MALEDIVEN 🇲🇻

Malé – South Malé Atoll – South Ari Atoll (u.a. Landgänge auf Dhangethi und Maamigili) –  Vaavu Atoll (u.a. Landgang auf Fulidhoo) – South Malé Atoll – Malé

Ich bin wieder hier!

Knapp ein Jahr später kehre ich an Bord der „Felicity“ zurück. Für mehr Tage (elf statt sechs) und weniger Geld. Denn diesmal haben wir das Schiff mit einem Teil der Gruppe von 2019 und einigen neuen Leuten privat gechartert, was sehr viel günstiger ist als die Reise über einen Veranstalter zu buchen. Weil wir mehr Zeit haben, können wir zusätzlich zum South Malé und South Ari Atoll noch das Vaavu Atoll besuchen. Im vergangenen Sommer habe ich in Hamburg den Tauchschein (PADI Open Water Diver) gemacht und nutze nun jede Gelegenheit. Am Ende sind 14 Tauchgänge im Logbuch dokumentiert. Dazwischen wird wie gehabt fleißig geschnorchelt.

 

Nach wochenlangem Mistwetter bin ich in Deutschland gerade noch einem Orkan entkommen. Dann gibt es noch eine weitere Hürde: die Einreise! Der Touristenstrom wächst ständig, und der Flughafen von Malé ist inzwischen viel zu klein geworden. Vor mir sind mehrere große Maschinen gelandet, die Halle vor der Immigration ist völlig überfüllt. Bevor man ins Gewühl darf, muss man an einer Wärmebild-Kamera vorbei. Die Angst vor dem neuen Corona-Virus, das in Deutschland Anfang Februar noch kein großes Thema ist, ist auf den Malediven groß. Zum Glück wird am Anfang gemessen. Nach rund 90 Minuten auf engstem Raum mit sehr vielen anderen Menschen läuft selbst mir der Schweiß in Strömen herunter. Ich ahne nicht, welches Glück ich habe: Kurz nach meiner Rückkehr von den Malediven wird weltweit das öffentliche Leben plötzlich komplett heruntergefahren und viele Urlauber bleiben irgendwo hängen. Natürlich weiß ich auch nicht, dass dies erstmal meine letzte Fernreise sein wird… Insofern genieße ich die Tage unbeschwert. Eigentlich hatte ich mich auf eine digitale Entziehungskur eingestellt. Als ich jedoch erfahre, dass das Handynetz auch zwischen den Inseln hervorragend ist (hallo, Deutsche Bahn?) und eine Prepaidkarte mit 17 GB Datenvolumen für 14 Tage nur 30 Dollar kostet, kneife ich und bleibe online. 

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Hailights

Zunächst bewegen wir uns in bekannten Gefilden und fahren über das South Malé Atoll zu den Walhaien im South Ari Atoll. Wir finden sie schließlich etwas von der Küste entfernt beim Inselchen Mirihi. Viermal springen wir zu ihnen in das vom vielen Plankton etwas trübe und vom Wind aufgewühlte Wasser. Wellen schwappen in den Schnorchel, aber ich kann einen Blick auf die Riesen erhaschen, die mich immer wieder begeistern.

 

Später kommen sie dann zur ankernden „Felicity“. Einer rammt beinahe das am Heck angebundene Dhingi. Als es dunkel wird, leuchtet die Crew mit starken Lampen ins Wasser. Wie üblich sammeln sich massenhaft winzige Fische im Licht. Dann taucht ein Walhai auf und saugt die Mahlzeit mit seiner großen Klappe auf. Man hört das Wasser in seinen Schlund gurgeln. Schließlich erscheint ein zweiter Walhai. Auch ein Manta, Adlerrochen und Tintenfische schauen vorbei.

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Im Vaavu-Atoll steht Nachtschnorcheln vor dem Pier eines Resorts auf dem Programm. Wir haben keine Ahnung, was uns erwartet. Da: ein Hai, zwei, dutzende… Im Lichtkegel unserer Taschenlampen tummeln sich indopazifische Ammenhaie, die jetzt munter werden und auf die Jagd gehen. Aber auch tagsüber lassen sie sich mit Fischbröckchen anlocken: Gleich fünf kommen zum Heck der „Felicity“. Hai five! Einen klatsche ich Hand an Flosse ab. Anschließend gehen wir vor einem Resort schnorcheln und sehen an einem Anleger zwei schlafende Haie, die sich aneinandergekuschelt haben.

 

Die Hammerhaie am weltberühmten Tauchspot Fotheyo Garden Kandu zeigen sich uns leider nicht. Dafür stelle ich einen neuen Tiefenrekord auf: 31,4 Meter! Unten ist es ziemlich dunkel, man kann nicht allzu weit gucken. Am Tauchspot Miyaru Kandu beobachten wir in 25 Metern Tiefe an der Riffkante viele Weißspitzenriffhaie und sogar ein paar größere graue Riffhaie. Wegen der starken Strömung müssen wir uns am Grund festhaken. Bei unserem letzten Tauchgang in Miyaru Faru sehen wir einen schlafenden Riffhai.

