BRITISH VIRGIN ISLANDS 🇻🇬

Reiseroute 2015

Road Town (Tortola, Hauptstadt der BVI) – Hodge’s Creek (Tortola, Marina) – Trellis Bay (Beef Island, erste Nacht auf dem Schiff) – The Bath (Virgin Gorda) – George Dog (Schnorchelstop) – Saba Rock (zweite Nacht auf dem Schiff) – Anegada (dritte Nacht auf dem Schiff) – Monkey Point (Schnorchelstop) – White Bay (Guana Island, Strandstop) – Little Jost Van Dyke (vierte Nacht auf dem Schiff) – Sandy Cay (Strand- und Schnorchelstop) – White Bay (Jost Van Dyke) – Sopers Hole (Tortola, Einkaufsstop) – The Bight (Norman Island, fünfte Nacht auf dem Schiff) – The Indians (Schnorchelstop) – The Caves (Norman Island, Schnorchelstop) – Salt Island (sechste Nacht auf dem Schiff) – Wrack der „Rhone“ (Schnorchelstop) – Cooper Island (siebte Nacht auf dem Schiff) – Hodge’s Creek (Tortola) – Lambert Bay (Tortola)

Planespotting

 

Nachdem ich mir im Skiurlaub 2014 das rechte Knie zerlegt hatte, war ich fast ein Jahr lang nicht reisefähig. Im März 2015 hebe ich endlich wieder ab, lasse es allerdings schön langsam angehen: Segeln in der Karibik! Über Amsterdam fliege ich zunächst nach St. Maarten. Nach neuneinhalb Stunden in der Luft befinde ich mich immer noch auf niederländischem Boden. Irgendwie. Am Flughafen schnüffeln Hunde. Einer schlägt bei meinem Handtäschchen an. Er sucht nicht etwa Drogen. „Wieviel Bargeld haben Sie dabei?“, fragt der Zöllner. Ca. 300 Dollar.“ Und Euro? „Ca. 30.“ Das reicht weder zur Steuerhinterziehung, noch zur Gründung einer Briefkastenfirma. Also darf ich gehen und die drei Stunden Umsteigezeit nutzen, um den wohl verkehrsgünstigsten Strand der Welt zu besichtigen. Zehn Minuten Fußweg, dann stehe ich am Maho Beach. Dort ziehen einem die landenden Flugzeuge mit dem Fahrwerk fast einen Scheitel, während die Triebwerke der Startenden alles wegpusten – Handtücher, Sonnenschirme und sogar einen Mann. Bei der nahen Bar steckt ein Surfbrett im Sand, auf dem mit Kreide die Ankunft- und Ablugzeiten der Jets notiert sind. Zum Weiterflug auf die benachbarten British Virgin Islands steige ich in die zweitkleinste Maschine, in der ich je gesessen habe. Die Pilotenkabine hat keine Tür, von Reihe 2 aus kann ich den beiden über die Schulter gucken. Navigiert wird über ein Samsung Tablet, das in einer selbstgebastelten Halterung steckt. Hier muss keiner sein Handy ausschalten. Elektronik zum Stören gibt es wohl nicht…

