikkorb gepackt, zurück ans Wasser getragen und ausgekippt. Blitzschnell robben die Kleinen Richtung Meer und verschwinden darin. Nur einer rennt erstmal in die falsche Richtung und wird sanft „umgedreht“.

 

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Ein Land, in dem die Eichhörnchen
kleiner als die Tausendfüßer sind

Neben Meeresschildkröten hat Borneo viele andere spektakuläre Tiere zu bieten: Die wohl berühmtesten sind die Orang-Utans. Den ersten treffe ich im botanischen Garten von Poring. In der Nähe lebt „Jackie“. Die etwas füllige Dame wurde mit der Hand aufgezogen und dann in den Dschungel entlassen. Nun kommt sie jeden Abend vorbei, um sich Früchte und eine Flasche Milch abzuholen. Vorher betreibt sie Gesichtspflege: Sie nimmt einen Blumentopf, reißt die Pflanze heraus, füllt den Pott mit einem Gartenschlauch mit Wasser und steckt den Kopf hinein. Noch mehr Orang-Utans können wir später in der Aufzucht-Station in Sepilok beobachten.

Oft teilt man auch sein Zimmer mit Viechern: Unser Hotel in Poring z.B. ist eine traditionelle Bambus-Konstruktion. Die Ritzen in den Wänden sind ein idealer Lebensraum für die putzigen Geckos, die als „Untermieter“ sehr beliebt sind, weil sie Insekten fressen. Ich wünsche ihnen guten Appetit, denn quer über mein Bett führt eine kleine Ameisenstraße. In eine echt kitzlige Situation geraten wir beim Waten durch einen Bach: Plötzlich kommen kleine Fische und knabbern an unseren Füßen. Gut, dass ich sowas schon mal in einer Aquaristik-Ausstellung erlebt hatte, sonst wäre ich wohl nervös geworden.

Im Regenwald hört man ständig Krach wie von einer Motorsäge. Keine Sorge, hier im Schutzgebiet werden keine Bäume umgelegt! Es sind bloß Zikaden auf Partnersuche, beruhigt uns der Guide. Ferner sehen wir winzige Eichhörnchen in Mausgröße und monströse Tausendfüßer. Nicht schön, aber selten: die Nasenaffen, die es nur auf Borneo gibt. Nicht schön und leider auch nicht selten: die Blutegel, die wie Zecken auf Büschen am Wegesrand auf Opfer warten. Sie kriechen einem sogar unters Hemd und beißen sich so in der Haut fest, dass man sie nur schwer abkriegt. Zum Glück gibts dafür extra Anti-Egel-Spray.

Dass auch Kobras nicht völlig gefühllos sind, beweist uns ein kleines Exemplar auf dem Dorfplatz von Batu Puteh: Es legt sich in Herzchenform. Trotzdem halten alle respektvollen Abstand. Aus dem Baby wird nämlich mal eine Königskobra – die größte Giftschlange der Welt.

 

Viele Planzen aus Borneo haben ebenfalls andere Dimensionen als unsere: In der Nähe von Poring sehe ich eine Rafflesia – mit einem Durchmesser von bis zu einem Meter die größte Blume der Welt. Allerdings ist sie nicht sehr wohlriechend, da sie von Fliegen bestäubt wird. Ferner gibts Fleisch fressende Kannenpflanzen, die z.T. so riesig sind, dass man schon Ratten darin gefunden hat. Überall wachsen Orchideen. Schon schräg: Während bei uns im Blumengeschäft selbst ein Mini-Exemplar zig Euro kostet, stehen sie dort wie Unkraut im Wald herum.


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Sanfte Elefantenflüsterer
und toughe Motorrad-Cops

Im Tiefland am Kinabatangan-Fluss übernachten wir in der Supu Forest Reserve in kleinen Holzhütten mitten im Regenwald. Überall in der Öko-Lodge sind Elefantenspuren. Wir werden gewarnt: „Wenn Ihr nachts auf die Toilette müsst und einer der Dickhäuter steht auf dem Weg: Haltet Abstand und versucht nicht, drumherumzugehen!“ Natürlich wollen wir trotzdem eines der seltenen Exemplare (es gibt nur 1000 bis maximal 1500 Stück davon) auch mal sehen. Der örtliche „Elefantenflüsterer“ schafft es tatsächlich, den Bullen der Herde aus dem dichten Dschungel zu locken. Der Name „Borneo Zwergelefant“ täuscht übrigens – als er durch das Unterholz getrampelt kommt und laut trötet, wirkt er immer noch recht imposant. Mit einer beschwichtigen Geste beruhigt der Ranger das Tier. Wo er schon mal am Flussufer steht, nimmt der Dickhäuter direkt vor unseren Augen ein Bad und duscht sich mit dem Rüssel ab.