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Manta, Manta
und andere Rochen

Auch die Mantas im South Ari Atoll in Rangali Kandu besuchen wir wieder. Diesmal tauche ich. Mehrere kreisen über uns. Einer kommt so nah vorbei, dass ich denke er zieht mir die Flosse durchs Gesicht. Im letzten Moment hebt er sie sanft über meinen Kopf und wir sehen uns kurz ins Auge (s. Film). Ein anderer ist dicht über mir und unter mir direkt das Riff, sodass ich mal wieder unfreiwillig Grundberührung habe

 

Stechrochen begegnen uns ebenfalls regelmäßig. Bei einem Tauchgang zeigt Shafy nach unten. Ich sehe nix, bis ich merke, dass direkt unter mir ein riesiges Exemplar im Sand liegt. Ich lege mich dazu. Irgendwann hat er genug und schwimmt davon, wobei er den Sand abschüttelt. Ein anderes Mal zieht eine Gruppe Adlerrochen vorbei, darunter ein Baby.

 

Am nächsten komme ich den Stechrochen bei unserem letzten Schnorchelgang an einer Stelle im Malé-Atoll. Über Wasser sieht es nicht allzu verlockend aus. An Land steht ein Schuppen, davor ein verrostetes Pier, ziemlicher Wellengang. Aber es lohnt sich, denn der Schuppen ist eine Fischfabrik und die Abfälle locken Massen von Fischen an. Die kleinen Fische wiederum locken riesige Stechrochen und fette Muränen an (s. Film). Unglaublich!

 

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Weitere Begegnungen
der maritimen Art

Zum einen sehen wir die üblichen Verdächtigen. Ich stelle mal wieder fest, dass Meeresschildkröten nur einen Gesichtsausdruck haben: missmutig. Kein Wunder, wenn ständig Taucher und Schnorchler kommen und sie anglotzen… Bei der fünfstündigen Ãœberfahrt zum Vaavu-Atoll begleiten Delfine die „Felicity“. Zurück im South Malé Atoll schwimmen wir mit Spinner-Delfinen, die besonders akrobatische Sprünge vorführen.  An einer Sandbank tummeln sich Massen von Riesen-Drückerfischen, vor denen ich seit dem Angriff auf Kim letztes Jahr Riesen-Respekt habe.

 

Zum anderen lerne ich neue Meeresbewohner kennen: Beim Tauchen vor Ibes kleiner Heimatinsel Rakeedhoo sehe ich erstmals sehr große Napoleonfische mit Schmollmündern. Bei einem anderen Tauchgang erscheint ein Schwarm Batfische, der uns adoptiert und bis zum Auftauchen begleitet. Einmal deutet Shafy auf den Boden. Dort sitzt ein perfekt getarnter, tödlich giftiger Skorpionfisch, der an einer gleichfarbigen Koralle knabbert. An einer anderen Koralle sitzt etwas, das Shafy als „Sea Plate“ bezeichnet. Eine Muschel? Ein Fisch? Keine Ahnung! Sehr skurril ist auch die Seeananas, wohl eine Verwandte der Seegurke. Einmal begegnet mir beim Schnorcheln in ziemlich flachem Wasser eine riesige Makrele. Ein anderes Mal kommt kommt eine Bande von Tintenfischen vorbei. Einige haben hellblaue Augen. Sooo süß!

 

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Radeln unter Wasser

Auf dem Riff Fushi Kandu liegt das Wrack eines Fischerboots, das verbotenerweise mit Netz gefischt hat und prompt hängengeblieben ist. Oben auf der Kajüte steht ein verrostetes Fahrrad, auf dem alle mal posieren.

Ich glaub‘, ich tauche im Wald!

Im flachen Wasser sind die meisten Korallen der Bleiche zum Opfer gefallen. Als wir vor Shafys Heimatinsel Gulhi Island am Hausriff schnorcheln, wundere ich mich über die vielen kleinen Löcher in den abgestorbenen Stöcken. Dann entdecke ich winzige Fische, die wie Holzwürmer aus verrottetem Holz lugen. Im tieferen Wasser sind die Korallen in deutlich besserem Zustand. Beim Tauchen sehen wir Spiralen, riesige Fächer und Gärten, die fast wie Wälder wirken. Auf sandigem Grund leben Massen von kleinen Röhrenaalen, die wie Grashalme rausgucken, sich aber sofort zurückziehen, wenn man näher kommt.

 

Nachtschicht

Ein besonderes Erlebnis ist mein erster Nachttauchgang. Es geht an einer steilen Riffwand entlang, in der viele Rotfeuerfische hocken. Farnartige Lebewesen ziehen sich zusammen, wenn man sie anleuchtet. Eine braune Muräne steckt nicht nur den Kopf aus ihrem Unterschlupf, sondern kommt ganz heraus und schlängelt sich durch die Korallen. Fast unwirklich wirkt es, als die Taschenlampen anderer Taucher wie aus dem Nichts erscheinen. Ungewohnt ist, dass nicht nur meine rechte Hand (Kamera), sondern auch meine linke Hand nicht frei ist. Die muss die große Taschenlampe halten. Für Druckausgleich und Kamerabedienung bräuchte ich eigentlich eine dritte Hand. Krake müsste man sein…

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Angeln für Anfänger

Immer wieder bin ich überrascht, wie die Crew mit einfachsten Mitteln große Fische angelt. Einmal fahren sie mal eben raus, um einen mindestens zwei Meter langen Blue Marlin zu fangen. Den mussten sie zu viert reinziehen.