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Lila Pause mit Hühnern

Den Strand in St. Maarten „zieren“ Hochhäuser, überhaupt scheint die Insel ziemlich dicht bebaut zu sein. Tortola, die Hauptinsel der BVI hingegen sieht schon von oben verheißungsvoller aus. Nach der Landung auf dem Flughafen im benachbarten Beef Island fahre ich mit dem Taxi über eine Brücke an die Südküste in die Hauptstadt Road Town. Auf der Gegenfahrbahn herrscht Stau. Offenbar sind gerade alle 25.000 Einwohner der Inselgruppe gleichzeitig unterwegs. Zum Glück haben die ca. 400.000 dort registrierten Briefkastenfirmen keine Mitarbeiter. Sonst würde es richtig eng. Vom Verkehr abgesehen ist der Ort beschaulich. Nicht hässlich, jedoch auch nicht übermäßig schön. Bevor ich zum Treffen mit der Yachtcrew zur Marina in Hodge’s Creek fahre, sehe ich mich um. Die größte Attraktion ist Main Street mit ihren alten Häusern. Den Gogol-Bordello-Song „Start Wearing Purple“ scheint man hier wörtlich zu nehmen: Viele der Häuser sind lila, auch der Supermarkt in Sopers Hole am Westende von Tortola, wo sich die Yachtbesatzungen unterwegs versorgen. Dementsprechend kommen die Leute nicht mit Autos, sondern mit Dinghis zum Einkaufen. Sogar ein Müllwagen glänzt in der Farbe. Überall in Road Town laufen Hühner herum. Als ich in einem Imbiss frühstücke, kommt sofort eine Mutter mit zwei Küken angelaufen und pickt die Muffinkrümel unter mein Stuhl weg. Während ich meinen Kaffee trinke, passiert etwas Unerwartetes: ES REGNET! Ok, in der Nacht hatte es kräftig geschüttet. Das kennt man ja aus den Tropen. Ich trage nur ein Hemdchen, Shorts und Sonnenbrille und warte, dass es wieder aufhört. Zum Glück ist meine Sonnencreme wasserdicht… Ich kaufe einen Schirm, um wieder ins Hotel zurückzukommen. Es steht auf den Fundamenten eines Forts, das die Holländer vor 1666 erbaut hatten. Daher zielt immer noch im Garten eine Kanone in die Bucht, in der nun unbewaffnete weiße Segelschiffe liegen. Nach meinem Törn verbringe ich die letzte Nacht meines Urlaubs im Nordosten Tortolas in der Lambert Bay. Das Beach Resort hat einen Riesenpool mit Bar. Am Strand darf man an diesem Tag leider nicht baden. Die Brandung ist verlockend, aber es gibt wohl eine gefährliche Unterströmung. Vor meinem Rückflug genieße ich am Flughafen in einem Café draußen noch einmal die Wärme. Dort hängen auch ein Hahn, zwei Katzen und drei Spatzen herum.

 

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Frei wie ein Fisch

Insgesamt umfassen die British Virgin Islands mehr als 60 Inseln und Riffs. Am besten macht man es wie einst die „Piraten der Karibik“ und erkundet sie per Schiff. Nicht mit einem der Kreuzfahrtriesen, die nur in der Bucht vor Road Town ankern können, sondern mit einem kleinen Katamaran, der einen direkt zu den zahllosen Stränden und Schnorchelplätzen bringt. Die Gegend ist ein ideales Segelrevier, da stetig der Passatwind weht. Zudem ist der Atlantik hier nicht so rau: Die meisten Inseln gruppieren sich um den geschützen Sir-Francis-Drake-Kanal herum.

Mein Zuhause für den Segeltörn ist ein 44 Fuß langes Boot von Fountaine Pajot mit vier erstaunlich großen Kabinen, von denen jede ein eigenes Bad hat. Weil wir nur vier Passagiere sind, müssen wir nicht mal teilen. „I am Free“ – der Name ist Programm. Weniger passend hingegen wurde der „Bitter End Yacht Club“ auf Virgin Gorda getauft – ist eigentlich mehr ein „Happy End“. Auch die Traumbuchten „White Bay“ auf Guana Island und „White Bay“ auf Jost Van Dyke hätten originellere Bezeichnungen verdient. Sehr kreativ dagegen finde ich „De Loose Mangoose“. So heißt das Restaurant auf der Flughafeninsel Beef Island, in dem unseren kleine Gruppe nach einem Großeinkauf im Supermarkt den ersten Abend verbringt. In den folgenden Tagen klappern wir ein Highlight nach dem anderen ab:

 

THE BATH Die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit der BVI befindet sich am Süd­ende der Insel Virgin Gorda: Ein Haufen riesiger, bizarr geformter Felsblöcke liegt am Strand, als hätte ein Riese damit Murmeln gespielt. Teilweise stapeln sie sich über­einander und bilden Höhlen. Auf einem Pfad kann man vom Spring Bay Beach zum Devil’s Bay Beach (wieder so ein unpassender Name!) wandern und dabei um sie herum, drüber und drunter klettern. Das ist nichts für allzu breit gebaute Menschen und mancher untrainierte Kreuzfahrer hat hier schon sein Leben gelassen, erzählt unser Captain.

SABA ROCK ist ein kleiner Felsen vor der Nordostküste von Virgin Gorda. Darauf steht ein Hotel mit Restaurant. Fisch liegt nicht nur auf dem Teller: Vor dem Anleger tummeln sich riesige Tarpune, die mit Futter angelockt werden. Vor dem Essen wandere ich vom Bitter End Yacht Club aus auf den Biras Hill, von dem man einen herrlichen Blick auf die Bucht hat.

