GROSSBRITANNIEN 🇬🇧

Reiseroute 2019

Edinburgh – Nairn – Aviemore – Inverness – Nairn – Loch Ness – Tairn – Dornoch – Nairn – Rogie Falls – Corrieshalloch Gorge – Ullapool – Nairn – Edinburgh

Scotland the Brave

Immer wieder habe ich auf meinen Reisen Schotten getroffen, mit denen ich großartig klargekommen bin. Schon dieser unvergleichliche Akzent! Spätestens seit ich mit einem Bikerpärchen im traditionellen Outfit (inklusive wollener Kilts und Strümpfe!) bei 40 Grad durch das australische Wüstenstädtchen Alice Springs gelaufen bin, war klar: Das Land, das solche herrlichen Typen hervorbringt, will ich mal kennenlernen. Unverhofft bietet sich nach meinem Malediven-Urlaub 2019 eine Gelegenheit: Meine Mitreisende Jean, die in den Highlands lebt, hat mich und meine Kabinennachbarin Kim eingeladen, sie zu besuchen.

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Die Hauptstadt –
Geister der Vergangenheit inklusive

Rund drei Monate später treffe ich an einem Donnerstag Kim, die extra für ein langes Wochenende aus San Francisco angereist ist, auf dem Flughafen von Edinburgh. Mit dem Bus fahren wir zum Hauptbahnhof, wo wir die Koffer in der Gepäckaufbewahrung zurücklassen. Dann erkunden wir die Altstadt, die sich entlang der Royal Mile über den Rücken eines Hügels zieht. Die Hauptstraße ist von Geschäften gesäumt, die Plüschnessies, Kilts, Strickwaren, Whisky und alles andere verkaufen, was man so mit Schottland verbindet. Rechts und links gehen schmale Gassen ab.

Eine davon ist oder vielmehr war Mary King’s Close. Als man im 18. Jahrhundert Platz für die Royal Exchange brauchte, wurde einfach das große Gebäude auf die dort bereits stehenden Häuser draufgebaut. Die Reste kann man besichtigen. Die Tour ist gruselig aufgemacht. Einst hat hier die Pest gewütet, und natürlich spuken heute noch diverse Geister durch die dunklen Katakomben.

An zwei Kirchen vorbei geht es bis zum Schloss, wo gerade Tribünen für die alljährliche riesige Parade aufgebaut werden. Dann drehen wir um, laufen den Hügel hinunter zum Holyrood Palace und besteigen den benachbarten Arthur’s Seat, einen erloschenen Vulkan, von dem man einen tollen Blick auf die Stadt hat. Leider zieht gerade von der nahen Nordsee Nebel auf. Zudem setzt wieder Regen ein, der nicht mehr aufhört. Am modernen Parlamentsgebäude vorbei geht es zurück in die Altstadt. Es ist der Stolz der Schotten, denn es symbolisiert ein Stück Unabhängigkeit. Erstmals seit 1707 bekamen die Schotten 1999 wieder eine teilweise eigenständige Regierung. Die Bestrebungen, sich ganz von Großbritannien zu trennen, sind in den letzten Jahren wieder stärker geworden. Denn die meisten Schotten lehnen den Brexit, der kurz vor meinem Besuch Ende Mai verschoben wurde, strikt ab. Wer weiß, vielleicht bekommt in meinem Blog Schottland bald seinen eigenen Beitrag…

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Auf den Spuren des Highlanders

Von Edinburgh aus fahren wir mit dem Zug drei Stunden nach Norden bis Inverness. Dort holt uns Jean ab und bringt uns in den Küstenort Nairn, wo sich unsere Ferienwohnung befindet. Das Airbnb ist nagelneu und gehört einer Freundin von ihr. Der ideale Ausgangsort, um die Highlands zu erkunden! Zuerst besuchen wir am nächsten Tag den Highland Wildlife Park (s. Film) bei Aviemore. Er liegt landschaftlich wunderschön im Cairngorms National Park und zeigt Tiere der nördlichen Breiten. Es gibt ein großes Gehege, das man mit dem Auto durchfahren kann. Ein sehr niedliches Bisonbaby steht direkt am Straßenrand. Die übrigen Gehege erkunden wir zu Fuß. Prompt setzt wieder heftiger Regen ein. Wir beobachten u.a. wie die japanischen Schneeaffen gefüttert werden. In einer Senke nehmen Eisbär Hamish und seine Mutter Victoria gerne ein Schlammbad Optisch sind sie also eher Braunbären. Zwei Polarfüchse wechseln gerade vom weißen Winterfell ins dunkle Sommerfell und sehen wie Stinktiere aus.