Ein anderes Mal sind wir selbst dran. Auch ich bekomme auf dem Dhoni eine Schnur mit Haken und Köderfisch in die Hand gedrückt. Weil ich noch nie geangelt habe, erwarte ich nicht, etwas zu fangen. Immer wieder werden die Köder elegant vom Haken gefressen, aber dann hängt ein dicker Drückerfisch dran. Der geht ins Meer zurück, weil er als Speisefisch nicht gefragt ist. Auch die Anderen erwischen immer wieder die Biester, die die Zähne fletschen und wütend fauchen. Dann mache ich tatsächlich einen brauchbaren Fang: Ein kleiner Barracuda mit spitzen Beißerchen schnappt zu und ich ziehe ihn sogar selbst ins Boot.

 

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Dinner in the Rain

Neben dem gemütlichen Bordleben, sorgt die Crew auch immer wieder für Abendunterhaltung. Insgesamt haben wir nicht ganz so gutes Wetter wie im Vorjahr. Viel Wind, ab und zu sogar Regen. So fällt unser BBQ-Dinner auf einer kleinen Insel im Vaavu-Atoll ins Wasser. Die Crew hat den Strand liebevoll hergerichtet. Überall stecken Fackeln. Ein aus Sand geformter Walhai und ein Manta sind von Kerzen umgeben. Eine tolle Atmosphäre. Doch als wir uns vor dem Grill zum Essenholen anstellen, fängt es an zu gießen. Die Blechteller werden zum Hut. Ich werfe mein Regencape über. Zu spät, alles nass. Wir sitzen im Regen an den Picknicktischen und lachen schließlich darüber. Ein großer Spaß ist auch die „Maldivian Night“ am vorletzten Abend, die wir schon vom vorigen Jahr her kennen.

 

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Auf festem Boden

Wie im Vorjahr besuchen wir im South Ari Atoll die Insel Dhangethi. Außerdem machen wir einen Rundgang auf der Flughafeninsel Maamigili, die ca. 3000 Einwohner hat. In den Gärten und auf freien Flächen wird so ziemlich alles angebaut, was in den Tropen gedeihen kann: Bananen, verschiedene Kokosnüsse (grün und orange, außerdem gibt es gelb), Mangos, Wassermelonen, Gurken… Zwischendurch erwischt uns ein heftiger Regenguss.

 

Einmal schnorcheln wir zu einem Inselchen, dass nur eine Sandbank ist. Um an den Strand zu kommen, muss man den Bauch einziehen, um die Korallen nicht zu streifen. Es ist unwirklich schön und ein bisschen Robinson-mäßig.

 

Im Vaavu Atoll sehen wir uns die Hauptinsel Fulidhoo an, die ca. 450 Einwohner hat.

 

Zum Schluss laufen wir durch Malé, was mit 180.000 Einwohnern die kleinste Hauptstadt der Welt ist. Nach Tagen der Einsamkeit und Ruhe herrscht ein ungewohntes Gewimmel (110.000 Motorräder) – und Linksverkehr. Vor der Hafeneinfahrt befindet sich eine Insel, auf der jeder umsonst wohnen kann, so unser lokaler Guide. Dort ist das Gefängnis… Zudem kommen wir am Präsidenten-Büro und -Wohnsitz vorbei, an einer Moschee aus dem 16. Jahrhundert, am Frucht- und Fischmarkt und an einem Platz mit vielen Tauben, die wie überall von Kindern aufgescheucht werden.

 

Dann heißt es Abschied nehmen. Wehmütig ziehe ich am Flughafen von Malé erstmals seit elf Tagen wieder Socken und die dicken Schuhe an und befestige die langen Beine an meiner Zip-Hose. 10,5 Stunden Nonstop-Flug nach Zürich. Wir heben verspätet ab und müssen aus Sicherheitsgründen einen Umweg über Saudi-Arabien machen, statt über den Iran und Irak zu fliegen. Da dort kürzlich aus Versehen eine Passagiermaschine abgeschossen wurde, bin ich nicht böse… Allerdings verpasse ich meinen Anschluss nach Düsseldorf. Zum Glück geht eine Stunde später schon die nächste Maschine. Die ist halbvoll, außer mir fast sind fast nur Geschäftsleute mit Schlips und Kragen an Bord. Ich steche mit meiner Sonnenbräune heraus. „Sie kommen bestimmt aus den Bergen“, begrüßt mich der Kapitän beim Einsteigen. Ich grinse. „Nein, ganz im Gegenteil.“

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