 

Den folgenden Tag verbringen wir im nahen Dorf Batu Puteh. Insgesamt leben in Sabah um die 70 Volksgruppen mit jeweils eigener Kultur und Sprache. Hier sind es die Sungai people. Unsere Reisegruppe wird aufgeteilt und übernachtet in den Gästezimmern von Privathäusern. Wichtige Regel vor dem Betreten: Schuhe ausziehen! Drinnen fällt auf, dass im Wohnzimmer außer kleinen Schränken kaum Möbel stehen. Man bleibt auf dem Teppich, macht es sich z.B. zum Fernsehen oder Essen dort gemütlich. Auch am Dorfleben dürfen wir teilhaben: Am späten Nachmittag spielen Besucher und Einheimische auf einem Platz Volleyball. Daneben tummeln sich Kinder auf der Straße. Zwei „Motorrad-Cops“ patroullieren mit ihren Bobby Cars, finden aber keine Kriminellen zum Verhaften.

Abends feiern alle gemeinsam mit traditioneller Gong-Musik und Tanz. Wir Westlerinnen bekommen dafür farbenfrohe, Kleidung geliehen – Miniröcke und ärmellose T-Shirts sind tabu. Das Abendessen kochen wir unter Anleitung einheimischer Frauen selbst. Es gibt Hühnchen-Curry, wobei das Hühnchen mitsamt den Knochen kleingeschnitten und in den Topf geworfen wird. Das Curry wird nicht selbst zusammengemischt, sondern ist eine fertige Gewürzpaste. Das ist ja einfacher als gedacht. Dass in diesem Teil der Welt andere Ess-Gewohnheiten herrschen, merkt man schon auf dem Hinflug mit „Malaysia Airlines“: Statt der üblichen gewürzfreien Flugzeug-Kost, wird was richtig Scharfes serviert. Gewöhnungsbedürftig ist das übliche Hotel-Frühstück: Bratnudeln oder -reis!

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Reiswein, züchtig
verhülltes Weib und Gesang

Im Hochland lernen wir ein anderes Dorf kennen: Wir besuchen die Dusun people in Kiau Nulu, das sehr malerisch am Fuße des Gunung Kinabalu liegt. Auch hier hören wir Gong-Musik und sehen Tänze. Beim geselligen Abend wird weniger traditionell Gitarre gespielt. Während Batu Puteh ein moslemisches – und damit alkoholfreies – Dorf ist, wird im überwiegend christlichen Kiau Nulu großzügig selbstgemachter Reiswein ausgeschenkt. Das mildert die Angst vor der bevorstehenden Besteigung des grauen Riesen im Hintergrund. „Denkt nicht an den Berg“, erklärt der örtliche Guide, der uns später hinauf begleitet. Ein Teenager wird kühn: Nachdem er höflich meine Erlaubnis erbeten hat, küsst er mich schüchtern kurz auf die Wange. Anschließend fragt er ängstlich noch einmal, ob das jetzt nicht zu dreist war. (Nein, es war sehr süß und unschuldig!)

Bei beiden Dörfern wird deutlich: Die Leute sind erheblich konservativer als bei uns. Damit wir nicht zu sehr ins Fettnäpfchen treten, versorgt uns der Reiseveranstalter vor dem Besuch mit einem Knigge. So darf z.B. in ländlichen Gegenden nicht im Bikini, sondern nur mit einem Sarong gebadet werden. Achtung, Pärchen: Öffentliches Knutschen geht gar nicht. Schlechte Nachrichten für Linkshänder: Gegessen wird mit der rechten Hand (O-Ton der Erklärung: „left hand is for cleaning private parts after ablutions“ – d.h. die Linke dient als Klopapier…).

 

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Der höchste Berg Südostasiens:
Das ist echt der Gipfel!

Höhepunkt – im Wortsinne – der Reise ist die Besteigung des 4095 Meter hohen Gunung Kinabalu. Nicht umsonst ist die ganze Gegend Weltnaturerbe. Ständig wechselt die Landschaft. Beim Aufstieg gehen wir nicht den Hauptweg, sondern den noch schöneren (allerdings auch längeren) Mesilau Trail. Der Weg führt erst durch Regen-, Berg- und Nebelwald, dann durch Zwergsträucher, schließlich über nackten Fels. Besondere Kletterkünste braucht man zwar nicht, aber Kondition. Zudem wird oben die Luft dünn. Ab einem bestimmten Punkt gibts jedoch kein Zurück mehr: Die Übernachtungshütte Laban Rata liegt auf 3273 Metern und muss irgendwie erreicht werden. Dort gibts Probleme mit der Stromversorgung und die Heizung funktioniert nicht. Egal, ich bin eh zu müde, um den dicken Pullover auszuziehen… Mitten in der Nacht gehts im Dunkeln weiter Richtung Gipfel. Ganz schaffe ich es nicht bis nach oben. Regelmäßiges Treppensteigen im Büro (4. Stock) war als Training wohl doch nicht ausreichend.