ANEGADA – die einzige Insel im Archipel, die nicht vulkanischen Ursprungs ist. Sie besteht aus Korallen und ist extrem flach. Die Tsunami-Warnungen, die sonst überall hängen, bringen hier nichts. Mit dem Taxi fahren wir von unserem Ankerplatz im Süden zum Loblolly Bay Beach an der Nordküste. Abends probiere ich den Hummer, für den dieses Eiland berühmt ist. Nicht übel!

LITTLE JOST VAN DYKE Die Insel ist wie ihre „große Schwester“ nach einem holländischen Piraten benannt und hauptsächlich von Ziegen bewohnt. Trotzdem lohnt sich auch für Menschen ein Besuch: Wir setzen über zur „B-Line Beach Bar“. Nach einer Weile erscheint der sehr entspannte Besitzer und mixt uns Cocktails.

SANDY CAY Ein unbewohntes kleines Paradies südöstlich von Jost Van Dyke. Der dichte Dschungel ist voller Leben: U.a. tummeln sich dort Einsiedlerkrebse, Eidechsen und kleine gelbe Vögel. Am Strand herrscht herrlicher Wellengang, der einen umwirft und durch den weißen Sand schmirgelt.

JOST VAN DYKE Wir ankern in der „White Bay“, wo sich die berühmte „Soggy Dollar Bar“ befindet. Ihren Namen verdankt sie der Tatsache, dass viele der Gäste von den Yachten herüberschwimmen und ihre Drinks dementsprechend mit feuchtem Geld bezahlen. Die Scheine werden dann zum Trocknen auf eine kleine Wäscheleine gehängt. Wir trinken alle einen „Painkiller“, der dort erfunden wurde. Ein etwas seltsamer Anblick bietet sich in den beiden benachbarten Bars, wo jeweils (im März!) noch geschmückte Plastiktannenbäume stehen.

THE BIGHT In der Bucht von Norman Island liegt „Willy T“. Angeblich finden auf dem Barboot regelmäßig legendär wilde Partys statt, was auch diverse Fotos beweisen. An diesem Abend jedoch ist außer uns kaum jemand an Bord. Allerdings ist das Essen (gegrillter Thunfisch) sehr lecker.

THE INDIANS Die auffälligen Felsen liegen nordwestlich vor Norman Island und tragen ihren Namen nicht von ungefähr: Sie wirken, als würde der Kopfschmuck von mehreren Indianern aus dem Wasser ragen. Drumherum und zwischendurch lässt es sich wunderbar Schnorcheln.

THE CAVES In den Höhlen auf Norman Island haben früher Piraten ihre Beute gelagert. Schließlich diente der Ort als Vorbild für Robert Louis Stevensons Buch „Die Schatzinsel“. Leider sind die Goldmünzen inzwischen wohl alle gefunden und geplündert worden. Immerhin kann man in die Höhlen hineinschwimmen.

SALT ISLAND Früher wurde auf der Insel Salz gewonnen. Seit der letzte Bewohner gestorben ist, wohnt dort niemand mehr. Die verlassene Siedlung wirkt gruselig: Im Foyer des ehemaligen Gästehauses stehen noch ein verrosteter Kühlschrank und ein verstaubtes Telefon. Vor einigen der verfallenen Hütten ist ein „Welcome“ in den Beton geschrieben worden.

WRACK DER „RHONE“ Die schroffen Felsen und Riffe der BVI sind schon vielen Schiffen zum Verhängnis geworden. 1867 beispielsweise strandete die „Rhone“ in einem Hurrikan vor Salt Island. Inwischen wurde das Wrack zum Nationalpark erklärt. Die Überreste sind auch für Schnorchler gut zu erkennen, weil das Wasser so klar ist.

COOPER ISLAND In der halbmondförmigen Manchioneel Bay ankern viele Yachten. An einem Ende gibt es ein Riff, das sich als einer der besten Schnorchelplätze des Törns erweist. Am Strand ist ein hübsches, kleines Resort mit einem guten Restaurant – ein perfekter Platz für einen entspannten letzten Tag.

Zum Abschluss noch ein paar Impressionen von unseren vielen Schnorchelstops: Es lohnt sich, auf den BVI den Kopf ins Wasser zu stecken! Neben den üblichen Verdächtigen wie Papageienfischen entdecke ich großäugige Eichhörnchenfische, zwei verschiedene Rochenarten, Barracudas, Meeresschildkröten, Igel- und Kofferfische. Die Riffe sind sehr lebendig. Besonders beeindruckend sind die lilafarbenen, fächerförmigen Korallen, die ich bisher noch nirgendwo sonst gesehen habe.

 

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