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Das Abendessen nehmen wir direkt am Ufer von Loch Ness in einem uralten Gebäude mit niedriger Decke ein. Das „Dores Inn“ ist trotz der exzellenten Lage ein ganz bodenständiges Pub. Wir essen alle die Spezialität Fish & Chips mit Erbsen, Malzessig und Tartar Sauce. Auf dem Parkplatz steht an einem kleinen Kiesstrand ein Wohnwagen. Dort lebt ein Mann namens Steve, der vor vielen Jahren Job und Familie aufgegeben hat, um Nessie zu suchen. Bisher ohne Erfolg…

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Nach dem Abendessen besuchen wir in Inverness eine schottische Party – ceilidh (gesprochen „keili“). Im Pub Hootenanny spielen die Rolling Drones Rock- und Pop-Coversongs mit E-Gitarre und Dudelsack (s. Film). An der Bar kommen wir mit Clarence ins Gespräch, einem Farmer aus der Gegend, der (natürlich) Gerste für Whisky anbaut und uns auf einen der lokalen Drinks einlädt.

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Die Nacht ist kurz, denn am nächsten Morgen fahren wir zu einer von 29 Schleusen des Kaledonischen Kanals, dem Dochgarrowloch Lock. Mit dem Katamaran „Jacobite Maverick’“ fahren wir aus dem Kanal hinaus in den benachbarten Fluss und von dort ins Loch Ness (s. Film). Es ist nicht das größte und tiefste aller Löcher, aber zusammengenommen das größte Süßwasserreservoir in Großbritannien. Das sechs Grad kalte Wasser ist wie die Erde in der Umgebung schwarzbraun und stellenweise mehr als 200 Meter tief. Dort sind die Chancen, Nessie zu sichten, angeblich am besten. Aber sie lässt sich nicht blicken. Ist ihr wohl zu ungemütlich. Der versprochene Sonnenschein bleibt nämlich aus. Immerhin regnet es nicht. An der berühmten Ruine Uruqart Castle kehren wir um. Anschließend geht’s mit dem Auto am Ufer des Lochs entlang. Natürlich gibt es an der Straße ein Nessie-Museum mit riesigem Souvenirshop.

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Unser nächstes Ziel ist ebenfalls typisch schottisch: In Tairn besichtigen wir Glenmorangie, wo seit 1843 feinster Single Malt hergestellt wird. Grundlage ist Quellwasser, das 100 Jahre durch Sand- und Kalkstein gefiltert wurde. Nachschub ist kein Problem. Es hat schon wieder angefangen, zu regnen. Weitere Zutaten sind gemälzte Gerste und Hefe. Destilliert wird in giraffenhohen Kupferkesseln. Anschließend wird das Ganze in Eichenfässern zehn Jahre gelagert. Die Fässer sind gebraucht: Zuvor wurden sie bereits für Bourbon benutzt. In den USA ist eine zweite Verwendung nicht gestattet, in Schottland schon. Und bekanntlich sind die Schotten preisbewusst… Bei der teureren Sorten folgen noch zwei Jahre in ehemaligen Sherry-, Portein- oder Weinfässern. Bei Lagerung gehen 20 Prozent der Flüssigkeit verloren, der sogenannte „Angel’s Share“. „Wir haben hier sehr glüchkliche Engel“, meint unser Guide. Glenmorangie ist kein Familienbetrieb mehr, sondern gehört inzwischen zum Luxuskonzern Louis Vuitton. Bei der Tour haben wir auch gelernt, was schottischen Whisky von irischem Whiskey unterscheidet: Er wird zwei- statt dreimal destilliert. Amerikanischer Bourbon wird statt mit Gerste mit Weizen angesetzt.

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Unsere nächste Station ist der kleine Ort Dornoch. Das wunderschöne uralte Zentrum gruppiert sich um die erstaunlich große Kathedrale. Im ehemaligen Gefängnis sind jetzt Kunsthandwerläden. Und im Schloss befindet sich ein Pub, in dem die Erzeugnisse der hauseigenen Destillerie ausgeschenkt werden. Ursprünglich gab es nur Whisky. Weil der sehr lange reifen muss, gibt es nun auch Gin. Der Herstellungsprozess ist am Anfang nämlich derselbe. Wie jeden Samstag zieht um 20.00 Uhr eine Marching Band mit Dudelsäcken und Trommeln über die Hauptstraße (s. Film). Auf dem Rückweg erleben wir auf der Cromarty Bridge einen perfekten Sonnenuntergang.

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Bevor wir am Montagmorgen wieder nach Edingburgh zurückmüssen, machen wir am Sonntag einen Ausflug an die Westküste. Unterwegs halten wir an den Rogie Falls, Die Wasserfälle sind von Mischwald umgeben. Ihr Wasser ist bräunlich wie das von Loch Ness.

Dann ein weiterer Stopp bei Corrieshalloch Gorge. einer tiefen Schlucht mit Wasserfall. Auch hier ist Wald, aber die Berge drumherum sind kahl und von herber Schönheit.

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Schließlich erreichen wir den Küstenort Ullapool, wo wir im Pub „The Seaforth“ ein spätes Mittagessen einnehmen. Neben den Fischerbooten legen große Fähren an, die zu den Hebriden übersetzen. Bevor wir wieder die Highlands Richtung Ostküste durchqueren fahren wir ein Stück am Meer entlang durch die zauberhafte Gegend, in der 1982 der Film „Local Hero“ gedreht wurde.

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