Beim Abstieg werde ich dann richtig demoralisiert: Mir kommen zwei Männer entgegen, die Kloschüsseln wie Rucksäcke tragen und damit schneller bergauf gehen, als ich bergab. Ebenfalls frustrierend: Am Ende des Weges steht eine Tafel mit den Ergebnissen vom letzten „Climbathon“. 2008 hat der Sieger die 21 Kilometer lange Strecke hoch und runter in 2 Stunden, 44 Minuten und 47 Sekunden geschafft.

Für die schmerzenden Muskeln sind anschließend die heißen Quellen von Poring eine Wohltat! In der Nähe des öffentlichen Bades gibt es einen Schmetterlingsgarten, eine Hängebrücke und Wanderwege durch den Regenwald, die zu einem Wasserfall und einer Fledermaushöhle führen.

 

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„Plättet den Regenwald“-Politik

Während der rund fünfstündigen Busfahrt von Poring ins Tiefland am Kinabatangan-Fluss sehen wir riesige Ölpalmen-Plantagen. Kein Wunder: Malaysia ist neben Indonesien einer der größten Produzenten von Palmöl, das u.a. für sogenannte Biokraftstoffe verwendet wird. Kurz darauf lese in in der Zeitung, dass laut irgendeiner EU-Norm künftig bei Benzin der Pflanzen-Anteil erhöht werden soll. Nach einem vergeblichen Anlauf will die Bundesregierung das Ganze den Verbrauchern unter dem Stichwort „E 10“ erneut aufzwingen. Ich weigere mich trotzdem, es zu tanken: Zwar beteuern die Ölkonzerne, dass das von ihnen dafür verwendete Palmöl nur aus nachhaltigem Anbau stammt. Aber sicher – so sicher, wie die Bohrinseln im Golf von Mexiko… Vielleicht sollte ehrlicherweise wenigstens der „Biokraftstoff“ in „Nieder mit dem Regenwald“-Benzin umgetauft werden.

Viele Einheimische sehen die Plantagen allerdings mit anderen Augen als wir Touristen – stellen wir beim Besuch in Batu Puteh fest. Das Dorf liegt an der einzigen Auto-Brücke über den 560 Kilometer langen Kinabatangan-Fluss. Auf dieser Seite sind die Häuser noch von unberührtem Dschungel umgeben, in dem die Bewohner ihre Öko-Lodge betreiben. Das gegenüber liegende Flussufer ist bereits von Ölpalmen gesäumt. Auf die Frage, ob die Dörfler die Zerstörung ihrer Umwelt nicht bedrohlich finden, antwortet die Tochter des Hauses, in dem wir übernachten, etwas erstaunt: „Nein. Auf der Plantage arbeiten alle Männer in meiner Familie.“

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Anrüchiges Obst

Überall hängen Schilder „No Durians“. Dabei sind die exotischen Früchte in Südostasien äußerst beliebt. Überall werden sie angeboten (allerdings nur unter freiem Himmel auf dem Markt oder von der Ladefläche eines Lastwagens aus). Man darf sie in Malaysia nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln transportieren – denn sie stinken furchtbar. Wikipedia hat über Durians Interessantes beizusteuern: Wer sie z.B. verbotenerweise auf sein Hotelzimmer mitnimmt, muss es für eine weitere Woche mieten. Es ist auch nicht erlaubt, die große, stachelige Frucht wie einen Morgenstern als Waffe einzusetzen. In Thailand richtet sich die Strafe dafür nach Zahl der Löcher, die der Geschlagene anschließend hat.

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Du Hühnchen-Muschi!

Ein englischer Police-Sergeant aus unserer Gruppe sammelt Schimpfwörter aus aller Welt. Die Mitreisenden haben schon ein paar dänische und deutsche zu seiner Kollektion beigesteuert. Bei einem Glas Reiswein bittet er den Tourguide Han um ein malaysisches Schimpfwort. Der zögert kurz (schließlich sind die Bewohner Borneos wie die meisten Asiaten sehr höfliche Menschen) und rückt dann eins raus: „Pu ki ayam“. „Ayam“ kennen wir von Speisekarten: Geflügel. Und „Pu ki“? Das ist das, was das Hühnchen zwischen den Beinen hat… Begeistert üben wir alle die neu erworbenen Sprachkenntnisse. Vor allem die Frauen rufen damit bei ein paar pubertierenden Jungs, die am Nebentisch sitzen, große Heiterkeit hervor: So ein Wort würde ein malaysisches Mädchen nie in den Mund nehmen!

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